Zitat von GekoMeko:Hallo zusammen.
Erstmal möchte ich mich bei euch bedanken, dass ihr auf mein Problem geantwortet habt. So etwas ist nicht selbstverständlich für mich.
Hallo GekoMeko, Guten Morgen!
es kann niemand lehren, ohne selber zu lernen. Auch kann niemand helfen, ohne sich damit selber zu helfen. Also sind wir alle nicht ganz uneigennützig hier. Manche Dinge durch die Augen eines Anderen zu sehen wirft ein anderes Licht auf Geschehnisse, hilft andere Ansätze zu finden.
Zitat von GekoMeko:Zitat von Daishō:Jeder Mensch hat eine Ausstrahlung. Allerdings wird diese erzeugt durch seine Selbst- und Weltsicht, [...] Geht es dir vielleicht ähnlich?
Hi Daishō.
Ja, diese Überlegungen hinsichtlich meiner Ausstrahlung tauchten mehrmals auf. Ich denke viel darüber nach und probiere an meiner verbalen und nonverbalen Sprache zu arbeiten, um die Einsamkeit und Verzweiflung zu verbergen. Aber meistens überwiegen die Emotionen und ich finde nicht die Kraft dazu.
Nachdem die Kunst der Sprache ein Königsweg zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist, ehrt dich deine Arbeit daran. Allerdings verwirrt mich deine Gesamtaussage ein wenig: erklärst du mir, wie du an deiner verbalen, und wie du an deiner nonverbalen Sprache arbeitest?
Ich bin irritiert, weil: Emotion IST nonverbale Sprache!
Zitat von GekoMeko:Zitat von Daishō:Vor dir stehen drei Menschen: Der eine strahlt eine gewisse Traurigkeit und Einsamkeit aus. Der nächste eine tiefe Ruhe und Ausgeglichenheit. Der letzte eine tiefe Lebensfreude und Spaß.
Welchen Menschen nimmst du mit um etwas zu erleben?
Wenn ich, wie du schon sagtest mit dem Kopf entscheiden sollte, würde ich in dieser Hinsicht den traurigen und einsamen Menschen mitnehmen wollen. Ich treffe diese Wahl, weil ich der Meinung bin, dass es uns beiden gut tun würde und wir beide uns eventuell aus dem Loch ziehen könnten indem wir uns befinden. Ob nun einer den anderen oder wir uns gemeinsam. Aber wieweit ist diese Antwort auch Realitätstreu?
Das ist genau die richtige Frage, GekoMeko. Und ich muss gerade ein wenig über mich selber grinsen, weil du mich genau und direkt auf den grundlegenden Fehler meiner Argumentation aufmerksam machtest...
Wenn man einen zivilisierten und kultivierten Menschen 'mit dem Kopf' entscheiden lässt, wird noch anderes - wie grundlegende Emotionen und Wünsche - in seine Entscheidung hineinwirken. Hier deine soziale Ader und vielleicht der Wunsch, wie mit dir umzugehen ist, wenn du selber traurig und einsam bist.
Dein Unterbewusstsein, Ursache und Motor deiner Ausstrahlung mit Sitz im Rautenhirn, dem entwicklungsgeschichtlich ältesten Teil deines Gehirnes, entscheidet und wünscht hier wesentlich einfacher und klarer gestrickt: Wenn du Hunger hast, will es Essen und sucht danach, hast du Durst, sucht es nach Trinkbarem. Wenn du einsam und Traurig bist, sucht es nach Trost und Gesellschaft.
Aber, mal grundlegend betrachtet: Macht es eigentlich wirklich Sinn bei Jemandem nach Essen und Trinken zu suchen, der selber nichts hat? Was wäre denn die logische Folge daraus? Würden nicht unterm Strich beide 'verhungern'?
ist es bei einem Wunsch nach Trost und Gesellschaft nicht im Prinzip ähnlich? Zwar hast du durch deine Wahl Gesellschaft gefunden, aber wie willst du Trost bei jemandem finden, der selbst Trost braucht?
Möglicherweise schießen dir jetzt Gedanken und Argumente a la 'Geteiltes Leid ist halbes Leid' durch den Kopf. Schiebe sie einfach mal beiseite. Es sind Binsenweisheiten. 'Geteiltes Leid' hilft nur scheinbar durch das Wissen mit deinem Schmerz nicht allein zu sein, andere zu haben, denen gleiches geschieht. Es ändert aber nichts an der Ursache des Schmerzes! Auch ist Leid ansteckend. Wen ein Anderer mehr leidet als du, zieht es dich noch weiter herunter. Und, wie willst du von einem anderen Menschen lernen, wie du deine Sorgen in den Griff bekommst, wenn der es selber nicht weiß? 'Geteiltes Glück ist doppeltes Glück' hat dagegen einen sicheren Boden. Es ist nämlich genauso ansteckend.
Macht deine Kopfentscheidung also wirklich Sinn? Was meinst du, was würde dein Bauch, dein Unterbewusstsein entscheiden, wenn du es fragen würdest?
Ist es okay für dich, wenn wir noch mal gemeinsam ein 'Spielchen' versuchen? Erst mal ohne dir den dahinter liegenden Sinn zu verraten?
Schnappe dir mal einen Schmierzettel und Stift. Nun schließe die Augen und horche mal auf deine derzeitigen Gefühle, zum Beispiel deine Grundempfindungen gerade jetzt im Moment. Notiere dir in Stichworten, was du empfunden hast.
Nun zu Schritt 1 unseres 'Spielchens': So wie du hier schreibst, handelt es sich bei dir um einen recht sensiblen Menschen. Also wirst du sicher auch 'wachträumen' können. Ebenso bin ich sicher, dass du eigentlich ganz genau weißt, wie dein Leben, deine Wünsche aussehen würden, wenn du sie schon erfüllt hättest. Ist es nicht so? Entstehen nicht aus dem Unterschied zwischen Wunsch und Realität deine unangenehmen Gefühle?
Okay, dann greife dir bitte einen deiner wesentlicheren Wünsche heraus und stelle dir - wenn du den Absatz zu Ende gelesen hast - vor deinem inneren Augen vor, wie du deinen Wunsch erfüllt hast, in ihm lebst. Wenn in deiner Vorstellung etwas noch nicht ganz richtig ist, korrigiere es jetzt. Und wenn dein Bild richtig ist, genieße einfach den Anblick, genieße die Gefühle die du hast. Denk dran, in deinem Kopf bist du für dich. Du brauchst niemandem Rechenschaft ablegen. Du kannst dir erträumen was du willst. Wenn das Bild vor deinem inneren Auge 'fertig' ist, beginne einfach auf deinen Gefühle zu horchen. Und wenn du dir deren klar bist, öffne wieder die Augen und mache dir kurze Notizen.
Schritt 2: Wenn du diesen Absatz zu Ende gelesen hast, schließe bitte wieder die Augen und stelle dir wieder dein Bild aus Schritt 1 vor. Mit allen Einzelheiten. Wenn du es vor dir siehst, beginne in deinem Kopf zu sagen, zu denken: Ich hoffe, dass ich dieses Ziel erreiche. Ich hoffe, dass sich dieser Wunsch erfüllt. Wiederhole dies mehrfach. Horche auch hier den Emotionen nach, die deine Worte begleiten. Mache Notizen, wenn du fertig bist.
Schritt 3 ist ähnlich Schritt 2: Wieder die Augen schließen und das Bild hervorrufen. Jetzt aber denkst, sagst du: Ich weiß, dass ich dieses Ziel erreiche! Ich weiß, dass sich dieser Wunsch erfüllt! Horche auch hier den Emotionen nach, mache Notizen.
im Anschluss möchte ich dich bitten unser Spielchen einfach auf dich wirken zu lassen. Gab es Unterschiede zwischen den Emotionen in den einzelnen Schritten? Wenn ja, welche Unterschiede? Wodurch könnten die entstanden sein?
Wenn du hier das nächste Mal schreibst, möchte ich dich bitten die Ergebnisse unserer Schritte 1 -3 mit zu teilen. Auch deine Ergebnisse durch das Nachdenken danach. Lass uns dann mal darüber diskutieren. Ich möchte dem jetzt noch nicht vorgreifen...
Zitat von GekoMeko: Ich finde diese Frage sehr interessant und bedanke mich bei dir. Leider hat es etliche Jahre gedauert bis ich mir zugestanden habe, dass ich einsam bin. Dementsprechend musste ich mich überwinden, um mich in einem Forum anzumelden und mich zu öffnen, was im Endeffekt eigentlich nicht so schwer war/ist.
Dank dafür ist nicht nötig. Unterhält man sich nicht auch deshalb, um bestimmte Sachen aus einem anderen Blickwinkel betrachten zu können? Andere Sichtweisen zu erhalten? Und manchmal braucht es halt Zeit, bis ein Samen Wurzeln schlägt. Bis die Pflanze durch die Erde bricht. Sollte man sich dann nicht lieber darüber freuen, die Erkenntnisse nutzen, damit es beim nächsten Mal nicht ganz so viel Zeit braucht?