wahrscheinlich hat sich die Gesellschaft einfach der Art verändert, das Freundschaft, Gemeinschaft überhaupt an Wert für die meisten Menschen deutlich verloren hat. Man ist erstens nicht aufeinander angewiesen, zweitens ist die virtuelle Gesellschaft für viele Menschen schon gleichbedeutend wie die reale, drittens macht sich in unserer sg. Leistungsgesellschaft auch immer mehr ein Egoismus, eine Empathielosigkeit breit. Nicht wenige führende Köpfe äußern ja Bedenken, dass unser Sozialverbund mehr und mehr zerfällt. -
Vor einiger Zeit habe ich die umfangreichen Tagebücher Victor Klemperes gelesen. Sie beginnen unmittelbar nach Ende des I.WK 1918. Klemperer beschreibt darin längst nicht nur Politisches und Kulturelles. Viel interessanter war für mich der Alltag. Victor Klemperer ist Professor für Romanistik, seine Frau -wie damals üblich - Hausfrau. Sie leben in Dresden. Also eine typische Mittelstandsfamilie. Sie sind mit unzähligen Leuten bekannt oder gar befreundet. Mehrfach! in der Woche trifft man sich, zu privaten Einladungen, in der Oper, Konzert, Kino, Galerien, Café, Restaurant.... diskutiert dabei über Bücher, Malerei, Musik, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Und schnell bemerkt man als Leser, wie neugierig die alle auf andere Menschen Meinungen sind, und vor allem, dass das Kennenlernen wie eine Kettenreaktion erfolgt. War man einmal in einer Gruppe, lernte man Leute kennen, die einen gleich wieder wohin mit einluden unsw.... man konnte relativ schnell Bestandteil eines/dieses Freundes- und Bekanntenkreises werden. Mein Eindruck allg. und auch meine pers. Erfahrung ist die, dass dem heute keinesfalls mehr so ist, Ihr bestätigt das hier ja ohnehin. Mann kann sich Mühe geben, auf Leute zugehen.... es bleibt leider dabei. Ich komme mir seit Jahren so vor wie ein Dino, der eigentlich nach etwas verlangt (Urzeit ha..ha...) was es nicht oder kaum mehr gibt. Die Zeit (nun auch schon Jahre her) als ich privat noch Einladungen bekam und auch wahrnahm, erinnert mich, wie sehr mich das schon auf den Weg dort hin ankotzte, ich überlegte, wann ich wohl - ohne unhöflich zu sein - wieder unbemerkt verschwinden könnte. In der Regel lief das derart ab, dass irgendwo in der Whg. ein Büffet geliefert war, deutl. weniger Sitzgelegenheiten als Gäste da waren. Man stand dann so in 2er, 3er Gruppen herum, die aber untereinander auch nicht in Kontakt kamen. Und so verließ man die Party dann auch wieder...allein, zu zweit, dritt...eben wie man kam. Ich hab' es paarmal versucht, dann irgendwo einzuhaken; aber das sind dann so ganz typische Gespräche von Leuten über Themen, die nur sie betreffen, zu wenig offen und allg., als dass man sich mit einer Meinung daran beteiligen könnte. und ganz wichtig, man spürt deutlich, dass es auch garnicht gewünscht wird. Traf man dann die Gastgeber wieder fanden die ihre Party so nett gelungen, mit all den lieben Freunden, dass ich mich oft fragte, wo ich denn da war Mein Eindruck war schon damals der, dass ich merkte, wie anders ich da funktioniere, wie fremd und einsam ich mich zwischen solchen Leuten fühle, denen das irgendwie alles so egal ist. Und - was hier auch schon gesagt wurde, die Bekanntenkreise sind heute oft sehr statisch... ich habe das schon paar mal gehört, dass dann z.B. gesagt wird, ach die oder der passen da nicht hin weil.... man ist eben nicht neugierig, ist völlig zufrieden, wenn man nicht über den eigenen Tellerrand hinausschauen muß...auch so eine Art von inz.
15.05.2016 09:37 •
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