Genau das ist ja die Frage, ob es sich bei einer Sache um eine Sucht handelt und warum diese Festlegung getroffen wird, sowohl von Außenstehenden als auch vom Betroffenen selbst.
Wenn jemand zum Feierabend ein B. trinkt, dann ist das per definitionem auch schon Sucht. Er wird aber nicht wegen seinem Feierabendbier blöd angemacht werden. Oft wird man bei gesellschaftlichen Anlässen sogar schief angeschaut, wenn man nicht trinkt. Aber ein *beep*, oh je, das ist was ganz schlimmes...
Ich kenne jemanden, der wurde in seiner Kindheit von seiner Mutter bei Sonnenuntergang am Ohr vom Sportplatz weg gezogen, wo er schon den ganzen Tag lang war und nur kurz heim kam um sich ne Fettbemme zu holen. Eindeutig Suchtverhalten. Hat ihm das mehr als ne Rüge der Mutter eingebracht, weil er seine Sozialisation für ein dummes Spiel geopfert hat? Nein. (Und die Rüge galt sowieso nur dem, dass Mama bei Dämmerung raus musste um ihn zu holen.) Früher hieß es, wenn Kinder spielen sind sie gesund, aber wenn heute jemand spielt, dann ist das auch wieder was ganz ganz schlimmes, nur weil die Alten das neue Spiel nicht verstehen...
Die Kernfrage an den TE lautet also:
Handelt es sich tatsächlich um eine Sucht? Ist der empfundene Leidensdruck intrinsisch? Dann sollte man natürlich etwas ändern.
Oder ist es nur extrinsischer Leidensdruck? Da dann die Gesellschaft schuld ist und sich eigentlich ändern müsste (was sie leider nicht so schnell tun wird), muss man sich erstmal selbst darüber klar werden, was man will. Will man sich selbst zu achten lernen und erkennen, dass man nicht automatisch gestört ist, nur weil andere Menschen die eigenen Vorlieben nicht verstehen? Oder will man sich den gesellschaftlichen Normen anpassen, um dazu zu gehören? (Letzteres ist keineswegs verwerflich, sondern nur all zu verständlich.)
23.05.2017 15:42 •
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