Ja, sicher. Wer Teile von sich selbst ablehnt und darüber nicht reflektieren kann, sucht sie bei anderen und wird zum Beleidiger und Prediger auf der einen, zum Skla. der eigenen Ideologien vom besseren Menschen auf der anderen Seite.
Das ist sowieso ein Ansatz, der theoretisch therapierbar wäre, jedoch hängt man in dem Fall an seinen Ideen wie ein Ertrinkender am Grashalm, wobei die Erklärung so simple ist: Man kann sich selbst nicht leiden.
Vielleicht wollen sich Leute nicht treffen weil sie instinktiv wissen, dass man erst das Gefühl der Einsamkeit lösen muss, bevor man dazu fähig ist, auf andere nicht nur rein aus der Bedürftigkeit heraus zuzugehen. Mit andere auf Augenhöhe zu sein ist eine Bedingung für gute zwischenmenschliche Beziehungen, und der Umstand, dass der andere auch Mangel leidet, ist kein Ausgleich dafür.
Noch dazu kommt, dass wenn man anhand des Eigenbedarfs nach Bekanntschaften sucht, mit denjenigen, die einem ähnlich sind, eine solche Bekanntschaft i. d. R. an dem Punkt endet, wenn einer auftaucht, der dem eigenen, vorgegebenen Schema besser entspricht. Ich habe beschlossen auf solche leidbringende Erfahrungen in der Zukunft ganz zu verzichten und bin mit Smalltalk und allgemeinen Diskussionen zufrieden. Es muss keiner zu mir nach hause kommen und meine Bücher bewundern, mit mir Händchen haltend ins Kino gehen, oder mir auch wunderbare Mails schicken. Danke, das hatte ich schon alles und es hat sich nicht bewährt. ; ) Und es passiert nicht selten, dass im Laufe des Tages Menschen auftauchen, die dazu in der Lage sind, Situationskomik oder -ernst mit den anderen aufrichtig zu teilen. Warum sollte man sich also einsam fühlen? Menschen sind überall. Man muss sie doch nicht krampfhaft für sich und eigene Zwecke einfangen wollen.
30.08.2012 07:16 •
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