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....schafft sich ihre eigenen Einsamen selbst.

Durch Medien und das allgemein herrschende Leistungsprinzip steht der einzelne Mensch auch im Privatleben unter Druck.
Freunde: gibt genug andere Wahlmöglichkeiten
Partnerin: auch sie kann jederzeit wechseln . Und dies findet in einem größeren Ausmaß als früher statt, Unzufriedenheit in Beziehungen ist von daher immer früher da und es wird auch nicht so gekämpft darum.
Freiheit als Last, Unabhängigkeit als Bürde.
Danke fürs LEsen.

17.09.2012 18:01 • 28.09.2012 #1


30 Antworten ↓


Ich mache da nicht mit!

Sollen die doch alleine, diese moderne Gesellschaften - Ich bin für Liebe, Respekt, Vertrauen und Frieden in der Beziehung!

A


Die moderne Gesellschaft

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Freiheit als Last, Unabhängigkeit als Bürde? Bist Du denn so frei? Sind wir frei? Unterstehen wir in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft ('moderne' Gesellschaft) nicht auch einem ungeheuren Druck der Anpassung an unsere Existenz als isolierte Funktion? Eine Existenz, die der Mensch ohne Bewusstseinsformung durch die Massenmedien überhaupt nicht ertragen würde.

es wurde in diesem Forum schon des öfteren die Marktwert-Äquivalenz-Theorie angesprochen, nach der sich Beziehungen psychologisch mehr oder minder berechenbar zwischen Menschen innerhalb des gleichen Marktwertes bilden (berufliche Stellung, soziale Herkunft, Aussehen, etc.). Die Menschen entscheiden also zweckrational, in wen sie sich verlieben. Ist das Freiheit? (Dass diese Theorie nur innerhalb einer bestimmten, aktuellen Gesellschaft geltung besitzt, muss nicht extra gesagt werden).

Ich würde eher sagen, dass innerhalb der 'modernen' Gesellschaft ein 'unverantwortlicher Egoismus' herrscht, der aber aufgrund der gesellschaftlichen Strukturen dem Menschen als Handlungsmaxime aufgezwungen wird, also nicht Freiheit, nicht Unabhängigkeit ist.

Ich z.B. bin abhängig von meinem Chef, der wiederum ist abhängig vom Markt, und indirekt bin ich also auch abhängig vom Markt. Ich könnte morgen schon abhängig vom Staat sein, wenn der Markt sich unglücklich entwickelt. Freiheit und Unabhängigkeit sind nicht gerade meine größten Probleme; mehr schon die Einsamkeit.
Du sagst ja selbst, dass Du unter Druck stehst.

Übrigens könnten wir alle frei und unabhängig sein, wenn wir dem guten Rat von Gina folgen und nicht mehr mitmachen!! Gesellschaft ist von Menschen gemacht und, was das verrückte ist, sie macht den Menschen.
Also ist alles veränderbar.

So, und jetzt muss ich ins Bett, sonst verlier ich morgen meine Arbeit.

Viele optimistische Grüße
R.

Zitat von 30secondstomars:
Freunde: gibt genug andere Wahlmöglichkeiten


Verstehe nicht was du damit meinst.

In mancherlei Hinsicht wird meiner Meinung nach die moderne Gesellschaft verdämonisiert. Gewalt und Einsamkeit gab es früher auch. Mit Hilfe der neuen Netzwerke sind wir eher in der Lage Gleichgesinnte zu suchen, und haben so immerhin eine etwas bessere Chance der Vereinsamung zu entkommen, als wenn wir vor einigen hundert Jahren auf einem Dorf gefangen wären, in dem niemand so ist wie man selbst.

Hallo,

möchte mich dem von Gina68 gesagtem ebenfalls anschliessen... man muss nicht jeden Sch***** mitmachen, nur weil er modern oder chic ist. Ich brauche kein Facebook und Co um zu kommunizeren oder um mich zu informieren. Auch auf ein Smartphone kann ich ebenfalls verzichten, wer mir etwas zu sagen hat, der SAGT es eben und schickt keine SMS oder Email. Und diejenigen, die zu dieser natürlichsten aller Kommunikationsformen nicht mehr fähig sind, kann ich ohnehin nicht gebrauchen.

Gruss
Frank

Zitat von Fnpf:
In mancherlei Hinsicht wird meiner Meinung nach die moderne Gesellschaft verdämonisiert. Gewalt und Einsamkeit gab es früher auch.



Und es hat wohl auch schon immer Menschen gegeben, die mit ihrer modernen Gesellschaft nicht klargekommen sind.

Und die die Schuld dafür bei ihr gesucht haben.

Zitat von Fnpf:
Zitat von 30secondstomars:
Freunde: gibt genug andere Wahlmöglichkeiten


Verstehe nicht was du damit meinst.

In mancherlei Hinsicht wird meiner Meinung nach die moderne Gesellschaft verdämonisiert. Gewalt und Einsamkeit gab es früher auch. Mit Hilfe der neuen Netzwerke sind wir eher in der Lage Gleichgesinnte zu suchen, und haben so immerhin eine etwas bessere Chance der Vereinsamung zu entkommen, als wenn wir vor einigen hundert Jahren auf einem Dorf gefangen wären, in dem niemand so ist wie man selbst.

Und das ist meiner Meinung nach genau das Problem. Um nicht einsam zu sein, um Menschen um sich zu haben, da braucht man keine Gleichgesinnten. Man braucht nur Menschen denen es im Grunde egal ist wie unterschiedlich man ist, die einen so annehmen wie man ist. Wenn jeder Gleichgesinnte sucht kann das nicht funktionieren, dass muss bei einer großen Menge zwangsweise zur Einsamkeit führen. In deinem Dorf frühr gab es ganz andere Probleme als Einsamkeit und diese gemeinsamen Probleme haben ausgereicht um zusammenzuhalten. Frühr lebte sogut wie jeder Mensch in irgend einer kleinen Gemeinschaft, sei es die Familie, das Dorf oder sonst wo. Jeder Mensch hatte irgendwo seine Zugehörigkeit. Heute leben wir in einer Gesellschaft die von Zugehörigkeit und Zusammenhalt weit entfernt ist.

Man könnte es so sehen ... Einsamkeit entsteht durch die Ausgrenzung aus einer Gemeinschaft. Wenn jeder seine eigene Gemeinschaft sucht habe wir am Ende 7 Milliarden Gemeinschaften auf der Welt und jeder ist einsam.

Zitat von Fnpf:
In mancherlei Hinsicht wird meiner Meinung nach die moderne Gesellschaft verdämonisiert. Gewalt und Einsamkeit gab es früher auch.


Da hst Du vollkommen recht; taucht der Begriff 'moderne' Gesellschaft auf, schwingt darin immer auch eine Sehnsucht nach der romantischen, vormodernen Gesellschaft mit; das verbindet sich dann mit der Vorstellung der absoluten Geborgenheit und Aufgehobenheit des Menschen in den damaligen sozialen Netzwerken (Familie, Clan, Dorf, Handwerkszunft, etc.). Dass diese 'Geborgenheit' ebenfalls ihre Ausstoßverfahren besaß, wird gerne ignoriert.

Früher war alles anders, nicht besser! Und natürlich haben die Prozesse der Modernisierung auch pathologische Folgen ausgelöst; dafür brauchen wir uns aber auch nicht mehr einer kirchlich-gogmatischen Norm unterzuordnen, können fast alle lesen und schreiben und haben durch das Internet (richtig benutzt) überall leichten, kostenlosen Zugang zu vielen Wissensquellen.

Pathologien offen anzusprechen ist trotzdem keine 'Dämonisierung'; nur müssen die Grundbegriffe deutlicher heraugearbeitet werden. Nur leider dient der Begriff 'moderne' Gesellschaft allzuoft als Sammelbecken, in dem alles Unbehagen unterschiedslos hineingestopft wird. Einsamkeit und Verzweiflung, die scheinbar ungerechte Verteilung von Leid und Krankheit; sie hat es immer gegeben. Aber dennoch darf hier nicht halt machen und sagen: Weil es sie immer gegeben hat, wird es sie als Naturnotwendigkeit auch immer weiterhin geben.

Kein Zurücksehnen in eine falschverstandene Vergangenheit, wo die Mama noch (allein!) in der Schürze vor dem Herd hing.


Zitat von GastB:
Und es hat wohl auch schon immer Menschen gegeben, die mit ihrer modernen Gesellschaft nicht klargekommen sind.

Und die die Schuld dafür bei ihr gesucht haben.


Es existieren objektive Strukturen der Benachteiligung! Nur Schuld würde ich es auch nicht nennen. Gefährlich ist es, all sein Unbehagen an die unabänderliche Struktur der Gesellschaft zu adressiern und damit die Hände in den Schoß zu legen.

Gruß
R.

Zitat von Raskolnikow:
Kein Zurücksehnen in eine falschverstandene Vergangenheit, wo die Mama noch (allein!) in der Schürze vor dem Herd hing.
Richtig. Das Gefühl von 'früher' war alles besser resultiert in Wirklichkeit aus dem früher, als ich noch klein war, war alles besser, da war ich nämlich nie alleine, sondern hatte 'immer' eine Person in meiner Nähe, die sich um mich zu kümmern hatte - heute, als Erwachsener, bin ich ganz alleine auf mich gestellt.
Das wird aber nicht so bewusst erkannt, sondern das Gefühl hach, was war es früher geborgen und daher schön auf eine fiktive frühere Gesellschaft projziert.

Zitat von Raskolnikow:
Gefährlich ist es, all sein Unbehagen an die unabänderliche Struktur der Gesellschaft zu adressiern und damit die Hände in den Schoß zu legen. .
Genau.

Zitat von Raskolnikow:
Es existieren objektive Strukturen der Benachteiligung!
Welche meinst du damit?

Sicher nicht die, die hier von den Anklägern der modernen Gesellschaft halbbewusst oder explizit angeführt werden. Die sind in aller Regel reine Phantasien.

Banachteiligung = Ausgrenzung von Menschen mit körperlicher Behinderung gibt es natürlich. Aber die ist heute WEITAUS GERINGER als früher! Früher wurden die Leute in geschlossenen Institutionen abgesondert, heute wird bereits in hohem Maß dafür gesorgt, dass alles barrierefrei wird usw.

Bei seelischer Behinderung ist die Sache komplizierter. Dass gesunde Menschen sich nicht voller Freude mit Menschen befassen, die irgendwie komisch sind, ist doch eine ganz normale Reaktion, da Menschen allgemein nach dem Lustprinzip handeln. Und gerade die komischen Menschen stoßen ja die anderen von sich aus weg - wie man ja hier im Forum reichlich nachlesen kann. Wer z.B. in Kommunikationen ständig um sich schlägt und andere kränkt, braucht sich nicht über Benachteiligung oder Ausgrenzung durch andere zu beklagen. Und wer sich gar nicht aus dem Haus traut und nichts unternehmen möchte, ebenfalls nicht. Usw.

Also, wo ist die heutige konkrete Benachteiligung oder Ausgrenzung? Ich meine, man kommt nur voran, wenn man die Sache konkret angeht und nicht mit pauschalen Vorwürfen an eine anonyme moderne Gesellschaft um sich wirft.

Zitat von Fnpf:
Zitat von 30secondstomars:
Freunde: gibt genug andere Wahlmöglichkeiten


Verstehe nicht was du damit meinst.

In mancherlei Hinsicht wird meiner Meinung nach die moderne Gesellschaft verdämonisiert. Gewalt und Einsamkeit gab es früher auch. Mit Hilfe der neuen Netzwerke sind wir eher in der Lage Gleichgesinnte zu suchen, und haben so immerhin eine etwas bessere Chance der Vereinsamung zu entkommen, als wenn wir vor einigen hundert Jahren auf einem Dorf gefangen wären, in dem niemand so ist wie man selbst.


20% stimmt, 80% nicht.

Wenn du eine Dame bei FB oder WKW anlabern würdest, würde sie dir nur in den seltensten Fällen antworten oder würdest du von anderen Typen als Nerd abgestempelt.

Schau einfach mal in den Zug oder deine örtliche S- oder U-Bahn.

Die Mädels und Jungs starren in ihr Smartphone und haben Kopfhörer an.
Sie nehmen sich die Chance neue Leute kennen zu lernen bzw. die Landschaft mal mitzubekommen.

Zitat von GastB:

Sicher nicht die, die hier von den Anklägern der modernen Gesellschaft halbbewusst oder explizit angeführt werden. Die sind in aller Regel reine Phantasien.

[...]

Also, wo ist die heutige konkrete Benachteiligung oder Ausgrenzung? Ich meine, man kommt nur voran, wenn man die Sache konkret angeht und nicht mit pauschalen Vorwürfen an eine anonyme moderne Gesellschaft um sich wirft.


Du hast recht; zum Einen hab ich das viel zu ungenau ausgedrückt, und damit zusammenhängend habe ich zum anderen zu viel hineingemengt, was wahrscheinlich nicht hineingehört.

Die Frotschritte, die Du aufzählst, erkenne ich alle an. Psychisch-kranke sind von der Elektroschock-Methode befreit, geistig und physisch Behinderte werden mehr und mehr in die Schulen integriert, statt sie wie früher in den Keller zu sperren. Und dass die einen physisch-behindert zur Welt kommen und die anderen nicht ist natürlich eine Ungleichheit, aber schwierig abzuschaffen (es sei denn, man beseitigt bspw. die Ursachen für Leukämie; der andere und, meiner Ansicht nach gefährliche Weg ist die zunehmende Abtreibung von solchen Menschen)

Und dass es Kinderarmut, eine Zweiklassen-Medizin, ein Zweiklassen-Rentensystem, etc. gibt, ist zwar objektiv, aber gehört hier eher nicht hin. Oder?

Dennoch gibt es Mechanismen des Ausschlusses und der Benachteiligung im konkreten Alltag; die sogenannte 'Verrohung des Bürgertums' als Tendenz ist kein Hirngespinst von Kulturpessimisten, sondern von Wissenschaftlern empirisch belegt worden. Könnte das noch weiter ausführen, wenn Du Lust hast. Könnte auch hundert Links in den Thread setzen (wenn ich das nicht für eine unsitte halten würde )...

Aber wichtig ist mir nur eins: Ich male kein Bild einer 'bösen' Gesellschaft an die Wand; und einen Vorwurf an eine Gesellschaft zu richten, halte ich für nicht gerade sinnvoll, so als wenn ich mich bei einem Haus ohne Fenster beschweren würde, dass es zu dunkel in ihm ist. Die Feststellung (vielleicht ist sie ja falsch), dass es keine Fenster gibt, ist aber doch noch kein Vorwurf, oder?

Alles noch sehr missverständlich, aber ich hab gerade leider keine Zeit...


Zitat von Raskolnikow:
Die Frotschritte, die Du aufzählst, erkenne ich alle an. Psychisch-kranke sind von der Elektroschock-Methode befreit, geistig und physisch Behinderte werden mehr und mehr in die Schulen integriert, statt sie wie früher in den Keller zu sperren. Und dass die einen physisch-behindert zur Welt kommen und die anderen nicht ist natürlich eine Ungleichheit, aber schwierig abzuschaffen (es sei denn, man beseitigt bspw. die Ursachen für Leukämie; der andere und, meiner Ansicht nach gefährliche Weg ist die zunehmende Abtreibung von solchen Menschen)

Genau. Die moderne Gesellschaft ist einschließender und gibt mehr Chancen als frühere Gesellschaften.

Zitat:
Und dass es Kinderarmut, eine Zweiklassen-Medizin, ein Zweiklassen-Rentensystem, etc. gibt, ist zwar objektiv
objektiv? Ehrlich gesagt, kann ich diese nicht erkennen. Wieso z.B. ein Zweiklassen-Rentensystem?
Und das mit der Kinderarmut in Deutschland - das ist m.E. auch so eine neumodische Erfindung der Gutmenschen-Partei.
Da,wo die Kinder arm sind, sind auch die Eltern arm. Arme haben nun mal per Definition weniger Geld als Reiche. Und Arme, besonders mit Mitgrationshintergrund, bekommen bei uns einfach mehr Kinder als Wohlhabende. Was soll man dagegen tun?
Wenn Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen, liegt das NIEMALS an Armut an Geld, sondern allenfalls an Armut an Geist und Charakter bei den Eltern. Diese Kinder sind arm im Sinn von bedauernswert.

Natürlich können Kinder von Wohlhabenden mehr Schönes genießen, wie Musikunterricht, Trainerstunden, Reiten, Auslandsreisen usw. Aber das gilt ja genauso für die Erwachsenen. Wenn man das allerdings allen armen Eltern schenken würde, würde man diejenigen benachteiligen, die das alles selber für ihre Kinder aufbringen und an sich selber sparen. Wenn, dann muss das allen Kindern kostenlos zur Verfügung gestellt werden, meine ich. Schließlich hängt unsere ganze künftige gesellschaftliche Struktur an der Ausbildung/Qualität der heutigen Kinder.

Zitat:
Dennoch gibt es Mechanismen des Ausschlusses und der Benachteiligung im konkreten Alltag; die sogenannte 'Verrohung des Bürgertums' als Tendenz ist kein Hirngespinst von Kulturpessimisten, sondern von Wissenschaftlern empirisch belegt worden. Könnte das noch weiter ausführen, wenn Du Lust hast. Könnte auch hundert Links in den Thread setzen (wenn ich das nicht für eine unsitte halten würde
Aber es würde mich wirklich interessieren, was das mit Ausschluss und Benachteiligung zu tun hat? Ich kann mir darunter nichts vorstellen.
Zitat:
Aber wichtig ist mir nur eins: Ich male kein Bild einer 'bösen' Gesellschaft an die Wand; und einen Vorwurf an eine Gesellschaft zu richten, halte ich für nicht gerade sinnvoll.
Genau.

Aufzählungen und Konkretisierungen der Merkmale des Systems und deren Auswirkung auf Mensch/Gesellschaftssystem kann man anhand diverser Informationen erfahren, die jedem zugänglich sind. Hier z. B. eine Quelle - Repräsentative Demokratie

http://www.seele-und-gesundheit.de/exis/politik.html

Die Theorie, dass der rasante Anstieg der psychischen Erkrankungen in Westeuropa ausschließlich auf familiäre Verhältnisse zurück zu führen ist, wird als 'Familialismus' bezeichnet.

http://www.vinnai.de/Die_Misere_des_Kleinbuergers.pdf

Zitat von Raskolnikow:
Es existieren objektive Strukturen der Benachteiligung

Wer das anzweifelt, hat sich noch nicht ausreichend informiert, und die Frage ist, ob man das überhaupt tun will oder kann. Die kindliche Struktur sagt: Blende aus, was du kannst, du wirst beschützt. Dass dem aber irgendwann mal nicht mehr so ist, könnte einem zunehmend klar werden, z. B. anhand der aufkommenden neurotischen Ängste.

Ponyhof? Wäre schön. ... nee, man lebt in der menschlichen Welt.

Zuallererst: Was sind 'Gutmenschen'? Es ist ein grundsätzlicher Fehler in Debatten, wenn solche Begriffe ins Spiel kommen: Die eine Seite glaubt an Hirngespinste sog. Gutmenschen, die andere Seite daran, dass ihr gegenüber nicht über das Niveau von 'Bild' hinausgelangt; so brauch gar nicht erst auf die Argumente der anderen Seite eingegangen werden, da sie ja entweder 'Moralträumer' oder 'Bildleser' sind.

Zur objektiven Benachteiligung:

In dieser Gesellschaft hängen der erworbene Bildungsabschluss mit dem späteren Einkommen zusammen und ich habe bisher noch von niemanden gehört, der dies bezweifeln würde.
Aber:
In dieser Gesellschaft hängen soziale Herkunft und erworbener Bildungsabschluss eng zusammen und auch dies leugnet niemand (fast alle statistiken und Erhebungen über andere Themen werden in Debatten angefochten, nur die Ergebnisse der Bildungsstudien nicht, vor allem PISA) - danach hängt der Bildungsabschluss NICHT primär von den intellektuellen Fähigkeiten des Kindes ab, sondern: von finaziellen Mitteln der Eltern, von den kulturellen Mustern, die von den Eltern vermittelt werden (sprachl. Fähigkeiten, Ausdrucksmöglichkeiten, etc.)

Soviel zur Chancengleichheit; es gab in den sechziger und siebziger Jahren die sog. Bildungsexpansion (gezielte Förderung auch der Kinder der Arbeiterschicht mit zweitem Bildungsweg zum Abitur und Studium); die sorgte für eine erhöhte Chancengleichheit. Aktuell gibt es die Tendenz zur Schließung der Kanäle des sozialen Aufstieges durch Bildung (stärkere soziale Selektion in den Schulen, der zunehmende Privatschulen- und Privatuniversitätsektor, etc.).
Es ist kein Widerspruch, dass es eine Integration von bestimmten Gruppen in das Bildungssystem zweifellos gibt (obwohl viele noch immer auf die Sonderschule abgeschoben werden), während auf der anderen Seite auch Teile ausgeschlossen werden. Das existiert durchaus parallel.

Zur Kinderarmut: Es gibt die Fälle von Verwarlosung durch diejenigen Eltern, die sich der Erziehung der Kinder kategorisch verweigern. Aber es gibt eben auch Eltern, die tatsächlich beide den ganzen Tag hart arbeiten müssen und immer noch Aufstockung des Lohnes erfahren und damit kaum eine Familie durchbringen können; die schicken ihre Kinder nicht unbedingt ohne Frühstück zur Schule, aber die Kinder leben trotzdem in (selbstverständlich: RELATIVER) Armut; und Armut ist ja nicht bloß ein finanzieller Mangel, sondern hängt zusammen mit krassen Sorgen um die Zukunft, um den sozialen Status, etc.

Klassen-Medizin: Je nach Einkommen erhalten die Menschen unterschiedliche medizinische Versorgung; die Differenzierung verläuft nicht bloß zwischen den Privaten und den Krankenkassenpatienten, sondern intern gibt es auch Differenzierungen; die Zusatzkosten sind teuer und manche bekommen bspw. grauen Star, nur weil sie sich die Spezialoperation nicht leisten können.

Klassenrentensystem: Renten richten sich nach dem davor erzieltem Einkommen; Für manche reicht es, für andere nicht, obwohl letztere auch ein Leben lang gearbeitet oder hart gearbeitet haben. Ist ja endlich auch in der politischen Debatte angekommen.

Nun gehe zurück zu den beiden Grundaussagen: Soziale Herkunft - Bildungserfolg - Einkommen - Versorgung jetzt und im Alter

Es gibt Ausnahmen! Und natürlich ist es grob gezeichnet; aber das zweifelt doch niemand an; die Frage ist nur, ob jemand dieser Gesellschaftsstruktur zustimmt oder sie ablehnt. Je nachdem finden sich dann Argumente, weshalb es gut ist, dass es so läuft oder weshalb es schlecht ist.

'Verrohung' bedeutet nicht die Brutalität im Vorabendprogramm; es ist die Abwertung der Angehörigen von best. sozialen Gruppen als 'asozial', als 'Schmarotzer', etc.; dabei wird auf dem Rücken des Argumentes, dass es jeder zu etwas bringen könnte, wenn er nur wollte, die Würde der anderen Gruppe angegriffen: 'soll die doch den Dreck weg machen, ist doch sonst zu nichts gut' (Beispiel einer Aussage aus meinem Umfeld über eine Putzfrau, ist aber kein vereinzelter Fall, sondern in meinem Umfeld zunehmend). Es steigt die Akzeptanz für zunehmende Lohnunterschiede, da die 'unteren' ja 'qualitativ' anders seien, als die 'Bürgerlichen'. Die Verrohung nimmt billigend hin, dass manche von dem erhaltenen Lohn für die Arbeit nicht leben können, ohne sich beim Sozialamt noch etwas dazuzuholen;
Es verrohen nicht alle aus der wohlhabenden Klasse; aber die 'Verrohung' würde zunehmen, so sagen es einige Psychologen Soziologen, Pädagogen. Das deckt sich auf jeden Fall mit meinen eigenen Erfahrungen.

So, genug getippt; vielleicht sieht es ja jemand anders (besser?) und klärt mich auf. Vor allem, was das alles mit der Einsamkeit zu tun hat.

@Nyan:

Scheinen interessante Links zu sein; werde ich mir mal durchlesen. Danke.
Das Leben ist kein Ponyhof, sondern ein Pferdestall...

Keine Ursache, gern geschehen. Gerhard Vinnai lohnt sich wirklich. Der Text wurde 1979 im Rowohlt Verlag veröffentlicht, demnach hat er bereits damals auf eine fast unterhaltsame weise eine super klare Position bezogen. Viel Spaß beim Lesen!

Vinnai steht ab sofort auf meiner 'to read'-Liste ganz oben! Aufschlüsselnd schon ab der ersten Seite!
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Das ist schön. Mir ist ergänzend zum Thema 'Verrohung' folgendes eingefallen..
Ich habe heute ein paar Filme über die Systemdynamik angeschaut, ein schönes Wort auf jeden Fall, ein neutrales.... Der Druck von oben ist bei den Kindern in der Form von Angst angekommen. Wie sollen sie denn mit ihm umgehen? Als einzige Möglichkeit sehen sie oft den Weg der Abgrenzung.

Dazu eine Milieustudie des Sinus-Instituts Jugend unter Druck..

http://www.sueddeutsche.de/panorama/mil ... -1.1320635

Und falls dieser Panorama-Report nicht bekannt ist..



Man kann dazu eigentlich nur sagen: Bitte es soll sich etwas verändern, möglichst bald. Wir haben ein erfolgreiches Modell, das finnische Schulsystem, seit bald Jahrzehnten ist uns das Problem geläufig und die Lösungen sind bekannt.

Eine Parallele zur Einsamkeit gibt es, da können die mitsprechen, die gerade selbst Ausgrenzung erfahren, oder diejenigen, die sie in Bezug auf ihre Kinder befürchten müssen. Sagt jetzt bitte nicht über mich ich wäre ein 'Gutmensch' - ich denke das einzige, womit man gegen die Folgen der Misere momentan ankommt, ist der Familienzusammenhalt, und als eine Steigerung die Nachbarschaftshilfe. Und auf Wunder hoffen, nebenbei..

Manchmal weiß man nicht, ob man sich freuen, oder lieber weinen soll.
Das war vor 2 Jahren.




@ Nyan, Raskolnikov

Ihr schreibt dermaßen abgehoben, dass man/ich dem kaum geistig folgen kann.
Ich gehe daher nur auf einzelne Punkte ein.

Misstände hat es immer gegeben, gibt es natürlich auch in der Gegenwart und wird es wohl auch immer in irgendeiner Art geben. Die Formen wechseln, und einzelne Entwicklungen werden verbessert, aber es gibt auch negative Entwicklungen.

Ich finde es auch schlimm, wenn auf Kinder/Jugendliche/Schüler extrem viel Druck ausgeübt wird, und das ist mit dem derzeitigen Schulsystem m.E. wirklich der Fall. Aber auch das hat es schon früher gegeben - ich empfehle z.B. die Lektüre von Alfred Andersch: Vater eines Mörders. Ein hervorragend einfühlsames, spannendes und aufschlussreiches Buch.

Und ich bin absolut dafür, dass Kinder aus bildungsferneren Schichten maximal gefördert werden, damit sie ihre sozial bedingten Nachteile aufholen können. Dass das viel zu wenig passiert und dass anscheinend gerade besonders begabte Kinder besonders leicht in Sonderschulen (= Hilfsschulen!) landen anstatt in besonderen Förderungen, finde ich fast unerträglich.

Zitat von Raskolnikow:
Zuallererst: Was sind 'Gutmenschen'?
Als Gutmenschen bezeichne ich Menschen, die alles, was geschieht, über den großen Kamm des Verstehens und Verzeihens scheren - ohne jede differenzierte Betrachtung und ohne den Willen zur eigenen, individuellen Bewertung. Keinesfalls will ich damit gute, ethisch denkende und handelnde Menschen diffamieren. Nur kann Ethik nicht gleichbedeutend mit alles genehmigen und niemals streiten sein.

Zitat von Raskolnikow:
Zur objektiven Benachteiligung:
Die hat ja niemand bestritten. Du hast aber Beispiele gebracht, wie das Rentensystem als Zwei-Klassen-System; die Erklärung bist du aber bisher schuldig geblieben, was für zwei Klassen das sein sollen. Die Abhängigkeit vom früheren Einkommen ergibt ja nicht zwei Klassen, sondern eine gleitende Skala von Renteneinkommen, nach oben offen, nach unten durch die Grundsicherung beendet.

Ich will dir helfen: Es gibt da mehrere Klassen: Diejenigen, die in das allgemeine Rentensysten einzahlen, diejenigen, die in private Rentenversicherungen einzahlen, und diejenigen, die gar nicht einzahlen und trotzdem eine Rente/Pension bekommen, und das nicht zu knapp (die Beamten). Das ist dann aber ein Drei-Klassen-System.
Das kann man abschaffen bzw. ändern wollen, so, dass alle in das gesetzliche Rentensystem einzahlen.

Aber, wenn man ein Rentensystem will, wo am Ende alle dasselbe bekämen, würden trotzdem die mit dem hohen Einkommen während ihres Lebens mehr ansparen und dann davon besser leben können als Menschen mit niedrigem Einkommen. Das Dilemma lässt sich nicht komplett in Luft auflösen. Und ich weiß auch nicht, ob das wirklich wünschenswert ist, dass man nichts für sein Alter ansparen dürfte?
Zitat von Raskolnikow:
Zur Kinderarmut: Es gibt die Fälle von Verwarlosung durch diejenigen Eltern, die sich der Erziehung der Kinder kategorisch verweigern. Aber es gibt eben auch Eltern, die tatsächlich beide den ganzen Tag hart arbeiten müssen und immer noch Aufstockung des Lohnes erfahren und damit kaum eine Familie durchbringen können; die schicken ihre Kinder nicht unbedingt ohne Frühstück zur Schule, aber die Kinder leben trotzdem in (selbstverständlich: RELATIVER) Armut; und Armut ist ja nicht bloß ein finanzieller Mangel, sondern hängt zusammen mit krassen Sorgen um die Zukunft, um den sozialen Status, etc.
Es leben dann aber nicht nur die Kinder in der (relativen) Armut, sondern die Familie, also auch die Erwachsenen, nicht wahr? Mit dem Wort Kinderarmut bekommt man aber mehr Aufmerksamkeit, was durchaus auch sein Gutes hat, wenn dann wirklich mehr für Kinder überhaupt getan wird.

Zitat von Raskolnikow:
Klassen-Medizin: Je nach Einkommen erhalten die Menschen unterschiedliche medizinische Versorgung; die Differenzierung verläuft nicht bloß zwischen den Privaten und den Krankenkassenpatienten, sondern intern gibt es auch Differenzierungen; die Zusatzkosten sind teuer und manche bekommen bspw. grauen Star, nur weil sie sich die Spezialoperation nicht leisten können.
Du plapperst anscheinend einiges nach, das du gehört, aber nicht ganz verstanden hast, sorry. Im Gegenteil, das ist heute eine sehr häufige Standardoperation, die von den gesetzlichen Kassen erstattet wird. http://www.online-praxis.com/fachbereic ... 1014link=
Und ich bin ziemlich sicher, dass sogar Obdachlose u.ä. eine solche OP bekommen können, selbst wenn sie wirklich nicht versichert sein sollten. (Im Prinzip gibt es ja inzwischen eine Versicherungspflicht.)

Hattest du vielleicht diesen Text gelesen? http://kreditreparatur.blogspot.de/2012 ... -cost.html

Es werden aber anscheinend derzeit die Vorsorgeuntersuchungen gegen den Grauen Star von den gesetzlichen Kassen nicht übernommen. Das halte ich aber für eine Marginalie, denn das merkt man, wenn der Blick sich allmählich grau eintrübt, und sollte dann natürlich zum Augenarzt gehen, wobei die Kosten dann natürlich von der GKV übernommen werden.

Und ja, viele Zusatzleistungen sind teuer. Auch und gerade oft für Privatpatienten, die beileibe nicht alles zu 100 % erstattet bekommen und sowieso ein Vielfaches mehr an Beiträgen zahlen als gesetzlich Versicherte. (Monatsbeiträge von bis zu 1.000 Euro und Tarife mit 50 % Selbstbeteiligung bei sehr vielen Leistungen sind nicht selten - das weiß nur kaum jemand, und auch nicht, welche Probleme das im Alter macht.)

Das ist aber bei allem so - wer mehr Geld hat, kann sich mehr leisten. Und wir in Deutschland haben ja bekanntlich sowieso eine der umfangreichsten - gesetzlichen! - Versorgungen in der Welt - wenn nicht die umfangreichste überhaupt.
Zitat von Raskolnikow:
Es gibt Ausnahmen! Und natürlich ist es grob gezeichnet; aber das zweifelt doch niemand an; die Frage ist nur, ob jemand dieser Gesellschaftsstruktur zustimmt oder sie ablehnt. Je nachdem finden sich dann Argumente, weshalb es gut ist, dass es so läuft oder weshalb es schlecht ist.
?? Wieso ist DAS die Frage?
Es geht dir also gar nicht um konkrete Missstände, sondern lediglich um Gesinnungsschelte?
Ich schlage vor, du engagierst dich, einen konkreten Missstand beheben zu helfen - wie wäre das? (Oder tust du es?)

Zitat:
'Verrohung' bedeutet nicht die Brutalität im Vorabendprogramm; es ist die Abwertung der Angehörigen von best. sozialen Gruppen als 'asozial', als 'Schmarotzer', etc.
Du willst wohl sagen, dass DU das damit meintest, oder?
Denn was Verrohung bedeutet und wo sie überall stattfindet, kannst du ja nicht einfach nach eigenem Gutdünken definieren. Die Verrohung im Vorabendprogramm ist vorhanden und mich entsetzt das schon lange. Und nicht nur mich. Nur leider haben die Medien da ihre Hand drauf.
Natürlich gibt es noch weitere Verrohungen. Dass z.B. Jugendliche offenbar die Hemmschwelle nicht mehr haben, einen am Boden liegenden Verletzten weiter zu verletzen, oder jemanden überhaupt gegen den Kopf zu treten.
Zitat:
dabei wird auf dem Rücken des Argumentes, dass es jeder zu etwas bringen könnte, wenn er nur wollte, die Würde der anderen Gruppe angegriffen: 'soll die doch den Dreck weg machen, ist doch sonst zu nichts gut' (Beispiel einer Aussage aus meinem Umfeld über eine Putzfrau, ist aber kein vereinzelter Fall, sondern in meinem Umfeld zunehmend). Es steigt die Akzeptanz für zunehmende Lohnunterschiede, da die 'unteren' ja 'qualitativ' anders seien, als die 'Bürgerlichen'. Die Verrohung nimmt billigend hin, dass manche von dem erhaltenen Lohn für die Arbeit nicht leben können, ohne sich beim Sozialamt noch etwas dazuzuholen;
Es verrohen nicht alle aus der wohlhabenden Klasse; aber die 'Verrohung' würde zunehmen, so sagen es einige Psychologen Soziologen, Pädagogen. Das deckt sich auf jeden Fall mit meinen eigenen Erfahrungen.
Das kann sein, offenbar lebst du in der gehobenen Klasse. Ich lebe im Mittelstand und habe so etwas selten bis gar nicht gehört. Allenfalls von 1 Person, die aus Amerika kam und deren Selbst-ist-der-Mann-Mentalität zu 100% verinnerlicht hatte. Das sind die Leute in Amerika, die auch gegen die Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung sind.

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