Habt Ihr auch manchmal den Eindruck, dass Menschen beginnen, sich in Spekulationen zu ergießen, wenn Ihr eigenes Leben nicht das hergibt, was sie sich erträumten als sie noch träumen konnten?
Lassen wir das.
Wie ich es angekündigt hatte, folgt mein kleiner Erlebnisbericht:
Ich war ziemlich spät dran, als ich aufbrach. Schließlich wollte ich pünktlich zum genannten Treffpunkt erscheinen. Und nach einer Autofahrt von über einer Stunde trudelte ich schließlich auf dem von mir gewählten Parkplatz in Alex-Nähe ein. - Ich hatte noch 15 Minuten. Nach weiteren 5 Minuten erreichte ich die Weltzeit-Uhr. Hier würde ich also die nächsten 45 Minuten stehen.
Nun gut, ich trug eines meiner albernen T-Shirts, mit dem ich mich zu erkennen geben wollte und lauschte den Klängen eines recht talentierten Straßen-Musikanten, der ebenfalls seine Zelte vor der Uhr aufgeschlagen hatte. Es war ein aufregendes aber angenehmes Gefühl, die Menschen in der Masse genauer anzusehen. Vielleicht waren dort einige aus diesem Forum. Vielleicht würden sie sich, wie ich, fragend in der Menge, umdrehen, nach Menschen suchen, mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck oder ebenfalls albernen Sprüchen auf ihren Shirts.
Die meisten Leute in der Nähe der Uhr, waren in kleinen Gruppen da. Sie lauschten, wie ich, den Klängen. Schulmädchen filmten mit ihren Handies. Touristen warfen dem Musikanten Geld in seinen Gitarren-Koffer. Und auch ich warf ihm ein wenig Kleingeld zu.
Nun, die Zeit verging, und um es kurz zu machen: Es gab an diesem Tag kein Treffen. - Also machte ich mich eine halbe Stunde später wieder davon. Allerdings konnte dies meine gute Laune nicht trüben. - Im Gegenteil. Wer in einem Einsamkeits-Forum zum Treffen aufruft und dies auch noch ernst meint, wäre albern, würde er eine Menschenmasse erwarten. Jemand wie ich sucht nicht nach einer Masse, sondern nach dem Einzelnen. Und dieser Einzelne muss nicht zwingend bei einem Treffen erscheinen. Es kann auch sein, dass er völlig unvermittelt, wie durch Zufall, über meinen Weg läuft.
Also. An diesem Tag, so schien es, ging ich leer aus. - Nicht unerwartet. Doch als ich zurück kam, hatte ich eine PN von einem Menschen diesen Forums im Postfach, der genug Power gehabt hätte, meiner Einladung zu folgen, diese jedoch erst zu spät gesehen hatte.
Wir trafen uns heute und redeten ca. 3 Stunden miteinander. Und ich darf sagen, dass es mir großen Spaß machte, denn es war ein Gespräch jenseits der Oberflächlichkeit.
Ich denke, ich werde ihn öfter sehen. Und vielleicht werden noch andere dazu kommen, die Gefallen an einem extravaganten Austausch finden. - Die hier lesen, und mir vielleicht auch eine PN schreiben, oder nach mir googlen und mich in meinem eigenen Projekt finden.
Und was ich aus all dem für eine Lehre ziehe? Die meisten Menschen, die sich einsam fühlen, tragen einen hohen Anteil daran. Das sind Leute, die sich ihre Einsamkeit schönreden, viel zu passiv sind, um eine vermeintliche oder reale Niederlage in Kauf zu nehmen, oder gar nicht merken, dass es ihre Art ist, die Zusammentreffen nahezu unmöglich macht.
Sei es drum. An diesen Menschen bin ich ohnehin nicht interessiert.
Was mich interessiert sind Menschen, die das Empfinden teilen, in einer profanen Zeit festzuhängen, in der ein Mangel an Gefühlen durch das allabendliche Fernsehen ersetzt werden soll. - An Menschen, die sich mit derartigen Belanglosigkeiten nicht zufrieden geben, sondern sich erheben und es besser machen wollen. Die beharrlich und kompromisslos ihren Idealen folgen und den Zugang zu sich weiten, anstatt ihn zu vergraben.
Mir scheint, ich habe in meiner kurzen Zeit, in der ich hier poste, den ein oder anderen gefunden. Und ich werde weiter suchen, in diesem Projekt, in anderen, in meinem eigenen.
In diesem Sinne,
einen schönen Abend an alle Daheimgebliebenen. Ich hoffe, Ihr hattet genau so viel Spaß, wie ich.
N.
29.08.2012 00:55 •
#91