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Hallo liebe Community. Ich wollte euch etwas von meiner Lebensgeschichte erzählen. Vielleicht kann ich durch eure Kommentare neue Eindrücke gewinnen, wie ich besser durch das Leben komme.

Ich hatte schon immer Probleme mit einer Person richtig warm zu werden, bzw. mich dieser ganz zu öffnen. Immer wenn es ernst wurde, habe ich die Person abgewiesen, sie nicht an mich rangelassen. So pflegte ich stets nur oberflächliche Beziehungen. Ich hatte mich mit der Einsamkeit abgefunden. Mein Umfeld kann es bis heute nicht verstehen, wie ich so alleine leben kann. Dazu muss ich sagen, dass meine Familie für mich fremd ist. Deren Lebensweise usw. ist mir völlig fremd. Ich bin sozusagen das schwarze Schaf in der Familie. Wären meine Neffen und Nichten nicht da, würde ich den Kontakt wohl als unerträglich sehen. Ich liebe diese Kinder und sie lieben mich, obwohl ich vielleicht einmal in 2 Monaten da bin. Nur leider halte ich es mit den anderen nicht aus und der Kontakt zu den Kids leidet darunter. Vielleicht um es besser zu verstehen. Meine Familie ist türkisch/muslimisch und ich bin ungläubig und sehe mich selbst als Europäer. Mit Traditionen kann ich nichts anfangen, wodurch ich mich so ziemlich zum Außenseiter mache. Ich fühle mich (außer bei den Kids) bei meiner Familie unwohl.

Soweit ich mich erinnern kann war ich schon immer irgendwie alleine oder besser gesagt einsam. Es fing damit an, dass mein Vater als ich noch ein Kind war im Gefängnis saß und der Rest meiner Familie mit anderen Dingen beschäftigt war. Die meiste Zeit musste ich mich mit mir selbst beschäftigen. Ich war für mein Alter sehr selbstständig und erwachsen. Einmal im Kindergarten musste ich auf meine Mutter warten, dass sie mich vom Kindergarten abholt. Ich weiß nicht mehr wie lange ich gewartet habe, aber irgendwann bin ich eigenständig nach Hause gegangen, weil sie einfach nicht kam.

Irgendwie habe ich nie auf die Hilfe von anderen gezählt. Ich wollte alles alleine bewerkstelligen und keinem zu Last fallen. Heute noch frage ich nie jemanden um Hilfe, es sei denn es ist notwendig und anders nicht machbar. Ich stelle meinen Mitmenschen fast keine Anforderungen, so kann ich auch nicht enttäuscht werden. Was natürlich voraussetzt, dass man vorher im Leben sehr oft enttäuscht wurde. Ich habe mittlerweile eine unheimliche Angst davor, noch mehr verletzt zu werden. Als könnte ich eine weitere Enttäuschung nicht mehr überleben. Mein Selbstschutz ist so stark, dass meine Beziehungen schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt sind. Anfangs war es mit Freundschaften und Beziehungen so. Ich konnte in keine Richtung etwas Standhaftes aufbauen. Mittlerweile habe ich sehr gute Freunde getroffen mit denen ich meine Zeit sehr gerne verbringe. Sonst war es so, dass ich mir schnell das Ende des Abends gewünscht hatte und ich mich so in meine Höhle zurückziehen konnte.

An meinem Liebesleben hat sich jedoch nichts geändert. Ich kriege es nicht hin über mein Schatten zu springen und eine Beziehung anzufangen. Es ist nicht so, dass ich nie die Möglichkeit dazu hatte. Ich weiß, dass ich gut aussehe und gepaart mit meiner Art dementsprechend auf Frauen interessant wirke. Ich meine allein im Studium hatte ich bei mehreren Frauen die Chance etwas anzufangen, doch ich nutzte die Gelegenheit nicht. Denn mir war vornerein klar, dass diese Beziehungen nicht lange laufen würden. Ich könnte es nicht lange mit denen aushalten, weil ihre Art zu leben meiner nicht entspricht. Ich wäre unglücklich. Und um ihr und mir das zu ersparen, schlage ich die Möglichkeit aus. Ich bin mit mir selbst nicht ganz im Reinen, weshalb ich es unfair finden würde, wenn es meine Partnerin zu spüren bekommt. Ich möchte erst eine Beziehung anfangen, wenn ich dazu bereit bin. Jahre sind vergangen und ich fühle mich immer noch nicht bereit dazu.
Ich hatte bisher nur eine Beziehung, da war ich 17. Die Beziehung hielt 2 Monate und es war der absolute Horror. Ich war nicht ausgereift, unsicher und sie passte so gar nicht zu mir. Seitdem konnte ich getrost auf Beziehungen verzichten, bis jetzt

Ich habe alles was ich erreichen wollte erreicht, ich habe meinen Traumjoboh das war es schon^^. Trotzdem bin ich nicht glücklich. Ich sehne mich sehr nach einer Partnerin, mit der ich gerne Zeit zusammen verbringe. Ich sehne mich nach Kindern, einer Familie. Diese Sehnsucht musste ich lange Zeit unterdrücken, um mich selbst zu schützen. Leider wird die Sehnsucht mit dem Alter immer stärker und gleichzeitig macht mich das depressiver. Jedoch kenne ich absolut keine Frau, mit der ich glücklich werden könnte. Vielleicht rede ich mir das auch nur ein, um nicht wieder verletzt zu werden. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich weiß nicht ob ich jemals jemanden finden werde, der zu mir passt. Zuvor muss ich aber diese Angst loswerden. Die Angst davor verletzt zu werden. Ich musste viele Jahre, viel verarbeiten. Man könnte meinen, dass ich sehr erfahren darin bin, Kummer zu verarbeiten^^. Nichtsdestotrotz schießt das einen meilenweit in der Entwicklung zurück, weil die Gedanken sich nur noch um diese Probleme drehen. Ich möchte nicht noch mehr Zeit daran verschwenden meine Wunden zu *beep*. Ich möchte endlich anfangen ein glückliches Leben zu führen.

28.04.2018 17:45 • 01.06.2019 x 1 #1


11 Antworten ↓


Hallo Kuzon und wilkommen hier im Forum.
Hab mich selbst auch lange für Beziehungsunfähig gehalten und hatte auch erst mit Mitte Zwanzig meine erste Beziehung. Da wars dann plötzlich der Richtige bei mir und alle meine Befürchtungen waren wie weggewischt. Hab da aber nie aktiv gesucht sondern einfach nur versucht mein Leben mit mir selbst glücklich zu leben. Bzw einfach meine Interessen zu leben weil ich zu dem Zeitpunkt geglaubt hab ich will eh keinen Partner. Von dem her kann ich dir nur raten dein Leben zu leben wie du glücklich bist und wenn plötzlich jemand auftaucht mit dem du dieses Glück und die Interessen teilen kannst dann werden deine Ängste vielleicht auch keine Rolle mehr spielen.

A


Die Unfähigkeit zu lieben

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Ich glaube, Du hast nie erfahren, was Vertrauen bedeutet. Daß man sich auf Menschen verlassen kann, die einem nahe stehen.
Deshalb fällt es dir wahrscheinlich so schwer, Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen, gerade weiblichen Menschen gegenüber zu treten.
Deine Mutter hat dich damals nicht abgeholt, das muß sehr traumatisch gewesen sein, daß der Mensch, dem man am meisten vertraut, nicht da ist.
Aber du tust ja was.
Du hast sehr gute Freunde, was total wichtig ist. Darauf kannst du aufbauen. Wenn es wirklich Freunde sind, kannst du auch mit ihnen reden?
Vielleicht findest du ja heraus, ob sie dir wirklich nahe sind oder nicht.
Ich wünsche dir viel Kraft und viel Selbstvertrauen (daran kann man ja arbeiten), du schaffst das!

Zitat:
Ich glaube, Du hast nie erfahren, was Vertrauen bedeutet. Daß man sich auf Menschen verlassen kann, die einem nahe stehen.
Deshalb fällt es dir wahrscheinlich so schwer, Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen, gerade weiblichen Menschen gegenüber zu treten.


Dazu muss ich sagen, dass ich gerade bei weiblichen Menschen sehr schlechte Erfahrungen machen musste. So lange es nur freundschaftlich ist, fällt es mir nicht allzu schwer etwas Vertrauen zu schenken, aber wenn es um mehr geht, bin ich sehr misstrauisch. Viel zu oft wurde ich in der Hinsicht enttäuscht, dass es mir schwer fällt mich ihnen zu öffnen. Deswegen wäre es sehr schade, wenn eines Tages die Richtige vor der Türe steht und ich sie aus Selbstschutz abweise.

Danke für die Antworten. Alleine darüber zu schreiben hat mir schon ein ganzes Stück geholfen.

Gerne, dafür sind wir ja auch hier.
Mir geht es ähnlich, was Männer angeht. Entweder bin ich sehr mißtrauisch oder ich verliebe mich viel zu schnell.
Ist auch nicht einfach zu unterscheiden, wer es wirklich ernst meint.
LG

Ich konnte auch immer nur meine engste Familie lieben und so wirklich richtig nur meine Mutter. Ich hatte nie eine Beziehung, hat mir aber auch nie gefehlt. Seit meine Mutter vor 2,5 Jahren starb, bin ich ganz allein, aber einsam fühle ich mich nicht. Ich habe nur ganz lose Kontakte zu Kollegen und nur eine Freundin.

Hallo Kuzon,

das hört sich schon alles sehr positiv an. Du scheinst sehr selbstreflektiert und auf dem richtigen Weg.
Du hast es bereits geschafft Freundschaften zuzulassen, und jetzt scheinst du das nächste Thema anzupacken.
Ganz im Sinne deiner beschriebenen Selbständigkeit und niemandem 'zur Last' zu fallen frage ich mich ob du hier überhaupt Hilfe benötigst.

Letztlich hat man nur die Wahl sich zu Isolieren und diese zu seinem Lebensweg zu machen und zu akzeptieren,
oder möglicherweise auftretende Verletzungen in Kauf zu nehmen.
Wer emotional investiert ist zwangsläufig auch verletzlich. Wer investiert ist hat eine Bindung.
Wer nicht investiert hat weniger Probleme die Verbindung abzubrechen, aber die Verbindung ist auch nicht so wertvoll.
Und letztlich stellt sich die Frage, wie realistisch ist es überhaupt verletzt zu werden (und wie stark).

Gegenüber Freundschaften ist eine Partnerschaft natürlich sehr viel enger, man investiert viel mehr.
Das heißt sie hat auch viel mehr Qualität und Macht, sowohl im positiven Sinne, wie auch im möglicherweise auftretenden negativen Sinne.

Zitat von Kuzon:
Denn mir war vornerein klar, dass diese Beziehungen nicht lange laufen würden. Ich könnte es nicht lange mit denen aushalten, weil ihre Art zu leben meiner nicht entspricht. Ich wäre unglücklich. Und um ihr und mir das zu ersparen, schlage ich die Möglichkeit aus. Ich bin mit mir selbst nicht ganz im Reinen, weshalb ich es unfair finden würde, wenn es meine Partnerin zu spüren bekommt. Ich möchte erst eine Beziehung anfangen, wenn ich dazu bereit bin. Jahre sind vergangen und ich fühle mich immer noch nicht bereit dazu.


Partnerschaft (und generell soziale Beziehungen) heißt immer auch Kompromisse eingehen.
Man passt eher selten perfekt. Aber man kann meist Kompromisse finden, auch so das keiner von beiden es negativ empfindet.

Die Frage ist natürlich ob was du schilderst realistische Erwartungen sind, oder reine mutmaßende Befürchtungen.
Wenn man offensichtlich nicht zusammen passt kann man durchaus sinnvollerweise zu dem Schluss kommen dass man lieber nichts anfängt.
Wenn es dagegen Befürchtungen und Ängste sind

Partnerschaft heißt auch die Schwächen des anderen zu kennen. Heißt auch unterstützen. Heißt auch Leid teilen.

Auf gut genug für den anderen darf man glaube ich nicht warten. Man fühlt sich nie 'perfekt' oder 'gut genug'. Das ist die verzerrte Selbstwahrnehmung.
Das muss immer noch der andere selbst entscheiden ob man gut genug ist. Auf das eigene Urteil, insbesondere im Voraus, darf man sich da nicht verlassen.

Hallo Kuzon,

DANKE für Deinen Beitrag.
Ich erkenne mich selbst in Deinen Worten und in Deinen Erlebnissen. Deine Gedanken - Danke, dass Du sie niedergeschrieben hast. Ich fühle so wie du.

Allein das gibt mir das Gefühl nicht ganz allein zu kämpfen.

Zwischen zwei Kulturen, nicht richtig zugehörig in Familie, keiner da der unsere Seele berührt. Schwer einen Sinn zu finden. Es ist eine tägliche Anstrengung, dass die Hoffnung bleibt.
Wo das Urvertrauen fehlt müssen wir selbst einspringen und uns selbst mit Liebe betrachten. Jeden Tag müssen wir das bewusst trainieren. So schaffen wir eine Imitation des Urvertrauens - ob es sich jemals natürlich anfühlen wird.... Ich arbeite daran.

Ich danke dir.

Hey, Kuzon.

Wow. Du beschreibst exakt diesen Zwiespalt, in dem ich mich auch befinde. Ich möchte super gern auf Menschen zugehen, komme aber mit der Angst, wieder verletzt zu werden überhaupt nicht klar. Sie hat mich fest im Griff und lässt mich nicht frei. Deine Sehnsüchte teile ich, das wird bestimmt auch nicht weniger je älter und reifer man wird. Ich möchte auch nicht mit jemanden zusammen sein, nur um jemanden zu haben. Das macht mir keinen Sinn. Ich wünsche dir, dass du Gleichgesinnte triffst und wer weiß, vielleicht ist ja da auch mal jemand mit dabei, der dich versteht. Ich kann mir vorstellen, dass für mich z.B. jemand passen würde, der dieselben Erfahrungen gemacht hat, weil er meine Gefühle dann besser nachvollziehen kann. Alles Liebe dir. - Rina

Hallo Kuzon,

dein Beitrag ist schon etwas her. Auch ich habe mich bei vielem, das du geschrieben hast wieder gefunden.
Ich komme auch aus einem muslimischen Hintergrund. Jedoch ist es das komplette Gegenteil, dass ich in meiner Familie die Einzige bin, die religiös praktizierend ist.
Es macht das Finden eines Partners nicht einfach, wenn man jemanden sucht der hier geboren und aufgewachsen ist und eine entsprechende westlich moderne Mentalität hat, aber dennoch vernünftig religiös ist.
Ich würde dich gerne fragen, wie es dir ergangen ist?

Liebe Grüße

Zuletzt aktiv: 29.04.2018 11:08

Zitat von Kuzon:
Irgendwie habe ich nie auf die Hilfe von anderen gezählt. Ich wollte alles alleine bewerkstelligen und keinem zu Last fallen. Heute noch frage ich nie jemanden um Hilfe, es sei denn es ist notwendig und anders nicht machbar. Ich stelle meinen Mitmenschen fast keine Anforderungen, so kann ich auch nicht enttäuscht werden.


Genauso ist es bei mir auch

A


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Dr. Reinhard Pichler
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