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Hallo,

ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben, ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Menschen wie mich gibt ... wobei ich andererseits nicht weiß, ob ich hierher passe. Mein generelles Problem ist zwar Einsamkeit, allerdings in einem anderen Rahmen als bei den meisten hier.

Zu mir: Ich bin männlich, 40 Jahre alt und Single. Kontaktschwierigkeiten habe ich bisher nicht wirklich , wobei es langsam anfängt. Mir fiel es zwar nie wirklich leicht auf Menschen zuzugehen, aber ich hab mich halt immer wieder zusammengerissen und es trotzdem versucht, egal ob in der Schule, auf der Uni oder sonstwo. Ich war in meiner Freizeit auch immer unter Menschen und war in ein bis zwei Vereinen aktives Mitglied. Phasenweise kam noch ehrenamtliche Arbeit dazu. Wenn ich in die Stadt gehe, treffe ich auch immer wieder Menschen, die ich kenne und mit denen ich ein wenig Smalltalk machen kann.

Das alles klingt erst mal, als gäbe es kein Problem. Ist es aber doch, denn irgendwie hab ich es nie geschafft Freunde zu finden - und das geht zurück bis in die Schulzeit. Aufgefallen ist mir das so richtig vor ein paar Monaten, als ich nachts mit Schmerzen in der linken Brust aufgewacht bin und nur noch panisch ins nächste Krankenhaus gegangen bin, weil ich dachte, dass der Herzinfarkt unmittelbar bevorsteht (es war zum Glück Fehlalarm). Denn wenn es mich in der Wohnung erwischt hätte, hätte das sich er tage- oder sogar wochenlang niemand bemerkt.

Obwohl ich eigentlich ganz gut auf Menschen zugehen kann (in Vereinen usw. ist es ja relativ einfach), hat sich daraus solange ich zurück denken kann nie so etwas wie Freundschaft ergeben. Ich bekomme mit, dass sich andere Leute über gemeinsame Unternehmungen unterhalten, DVDs zurückgeben, die sie in der Woche ausgetauscht haben, sich verabreden usw. Nur bei mir passiert das nicht. Dabei signalisiere ich grundsätzlich Interesse. Wenn z. B. über einen neuen Film geredet wird, werfe ich ein, dass ich den auch unbedingt sehen will (natürlich nur, wenn das tatsächlich so ist). Und irgendwann bekomme ich dann mit, dass das Grüppchen sich den Film angeguckt hat - ohne mich. Früher hätte ich noch rumtelefoniert und den Kinoabend selbst organisiert. Hat aber auch nicht geklappt, so dass ich das schon nicht mehr mache, weil ich es irgendwann nur noch peinlich fand, wie alle irgendwelche Ausreden gesucht haben.

Ich verstehe allerdings nicht, warum das so läuft. Weder bin ich besonders aufdringlich noch besonders nervig. Zu ruhig bin ich auch nicht. Und ich habe in meinen Vereinen/ehrenamtlichen Tätigkeiten auch nie das Gefühl gehabt gemobbt oder direkt ausgegrenzt zu werden. Wenn ich Leute in der Stadt treffe, kommen die auch von sich aus auf mich zu, um 2 oder 3 Sätze zu wechseln. Meist haben die dann aber wenig Zeit und es kommen so Sachen wie Wir müssten mal 'nen Kaffee trinken und länger reden. Passieren tut das aber so gut wie nie, selbst wenn ich mich dann ans Telefon klemme. Man hat halt anderes zu tun.

Dass es mit einer Beziehung noch nie geklappt hat, muss ich glaube ich nicht extra erwähnen. Ab und zu gibt es dann nette Menschen, die mal nachfragen, warum ich noch solo bin, weil sie sich das nicht erklären könne. Ich sei ja so nett und fröhlich usw. Zu den gleichen Menschen hab ich aber nach spätestens einem halben Jahr auch keinen Kontakt mehr, weil es wie immer nach dem obigen Schema gelaufen ist.

In letzter Zeit merke ich allerdings, dass ich mehr und mehr die Lust verliere rauszugehen, mit Menschen zu reden oder irgend etwas zu machen. Denn egal was ich mache, abends hocke ich wieder alleine in meiner Wohnung, niemand ruft an und ich habe auch niemand den ich anrufen könnte, um ein wenig zu quatschen. Ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass Freunde in diesem Leben für mich nicht vorgesehen sind. Warum sich also noch Mühe geben und nach ihnen suchen? Am Ende bin ich doch wieder alleine und außderdem mit jedem Mal frustrierter.

Meine Arbeit leidet auch mehr und mehr darunter, weil ich im Prinzip jede Gelegenheit für eine Zig. mit Kollegen nutze. Nachdem ich am ganzen Wochenende vielleicht einen oder zwei Sätze gesprochen habe (Danke, den Bon brauche ich nicht.), merke ich einfach, wie sehr ich das Bedürfnis habe mich über irgendwas zu unterhalten. Im Moment beobachte ich mich dabei, wie ich nach und nach die letzten Brücken abbreche - nicht mehr zu meinen Vereinen gehen, es meide rauszugehen, Facebook Co zu löschen etc. - kann mich aber auch nicht davon abhalten. All diese Sachen kommen mir vor wie Tore, wo der Frust einmarschieren kann. Rational weiß ich, dass ich damit meine Einsamkeit nur verschlimmere, aber ich mag mich einfach diesen ganzen enttäuschenden Situationen nicht mehr stellen.

Soviel erst mal zu mir. Ich hoffe im Forum auf einen regen Austausch und auf Menschen, die meine Situation verstehen können.

Liebe Grüße
Papaya

18.06.2012 16:39 • 19.06.2012 #1


4 Antworten ↓


Hey Papaya,

schön dass du dich hier im forum angemeldet hast. ich weiß genau was du meinst, denn mir geht es genau so. ist es nicht merkwürdig das man sich mit vielen menschen gut versteht aber niemand etwas mit einem unternehmen will? auch ich habe leider nicht wirklich eine antwort darauauf...
Was hast du denn für einen beruf? stehst du dort viel mit menschen in kontakt?
hmm... schon mal überlegt sich auf einer ´partnersuch´ website anzumelden? einen versuh wäre es wert oder?
unsere gesellschaft ist schon etwas merkwürdiges, findest du auch? und um so weniger man akzeptiert wird, desto mehr redet man sich ein dass man keine anderen menschen braucht und dass man alleine glücklich ist. ist zumindest bei mir der fall...
Wenn du lust hast zu schreiben dann schreib mir einfach eine PN.

MGF Crisis

A


Einsam und allein gelassen

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Hallo Papaya,
ich bin etwas jünger als Du, aber ich kenne dieses Phänomen auch sehr gut. Ich habe mir immer eingeredet, daß ich ja gerade einen Freund/Partner habe, und glücklich bin. Ich durfte mit seinen Freunden und Bekannten rumhängen. Meistens nach sehr kurzer Zeit war die Beziehung beendet, und ich saß wieder alleine Zuhause. Ich habe Kinder. Da dachte ich immer, das ergibt sich bestimmt. Da trifft man sich mit anderen Eltern. Aber dem ist auch nicht so.
Ich sehe genauso aus wie die, ich rede genauso wie die, ich lebe genauso wie die. Und trotzdem bin ich anders. Und trotzdem mag sich niemand mit mir treffen, auch nicht, damit die Kinder was zusammen unternehmen. Es ist sogar viel schlimmer geworden: ich fühle mich nicht zugehörig, ich trage nur noch schwarze Kleidung und grenze mich auch körperlich von den Anderen ab.
Ich arbeite in der Gastronomie, ich treffe täglich auf viele unterschiedliche Menschen. Ich gehe auf Festivals......nein, gelogen. Ich gehe eigentlich nur einmal im Jahr weg, die restliche Zeit rede ich mich raus, daß ich keinen Babysitter habe *seufz*
Wollte nur sagen: ich kenne das! Du bist nicht allein!

Danke für eure Antworten. Ich bin beruflich im sozialen Bereich zu Hause und helfen anderen Menschen

Jo, Crisis, die Nummer mit den Kontaktbörsen habe ich schon durch. Als gleichgeschlechtlich Mann gab's Anfang der 90er noch wenig Möglichkeiten potenzielle Beziehungspartner kennen zu lernen, vor allem wenn man dann noch Landei war. Früher waren es die Kontaktanzeigen in Stadtmagazinen, später Chats und heute gibt es ein paar gut besuchte Kontaktseiten, wobei da auch viel Pack unterwegs ist und man echt gut selektieren muss. All das hat auch nichts gebracht. Hatte ich mal ein Blind-Date, hab ich bisher spätestens beim 3. Treffen gehört, dass der Funke irgendwie nicht so richtig überspringen will. Den Spruch hab ich inzwischen so oft gehört, dass ich fast glaube, dass der liebe Gott vergessen hat, das Bauteil mit dem Funken bei mir einzubauen (allerdings bin ich Atheist, deshalb kann ich nicht mal mehr einem Gott die Schuld in die Schuhe schieben ...).

Heute war auch schon wieder so ein klassisches Erlebnis. Ein Blick auf die Geburtstagsliste verriet mir, dass ein Bekannter letzte Woche Geburtstag hatte. Also hab ich angerufen und nachträglich gratuliert. Nachdem das Geburtstagskind sich artig bedankt habe, wurde ich noch eine Viertelstunde zugetextet wie toll die Feier war und wer alles eingeladen war - mal wieder die halbe Stadt außer mir Anschließend hab ich mich gefragt, warum ich überhaupt angerufen habe.

Wenn ich dann diese Expertentipps gegen Einsamkeit lese, bekomm ich manchmal einen Hals. Ich geh ja noch raus, ich suche Kontakte, ich versuche mich nicht zurückzuziehen, aber helfen tut das auch nicht wirklich. Gut, ein solches Erlebnis wie oben ist für Außenstehende eine Lapalie, aber die Summe machts dann halt. Vielleicht reagiere ich da inzwischen zu sensiebel, aber das schale Gefühl ist nun mal da.

Liebe Grüße
Papaya

Hey Papaya,

wollte dir jetzt keine ´expertentipps´ geben wenn sich das so angehört hat, mir ist nur aufgefallen dass es bei manchen so ist. verzeih wenn ich dir zu nahe getreten bin.
Du bist Atheist? Gute einstellung
Halte selbst auch absolut garnichts auf kirche und transzendente wesen
Hmmm... Ja wenn man zusätzlich gleichgeschlechtlich ist erschwert das die partnersuche wesentlich.
Aber gib nicht auf, wenn man aufgibt hat man schon verloren. eigentlich müsste ich mir diesen ratschlag selbst erteilen, naja... wir sitzen ja alle im selben boot. warum kann kein beliebter mensch uns die lösung in dieses forum posten? dann währe alles so einfach

Wegen der geburtstagsfeier: Das kenne ich! dieser mensch gehört anscheinend zu der sorte die sich aufwerten müssen indem sie von ihren tollen erlebnissen berichten. solche menschen kommen mir so vor als würden sie nur für andere leben damit die sehen wie toll diese person ist... weiß nicht wie du das siehst, aber ich kenne einige dieser sorte
Naja, mach dir nichts deswegen. Vielleicht würde es helfen mal aus dem alltäglichen trott herauszukommen und was neues zu probieren was man sonst nie macht, aber das ist auch leichter gesagt als getan nicht? aber was weiß ich schon... ich bin erst 17 jahre, also hast du sicher schon mehr erfahrungen gemacht als ich...

MFG,
Crisis





Dr. Reinhard Pichler
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