Hallo nochmal,
whow - das ist natürlich harter Tobak - ich meine dass Du und Deine Frau beide alleinsein als unnatürlichen und vielleicht sogar krankmachenden Zustand erleben. Vermutlich liegst Du instinktiv richtig, mit der Vermutung, dass Deine Frau die Entscheidung der Trennung nicht alleine getroffen hat...ich hoffe nur für sie und Eure Tochter, dass sich - wer auch immer das war - diejenigen, sich nicht einfach zurückziehen und sie alleine lassen, weil sie meinen, jetzt müßte sie besser klar kommen. Viele Eltern von erwachsenen Borderlinern möchten/können sich nicht mit den Persönlichkeitsstörungen auseinandersetzen und fühlen sich ganz simpel überfordert, gerade weil da immer wieder die Themen aus der Kindheit und Jugend aktuell sind...Ich schätze mir würde es als alte Mutter auch schwer fallen zu verstehen, dass meine Tochter/Sohn emotional immer noch in der Pubertät steckt.
Mit Sicherheit ist Deine Frau noch emotional von ihren Eltern abhängig - aber intellektuell ist es für sie auch von Vorteil . DU hättest sie verlassen können, DU hast in der Beziehung ganz andere Anforderung an sie gestellt etc...ihre Eltern können sich nicht einfach verlassen, genauso wie Eure Tochter - dazu kommt natürlich, dass die vermutlich auch Verantwortung für ihre Tochter und deren Persönlichkeit ganz anders empfinden als z.B. Du...auch ein Grund, warum soviele erwachsene Borderliner keinen Kontakt zu den Eltern/Familien haben...entweder 150% oder gar nicht...je nachdem inwieweit die Eltern (meistens die Mutter) sich weiterhin verantwortlich machen lassen...
Aber das hilft Dir auch nicht weiter - ich finde es ziemlich normal dass Du jetzt - nach einiger Distanz - natürlich auch gezielter guckst, wie Deine Frau als Mutter funktioniert - wie war das bevor sie ausgezogen ist? Wie hast Du das empfunden, als ihr übers Kinderkriegen geredet habt, als sie schwanger war?
Sache ist nur die, dass Du auch nicht davor gefeit bist, Deine eigenen Emotionen, Enttäuschungen und Depressiven Gedanken mit einzuschließen, wenn Du Dir jetzt die Kleine Missy anguckst...das kannst Du auch nicht abstellen - denn solange Du der Meinung bist, Deine Frau hat einen Fehler gemacht indem sie Dich verlassen hat, kannst Du natürlich auch nicht darauf hoffen, dass es Eurer Tochter bei ihr gut geht. Weißt Du, was ich meine? Grob gesagt: Die schert sich einen Dreck um mich/unsere Beziehung, haut einfach ab, ich sitze mutterseelenalleine auf der Straße, die tut und läßt was ihr spontan einfällt, die kann sich gar nicht um ein Baby kümmern.
Sicherlich weißt Du besser als jeder andere wie schwer es für Deine Frau ist, die Bedürfnisse und ganz normalen Ansprüche von Anderen zu erkennen und diese dann nicht im schlimmsten Fall als Überforderung und/oder Bedrohung zu interpretieren...aber: So kleine Kinder brauchen nur mal einen feuchten Stuhlgang haben, Kälte Draußen Heizungsluft innen...und schon fehlt ihnen Flüssigkeit....ich behaupte nicht, dass ich besser wüßte, wie es Eurer Tochter geht...ich höre nur von Dir, dass es DIR überhaupt nicht gut geht - mit der Kleinen kannst Du im Zweifelsfall einfach zum Kinderarzt gehen - es stellt sich aber auch die Frage, was kannst Du für Dich tun?
Ich möchte mir darüber keineswegs ein Urteil erlauben, aber wenn Eure Beziehung auch darauf basierte, dass Ihr Beide nicht alleine sein könnt, dann stell ich mir die ganze vorangegangene Beziehung sehr schwierig vor. Ich hoffe für Euch alle Drei, dass ihr auf einer neuen Ebene (ohne die Verlassenwerdängste) eine Basis findet, die es Euch Beiden Eltern erlaubt fair miteinander umzugehen...ihr seid beide frische Eltern - keiner von Euch ist Spezialist auf dem Gebiet...das heißt, ihr alle Beide werdet so oder so Fehler machen, völlig daneben und uncool sein und spätestens wenn sie 12-13 wird den Klapperstorch verfluchen.
Ihr müßt nur alle Beide viel mehr darauf achten, dass ihr dieses kleine Kind nicht dazu benutzt Eure Angst vorm Alleinsein zu bewältigen oder um Euch gegenseitig das Leben schwer zu machen. Eins ist mal klar, Eure Tochter wird und muß eines Tages ihren eigenen Weg gehen und so weit wie möglich selbstbewußt und selbstständig auch ihre eigenen Fehler machen...Es ist Eure Aufgabe als Eltern, sie fit dafür zu machen. Zugegeben ich bin selbst keine Mutter, aber ich finde das ist ein guter Job, eine schöne Motivation und der beste Anlass Dich vielleicht selbst auch neu zu entdecken?!
Ich meine, ich weiß nicht, inweit Du Dir Eure gemeinsame Zukunft vorgestellt hast (die Beziehung war mit Sicherheit nicht vorwiegend harmonisch und ein Hort der Sicherheit), Fakt ist aber, dass Du jetzt auch nicht alleine bist...da ist Deine Tochter, die - ob und wie Du das siehst ist völlig egal - ein Recht darauf hat Mutter UND Vater zu beanspruchen - nicht nur jetzt als süsses kleines Baby.Das heißt auch, dass sie, wenn sie bei Dir ist, ihr vertraute Sachen zu haben (ein eigenes Zimmer wär großartig) und eben nicht nur für ein paar Stunden als Gast auf Onkels Sofa rumsitzen darf...Wenn es Dir ein Gräuel ist, alleine zu wohnen, dann kannst Du auch z.B. ein-zwei Zimmer in einer WG mieten.
Ich bewundere Deinen Mut und Aktivismus, wenn es darum geht Deine Tochter mehr zu bevatern, das ist ja auch nicht die Regel - ist nur so, dass die Kleine mit entwickeln und wachsen nicht wartet bis sich ihre Eltern aussortiert haben...das ist auch ein Grund (jedenfalls sagt das eine befreundete Sozialarbeiterin) warum die Hauptfürsorge dem Elternteil zugesprochen wird, dass dem Kind wenigstens eine äußere Stabilität bieten kann...und das sind nun mal meistens die Mütter...denn die bekommen auch viel schneller Wohnungen, haben meistens in irgendeiner Form ein familiäres/soziales Netzwerk, das im Notfall als Hilfe einspringen kann etc...ich finde das auch nicht fair oder ok...aber ich bin auch kein Richter.
Wenn es nach mir ginge, dann könnten sich Kinder auch ganz offiziell von ihren Eltern scheiden lassen...und ich würd auch ganz allgemein bestimmen, dass Eltern, die sich trennen, gesetzlich zu einer getrennte-Eltern-Beratung/Therapie gehen MÜSSEN...nicht weil ich glaube, dass die alle ne Macke haben, sondern weil das Menschen sind, die sich selbst in einer Ausnahmesituation befinden und rein emotional schon mal gar keine klugen und fairen und weitreichenden Entscheidungen treffen können. Aber, ich hab nun mal nichts zu melden...
30.10.2007 12:46 •
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