Huhu,
Ich glaube, dir fällt es ganz schwer, deine momentane Schwäche zu akzeptieren.
Wieso denn?
Ich bin erst 22 und auf einem Auge schon so gut wie blind, auf dem anderen sehe ich auch nicht gut. Ich kann z.B. kein Auto fahren, muss also immer zusehen, dass mich jemand abholen kann, und ich sehe Nachts überhaupt nichts. Immer, wenn ich abends noch mit Freunden weg gehe und wir durch unbeleuchtete Straßen laufen, muss mich einer an der Hand führen -wie eine alte Oma.
Aber das machen alle gerne, wenn ich sie darum bitte.
Das ist doch nichts Schlimmes, so ne kleine Schwäche zu haben.
Keiner ist perfekt.
Und es ist nicht schlimm, um Hilfe zu bitten, nicht mithalten zu können.
Mit wem denn überhaupt? Wer setzt denn bitte den Maßstab für das, was man können muss und was nicht, wo man mithalten können muss und wo nicht?
Das ist doch Schwachsinn -jeder Mensch hat seine eigene Geschwindigkeit, mit der er voran kommt.
Ich hab mit 21 erst mein Abi gemacht, 3 Jahre später als der Durchschnitt -aber ich hatte halt ein paar Hürden mehr zu nehmen als Andere.
So eine körperliche Einschränkung oder Krankheit muss einen nicht davon abhalten, sein Leben zu leben.
Man kann trotzdem so gut wie Alles erreichen, was man will.
Vielleicht nicht ganz so schnell wie Andere, aber das macht ja nix.
Nimm deine momentane Einschränkung einfach mal an, sie ist jetzt halt ein Teil von dir. Aber, ich hab mir das immer so gesagt:
Diese Krankheit ist ein Teil von mir, aber sie macht mich nicht aus.
Du bist keine Krankheit und keine Einschränkung, du bist du.
Und daran ändert auch eine Krankheit nix.
Such dir einfach Aktivitäten und Freunde, die zu deiner momentanen Lage passen. Man findet immer jemanden, der auch die schrulligsten Sachen mit einem unternimmt.
Ich konnte z.B. wegen meiner Krankheit nie Alk. trinken und mochte deshalb Parties irgendwie nie so gerne, weil das einfach doof ist, als Einzige nüchtern abseits zu stehen und zuzuschauen, wie die Anderen nebers Klo und ins Wohnzimmer reihern und die Treppe runter kullern, um mal zu schauen, ob das weh tut.
Also bin ich eben oft ins Kino gegangen, oder hab DVD-Abende gemacht mit Freunden, oder war Wandern (und das war nicht leicht, wen zu finden, der jung ist wie ich und wandern geht, anstatt Party zu machen am WE), und Bogenschießen, und Kultur, und solche Sachen eben.
Das passte einfach besser zu mir und meinem Lebensstil, den die Medikamente und die Krankheit halt doch beeinflusst haben.
Ich hab dann auch immer shclechter gesehen und musste das Bogenschießen aufgeben -jetzt hab ich vor ein paar Wochen wieder angefangen damit.
Ich kann zwar nicht so gut zielen wie früher, einfach, weil ich halt shclechter sehe, aber der Sport macht mir trotzdem Spaß, weil ich will dort nichts Großes mehr leisten, keine Turniere mehr gewinnen und so, wie früher, sondern eben einfach Spaß haben.
Und das geht auch, obwohl ich kaum sehe, wohin ich schieße
Spaß am Leben haben kann man immer.
Egal, wie eingeschränkt man ist.
Man muss eben seine momentane Lage akzeptieren, und dann das Beste daraus machen. Wie immer im Leben halt.
Alles Gute,
Pilongo
27.08.2009 16:11 •
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