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Hallo an alle!

Zunächst mal ein gutes, vor allem gesundes Jahr 2011.

Bin heute Nachmittag auf diese Seite gestoßen und habe es jetzt auch fertiggebracht mich hier anzumelden.

Meine Situation ist die folgende: Ich bin 25 Jahre alt, lebe und arbeite in Osnabrück. Ich habe einen Job, der mir Spaß macht und bei welchem ich mit tollen Menschen zusammenarbeite. Mit meiner Familie (vom Vater mal abgesehen) habe ich sehr guten Kontakt und zwei, drei sehr gute Freunde hab ich auch. Nun Ursprünglich komme ich aber aus dem Südharz und Familie und Freunde sind (natürlich) noch dort. Der Kontakt ist aber nach wie vor sehr gut und ich fahre auch alle 3-4 Wochen nach Hause, um die lieben Menschen wiederzusehen. Eigentlich sollte es mir gutgehen.

Gestern hatte ich nach vier Jahren zum ersten Mal wieder die Gelegenheit Silvester zu feiern, da ich in besagten vier Jahren immer arbeiten musste. Problem nur: Ich hatte kaum Kraft mich zu motivieren. Wo ich doch eigentlich froh sein sollte über die freie Zeit und die Möglichkeit endlich wieder mit den Leuten zu feiern, die ich so gern um mich habe. Mit der vagen Begründung, dass es mir nicht so gut ginge eklärte ich mich zum Nüchternen des Abends und somit als Fahrer. Mir ist selbst aufgefallen, dass ich kaum in der Lage war normale Gespräche mit meinen Freunden zu führen. Auch als die Stimmung um uns herum (öffentliche Party) immer besser, fröhlicher und ausgelassener wurde, konnte ich mich einfach nicht locker machen. Verkrampft muss ich gewirkt haben.
Als ich dann nach Hause kam, hab ich weiter nachgedacht. Dabei hab ich das letzte halbe Jahr reflektiert. Zum August bin ich nach Osnabrück gezogen. Wohnungssuche, -besichtigung, -anmietung, der Umzug mit Hilfe meiner Familie, das Einrichten, das Zurechtfinden in der neuen Stadt. Alles hat reibungslos funktioniert ohne auch nur einen Dämpfer. Zwar war der Jobwechsel (mein erster) ein wenig turbulent und alle mussten sich erstmal neu aneinander gewöhnen. Aber eigentlich kann ich mich auch widerum darüber nicht beklagen.

Heiligabend war ich zum ersten Mal allein, da ich an beiden Weihnachtsfeiertagen arbeiten musste und die Fahrt nach Hause (Bahn) schon fahrplangemäß über 3,5 Stunden dauert. So konnte ich mich früh auf den Heiligabend einstellen und hatte mich damit auch recht gute arrangiert und den Tag weitestgehend ausgefüllt. Komisch wars dann natürlich trotzdem. Zu wissen, dass die Familie zusammensitzt, erzählt, sich beschert usw.. Dabei wusste ich gleichzeitig, dass sie an mich denken würden. Und dass wir Weihnachten quasi nachfeiern würden, hatten wir auch schon ausgemacht.
Dienstag bin ich dann wie geplant nach Hause gefahren und alles ist auch so gekommen, wie wir es geplant hatten.
Wie gesagt: Eigentlich sollte es mir gutgehen.

Aber mir gehts nicht gut. Ich habe verlernt mich zu unterhalten. Und das macht mir Sorge, denn eigentlich spreche ich so gern mit Menschen, lerne neue Menschen kennen und bin offen und interessiert, wenn mir jemand etwas erzählt. Aber ich habe die Freude daran verloren. Das mag zunächst banal klingen, aber wenn ich eben nur so selten in meinem alten Umfeld bin und nicht zu kommunizieren vermag: Wozu komm ich dann überhaupt zurück? Ist es nicht genau das was ich suche, wenn ich in die alte Heimat fahre? Den Austausch mit Menschen, die mir nahe stehen?
Eigentlich wollte ich bis Montagabend hier bleiben und den letztmöglichen Zug nehmen. Aber seit Vorgestern hab ich schon den Drang bereits morgen oder Montagvormittag nach Osnabrück zurückzufahren. Einfach weil ich mit den Menschen, die mir die wichtigsten überhaupt sind, nichts mehr anzufangen weiß. Und das macht mich sehr traurig.

Es ist wahrscheinlich obsolet zu erwähnen, dass ich Single bin. Das ist seit Sept. 09 der Fall. Das ist wiederum eine andere Geschichte, die meiner Meinung nach nicht zwingend öffentlich ins Forum gehört. Darüber kann man sich per PN mal austauschen.

Danke zunächst fürs Lesen.
Vielleicht ist jemand in einer ähnlichen Situation oder hat eine ähnliche erlebt und durchgestanden und kann mir jetzt Tipps geben, wie ich mir selbst helfen kann oder ob gar professioneller Rat sinnvoll wäre.

Vielen Dank nochmals,
Sebastian

01.01.2011 20:38 • 11.01.2011 #1


11 Antworten ↓


Hallo Sebastian,

mir macht es den Anschein, als würdest du „nur“ einen eigentlich gesunden Prozess beim Erwachsenwerden durchlaufen: Du nabelst dich ab!

Du lebst jetzt – abseits deiner Familie – in einer „neuen“ Welt, mit neuen Menschen, neuen Aufgaben, neuem Wohn- und Arbeitsumfeld, in der du dich sogar wohl fühlst.

Deine Familie aber kennt diese „Welt“ nicht. Du kannst sie nicht mit ihr teilen. Auch wenn du bei deinen Besuchen davon erzählst (was ich annehme) ein gemeinsames ERLEBEN dieser „Welt“ ist nicht möglich.

Und sowas wird von uns (Menschen) oft auf der Gefühls-Ebene wahrgenommen und kann auch eine vage Traurigkeit hervorrufen. Eine „Traurigkeit“, weil man nicht mehr alles mit seiner vertrauten Familie erfahren und erleben kann (auch wenn man sich mit Worten vermitteln kann, die EMOTIONALE Kommunikation ist nicht mehr dieselbe wie vorher).

Mag sein, ich interpretiere deine Situation völlig falsch. Aber nachdem was du schreibst, könnte das durchaus der Fall sein.

Wenns denn so ist, dann mach dir keine zu großen Sorgen, weil ein Abnabeln ins eigene Leben nun wirklich nichts Schlechtes ist, auch wenn es von unangenehmen Gefühlen begleitet ist.

I.d.S. alles Gute dir!

LG
Capri

A


Einsam trotz guten Umfelds

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Hallo solitary,

mir kommt beim Lesen Deines Betrags der Gedanke, daß Du vielleicht etwas ausgebrannt und depressiv verstimmt bist.

Du hast alles wunderbar gemeistert (Wohnungssuche, Umzug, Zurechtfinden in neuer Stadt, Jobwechsel) und reibungslos funktioniert.
Doch so komplett neu seine Lebenssituation zu gestalten, ist natürlich mit einem ungeheueren Kraftaufwand und Anstrengung verbunden. Du schreibst, Du wolltest mit Deiner Familie und Freunden feiern und Dich intensiv austauschen, da Du sie ja nicht mehr so oft siehst.
Doch das bedeutet natürlich wieder Anstrengung.
Vielleicht möchtest Du im Moment einfach nur die Nähe Deiner lieben Menschen erleben, aber auf eine ruhige, entspannte Art, ohne viel zu kommunizieren.
Ich fände das völlig in Ordnung. Vertrautheit und Nähe müssen nicht immer mit viel Worten verbunden sein. Vielleicht solltest Du auch sagen, daß Du im Moment etwas Ruhe brauchst.
Wenn Du wieder etwas Kraft sammeln konntest, ist Dir vielleicht wieder mehr nach regem Austausch zumute.

Liebe Grüße

Hallo!
Vielen Dank euch für eurer beider Beiträge.
Es steckt viel Wahrheit in beiden. Einerseits ist es die Abnabelung. Zwar bin ich schon einmal (mit 19) für zwei Jahre von zu Hause ausgezogen, aber das war noch was anderes. Da hab ich mich an einem Studium probiert, was letztlich von mäßigem Erfolg gekrönt war. Und schließlich kam ich ja dann zurück.
Das Ausgebranntsein ist auch eine mögliche Erklärung, obwohl ich mich sehr schwer mit dieser Einschätzung tue. Ausgebrannt ist für mich eine sehr schnelle, sehr modische Erklärung, die heutzutage relativ widerstandslos für allerlei Probleme herangezogen wird. Mit depressiver Verstimmtheit kann ich mich da besser arrangieren.
Nochmal @capricorn: Dass ich mit meinen alten Freunden und der Familie kaum über meine neue Lebenswelt sprechen kann ist die eine Sache. Warum aber habe ich keine Freude daran mit meinen jetzigen Arbeitskollegen, mit denen ich ebenfalls ein eigentlich sehr gutes Verhältnis während und nach der Arbeit habe, kaum bis gar nicht über die Arbeit bzw. über deren Vergangenheit sprechen WILL? Denn es sind interessante Menschen mit denen ich es zu tun habe. Sehr unterschiedliche Hintergründe, Alter zwischen 19 und 34 Jahren, mir teilweise ähnlich teilweise komplett unterschiedlich. Wie gesagt, eigentlich sehr interessante Typen. Aber ich denke lieber für mich allein über alles und jeden nach. Dann sitze ich, wie heute Abend auch, nach Feierabend zu Hause und schreibe Tagebuch oder verarbeite das erlebte in semi-fiktiven Kurzgeschichten.
Wie sagte schon eine bekannte, verkleidete Fernsehfigur: Ay, ay, no es bueno! ;-(

Vielen Dank nochmals für die Antworten und das ist auch im Voraus gemeint.

Sebastian

Zitat von solitary:
Warum aber habe ich keine Freude daran mit meinen jetzigen Arbeitskollegen, mit denen ich ebenfalls ein eigentlich sehr gutes Verhältnis während und nach der Arbeit habe, kaum bis gar nicht über die Arbeit bzw. über deren Vergangenheit sprechen WILL?


Hmmm - fragst du mich das ernsthaft? - Ich hab dafür keine Antwort!

Das kann viele Gründe haben. Auch den, dass du einfach so bist! Vieleicht ist es einfach deine Art, mit Aussenkontakten so umzugehen. Ich kann das nicht wissen - sorry.



Zitat von solitary:
Denn es sind interessante Menschen mit denen ich es zu tun habe. Sehr unterschiedliche Hintergründe, Alter zwischen 19 und 34 Jahren, mir teilweise ähnlich teilweise komplett unterschiedlich. Wie gesagt, eigentlich sehr interessante Typen. Aber ich denke lieber für mich allein über alles und jeden nach.


Das könnte dafür sprechen, dass du einfach so tickst, und dann: wär's doch total ok?!?!



Zitat von solitary:
Dann sitze ich, wie heute Abend auch, nach Feierabend zu Hause und schreibe Tagebuch oder verarbeite das erlebte in semi-fiktiven Kurzgeschichten.


Hmm - das klingt wieder NICHT danach, als wärst du mit den Aussenkontakten TOTAL zufrieden und könntest damit in Einklang leben.



Zitat von solitary:
Wie sagte schon eine bekannte, verkleidete Fernsehfigur: Ay, ay, no es bueno! ;-(


Scheint MIR nicht bekannt zu sein, diese TV-Figur. Was genau möchtest du damit sagen?



Zitat von solitary:
Vielen Dank nochmals für die Antworten und das ist auch im Voraus gemeint.


HEY!?!?! - Dank im Voraus??
Naja, woll'n wir mal sehen

LG
Capri

Hallo Sebastian,

mir fällt auf, daß Du sowohl in Bezug auf Deine Familie und Freunde als auch auf Deine neuen Arbeitskollegen von fehlender Freude an der Kommunikation sprichst.
Ich vermute, daß Du nach all den bewältigten Herausforderungen einfach kontaktmüde bist.

Ich finde Du solltest nach Deinem inneren Gefühl handeln und das machen, was Dir gut tut, auch wenn es vielleicht nicht dem entspricht, was Du eigentlich von Dir erwartest.

Empfindest Du diese mangelnde Freude eigentlich nur in Bezug auf Kontakte mit anderen oder ist Deine Stimmung generell freudlos und gedrückt?
Wenn es Dir gut geht, wenn Du alleine etwas machst ,wie z.B. Deine Kurzgeschichten schreiben, dann würde ich einfach noch etwas abwarten, ob die Freude am Austausch sich nicht doch wieder einstellt.

Liebe Grüße

@capri
Klar kannst du das nicht wissen, warum ich mit den Leuten nicht reden will. Das versuch ich ja grad selbst rauszufinden. No es bueno - kommt vom Hummelmann bei den Simpsons
Was ich geschrieben hab hab ich geschrieben, weil ich es mir an mir selbst aufgefallen ist. Und es fällt jemandem nur etwas auf, wenn es einem unnormal erscheint. Das ist es ja. Ich bin eigentlich nicht so. Und es gibt objektiv keinen Grund zu der Traurigkeit, die ich empfinde. Und da ich sowieso eher ein Kopfmensch bin, macht es mir Sorgen, dass ich doch traurig bin. Himmel, wie kompliziert
Bin aber ehrlich dankbar für jeden Beitrag, der mir auf den Weg des Verstehens weist.

@tau
Mir ist schon in deiner letzten Antwort aufgefallen, dass du das Positive an der beschriebenen Situation herauszustellen verstehst. Du versuchst mich zu bestärken und dafür danke ich dir ganz besonders. So hab ich es auch versucht. Ich hab mir wieder und wieder aufgeschrieben, dass ich doch so viel geschafft hab. Gerade im letzten halben Jahr. Daran kann ich mich aber leider nicht hochziehen. Da beißt sich der Hund wieder in den *beep*, da es ja objektiv betrachtet nix gibt, dass mich runterziehen kann.
Schwierig.

Hallo Sebastian,

ich finde Kurzgeschichten schreiben wesentlich interessanter und produktiver als häufig mit anderen abhängen, und seien sie noch so interessant.

Auch die anderen werden dir nicht jeden Tag etwas Neues, Interessantes erzählen können.

Wodurch sind diese anderen eigentlich für dich interessant? Brauchen sie nicht auch Zeit für sich, um sich ihre Interessantheit zu erarbeiten?

Vielleicht hast du ein Norm-Bild im Kopf, nach dem man immer hip, flott, gesellig, in usw. sein muss? Das muss man aber nicht, im Gegenteil. Wenn dieser Zustand zu häufig ist, macht es einen leer.

Du bist noch jung, und vieles kann sich noch in dir ändern. Ich meine, du solltest einfach erstmal auf deinen Bauch hören und das tun, was dir wirklich liegt und nicht das, was dir vielleicht als Norm vorschwebt. Du bist ein Individuum und kannst und sollst dich noch entwickeln. Wenn sich bei dir mit 25 nichts mehr verändern würde, wäre das furchtbar!

Aber du kannst trotzdem darauf achten, dass du genügend gute Kontakte pflegst und ein gewisses Mindestmaß an Kommunkation mit der Außenwelt und anderen Menschen, am besten mit richtigen Freunden, pflegst. Beides ist gut und wichtig - Alleinsein und Kontakt, aber wie viel du wirklich davon jeweils brauchst, wird sich herausstellen. Jedenfalls hängt man normalerweise als Erwachsener so ab deinem Alter nicht mehr so viel mit anderen ab wie zwischen 15 und 25. Insofern ist deine Entwicklung vermutlich ganz normal.

Aber vielleicht brauchst du ganz einfach erstmal wieder eine Freundin. Es ist viel einfacher, soziale Kontakte aufzubauen und zu erhalten, wenn man ein Paar ist. Und vielleicht fehlt dir einfach auch gefühlsmäßig (und vielleicht auch sonst?) eine Freundin. Dass du die Geschichte deiner Trennung nicht öffentlich erzählen magst, könnte ein Zeichen dafür sein, dass du das noch nicht ganz verdaut hast. Stimmt das?

Danke GastB.

Elfmeter ohne Torwart, eiskalt verwandelt

Hmmm ... verstehe leider nix von Fußball

Was bedeutet das genau?

Volltreffer ohne Gegenwehr seinerseits. Würde ich mal vermuten

Aha, das wäre eine Möglichkeit.

Aber gleich in allen Punkten? Oder ist ein bestimmter gemeint?

A


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Dr. Reinhard Pichler
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