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Hallo an Alle. Ich suche Menschen denen es geht wie mir. Menschen die sich ausgestossen, nicht akzeptiert fühlen und vorallem allein. Ich möchte bzw. Muss von mir erzählen. Ich war zehn Jahre in einem Umfeld aktiv aus dem es sehr schwer war mich zu lösen (nur mit Hilfe der Polizei). Noch bis heute habe ich begründete Verfolgungsängste die ich mittlerweile besser im Griff habe da ich den Umstand einfach akzeptiert habe das bestimmte Dinge einfach nicht gehen wie z.B Social Media Accounts unter Klarnamen. Ich bemühe mich auch um einen beruflichen Neuanfang welcher mit 10 Jahren Lücke nicht gerade einfach ist. Was mir aber am schwersten fällt ist der Umstand dass niemand da ist der mich auf dem Weg begleitet. Hinzu kommt die Wut über frühere Weggefährten von denen ich mich im Stich gelassen fühlte und denen ich die Schuld für meine Entscheidungen gebe,was natürlich Blödsinn ist. Je stärker das Gefühl der Einsamkeit und Ablehnung ist desto eher kommt die Stimme im Kopf die sich fragt wofür das alles?. Dann kommt wieder die Aggression und der Drang zurück zum alten Leben. Über ein paar Zeilen als Antwort würde ich mich freuen.

06.04.2021 09:05 • 11.04.2021 x 1 #1


15 Antworten ↓


Zitat von Navarro:
Was mir aber am schwersten fällt ist der Umstand dass niemand da ist der mich auf dem Weg begleitet. Hinzu kommt die Wut über frühere Weggefährten von denen ich mich im Stich gelassen fühlte und denen ich die Schuld für meine Entscheidungen gebe


Du machst dein Leben abhängig von anderen Menschen, auch wenn du rational erkennst, dass das nicht sinnvoll ist. Dennoch schiebst du insgeheim die Verantwortung von dir weg.

Es gab Gründe, die dich in dein altes Leben geführt haben, die nur mit dir selbst zu tun haben. Und genau diese Gründe melden sich jetzt in dem Moment zurück, wo es nicht so geschmeidig läuft wie erhofft.

Das könnte mit dem Umgang mit Frustration zu tun haben, aber natürlich sind auch viele andere Faktoren denkbar. In jedem Fall hat dein altes Leben offensichtlich etwas geboten, was dir in gewisser Hinsicht getaugt hat.

Vermutlich gab es Gründe, die schwerer wogen als das und die dich zum Ausstieg bewogen haben. Doch wie bei jeder Form von Abhängigkeit überwiegt in schwierigen Gefühlslagen die Erinnerungsverklärung: Das Positive rückt nach vorn ins Bewusstsein, das Negative wird verdrängt und ausgeblendet.

Wenn jetzt begleitende Menschen fehlen, so gab es damals wohl zumindest Menschen, die da waren - auch wenn sie dir vielleicht nicht gut getan haben. Und nun erscheint das Zusammensein mit ihnen verlockender als das neue Leben im Selfmademodus.

Der Weg zum Glück führt aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zurück. Gehst du ihn, gibt es vielleicht kurzfristige Druckentlastung- aber die wird schnell verpuffen. Dann stehst du da, wo du schon warst und wo es dir alles andere als gut ging.

Was hilft? Mit dir selbst zurechtkommen lernen. Dich ebenso selbstkritisch auseinander nehmen wie liebevoll wieder zusammensetzen und zu einem Menschen werden, den du insgesamt ganz gut leiden kannst, dessen Schwachstellen du aber wachsam im Blick behältst.

Gleichzeitig nach Menschen Ausschau halten, die dir gut tun, ohne sie gleich zu deinem neuen Lebensinhalt zu erklären. Der Rest findet sich.

A


Einsamkeit nach Neuanfang

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Zitat von Calima:
Du machst dein Leben abhängig von anderen Menschen, auch wenn du rational erkennst, dass das nicht sinnvoll ist. Dennoch schiebst du insgeheim die Verantwortung ...


Gibt es irgendjemand der sein Leben nicht von anderen abhängig macht bzw machen kann? Ein Eremit vielleicht aber ob das die Lösung ist?

Zitat von Navarro:
Gibt es irgendjemand der sein Leben nicht von anderen abhängig macht bzw machen kann?


Es gibt sehr wohl einen Unterschied, ob man sein Leben gerne mit anderen Menschen teilt oder nicht in der Lage ist, das eigene Leben ohne andere Menschen zu bestreiten.

Für mich war die Herausforderung immer eher die, mich nicht zu schnell durch andere eingeschränkt und gegängelt zu fühlen. Mein Freiheitsdrang ließ mich schon mit 3 so oft aus dem Kindergarten fliehen, bis ich nicht mehr hin musste. Eine traumatische Beziehung tat das ihrige. Ich bin inzwischen seit 25 Jahren verheiratet und liebe meinen Mann sehr - aber ich brauche ihn nicht. Weder emotional noch wirtschaftlich noch lebenspraktisch. Das hat ihm in den ersten Jahren unserer Beziehung durchaus zu schaffen gemacht, obwohl er selbst ein eher unabhängiger Geist ist. Heute beschreibt er diese unbedingte Freiwilligkeit unseres Zusammenseins als das größte Glück seines Lebens.

Ihn zu verlieren würde mich unendlich schmerzen und ich fürchte den Tag, der uns irgendwann trennen wird, aber ich weiß, dass ich nicht daran zerbrechen werde, weil ich mir meiner selbst und meiner eigenen Stärke bewusst bin.

Dennoch bin ich gerne mit Menschen und investiere auch Energie in das Pflegen von Beziehungen. Sobald ich allerdings nur den Ansatz von Erwartungshaltung, Kontrolle oder Einengung verspüre, bin ich weg.Gleiches gestehe ich auch anderen zu.

Es gibt aber auch Leute hier, die das noch ausgeprägter leben, wie @Schlaflose zum Beispiel. Vielleicht mag sie ja was dazu schreiben?

Hallo,
du kannst auch komplett alleine neu anfangen und wieder neue Menschen in dein Leben bekommen. Ich habe schon zwei mal komplett neu angefangen in meinem Leben. Es hat ein paar Monate gedauert, bis ich wieder wirklich glücklich war. Aber es hat sich gelohnt, eine Weile alleine zu sein. Was du vorher erlebt hast, kann ich auch nachvollziehen. Ich war sogar mal bei Leuten gelandet, die mich fast umgebracht hätten. Von anderen habe ich nur körperliche Schäden gehabt. Von den psychischen Folgen kann wahrscheinlich jeder ein Lied singen, der mal an falsche Freunde geraten ist. Du bist nicht ohne Grund auf die Welt gekommen. Inzwischen ist mein Partner mein einziger Freund. Aber seitdem es mir wieder gut geht, kann ich mit fast jeder Person ein schönes Gespräch führen. Inzwischen glaube ich mehr an Beziehungen und halte von Freundschaften weniger. Ich würde heute nicht nochmal auf Idee kommen, eine Freundschaft zu beginnen, aber freue mich über jedes Gespräch zu dem es auf natürliche Weise kommt mit anderen Menschen.

Im Moment warte ich gerade auf eine Zusage eines neuen Jobs, ich denke dass dann alles einfacher wird. Aber 8 Jahre ohne (offizielle) Beschäftigung sind eine schwere Bürde. Jetzt ist mir auch klar warum so wenige mit bestimmten Dingen aufhören. Manchmal ist der Wille vielleicht da aber die Gesellschaft hat nicht auf einen gewartet.

Ja, mein Job war teilweise meine einziger Halt und ist heute immer noch sehr wichtig für mein Selbstbewusstsein.
Außerdem glaube ich, es gibt immer jemanden oder etwas, das auf dich wartet, egal wie schlecht die Gesellschaft ist

Zitat von Navarro:
Im Moment warte ich gerade auf eine Zusage eines neuen Jobs, ich denke dass dann alles einfacher wird. Aber 8 Jahre ohne (offizielle) Beschäftigung sind eine schwere Bürde. Jetzt ist mir auch klar warum so wenige mit bestimmten Dingen aufhören. Manchmal ist der Wille vielleicht da ...


Niemand wartet auf irgendwen, vor allem auf dem Arbeitsmarkt.

Zitat von Nordhörnchen:
Niemand wartet auf irgendwen, vor allem auf dem Arbeitsmarkt.


Leider wahr.

Du bist hier genau richtig. Hier hilft jeder jeden. Und keiner weiß wer und wo du bist. Halte durch, ich habe auch neu angefangen. Muss zwar keine Angst haben aber es ist sehr hart oft. Ich hab meine Familie hinter mir gelassen und alles ist schwer aber man fängt halt von vorne an. Jobs in der Pflege bekommt man sofort als Beispiel. Da hat man viele Kontakte mit Menschen und Arbeitskollegen.

Zitat von Julie80:
Du bist hier genau richtig. Hier hilft jeder jeden. Und keiner weiß wer und wo du bist. Halte durch, ich habe auch neu angefangen. Muss zwar keine ...


Danke für Deinen Beitrag. Lustig dass du das sagst, hab mich in der Pflege beworben. Nochmal ne Ausbildung mit 40 ist nicht leicht, aber einen anderen Weg bei meinem Lebenslauf sehe ich nicht.

Zitat von Navarro:
Danke für Deinen Beitrag. Lustig dass du das sagst, hab mich in der Pflege beworben. Nochmal ne Ausbildung mit 40 ist nicht leicht, aber einen ...


Vielleicht sonst eine Umschulung ?

Hallo Navarro,

ich beschäftige mich auch im Moment sehr viel mit dem Thema Neuanfang...ich bin in einer, für mich sehr ungesunden, Beziehung aus der ich schwer rauskomme. Ich denke das es genau diese Angst vor der absoluten Einsamkeit ist, die mich hier hält. Was Quatsch ist, denn ich habe ja meine Familie. Aber ich habe keinen Freundeskreis in meinem direktem Umfeld mehr. Und Freunde, direkt vor Ort, fehlen mir auch ungemein. Ich weiß zwar, daß ein Neuanfang besser für mich wäre...aber mir fehlt dafür im Moment einfach die notwendige Kraft.

Zitat von Dunkelschön:
Hallo Navarro, ich beschäftige mich auch im Moment sehr viel mit dem Thema Neuanfang...ich bin in einer, für mich sehr ungesunden, Beziehung aus ...


Ja leider ist das einfacher gesagt mit dem Neuanfang als getan. Viele stürzen sich auch einfach gleich wieder in eine neue Beziehung um nicht alleine zu sein.

Hey Ausbildung mit 40 warum nicht. Denke wenn man will kann man alles schaffen. Natürlich ist das schwer wenn man 8 Jahre einen Eintrag im Lebenslauf hat aber denke es gibt immer noch viele wo der Mensch im Vordergrund steht. Mach das beste aus deinem Leben ich drück dir die Daumen für einen super Neuanfang

Zitat von Navarro:
Ja leider ist das einfacher gesagt mit dem Neuanfang als getan. Viele stürzen sich auch einfach gleich wieder in eine neue Beziehung um nicht alleine zu sein.


Das habe ich auch schon erlebt. Aber das könnte ich nicht. Ich bräuchte erstmal eine Zeit, um die vergangene Beziehung zu verdauen. Da tut dann Ruhe gant gut. Grade wenn es vorher sehr stressig und laut war. In so einer Situation sind Freunde Gold wert und wem sie dann zur Seite stehen..der/die hat unglaubliches Glück...

A


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Dr. Reinhard Pichler
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