Zitat von sarah2:Für Menschen die sehr introvertiert und zurückhaltend sind und wohlmöglich auch noch von der Masse abweichen wird es richtig schwer.
Oh, ich kann dir sagen, das bin ich alles, was du da schreibst.
Inklusive Unsicherheiten, wie meine Morbus Crohn Erkrankung (2017 diagnostiziert, 2018 große OP deswegen inklusive 3 Monate Stomabeutel). Oder dass ich mit 34 (2019) mich mit einem bösartigen Tumor auseinandersetzen musste.(Ich gelte mittlerweile als geheilt.)
Ich konnte damit leben. War zufrieden. Bis zu dem Moment, als der Sommer zu Ende ging, letztes Jahr. Bin in ein verdammt tiefes Loch gefallen. Habe mich wertlos gefühlt. Alles, was ich viele Jahre verdrängt hatte, kam hoch. Reue ist das schlimmste Gefühl von allem.
Ich hatte nur noch seelische Schmerzen. 2-3 Monate lang, dann hatte ich die Nase voll davon. Seitdem geht es langsam bergauf. Habe den Kontakt zu einer ehemaligen Arbeitskollegin hergestellt. Hat verdammt viel Mut gekostet (habe innerlich aufs brutalste gezittert). Sie hat total positiv reagiert, dass ich Kontakt zu ihr gesucht hatte.
Bin mit ihr ins Kino (war davor seit 25 Jahren nicht mehr im Kino gewesen) auf einem Hundespaziergang Treffen mit ihr. Mit ihr auf dem Weihnachtsmarkt. Danach auch mal alleine, trotz des mulmigen Gefühls der Einsamkeit. Habe mich schriftlich, in Kommunikation mit anderen geübt! Foren, Facebook-Gruppen etc. Habe mich entschieden, regelmäßig mit meinem besten Arbeitskumpel auswärts essen zu gehen. Alleine ins Kino zu gehe. Nicht immer nur vor dem PC zu sitzen oder andere Einzelgänger Hobbys zu betreiben. Habe mich mit dem Thema Dating auseinandergesetzt. Darüber z. B. seit neustem eine Freizeitbegleiterin gefunden, die ebenso Filmverrückt ist wie ich. Mit einer anderen Dame bahnt sich sowas wie eine Beziehung an, was ich bis vor kurzem nicht für möglich gehalten hatte. Das ganze Versteckspiel und der Selbstmitleid/Selbsthass waren unnötig.
In der Zeit gab es auch immer wieder seelische Rückfälle in das Loch. Und manchmal auch Enttäuschungen.
Man fängt aber langsam an zu merken, dass der Weg das Ziel ist.
Auch jetzt ist noch nicht alles gut und alle Unsicherheiten sind auch nicht verschwunden, aber erträglicher. Das ganze ging trotz dieser sehr ausgeprägten Introversion und Schüchternheit.
Ich möchte damit einfach etwas Zuversicht verbreiten. Ich glaube fest daran, dass du deine Stärke auch wieder finden kannst. Du musst nur deinen Weg erst noch finden.
Und wie man an mir sieht, sind die Wege unterschiedlich. Du musst dich nicht von dem VHS-Kurse Sportverein Gedöns verunsichern lassen. Das sind Möglichkeiten, die für mich als Introvertierter auch nicht infrage kamen. Zu viele Menschen auf einmal und die Gefahr im Mittelpunkt zu stehen.