Einsamer Wolf
ich bin neu hier und wollte mich vorstellen. Bin ein vierteljahrhundert alt und bin von ein Männchen in der Gattung Mensch.
Ich nenne mich in diesem Forum Einsamer Wolf, weil ich in gewisser Weise schon vor langer Zeit zu einem geworden bin. Ein sog. Einzelgänger. Aber nicht ganz freiwillig. Meine Kindheit hatte da die Schuld mitzutragen.
Ich hatte als zweijähriger Leukämie. Diese überlebte ich recht gut (Versteht mich bitte nicht falsch, aber manchmal wünschte ich, dass ich sie nicht überlebt hätte. Das Warum erkläre ich jetzt.)
Meine Krankheit war für meine Eltern eine sehr hohe Belastung. So hoch, dass sie sich in einem heftigen Rosenkrieg scheiden ließen. Meine Krankheit war nicht der einzige Grund gewesen, aber einer der Hauptgründe.
Mein ältere Bruder wurde wegen meiner Krankheit durch mangelnde Aufmerksamkeit zu einem Klassenclown.
Wegen der starken Chemotherapie hatte ich als Langzeitfolge Konzentrationsstörungen. Somit also ein Problemkind in der Schule.
Einige Jahre später (da war ich dann ca. 14 Jahre alt) fing meine Mutter an zu trinken. Die Gründe hierfür waren: mobbing am Arbeitsplatz, Probleme mit ihrer Mutter und Schwester, die schwierige Scheidung von meinem Vater und meine Leukämie.
Leider trinkt sie heute noch. Mittlerweile habe ich den Kontakt zu ihr abgebrochen.
Aufgrund der Leukämie bin ich schon als Kind anderes gewesen, als andere Kinder. Was kleine Kinder lustig fanden, fand ich nie komisch. Ich war geistig und seelisch schon reifer als andere Kinder gewesen. Somit hatte ich in meiner Kindheit eigentlich niemanden zum spielen (außer meinem älteren Bruder). Aber das machte mir damals nichts aus. Ich spielte sehr gerne allein. So musste ich mich niemals auf andere beim spielen Rücksicht nehmen.
Nach der Scheidung meiner Eltern zogen wir in einer anderen Stadt. Zugleich war es der Beginn meiner Schulzeit. Alle Kinder waren mir natürlich fremd gewesen. Leider blieb das auch so. Zwar wurde ich einige Male mal zu einem Geburtstag eingeladen oder zum spielen einladen, aber das hielt sich sehr in Grenzen, dass keine Freundschaften entstehen konnten. Auch in dieser Zeit machte das mir nichts aus. Mir fehlten keine Freunden. Damals habe ich da keine Priotät in Freundschaften gesetzt.
Wir zogen wieder um. Andere Stadt und andere Schule. Jetzt war ich in der dritten Klasse. Da ich damals schon ein zurückhaltender Mensch war, blieben die Kontakte aus. Mein Bewusstsein hatte sich aber ein wenig verändert. Nun wollte ich Freunde haben, aber wie macht man sowas wie Freundschaften schließen? Da ich mir selbst keine Antwort geben konnte, verfiel ich einer Art Selbstschutz. Ich wurde zum einsamen Wolf. Ich wollte auch irgendwann einsam sein. Einsame Menschen sind nicht von anderen abhängig. Müssen auf niemanden Rücksicht nehmen. Der sog. Einsame Wolf, der sein Leben allein meistert und keine Schwäche zeigte. Ab und zu hatte ich freundschaftliche Kontakte, die aber nie tiefer wurden, dass ich heute sagen könnte: ja, das war ein Freund. Eher waren das Spielkameraden. Ich wollte zwar Freunde haben, aber diesmal war mir was anderes im Wege. Meine Eltern hatten mir leider etwas schlimmes vorgelebt. Privaten von beruflichen zu trennen. Dies hatte zufolge, dass ich dies auch so machte. Ich trennte die Schule strikt von meinem Zuhause. Und das bedeutete, dass ich wenig Kontakte außerhalb der Schule pflegte.
Erst als ich älter wurde, wurde mir bewusst, wie wichtig es ist Freunde zu haben. Aber ich wusste immer noch nicht genau, wie man so etwas macht. Zudem begann meine Mutter Alk. zu trinken. Daher hatte ich keine Zeit und Nerven mich für´s Suchen von Freunden zu kümmern.
Eine gewisse Mitschuld daran, dass ich niemals gute Freundschaften herstellen konnte, war die Schulleitung. Sie hielten es für richtig jedes Schuljahr die Klassen durchzumischen. So wollte man erreichen, dass man mehr Freunde bekommt. Bei mir war das aber nicht der Fall gewesen. Für mich war es von Jahr zu Jahr immer wieder eine Art Neuanfang.
Ich war dann aber froh, dass sich dieses Verfahren sich in der achten und neunten Klasse in Grenzen hielt. Nur war das zu spät gewesen, denn meine Schulzeit ging zu Ende. Ich bedauerte es sehr, dass nun die Klassengemeindschaft, in der ich mich immer wohler fühlte, nun sich auflöste. Die Lehrjahre begannen und ich verlor zu einigermaßen guten Klassenkameraden (keine richtigen Freunde) den Kontakt.
Die Lehrzeit zum Konditoren war ein absuluter Alptraum gewesen. Mobbing am Arbeitsplatz. Schlecht in der Berufsschule gewesen. Meine Mutter trinkt Zuhause. In meinem Verein (Freiw. Feuerwehr) viel ich immer mehr inUngnade, da ich so viel um die Ohren hatte. Der Stress war so groß, dass ich irgendwann körperliche Probleme hatte. Z.B. habe ich sehr viel in meiner Lehrzeit geschlafen. Bin von der Arbeit Heim gekommen, habe dann was gegessen und bin schlafen gegangen, am späten Abend wieder aufgewacht, was gegessen und wieder schlafen. Fast jeden Tag ging das so. Ich entwickelte einen Waschzwang. Ich musste mich sehr lange nach der Arbeit duschen. Mehr sehr oft die Hände waschen usw.
Wie gesagt: die drei Lehrjahre waren keine schöne Zeit gewesen.
Nun habe ich auf Lager und Logistik umgesattelt und bin damit auch sehr zufrieden. Bin in meinem Betrieb relativ beliebt. Ich werde auch nicht mehr gemobbt. Der Betrieb hat mich quasi wieder aufgebaut. Ich bekam dadurch mehr Selbstbewusstsein und wurde auch gefördert. Nun bin ich ein stellv. Abteilungsleiter und Sicherheitsbeauftragter.
Leider wurde mein privates Umfeld nicht besser. Ich war immer noch alleine und meine Mutter schaffte es nicht mit dem Trinken aufzuhören.
Mit 22 Jahren zog ich aus Zuhause aus, um nun selbstständig zu sein. Desweiteren flüchtete ich vor meiner Mutter und dem Alk..
Bei meinem Auszug halfen mir insgesamt 11 Kameraden der Feuerwehr. Damals war ich stolz zu so einer Truppe zu gehören. Leider habe ich in meinem Verein genausso gemacht, wie in der Schulzeit. Bzw. Ich konnte einfach nichts mit Freundschaften anfangen bzw. wie man sie bekommt, entsteht oder gar pflegt.
Ich versprach, dass wenn einer von meinen Kameraden mal umziehen sollte, dass ich auf jeden Fall mithelfen werde. Man wolle auf mein Angebot zurückkommen, wenn es soweit ist. Doch leider wurde nichts daraus. Einige zogen wirkich von A nach B, aber ohne mich zu fragen, ob ich helfen könnte. Als ich dies mal ansprach, sagte man mir, dass es genug Manne gewesen waren. Meine Hilfe wäre dann zu viel gewesen. Ob das eine Ausrede war konnte ich nicht sagen. Aber mir wurde schnell bewusst, dass meine Dienste, egal welcher Art- ob Vereinsmäßig oder Privat nicht erwünscht war.
Also kurz gesagt: bei der Freiw. Feuerwehr waren auch nur gute Kollegen/Kameraden aber keine Freunde zu finden.
Mittlerweile habe ich mich von vielen Dingen in meinem Leben abgekapselt. Zur Feuerwehr gehe ich nur noch selten bis gar nicht mehr. Kontakt zu meiner Mutter habe ich nicht mehr- mit dem Vater habe ich schon seit ca. 15 Jahren keinen Kontakt mehr. Freunde habe ich keine bzw. habe ich immer noch keine Menschen gefunden, die auf einer Wellenlänge mit mir sind. Konkret lebe ich nur noch um zu arbeiten.
Mir ging es immer schlechter. Die Einsamkeit ist in meinem Leben sehr laut geworden. Sie dominiert praktisch mein Leben durchgehend. Vor 1 1/2 Jahren hatte ich Selbstmordgedanken gehabt. War dann bei einem Psychaiter gewesen und fühlte mich noch einsamer. Der Psychaiter war sehr eingebildet. Er meinte zu meiner Geschichte, dass es im meinem Alter völlig normal sei. Ich solle die Anti-Depressiva nehmen, Sport machen, Freunde finden und mir eine Freundin zulegen. Ich dachte nur Hey! darauf wäre ich ja nie gekommen! Warum haben Sie denn keinen Medizinnobelpreis erhalten?
Vor einem Jahr bin ich zur einer Partnervermittlung gegangen. Nun habe ich in wochenabständen Gespräche mit der Psychologin der Partnervermittlung. Allerdings ist das nicht immer ein Zuckerschlecken. Sie hält mir andauernt einen Spiegel vor das Gesicht. Dies führt dazu, dass ich mich noch beschissener fühle, als ich es eh schon tue. Sie kann mir keine Frauen vermitteln, wenn ich nicht mein Leben so aufbaue, dass sich eine Frau darin wohlfühle. D.H. ich müsste die seelischen Schmerzen die meine Mutter angerichtet hat hinter mir lassen und aktzeptieren. Ich solle Freunde finden bzw. ein solides Sozialleben aufbauen. Lernen mich selbst anzunehmen und zu lieben. Lernen was Liebe ist.
Das was die Psychologin von mir will, klingt ja ganz schön, nur wie macht man das alles?! Klar, es gibt die einfachen wege, wie sich vor dem Spiegel stellen und sich selbst einreden, dass man ein toller Mensch ist. Aber das klappt nicht bei mir. das wäre nämlich gelogen. Aufgrund dessen, dass ich niemals sowas wie Freunde hatte, halte ich mich nicht für einen guten Menschen.
Auch andere praktischen Vorschläge zur Besserung des inneren Selbst sind bei mir nutzlos. Warum? Ich bin Atheist. d.h. dass ich weder an Gott noch an den Teufel glaube. Auch glaube ich nicht an das Glück oder Pech. Und solche Psychotricks funktionieren daher nicht, da ich alles hinterfrage bzw. den erweiterten Sinn nicht sehe.
Die Psychologin meinte mal, dass ich arrogant wäre. Ich weiß nicht, ob sie da die Wahrheit trifft.
Aber je öfter ich zu dieser Frau gehe und je länger ich alleine (wirklich 24 Stunden täglich) lebe, desto mehr leide ich unter meiner Einsamkeit/Kontaktarumut. Die Psychologin ist kein schlechter Mensch. Sie versucht mir wirklich zu helfen, aber dennoch habe ich immer ein trauriges und einsames Gefühl nach dem Gespräch.
Mittlerweile weiß ich mir nicht mehr zu helfen. Zur Zeit läuft mein Leben eher wie ein Protokoll ab. Ziemlich langweilig also. Man kann ja jetzt sagen: Geh raus! Geh in Discos! Geh in einem anderen Verein!.... Aber all dies alleine? Zudem bin ich kein Discomensch. Ich kann auch nicht so ohne weiteres auf Menschen oder sogar auf Frauen zugehen. Die Angst vor Ablehnung ist da zu groß, denn ich fühle mich wie ein emotionales Pulverfass.
Hat jemand einen Rat, der wirklich weiterhelfen kann?
Habt schon einmal Dank für Eure Mühe.
Gruß
Einsamer Wolf
17.05.2013 23:32 • • 16.08.2014 #1