Hallo Tim,
Mein Weg aus der Einsamkeit führte damals über gemeinsame Aktivitäten in der Gruppe mit einem gemeinsamen Ziel. Ich wär selber viel zu schüchtern gewesen mich von mir aus zu integrieren, deswegen hab ich in der Schule AGs und AKs gewählt in denen ich automatisch mit einbezogen wurde. Das fiel mir dann einfacher. Ich war z.B. im Chor, in Selbstverteidigigung, in der Schülercafeteria. Außerhalb der Schule hab ich so Andere von einem ganz neuen Blickwinkel aus kennen gelernt. Das war richtig schön, und das tat mir auch sehr gut. Gleichzeitig zur langsam wachsenden Bestätigung von Außen hab ich noch selbst für mich an meinem Selbstbewusstsein gearbeitet.
Diese beiden Faktoren haben zusammen dann dazu geführt dass ich nach einer gewissen Zeit (mehrere Monate hat das gedauert) endlich wieder integriert war. Erst nur mit wenigen Freunden und trotzdem noch oft allein, dann mit immer mehr Freunden. Ich hab mich davor oft unverstanden und etwas erhaben gefühlt. Viel reifer, viel erwachsener, mit viel mehr Problemen - das stellte sich als Unfug heraus. Ich hab erst lernen müssen Andere auf eine Stufe mit mir selbst zu stellen, denn nur dann konnte ich sie auch akzeptieren und mögen, und das spürten sie und mieden mich nicht mehr so wie vorher. Ich musste damals erst von meinem hohen Ross runter steigen um auf Augenhöhe mit den Anderen zu sein
Darum empfehle ich dir mal in dich hinein zu horchen:
Was macht dir Spaß? Was machst du gern? Was würdest du gerne machen in deiner Freizeit? Wann scheinen Andere an/mit dir Spaß zu haben?
Und dann mach das. Probier verschiedene Dinge aus. Such dir, je nach Vorliebe, Hobbyforen, Communities, oder richtige Vereine zu deren Treffen du gehen kannst.
Ich hab die besten Freundschaften über gemeinsame Hobbies geknüpft die ein höheres Ziel haben. Also über die Schüler-Cafeteria und über den Tierschutzverein. Sportliche Dinge waren eher mit Competition verbunden, da hgingen die Freundschaften nicht so tief. Aber das sind nur meine persönlichen Erfahrungen, es kann bei Anderen ganz anders sein. Ich hab auch schon Hobbies begonnen und dann wieder verworfen. Zur Fotografie z.B. hab ich bis heute keine Community gefunden in der ich mich wohl fühle, was ich echt schade finde.
Wichtig ist, denke ich, dass man sich bewegt, was ausprobiert, was wagt. Sich gerne am Anfang die gesamte woche verplant damit man schon gar keine Chance mehr hat sich einsam zu fühlen. So war's bei mir und so hat's mir damals geholfen. Und was mir auch geholfen hat: Den Blick für Andere zu schärfen. Nicht beobachten, sondern Dinge heraus finden, sich für Andere interessieren, sie ausfragen - nicht im negativen Sinne.
Einfach etas über sie heraus zu finden. Das half mir dann aus meiner hohe-Ross-Schiene heraus, über aber-Beziehungen. Kathi trinkt und raucht zwar viel, aber dafür teilt sie oft ihr Pausenbrot mit Anderen. Zum Beispiel. Dadurch hab ich erkannt dass mein bisheriges negatives Schubladendenken auch nicht das Wahre war, sondern dass jeder Mensch, auch ich, gute und schlechte Seiten hat und er dadurch erst zum Menschen wird.
Liebe Grüße,
Bianca
04.10.2010 06:16 •
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