Hallo Loneman,
du hast recht, der E-mail Kontakt verläuft sich irgendwann mal im Sande, weil man keinen gemeinsamen Nenner in der realen Welt hat. Im Endeffekt laufen diese Kontakte darauf hinaus, dass man sich in der Realität begegnet und gemeinsame Erlebnisse hat, wenn nicht, kann man sie schlecht auf Dauer erhalten.
Ich selbst komme mit oberflächlichen Kontakten überhaupt nicht zurecht. Das übliche Kaffee Trinken mit Smalltalk macht mich k.o., danach ist mein Kopf wie leer gefegt, wenn ich alleine bin, niemals. Das heißt aber nicht, dass ich die Einsamkeit nicht schmerzhaft empfinde. Wir sind von der Natur aus gemeinschaftliche Wese, vor ein paar Tausend Jahren hätte in der Natur keiner von uns als Einzelgänger keine nennenswerte Überlebenschance gehabt. Das Gefühl der Einsamkeit kann also auch durch diesen Urinstinkt bedingt sein. Und das seelische Gleichgewicht spielt die größte Rolle glaube ich, ganz allein genügt man sich einfach nicht.
Ich habe bis jetzt meine sozialen Bedürfnisse durch das Zusammenleben mit den eigenen Kindern und durch Beziehungen gedeckt, womit natürlich die Trennungen eine heftige Krise auslösten und als die Kids aus dem Haus sind war es noch mal heftig.
Der Weg der Meditation scheint ganz objektiv gesehen die Lösung aller seelischen Probleme zu sein, weil es immer dieser innerer Dialog ist, der uns belastet und am richtigen Leben in der Gegenwart hindert. Wir besprechen mit uns selbst die Schrecken der Vergangenheit und verbinden sie mit den Zukunftsängsten, das ist ein Streßzustand, den wir irrtümlich Gegenwart nennen und dem kein Mensch auf die Dauer stand halten kann. Beziehungen bedeuten in der Situation nur eine Ablenkung, es entstehen Abhängigkeiten und wenn es schief läuft, steckt man am Ende noch tiefer in seiner selbstgemachten Krise. In der Meditation werden die Gedanken sortiert und man schiebt sie beiseite, also ist man auch fähig gedanklich die Vergangenheit und die Zukunft richtig einzuordnen. Man erkennt, dass die Gedanken und der innerer Dialog nur ein Hindernis sind. Sie gehören zwar dazu, aber wir messen ihnen eine viel zu große Bedeutung zu, wir leben mitten in unseren Gedankenkonstruktionen, identifizeiren uns mit ihnen und vergessen dabei das wirkliche Leben. Es entsteht keine Leere, wenn man Gedanken auf die Seite schiebt, in der Natur gibt es kein Vakuum... so bald der Platz frei ist, erfüllt er sich mit einer neuen Erkenntnis und einem neuen Gefühl.
Deshalb ist die innere Leere und das Gefühl abseits der Gesellschaft zu stehen nur ein Ergebnis unserer gedanklichen Monologe und wird auch verschwinden, wenn wir nur den Blickwinkel ändern. Diesen Zustand erlangt man nicht durchs Denken, das ist klar, da kommt ja nur wieder zusätzlicher Mist auf einen Misthaufen.... sorry, ich muss es mal so sagen, weil die Gedanken, zumindest die, die die Leere und Einsamkeit zufolge haben, echt belastend sind. Es gibt z. B. auch in der Anthroposophie Konzentrationsübungen, die eine bestimmte Sensibilität hervorrufen, aber nicht solche, die für die anderen Leute ein Angriffspunkt sein könnte, sondern eine Empfindsamkeit sich selbst und dem Leben gegnüber. Man fängt mit der Konzentration auf ein lebloses Objekt an und danach auf ein lebendes Objekt, kann auch ein Blatt sein, eine Pflanze. Mit der Zeit stellt man dann fest, dass man ein Gefühl für alles Lebende entwickelt, beim Gehen achtet man auf den Weg und springt ggf. auf die Seite um einen Käfer nicht zu zertreten. Dann ist es auch leichter sich selbst zu achten und versuchen, diese Gedankenströme und daraus entstehende gemütsverfassungsbedingte Gefühle abzustellen.
Zunächst stellt sich aber die Frage, ob man sich nicht wegen Depris so schlecht fühlt, die sollte man heilen, das ist die erste Hürde, kein Mensch kann sich auf den Weg machen wenn der Fuß lahmt... Wenn man das Gefühl hat, dass man uninteressant ist und nicht beachtet wird, liegt es an der Selbstabwertung. Ich hatte früher genau das gleiche Problem, man gerät in einen Kreis, in dem man die Wirkung und die Ursache nicht mehr voneinander unterscheiden kann. In der Regel ist es so, dass Menschen ausschließlich auf unser Verhalten reagieren, die inneren Werte erkennen sich doch gar nicht, nicht einmal ein Lebenspartner, mit dem wir viele Jahre verbracht haben weiß immer Bescheid, wie wir wirklich sind. Und deshalb liegt die Ablehnung oder die mangelnde Aufmersamketi unserer Mitmenschen nur an unserer Zurückhaltung und an der Schüchternheit. Die meisten Menschen reagieren nur auf selbsbewußte Rambos, so ist das eben... und manchmal kann es auch Spaß machen sich selbst zu verstellen und für sie so eine kleine Thatervorstellung zu machen: Schau mal, wie ich bin und was ich kann. Und wenn man mit der Zeit selbst daran zu glauben beginnt, warum nicht! Es ist doch nur ein Spiel. Für unsere wahre Indentität interessiert sich der Arbeitskollege kaum und wenn man doch Menschen begegnet, die ein Interesse zeigen, ist es kein Problem etwas persönlicher zu werden und sich von der privaten Seite zu zeigen.
Ich hoffe dir etwas Hoffnung übermittelt haben zu können. Eigentlich steht man nie verkehrt im Leben, es ist nur das Problem der eigenen Einbildung, der Vergleiche, der Ängste. Im Buddhismus heißt es, dass der Mensch auf jeder Stufe seines Lebens vollkommen ist, in jedem Augenblick seines Lebens hat er die Möglichkeit der Erkenntnis, dass er nicht die Summe seiner Gedanken ist, sonder etwas viel mehr, ein Teil einer wunderbaren Welt, in der es kein Gut oder Schlecht gibt, sondern in der die Zusammengehörigkeit zählt und in der es auch keine Einsamkeitsgefühle geben kann. Der Weg dazu ist schwer, aber er macht auch Spaß, er ist eine Lebensaufgabe, ein Schritt in die bessere Zukunft.
Jemand hat hier übers Joggen geschrieben, das ist auch wichtig, es muss kein Leistungssport sein, regelmäßig ein paar km zu gehen reicht auch schon aus, Hauptsache man überwindet die Hoffnungslosigkeit und achtet auf seinen Körper - und für diese Mühe kriegt man viel, viel zurück... Zufriedenheit, sogar Stolz auf sich selbst. Mal eben positive Gedanken anstelle der negativen. Denn mit der Zeit wird es doch zu langweillig ständig gedanklich den lästigen Mist umzuwälzen.... lach, sorry.
Ups, ist lang geworden... wer bis daher gelesen hat, ist ein Held.
Ich danke euch und macht´s gut!
Isis
03.09.2008 09:39 •
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