Zitat von charmest:@Shangir: Ich mach ja langsam - aber ich bin schon einsam. Soll ich etwa depressiv werden? Soziale Interaktion ist das Wichtigste im Leben! Welche Einstellung soll ich denn haben? Nach vorn schauen, das Soziale ignorieren? Meine soziale Problematik nimmt nun mal einen erheblichen ANteil meines Lebens ein - sogar mehr als das Berufliche!
Nein, ich sprach von Therapeuten - sind etwa nicht alle so? Gibts wirklich anständige da draußen? Im Ernst, die mich tatsächlich behandeln wollen und mich nicht erst einmal heraus fordern??
Ich denke eine depressive Verstimmung hast du bereits, darum auch der Kampf mit deinem Selbstbild. Am Selbstbild muss man gar nicht groß herum basteln, es reicht wenn man sich selbt annimmt und sich als einen Freund betrachtet. Was würdest du dir selbst raten, wie würdest du über dich denken? Vielleicht dass jemand vor dir steht, der es aus diversen Gründen wirklich schwer hat. Und - dann einfach mal überlegen, wie man sich die eigene Situation am besten erleichtern kann. Immer das Gute und Vorteilhafte im Blick haben, das andere fügt sich von selbst wenn man auf die positive Schiene kommt.
Was ich verstanden habe - du wohnst in einem Vorort, in dem es komische Leute gibt, hast eine Familie, die mit dir auf eine komische Art umgeht, was hindert dich dann daran, dort wegzuziehen? Wärst du wohl der einzige Student, der seinen Heimatort verlässt, weil er aus vielen unterschiedlichen Gründen für die Zeit des Studiums nicht taugt?
Dann hast du geschrieben, dass du eine Pseudo-Freundschaft gekündigt hast. Das ist eine gute Idee, der Ausdruck ist auch sehr gut. So ist es - es gibt jede Menge Pseudo-Freunde, die einem das Leben eher schwer machen. Weg damit. Die drei Punkte in der Kommunikation nach Rogers sind wichtig, von allem Kongruenz, das eigene Fühlen und Denken nicht von dem trennen, was man den anderen mitteilt.
Ich weiß nicht wie bei euch, bei uns treffen sich Studenten zum gemeinsamen Lernen vor den Klausuren in der Uni-Bibliothek. Sie lernen im Team, jeder ein anderes Fach, aber gemeinsam. Das ist schon mal eine ganz andere Einstellung zum Studium - nicht jeder für sich allein. Diese Kreise entstehen oft erst vor Ort, am Anfang gehen viele allein hin, der Vielfalt an Sachbüchern, die man zuhause meistens nicht hat wegen.
Der Therapeut - ich würde mir bei der KK Adressen von den Therapeuten geben lassen, bei denen die längste Wartezeit besteht. Bei Therapeuten, die andere herausfordern wollen, gibt es keinen Andrang, und dort, wo viele hin wollen, kann man kompetente Hilfe erwarten. So etwas spricht sich herum.
Der Idealfall ist, wenn ein Sympathie-Funke überspringt. Manchmal reicht dafür schon ein Telefongespräch. Versuche mal drei Dinge in den Hintergrund zu schieben wenn du hingehst. Das ist erst mal der Vorurteil dem Therapeuten gegenüber - für manche sitzt vor einem einfach nur ein Elternteil, der ermahnen und sich besserwisserisch aufspielen will. In Wirklichkeit sitzt aber vor einem jemand, der lange über Strategien gelernt hat, die für jeden hilfreich ist, und der dieses Wissen weiter geben will. Er wird dafür bezahlt, dass er dir hilft, und er lernt selbst dazu, weil jeder Mensch, der vor ihm sitzt, eigenartig und für ihn jede Menge an Überraschungen zu bieten hat.
Das Zweite sind deine Tendenzen. Jeder hat eine Menge Angewohnheiten, persönliche Sichtverzerrungen. Versuche dich auf die Vorgänge in dir selbst in der Art zu konzentrieren, als wärst du selbst ein Objekt der eigenen Untersuchung. Dann nämlich bist du automatisch auf der Seite des Therapeuten und er auf deiner. Wie weit seine Kompetenzen und Erfahrungen dabei reichen, ist völlig egal. In so einer Situation lernt automatisch der Eine vom Anderen, nur die Grenze der Möglichkeiten ist dann entweder nah oder fern.
Das Dritte sind Absichten. Vergiss deine Enttäuschungen, deine Kontakte, Ziele, Einsamkeit - alles, was dich blockiert und am unbefangenen Gespräch hindert. Behandle die Themen nur allgemein. Man wundert sich vielleicht darüber, aber die Abhilfe ist zum Großteil auch allgemein. Menschen ticken ziemlich gleich, und das zu wissen und auch richtig zu verstehen, befreit vom Gefühl der Einsamkeit und Schuld, und eröffnet Wege, die zu gehen viel leichter ist.
Grüße, S.