Hey lieber Themenstarter,
Zuerst einmal mein Beileid wegen deinem Kätzchen. Sowas ist traurig, gerade, wenn man sich sowieso schon nicht gut fühlt und jemanden zum kuscheln bräuchte.
dein Beitrag passte wie die Faust aufs Auge auf mich, denn ich bin auch körperlich massiv eingeschränkt, was an meiner Psyche nagt. Daher habe ich mich nun extra für eine Antwort hier registriert.
Bei mir fing es vor 3 Jahren an. Ich hab mich morgens oft ziemlich erschöpft gefühlt und abends nach der Arbeit oft Panik bekommen, weil ich mich wahnsinnig schwach fühlte. Ich hab meinen Alltag aber noch ganz gut geschafft. Dann fing C. an und es ging weiter bergab mit meiner Psyche. Es kam oft Wut hoch, die ich unterdrückte. Ich fühlte mich noch einsamer als vor der Pandemie, was mich oft traurig machte. Doch auch das schluckte ich meistens runter. Meinungen zum Thema C. schluckte ich auch runter, weil ich Angst hatte, jemanden damit auf den Schlips zu treten. Es hat sich also vieles in mir gestaut an Gefühlen und sowas ist sehr sehr ungesund auf Dauer.
Ich bekam immer mehr Symptome und hatte immer öfter Panik. Gerade, wenn ich Halsschmerzen hatte oder ähnliches. Vor einem Jahr wurden die Panikattacken so heftig, dass ich jedes Wochenende in der Notaufnahme war. Ich bekam dann immer Schwächeanfälle, Schwindel, Übelkeit, der gesamte Körper kribbelte, ich bekam Atembeschwerden, immer schwerer Luft und überall am Körper hat es gepiekst und gestochen. Gerade im Brustbereich bekommt man ja große Angst. Oft bin ich auf dem Weg zur Notaufnahme zusammengebrochen und musste abgeholt werden.
Vor 4 Monaten dann war es so schlimm, dass ich an einem 16-Stunden-Tag 14 Stunden gelegen habe und Angst hatte. Ich fühlte mich schwach und zittrig im Liegen. Bekam schwer Luft und hatte das Gefühl, mein Herz kann nicht mehr. Das Lustige an der ganzen Story ist, dass ich bei keinem Arzt oder Facharzt eine Diagnose bekam. Und es waren wirklich viele Ärzte. Circa 15 verschiedene Ärzte sagten mir, ich bin psychisch krank. Also kam ich in stationäre Behandlung. Die ersten Wochen waren hart und ich brach oft zusammen und in Tränen aus. Doch ich bemerkte, dass eine gewisse Bewegung scheinbar klappt, auch wenn es anstrengend ist und sich nicht gut anfühlt. Trotz wackliger Beine konnte ich leichten Sport machen und spazieren gehen. Und dadurch wurde die Angst etwas weniger.
Mittlerweile habe ich eine feste Struktur für den Morgen, die ich jedem hier ans Herz legen kann. Die muss man für sich selbst finden, je nachdem, was einem gut tut. Aber Dinge wie leichter Sport, eine kalte Dusche, ein gesundes Frühstück mit Obst und 0,5 bis 1,0 Liter Wasser am Morgen sollten definitiv dabei sein. Die ersten Tage wird alles irgendwie schlimmer. Man fühlt sich total müde und erschöpft. Man will aufgeben und die Routine abbrechen. Aber ich kann fast schon garantieren, dass man sich nach 2-3 Wochen deutlich besser fühlt, als vorher.
Natürlich sollte man vorher wirklich einmal gut untersucht worden sein. Und wenn Ärzte einem nicht zuhören, ist das wirklich großer Mist. Ich habe einfach immer wieder den Hausarzt gewechselt und mir bereits vor dem Besuch aufgeschrieben, was ich dem Arzt sagen will und wie ich den Arzt dazu bekomme, dass ich auch tatsächlich durchgecheckt werde. Auch wenn man denkt, dass man was am Herzen hat, kann man selbstständig bei einem Kardiologen anrufen oder bei der 116 117 und nach einem Kardiologen fragen. Dazu braucht man keine Überweisung. Wenn Hausarzt und ggf. Kardiologe dann nichts findet, kann man sich zu 99,9% sicher sein, dass man so eine Morgenroutine überlebt.
Depression und Angsterkrankungen sind heftig. Keine Frage. Aber das Ding ist, da kann einem niemand bei helfen. Nur man selbst. Therapeuten und Ärzte können unterstützen und motivieren. Aber die meiste Arbeit liegt bei einem selbst. Und auch ich habe weiterhin mit Erschöpfung und Müdigkeit und Ängsten zu kämpfen, aber es wird etwas besser, wenn man diesen Kampf annimmt. Man muss da halt am Ball bleiben und darf nicht aufgeben. Man mus vor allem auch Ziele haben. Warum will man dagegen ankämpfen. Diese und andere Fragen sind da mega wichtig.
Ich hoffe für jeden hier, dass es ganz bald besser wird und wünsche da ganz viel Kraft. Wenn jemand ein wenig schreiben möchte, freue ich mich natürlich über eine PN : )
24.07.2022 13:04 •
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