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Vor ein paar Monaten wurde ich krank und habe eine schwere OP an der Wirbelsäule hinter mir. Von außen betrachtet geht es mir jetzt viel besser, aber in mir drin ist furchtbar viel Durcheinander. Kein Arzt kann mir sagen, ob ich wieder zu meiner alten Kondition komme. Im Moment bin ich weit weg davon. Dieses Jahr darf ich / kann ich gar nichts machen. Nicht Fahrrad fahren, nicht schwimmen gehen, nicht tanzen, ich kann nicht lange sitzen/liegen/stehen, ich bin nicht so belastbar, wie man es von mir kennt, ich habe Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen usw. Arbeiten kann ich auch noch nicht voll. Ja, die Schmerzen sind so gut wie weg und vor dem Rollstuhl wurde ich auch gerettet. Aber jetzt sitze ich hier mit meinem neu gewonnenen Leben und kann damit nichts anfangen. Seit ich aus der Reha raus bin, habe ich Schwierigkeiten, mich mit dem normalen Leben zu arrangieren. Ich lebe alleine. Ich habe Freunde, die wohnen aber weit weg. Ich habe auch einen Freund, aber es ist nur ein Gute-Laune-Freund. Er kann mit meiner Krankheit, mit meinen derzeitigen Einschränkungen, nicht umgehen und lebt halt sein Leben. Das hat er auch schon vor meiner Krankheit gemacht, aber da ist es mir nicht so schwer gefallen, weil ich mein eigenes Leben hatte. Das ist jetzt weg. Es ist mir zwischenzeitlich unangenehm, zugeben zu müssen, dass ich (noch) nicht gesund bin. Ich weiß ja gar nicht, ob ich es jemals wieder werde - so richtig gesund meine ich.

Ich ziehe mich immer mehr zurück. Wenn ich mal vor die Türe gehe, dann spiele ich eine Friede/Freude/Eierkuchen-Rolle, was sehr anstrengend ist. Aber ich habe es auch wirklich satt, immer und überall um Rücksicht zu bitten, Aktivitäten absagen zu müssen, weil ich (im Moment) nicht mithalten kann.

Und jetzt bin ich hier in diesem Forum gelandet. Aus Verzweiflung. Aus Einsamkeit. Gibt es hier jemanden, der auch in einer solchen Situation ist oder war und der mit Hoffnung geben kann?

26.08.2009 23:06 • 09.09.2009 #1


21 Antworten ↓


Herzlich Willkommen Gigi!
Nun hast Du gerade in der Kur gelernt, was Du dieses Jahr alles nicht machen solltest und darfst.
Wie alt bist Du denn, wenn ich fragen darf?
Liebe Grüße

A


Einsam, weil man wegen Krankheit nicht mehr mithalten kann

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Es gibt auch Menschen, die gerne Dinge machen, die nicht sonderlich anstrengend sind. Vielleicht musst du erst einmal ein neues Hobby für dich finden, dem du auch in deinem Zustand nachgehen kannst. Freunde findest du dann schon allein über das Hobby.

hallo, gigi!

herzlich willkommen!

ich kann dir total nachfühlen, glaub es mir.

es ist eben, wie mit allen krankheiten, schwer mit den anderen mitzuhalten, jeglichst.
aber, so ist es nuneinmal - leider.

selbst in dieser zeit, sollte man versuchen, trotzdem etwas neues zu suchen, egal, was.
sonst vereinsamt man, und das geht manchmal sehr schnell.
davor sollte man sich allerdings hüten.

was für dich infrage käme, muß du allein herausfinden.
wo ist meine stärke? vielleicht in der rhetorik, viell. im trösten oder so.

viell. gibt es ja eine kleine beschäftigung, die man zu haus erledigen kann?

lesen, musik hören etc.
ich weiß, es ist alles einfach gesagt; es ist vielmehr ein kleiner denkanstoß für dich, in deiner jetzigen situation.

das leben geht immer weiter; oder: kommt zeit, kommt rat.
daß sind schöne alte weisheiten, die wirklich stimmen.

alles liebe für dich
rose

Huhu,

Ich glaube, dir fällt es ganz schwer, deine momentane Schwäche zu akzeptieren.
Wieso denn?

Ich bin erst 22 und auf einem Auge schon so gut wie blind, auf dem anderen sehe ich auch nicht gut. Ich kann z.B. kein Auto fahren, muss also immer zusehen, dass mich jemand abholen kann, und ich sehe Nachts überhaupt nichts. Immer, wenn ich abends noch mit Freunden weg gehe und wir durch unbeleuchtete Straßen laufen, muss mich einer an der Hand führen -wie eine alte Oma.
Aber das machen alle gerne, wenn ich sie darum bitte.
Das ist doch nichts Schlimmes, so ne kleine Schwäche zu haben.
Keiner ist perfekt.
Und es ist nicht schlimm, um Hilfe zu bitten, nicht mithalten zu können.
Mit wem denn überhaupt? Wer setzt denn bitte den Maßstab für das, was man können muss und was nicht, wo man mithalten können muss und wo nicht?
Das ist doch Schwachsinn -jeder Mensch hat seine eigene Geschwindigkeit, mit der er voran kommt.
Ich hab mit 21 erst mein Abi gemacht, 3 Jahre später als der Durchschnitt -aber ich hatte halt ein paar Hürden mehr zu nehmen als Andere.
So eine körperliche Einschränkung oder Krankheit muss einen nicht davon abhalten, sein Leben zu leben.
Man kann trotzdem so gut wie Alles erreichen, was man will.
Vielleicht nicht ganz so schnell wie Andere, aber das macht ja nix.

Nimm deine momentane Einschränkung einfach mal an, sie ist jetzt halt ein Teil von dir. Aber, ich hab mir das immer so gesagt:
Diese Krankheit ist ein Teil von mir, aber sie macht mich nicht aus.

Du bist keine Krankheit und keine Einschränkung, du bist du.
Und daran ändert auch eine Krankheit nix.

Such dir einfach Aktivitäten und Freunde, die zu deiner momentanen Lage passen. Man findet immer jemanden, der auch die schrulligsten Sachen mit einem unternimmt.
Ich konnte z.B. wegen meiner Krankheit nie Alk. trinken und mochte deshalb Parties irgendwie nie so gerne, weil das einfach doof ist, als Einzige nüchtern abseits zu stehen und zuzuschauen, wie die Anderen nebers Klo und ins Wohnzimmer reihern und die Treppe runter kullern, um mal zu schauen, ob das weh tut.
Also bin ich eben oft ins Kino gegangen, oder hab DVD-Abende gemacht mit Freunden, oder war Wandern (und das war nicht leicht, wen zu finden, der jung ist wie ich und wandern geht, anstatt Party zu machen am WE), und Bogenschießen, und Kultur, und solche Sachen eben.
Das passte einfach besser zu mir und meinem Lebensstil, den die Medikamente und die Krankheit halt doch beeinflusst haben.
Ich hab dann auch immer shclechter gesehen und musste das Bogenschießen aufgeben -jetzt hab ich vor ein paar Wochen wieder angefangen damit.
Ich kann zwar nicht so gut zielen wie früher, einfach, weil ich halt shclechter sehe, aber der Sport macht mir trotzdem Spaß, weil ich will dort nichts Großes mehr leisten, keine Turniere mehr gewinnen und so, wie früher, sondern eben einfach Spaß haben.
Und das geht auch, obwohl ich kaum sehe, wohin ich schieße

Spaß am Leben haben kann man immer.
Egal, wie eingeschränkt man ist.
Man muss eben seine momentane Lage akzeptieren, und dann das Beste daraus machen. Wie immer im Leben halt.

Alles Gute,
Pilongo

Ich bin 47 Jahre alt und normalerweise ein sehr aktiver Mensch. Immer in Bewegung und neugierig auf alles. Alles, was ich mache, mache ich gerne: arbeiten, verreisen, Freizeitaktivitäten wie Ski fahren, Fahrrad fahren, wandern usw. Von heute auf morgen geht nichts mehr. Es fällt mir wahnsinnig schwer, das zu akzeptieren. Es gibt einen guten Song Ich will mein Leben zurück von Wir sind Helden. Denn mein ganzes Umfeld ist auf mein altes Leben ausgerichtet - und da passe ich nicht mehr rein. Ich weiß auch nicht, ob ich jemals wieder die Alte werde. Das alles zermürbt mich. Die Aktivitäten finden jetzt ohne mich statt, auf einmal ist da eine Form von Einsamkeit, die ich vorher noch nicht kannte. Ich kann gut alleine sein - aber nicht so!

Eure Worte sind tröstend und ich hoffe, dass ich mich wirklich irgend wann so akzeptieren kann, wie ich jetzt bin. Das ist sicherlich ein wichtiger Schritt. Aber leider lässt sich der Schalter nicht so einfach umlegen. Und ich will mein altes Leben nicht aufgeben. Noch nicht.

Meine Freunde sagen auch zu mir, ich solle Geduld haben und abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Die OP ist ja noch nicht lange her und mein Körper braucht vielleicht einfach noch eine Weile. Es ist aber wirklich nicht einfach. Früher habe ich Sport gemacht, heute kämpfe ich mit den Anforderungen des Reha-Sports. Und für jede Überanstrengung kriege ich sofort die Quittung. Wäre ich von Natur aus ein ruhigerer Mensch, würde mir das alles vielleicht nicht so schwer fallen. Ich weiß wirklich noch nicht, welche Lektion ich in diesem Leben lernen soll. Eigentlich glaube ich an mein Charma, aber im Moment habe ich wirklich keine Ahnung, was mir dieses Charma sagen will.

Und ich werde ängstlich. Mitte September muss ich noch mal raus, wegen des Jobs. Was mache ich, wenn wieder Schmerzen kommen, Schwindel und Übelkeit? Wie werden sie auf meine eingeschränkten Bewegungen reagieren? Wie wird mich die gesunde berufliche Welt empfangen, wenn ich nicht voll funktionsfähig bin, so wie sie mich kennen? Soll ich offensiv damit umgehenund von Anfang an Farbe bekennen oder eine gesunde Rolle spielen? In der Hoffnung, dass das gut geht?

hallo, gigi!

ich kann dich sehr gut verstehen, mit allem, was du schreibst.

auch ich war ein sehr aktiver mensch, spontan usw. .
es geht schon lange nicht mehr; habe auch vermeintliche freunde verloren.

es kostet heute noch tränen, wie ich geworden bin, aber ich muß es akzeptieren.
die guten tage werden gefeiert, genossen , ja, und die schlechten tage eben nicht. da ziehe ich mich in mein schneckenhäuschen zurück.

nur, in deinem alter war alles noch wunderbar; ich bin ja schon reifer.

und, mit deinen kollegen geh am besten offensiv um; ehrlichkeit ist der kürzeste weg, und ich glaube auch, daß du dich damit auch am wohlsten fühlen wirst.
es ist für beide seiten angenehmer.

ich grüsse dich lieb
rose

Also ich spiele z.B. Videospiele und schaue Animes und programmiere, zeichne oder komponiere (digital) in meiner Freizeit. Das wären alles dinge die du z.B. auch machen könntest. ^^
Du bist zwar schon etwas älter, aber als ich damals meinem Opa gezeigt habe wie man nen Computer benutzt war er auch total fasziniert von. =)
Müssen ja auch keine Actionspiele sein, man kann ja auch sowas wie 4-gewinnt oder Schach oder Go online spielen.

Naja nur um mal ein paar Ideen zu nennen.

Zitat von Rya.Reisender:
Also ich spiele z.B. Videospiele und schaue Animes und programmiere, zeichne oder komponiere (digital) in meiner Freizeit. Das wären alles dinge die du z.B. auch machen könntest. ^^
Du bist zwar schon etwas älter, aber als ich damals meinem Opa gezeigt habe wie man nen Computer benutzt war er auch total fasziniert von. =)
Müssen ja auch keine Actionspiele sein, man kann ja auch sowas wie 4-gewinnt oder Schach oder Go online spielen.

Naja nur um mal ein paar Ideen zu nennen.


Oder ne Wii kaufen und dann Wii Sports spielen

Mein Opa hat Tennis und Golfen auf der Wii geliebt!

Und Malen ist immer auch Balsam für die Seele.
Ich hab ne Zeitlang Aqarelle gemalt.. da kann man auch als Anfänger echt tolle Sachen zaubern, hat mich entspannt und mir Spaß gemacht.

ja, pilongo, da hast du recht.

malen ist eine tolle sache, eine ablenkung sonder gleichen.

und, es macht riesen spaß; man wird so schön ruhig dabei.

lg
rose

Zitat von Gigi:
Vor ein paar Monaten wurde ich krank und habe eine schwere OP an der Wirbelsäule hinter mir. [...] Ich habe auch einen Freund, aber es ist nur ein Gute-Laune-Freund. [...] Wenn ich mal vor die Türe gehe, dann spiele ich eine Friede/Freude/Eierkuchen-Rolle, was sehr anstrengend ist.

... und die Wirbelsäule zu Höchstleistungen treibt.
Zitat von Gigi:
Ich weiß wirklich noch nicht, welche Lektion ich in diesem Leben lernen soll. Eigentlich glaube ich an mein Charma, aber im Moment habe ich wirklich keine Ahnung, was mir dieses Charma sagen will.

Die Frage hat Dein Körper schon beantwortet. Let it flow.

Liebe macht Kind. (Hat mir Prof. A. Igor M. Immerschlau verraten.)

Hallo Gigi,
Zitat von Gigi:
Eigentlich glaube ich an mein Charma, aber im Moment habe ich wirklich keine Ahnung, was mir dieses Charma sagen will.

was meinst du damit? Ich vermute, du meinst Karma? Aber auch dann verstehe ich es nicht. Kannst du das eventuell etwas näher erklären, an was du dabei glaubst?

Du möchtest wieder so werden wie früher. Aber dieses dein früheres Ich hat dich doch gerade dort hin geführt, wo du jetzt bist, nämlich zu einer Rücken-OP. Bist du sicher, dass dieses frühere Ich bzw. Leben so erstrebenswert und gut war? Oder hast du etwas falsch gemacht? Und falls ja, was könnte es gewesen sein?

Eine weitere Frage stellt sich mir beim Lesen deiner - und auch sonst manchmal ähnlicher - Zeilen noch: Hast du eigentlich schon früher mal bemerkt, dass es Menschen gibt, die es nicht so gut haben wie du (damals)? Die leiden und/oder sich beschränken müssen? Und falls ja: Wie hast du denen gegenüber gedacht und gefühlt?

Gruß,
GastB

Die Frage danach, warum mir das passiert ist, ist eine gute und schwere Frage. Ja - ich würde heute die eine oder andere Lebens-Entscheidung anders treffen. Nein - ich kann es nicht mehr rückgängig machen und es lässt sich nichts mehr korrigieren. Der größte Fehler, den ich gemacht, habe, war, aus der Heimat wegzugehen. Um beruflich weiter zu kommen und wegen eines Mannes. Ich bin beruflich weiter gekommen - bis jetzt. Den Mann gibt es nicht mehr in meinem Leben. Jetzt kommen meine Krankheit und die schwierige Wirtschaftslage zusammen und nichts ist mehr wie vorher. In der Reha habe ich auch mit der Psychologin gesprochen, was mir wohl im wahrsten Sinne des Wortes das Genick gebrochen hat. Oh je - wenn ich da dran gehe, springe ich am besten gleich von der nächsten Brücke. Das fängt bei einer grausamen Kindheit an und hört mich schwierigen Beziehungen auf.

Träume fangen an mich zu verfolgen. Und letzten Freitag ist mir etwas ganz Blödes passiert: Ich wollte mir was Gutes tun und bin zur Kosmetikerin gegangen. Während ich da lag und eine Gesichtsmaske einzog, ging in dem Nebenraum auf einmal ein Surren/Fräsgeräusch los. Ich bekam totale Panik mit Herzrasen, Schweißausbruch und sah mich in der OP liegen, wie sie mir die Wirbel im Hals rausfräsen. Mit schönen Bildern im Kopf bekam ich mich wieder beruhigt, aber jetzt ich bin fassungslos. Drehe ich nun völlig durch? Jetzt überwinde ich mich schon und gehe raus, will mir was Gutes tun, was keine körperlichen Anstrengungen erfordert. Und dann das. Ja, ich bin froh, dass die OP mich vor dem Rollstuhl gerettet hat. Aber so wie jetzt will ich es nicht haben.

@GastB: Ja klar habe ich früher schon gesehen, wenn es jemandem nicht so gut ging wie mir. Und ich habe immer schon gerne zugehört, gegeben, geholfen und geteilt. Auch meine finanziellen Mittel im Rahmen meiner Möglichkeiten. Aus der Ferne bekomme ich von meinen Freunden nun auch Zuspruch und ich freue mich darüber, dass sie an mich denken. Aber alle meine Freunde - und auch meine Kinder - sind über Deutschland und noch weiter verstreut - da, wo ich wohne, ist nur mein Gute-Laune-Freund. Nur, nachdem ich vor vielen Jahren meine Heimat verlassen habe und der Freundeskreis verstreut ist - wo sollte ich hin? Es gibt keine Heimat mehr. Keine alte und keine neue. Da lässt sich nichts mehr korrigieren. Vor der OP hatte mir dieser Zustand zwar auch schon nicht sonderlich gefallen. Aber da war ich wenigstens mobil und konnte meine Freizeit gestalten, wie ich Lust hatte. Jetzt fühle ich mich angekettet und ausgeliefert in einer Situation, mit der ich überhaupt nichts anfangen kann.

Meine Frage bezog sich mehr darauf, wie es zu deiner Krankheit gekommen ist.

-------------

Zitat:
Dieses Jahr darf ich / kann ich gar nichts machen. Nicht Fahrrad fahren, nicht schwimmen gehen, nicht tanzen

Du schreibst, du kann gar nichts machen, zählst dann aber nur sportliche Betätigungen auf. Bestand deine Freizeit bisher nur aus sportlichen Betätigungen?

Wie ist es zu meiner Krankheit gekommen? Ich weiß es nicht. Vor 5 Jahren fing es plötzlich an und ich hatte eine irre Odyssee bei Ärzten hinter mir. Operieren wollte mich damals niemand - es sei zu riskant. Die Einschränkungen, die ich auf einmal hatte, waren aber gut auszuhalten und ich konnte fast normal weiterleben. Der Verzicht auf z.B. Motorrad fahren fiel mir nicht so schwer. Gegen die Schmerzen nahm ich täglich Tabletten. Über Nacht und ohne erkennbaren Anlass wurde es Anfang diesen Jahres dann viel schlimmer. Das Rückenmark wurde so eingeklemmt, dass ich nicht mehr richtig gehen konnte. Von heute auf morgen musste ich aus dem Job raus, sammelte meine Kräfte und suchte mir einen Spezialisten, der sich an die OP traut. Wie sagte mein Hausarzt: Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Es gab nur noch die Alternative Rollstuhl oder riskante OP. Ich entschied mich für die OP und fand schließlich nach wochenlanger Suche einen mutigen Spezialisten. Die OP verlief erfolgreich. Direkt nach dem Aufwachen spürte ich meine Beine wieder. Sie gehörten wieder zu mir und es war phantastisch. Der Dämpfer kam dann nach der Reha, als ich wieder ins normale Leben entlassen wurde. Hier merkte ich erst wieder, was ich alles nicht mehr kann und darf. Und dass ich mit Gesunden überhaupt nicht mehr mithalten kann.

Wenn ich von ich kann gar nichts mehr machen rede, ist damit zum einen Sport gemeint, zum anderen aber einfach die Teilnahme am normalen Leben. Manchmal weiß ich nicht, wie ich sitzen, stehen oder liegen soll. Mein Kopf wird schwer, mir wird schwindelig und ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Mein Hals drückt, dass ich Würgereiz bekomme. In so einem Zustand fühle ich mich schlichtweg nicht mehr gesellschaftsfähig und ziehe mich total zurück. Zwischendurch mache ich dann etwas, das mich eigentlich überfordert. Und liege danach wieder 2 - 3 Tage flach. Ich bin ein Typ, der bisher immer auf Vollgas lief - und sich damit wohlfühlte. Ich bin etwas hilflos, wie ich mich runtergedreht bekomme. Die Vorstellung von mir in meinem Kopf hängt der Wirklichkeit hinterher.

Hallo Gigi,

bist du eigentlich eine Frau oder ein Mann? Zuerst dachte ich, du bist ein Mann, dann eine Frau, und jetzt bin ich doch nicht sicher, ob nicht doch ...

Soweit ich das verstehe, ist deine Krankheit auf eine falsche Haltung zurückzuführen - oder was meinst du?

Dass dich das tägliche Leben jetzt körperlich sehr anstrengt, kann ich verstehen, und das ist wirklich bedauerlich. Ich weiß, wie miserabel ich mich oft mit Rückenschmerzen aller Art fühle. Bei dir ist es vermutlich noch viel schlimmer.

Zitat von Gigi:
Und dass ich mit Gesunden überhaupt nicht mehr mithalten kann.

Die Vorstellung von mir in meinem Kopf hängt der Wirklichkeit hinterher.

Das ist wohl das eigentliche Problem momentan. Du kannst dich nicht damit abfinden, dass du im Moment - ohne zu wissen, wie lange insgesamt -, nicht mit den ganz Gesunden mithalten kannst.
Aber wie Pilongo auch schon fragte: Warum denkst du denn, dass du mithalten musst? Welcher innere Antreiber zwingt dich dazu?

Solange du dich ständig dafür kritisierst, dass dich das soziale Alltagsleben sehr anstrengt und du anschließend ein paar Tage Erholung brauchst, machst du dir dein jetziges Leben noch schwerer als es ohnehin schon ist. Nimm lieber deine aktuelle niedrige Leistungsfähigkeit erstmal als gegeben hin und nimm sie an.
Von dieser Plattform aus kannst du dann überlegen, was alles geht.

Behindertensport wird vermutlich auch nicht gehen, oder?
Aber es gibt noch viele andere interessante Dinge, die ein Mensch machen kann. Kulturell, sozial für andere, (natur)wissenschaftlich, Sprache lernen, Internetkontakte aller Art, politisches Engagement und und und. Neulich las ich in einem Anzeigenblättchen, dass ein Mann mit angenehmer Stimme abends am Telefon Gute-Nacht-Geschichten kostenlos vorliest, wenn man ihn darum bittet.

Wenn du finanzielle Sorgen hast, ist das nicht ganz so einfach, denn dann kann man sich nicht wirklich entspannt anderen Dingen hingeben. Aber von finanziellen Sorgen schreibst du bisher gar nichts, so dass ich annehme, dass das nicht im Raum steht?

Gruß,
GastB (w)

Zitat von Gigi:
Ich bin 47 Jahre alt

Ausserdem bist Du nicht mehr 45.

ixmugl (41)
Sponsor-Mitgliedschaft

@GastB: Ich bin eine Frau. Nur, damit es in Zukunft keine Missverständnisse gibt **lach**.

Nein, finanzielle Sorgen habe ich noch nicht. Ich bin zwar Freiberufler, aber ich habe ein kleines Polster, das ich auch in den letzten Monaten benötigt habe. Nächste Woche geht es wieder los mit Terminen und davor graut es mir. So unfit wie ich bin - ich hoffe, das geht gut. Sonst muss ich mir doch etwas anderes überlegen, um Geld zu verdienen. Aber was? Die Zeiten sind im Moment schon schwer genug und als kranke 47jährige fängt man nicht so einfach etwas Neues an. 5 Monate konnte ich jetzt nicht arbeiten. Mal sehen, was passiert und ob es wieder klappt. Zumindest steige ich nicht gleich wieder voll ein. Aber wenn das schief geht, gebe ich mir die Kugel. Ich habe bisher mein ganzes Leben dafür gelebt, für andere da zu sein und meinen Beruf aufzubauen. Ok - ich habe schon gehört, ich solle vielleicht jetzt mal für mich da sein. ABER SO WILL ICH DAS NICHT. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich zu kurz gekommen bin. Alles, was ich bisher gemacht habe, hat mir Spaß gemacht, habe ich mit Überzeugung und Leidenschaft gemacht. Es gibt eigentlich nicht viel, was ich anders machen wollte ... außer der Beziehung zu einem Mann. Das ist und bleibt offensichtlich eine Baustelle in meinem Leben. Aber bisher kam ich damit gut klar. Ich will niemanden brauchen müssen. Das wäre ein Alptraum.

Ich mache Reha-Sport - aber ganz ganz einfachen. Ich darf meinen Kopf quasi nicht bewegen und versuche nur, den Rest vom Körper fit zu machen. Nach rechts und links kann ich den Kopf noch ca. 50% drehen, nach oben und unten so gut wie gar nicht. Ich kann noch nicht mal beim Anziehen auf den Gürtel schauen und muss Dinge dieser Art vor dem Spiegel erledigen. Die Ärzte meinen, es sei möglicherweise ein angeborener Schaden, der jetzt im Alter bemerkbar geworden ist. Gute Güte ... im Alter. Bis vor wenigen Monaten habe ich mich alterslos gefühlt. Jetzt liege ich mit Halskrause im Bett, damit ich mir nicht im Schlaf den Kopf verdrehe. Bei der Hitze, die wir hatten, war das nicht angenehm. Ein paar Mal habe ich das Ding nachts in die Ecke gepfeffert - mit den entsprechenden Folgen am nächsten Morgen. Mein Physiotherapeut hat mit mir alle Hände voll zu tun und Gott sei Dank Geduld.

Ich bewege mich zwischen Depri und Wut auf mich hin und her. Wie haben andere so eine Situation hingekriegt? In der Reha habe ich viele Leute kennen gelernt, bei denen auch auf einmal nichts mehr war wie vorher. Aber die waren alle älter als ich. Oder haben angefangen zu rechnen, wie viel Rente sie wohl kriegen und wie hoch der Behindertenausweis ausfallen wird. So kann/will ich noch nicht denken.

Hallo Gigi (w) ,

vielleicht wären Männer lieber mit einer Freiberuflerin zusammen als mit einem Freiberufler?

Achte auf deine Gedanken,
denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte,
denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten,
denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter,
denn er wird dein Schicksal.


(Quelle: nach allgemeiner Angabe der Talmud)

Es gehört jedoch zum Weisheitsschatz vieler Religionen und Philosophien. Z.B. auch http://www.acadun.com/de/artikel/wirklichkeit.doc/

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Ich kann gut verstehen, dass du zwischen Wut und Depri schwankst. Besser als mir lieb ist. Und es ist gut, dass du diese Gefühle deutlich wahrnimmst und benennen kannst.

Aber: Du solltest diese Gefühle als ein Durchgangsstadium betrachten und sie nicht davon abhängig machen, ob du körperlich so bleibst wie jetzt oder ob es sich wieder einrenkt. Will sagen, das einzige, was dich zu einem zufriedenen Leben führen kann, ist, deine veränderte Situation zu akzeptieren und das Beste aus ihr zu machen.

Es gibt nun mal Ereignisse im Leben, die unumkehrbar sind. Und mit zunehmendem Alter (jaja

Natürlich wünsche ich dir trotzdem, dass du auch deine Berufstätigkeit in Zukunft so weit ausüben kannst, dass du davon oder damit leben kannst. Falls es sich als zu schwierig herausstellen sollte, würde ich an deiner Stelle doch mal über eine Teil-Erwerbsminderungsrente nachdenken. Das ist keine Schande, es würde dir aber helfen. Vorausgesetzt, du hast genügend in die Rentenversicherung eingezahlt, dass du etwas Nennenswertes bekommen kannst.

Erstmal: Kopf hoch! Es ist schlimm, aber könnte schlimmer sein ...

Liebe Grüße,
GastB (w)

Weise Worte und Du hast Recht. Aber wie kriege ich den Schalter umgelegt?

Das mit dem/der Freiberufler/in ... das nehme ich sprachlich nicht so eng. Beruflich bin ich schon geschädigt genug und finde die einverweiblichten Formulierungen zwischenzeitlich etwas lästig. Ich halte mich der Einfachheit halber nicht immer dran

Gestern war ich beim Arzt und fragte ihn, was gerade mit mir passiert. Er meinte, das wäre alles normal. Ich fragte ihn auch, warum mir vor der OP niemand gesagt hätte, wie es danach weitergeht. Mein Arzt meinte, ich sei vor der OP dafür nicht aufnahmefähig gewesen und er hätte es nicht ansprechen wollen, um mich nicht weiter zu belasten. Er sagte, mein drängendsten Problem sei gewesen, dem Rollstuhl zu entgehen und einen guten Operateur zu finden. Na ja - ich kann seine Aussagen verstehen, aber wenn ich die Entscheidung hätte treffen können, wäre mir lieber gewesen, mich mit dem ganzen Paket auseinanderzusetzen. Jetzt habe ich das Gefühl, ich sei in eine Falle gelaufen, aus der ich nur wieder schwer herausfinde. Nicht, dass ich die OP vielleicht nicht hätte machen wollen. Sicher nicht. Aber ich bin ein Mensch, der bewusste Entscheidungen treffen will mit allem was dazu gehört. Ich laufe nicht gerne in Fallen, sondern begegne Problemen lieber wachen Auges.

Fakt ist, dass durch die Narbenbildung und die Verwachsungen in meinem Hals Druck entsteht, der offensichtlich auch die Arterie betrifft. Daher u.a. dieser Schwindel und die Matschbirne. Ich müsse bis mindestens Weihnachten warten, meint mein Arzt, inwieweit sich das vielleicht noch mal anders reguliert, wenn der Heilungsprozess weitestgehend abgeschlossen ist. Aber ganz würde es sicherlich nicht mehr weggehen. Und er gab mir eine Packung Chemie, die ich mal ausprobieren soll und mit der ich mich zumindest für anstehende Termine dopen könne.

Nach dem Arztbesuch habe ich meinem Gute-Laune-Freund abgesagt, mich ins Bett gelegt und die Decke über den Kopf gezogen. Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht. Ich bin nicht mehr ich und die Neue kenne ich nicht. Hört sich nach Identitätskrise an - na toll.

GastB ... wer bist Du eigentlich? Woher nimmst Du Deine Worte?

A


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Dr. Reinhard Pichler
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