Hallo Anne,
wir sind uns sehr ähnlich. Auch ich bin einsam und stelle regelmäßig fest, dass mich keiner mag. Es ist also nicht so, dass ich es nicht versuchen würde. Ich habe auch schon den Kontakt zu Leuten abgebrochen, weil ich gemerkt habe, dass diese Beziehung nur ihrem Zweck dienen soll. Die Probleme treten bei mir auch immer wieder auf. Ich habe auch durch einige Umzüge und Neuanfänge bemerkt, dass es irgendwie an mir liegen muss. Ich schätze, ich bin unsympathisch und in den Augen anderer nicht liebenswert. In Foren hatte ich auch schon diese Probleme.
Ich glaube, bei mir spielen da verschiedene Faktoren rein:
* Ich habe gelegentlich Angst vor zwischenmenschlichen Kontakten. Mittlerweile habe ich dazu herausgefunden, dass das von vielen wohl als Arroganz wahrgenommen wird. Die Wahrheit wird daher auch nicht hinterfragt, denn ich halte mich halt für was besseres. Obwohl ich das Problem durchschaut habe, konnte ich nie die Wahrheit auflösen.
* Ich bin auch erfolgreich in dem was ich mache, daher spüre ich auch viel Neid von bestimmten Leuten. In Zusammenhang mit meiner angeblichen Arroganz bauscht sich das schnell hoch.
* Durch viele schlechte Erfahrungen bin ich auch einfach schon völlig verbittert. Das kann nicht verleugnet werden. Ich verzeihe oft keine Fehler mehr, weil ich das selbst nicht anders erfahren habe. Das belastet mich hinterher aber immer sehr und ich schäme mich auch ehrlich dafür.
* Ich sage zu offen und direkt meine Meinung, dabei wollen die Leute in der Regel lieber belogen werden.
* Durch die Depression scheine ich eine unsympathische Ausstrahlung bekommen zu haben. Ich werde z.B. oft auf meine Blicke angesprochen. Das empfinde ich als verletztend und lass es denjenigen auch mal wissen.
* Die Leute bemerken, dass ich einsam bin und legen mir das als Schwäche aus. Menschen sind eher wie Antilopen: Die Schwachen lässt man zurück.
* Ich fühle mich wahnsinnig schnell ausgenutzt, weil ich einfach schon oft sehr heftig ausgenutzt wurde. Ich will eigentlich nur auf Nummer sicher gehen und dem vorbeugen, aber ich weiß nicht mehr so genau, ob ich manche Dinge nicht doch einfach tolerieren sollte. Die Grenze wirkt auf mich einfach zu eng, ich weiß nicht an welcher Stelle sie überschritten ist.
Ich finde auch, dass heutzutage viele Werte enorm bedeutungslos geworden sind. Mir liegt zum Beispiel nicht viel daran, mich mit Halbbekannten über irgendwelche Geschlechtsteile von anderen Halbbekannten auszulassen. Zugegebenermaßen finde ich auch hemmungslos Betrunkene abstoßend. Spüren die das, nehmen sie es einem natürlich übel. Und den Stempel Arrogant habe ich ja eh schon weg. Also ich lebe wohl auch einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.
Nicht zustimmen kann ich dir allerdings beim Äußeren. Als Kind war ich süß und wurde trotzdem gehasst. Später war ich ungepflegt und wurde trotzdem gehasst. Ich wurde gehasst als ich schlank war, genauso wie ich gehasst wurde als ich dick und moppelig war. Es hat mit dem Aussehen meiner Meinung nach nichts zu tun.
Ich merke die Ablehnung anderer z.B. daran, dass...
...ich nicht zu Partys eingeladen werde.
...mir wichtige Informationen vorenthalten werden.
...ich angestarrt werde.
...ich nicht gegrüßt werde.
...man meine Erfolge klein redet, damit jemand anders besser dasteht.
...man mir nicht auf Nachrichten mit für mich wichtigen Fragen antwortet.
Aber wenigstens bin ich heute kein Opfer von Mobbing mehr. Keiner würde es wagen, vor meiner Nase schlecht über mich zu reden oder mich anzugreifen. Auch wenn ich nicht im Geringsten glücklich bin, kann ich sagen, dass ich mich heute wohler fühle, als zu der Zeit wo ich noch total hilflos anderen ausgeliefert war.
Wenn jemand diese Dinge einfach mal ehrlich hinterfragen würde, würde vielleicht auch jemand bemerken, dass ich sehr wohl liebenswert bin. Ich habe aber ehrlich gesagt keine Kraft mehr, dass von mir aus zu beweisen. Ich glaube, viele Leute interessiert es auch einfach nicht. Vielleicht sind Leute wie ich ja auch nur ein Stabilisator für irgendwelche Gruppensysteme. Und viele scheinen auch schon völlig an Freundschaften überladen zu sein.
Ich kann dir natürlich nicht sagen, wie es bei dir zu diesem Gefühl kommt. Aber ich glaube, dass ich deine Situation sehr gut nachvollziehen kann. Weil es mir ähnlich wie dir geht, ich aber überzeugt davon bin, dass ich im Inneren ein guter Mensch bin, finde ich auch dich mögenswert. Du hast einfach Pech im Leben gehabt und kannst nichts dafür. Dass du dich mit dieser Frage beschäftigst, beweist übrigens, dass du ein Mensch bist. Du kannst Gefühle empfinden und bist absolut kein Misanthrop. Da du dich hinterfragst und reflektierst, zeichnest du dich auch als besserer Mensch aus, als es die meisten anderen da draussen sind. Ich glaube an dich. Gib die Hoffnung nicht auf und sei nicht so hart zu dir.
02.01.2016 00:52 •
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