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NicEb3420
Hallo,
ich bin neu auf dieses Forum gestoßen und daher erst seit wenigen Minuten dabei. Ich hoffe, dass ich hier wertvolle Ratschläge erhalte und eventuell auch auf Gleichgesinnte treffe.
Ich habe dieses Jahr Abitur gemacht. Die letzten Jahre waren daher eine sehr anstrengende und zehrende Zeit. Die meisten jungen Leuten in meinem Alter sind daher sehr erleichtert darüber, dass es endlich rum ist. Das ist bei mir allerdings nicht der Fall. Vielmehr bin ich sehr traurig darüber. Um es zu konkretisieren: Natürlich bin ich froh darüber, dass ich meinen Abschluss in der Tasche habe und einen guten Durchschnitt gleich dazu, aber die Schule verlassen möchte ich trotzdem nicht. Das liegt daran, dass es der einzige Ort ist, wo ich wirklich befreit sein kann. Wenn ich morgens das Haus verlasse und zur Schule gehe, dann überkommt mich immer ein gutes Gefühl. Es sind nicht die Schulstunden oder der Unterrichtsstoff auf die ich mich so sehnlichst freue (die sind manchmal sogar eher quälend), sondern vielmehr das Gefühl, das die Schule mir vermittelt. Ich habe das Gefühl, dass ich mich in der Schule schlichtweg einfach nicht verstellen muss. Die Menschen in der Schule sehen mich mit anderen Augen. Sie haben keine Erwartungen an mich. Sie verlangen nichts von mir wofür ich nicht bereit bin. Ich übernehme gerne Verantwortung und bin pflichtbewusst, aber es muss in meiner Hand liegen und von mir aus kommen. Ich möchte nicht, dass man mich dazu nötigt. Das ist ein Gefühl, das ich zuhause nicht haben kann - vielmehr fühle ich mich dort eingeengt. Ich habe gute und fürsorgliche Eltern, das ist nicht das Problem. Es ist eher so, dass ich keine Anbindung zu ihnen habe. Meine Eltern haben immer gut für mich und meine Geschwister gesorgt, waren nicht gewalttätig und immer stets bemüht und sorgvoll. Sie haben mich gut erzogen und ich verdanke ihnen viel. Ich bin ihnen für alles dankbar und das sage ich ihnen auch immer zu gegebener Zeit. Ich helfe ihnen und erledige auch meine Pflichten als Kind. Allerdings klafft zwischen uns trotzdem eine riesige Kluft. Wir reden am Abendtisch und lachen auch gemeinsam, doch ab einem gewissen Punkt kommt in mir immer ein Gefühl auf, einfach in mein Zimmer gehen und alleine sein zu müssen. Es fühlt sich so an, als könnte ich die Anwesenheit meiner Familie nicht ertragen. Es ist ein drückendes Gefühl ganz tief in mir drinnen. Es ist ein Gemisch aus ganz vielen Emotionen, die gleichzeitig auftreten. Eigentlich ist es kaum in klare Worte zu fassen, ein Mix aus Wut, Zwang und Ablehnung. Natürlich versuche ich dieses Gefühl zu unterdrücken und nicht nach außen zu zeigen. Ich liebe meine Familie, keine Frage. Aber es ist keine Form der Liebe, die gibt und die ich ihnen zeigen kann. Ich halte meine Familie auf Abstand und zeige ihnen keine wirklichen Gefühle, ich offenbare mich ihnen gegenüber schlichtweg nicht. Das bezieht sich auf meine gesamte Verwandtschaft. Ich liebe sie und sie sind mir auch nicht egal, aber trotzdem scheue ich den Kontakt zu ihnen. Wichtig zu wissen dabei ist, dass meine Familie und meine Verwandtschaft sehr kontaktfreudig sind und man sich daher oft gegenseitig besucht und miteinander telefoniert. Doch ich kann und will mich nicht in dieses Konstrukt einfügen. Und das führt leider manchmal zu Spannungen mit meinen Eltern. Sie verstehen nicht, wie ich mich jeglichem Kontakt entbehren kann. Für sie ist es unbegreiflich, wie ich glücklich sein kann, wenn ich soviel Zeit mit mir allein verbringe. Dass ich das komplette Gegenteil von ihnen bin, wollen sie einfach nicht begreifen. Ich genieße es, Zeit mit mir allein zu verbringen und mich auf diese Weise zu erholen. Ich bin eher verschlossen und introvertiert, was partout ja nichts schlimmes bedeutet. Meine Freunde haben begriffen, wie ich ticke und dass ich eben viel Zeit für mich benötige. Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich mich mal ein paar Tage nicht melde oder nicht immer direkt erreichbar bin. Sie akzeptieren mich eben so. Meine Familie akzeptiert mich zwar auch, trotzdem kommt immer dieser vorwurfsvolle Unterton. Und das ruft in mir einen noch größeren Widerstand und noch größere Ablehnung hervor. Ich möchte nicht, dass sie mich nötigen, irgendwohin mitzukommen, obwohl ich dies nicht möchte. Ich möchte nicht, dass sie mich zwingen, mich mit Menschen abzugeben, obwohl mir vielleicht nicht gerade danach zumute ist. Ich mache mich entbehrlich, um entbehrlich für andere zu sein. Ich konnte das Lernen für das Abitur daher immer recht gut als Ausrede nutzen, um mich zu drücken. In dieser Zeit hat sich die Kluft zwischen mir und meinen Eltern gar vergrößert. Ich empfand die Zeit mit meiner Familie (z.B. beim Essen) als sehr abstoßend und unerträglich, daher wurde auch nur das Nötigste kommuniziert. Es sind zwei verschiedene Welten, in denen ich lebe und in denen ich zwei völlig verschiedene Menschen bin. Ich erzähle meinen Eltern nichts über mich, meine Freunde oder die Schule. Ich bin nicht wild und baue auch keinen Unsinn, vielmehr bin ich eigentlich ziemlich brav. Es ist so, als würde ich vehement verhindern wollen, dass es irgendjemand schafft, in mich hineinzugucken und meine Gefühle und verletzlichen Seiten zu sehen. Ich schaffe mir eine Einsamkeit, die ich auf der einen Seite so unerbittlich hasse und auf der anderen Seite so unerbittlich liebe, weil sie der einzige Ort ist, der mich überleben lässt.
Ich weiß nicht, wie ich mich selber handhaben soll. Ich kann mich einfach niemanden öffnen. Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich mich auch niemanden offenbaren. Ich habe Angst, dass jemand dieselbe Ablehnung für mich empfinden könnte, die ich eigentlich für andere Menschen fühle.
ich bin neu auf dieses Forum gestoßen und daher erst seit wenigen Minuten dabei. Ich hoffe, dass ich hier wertvolle Ratschläge erhalte und eventuell auch auf Gleichgesinnte treffe.
Ich habe dieses Jahr Abitur gemacht. Die letzten Jahre waren daher eine sehr anstrengende und zehrende Zeit. Die meisten jungen Leuten in meinem Alter sind daher sehr erleichtert darüber, dass es endlich rum ist. Das ist bei mir allerdings nicht der Fall. Vielmehr bin ich sehr traurig darüber. Um es zu konkretisieren: Natürlich bin ich froh darüber, dass ich meinen Abschluss in der Tasche habe und einen guten Durchschnitt gleich dazu, aber die Schule verlassen möchte ich trotzdem nicht. Das liegt daran, dass es der einzige Ort ist, wo ich wirklich befreit sein kann. Wenn ich morgens das Haus verlasse und zur Schule gehe, dann überkommt mich immer ein gutes Gefühl. Es sind nicht die Schulstunden oder der Unterrichtsstoff auf die ich mich so sehnlichst freue (die sind manchmal sogar eher quälend), sondern vielmehr das Gefühl, das die Schule mir vermittelt. Ich habe das Gefühl, dass ich mich in der Schule schlichtweg einfach nicht verstellen muss. Die Menschen in der Schule sehen mich mit anderen Augen. Sie haben keine Erwartungen an mich. Sie verlangen nichts von mir wofür ich nicht bereit bin. Ich übernehme gerne Verantwortung und bin pflichtbewusst, aber es muss in meiner Hand liegen und von mir aus kommen. Ich möchte nicht, dass man mich dazu nötigt. Das ist ein Gefühl, das ich zuhause nicht haben kann - vielmehr fühle ich mich dort eingeengt. Ich habe gute und fürsorgliche Eltern, das ist nicht das Problem. Es ist eher so, dass ich keine Anbindung zu ihnen habe. Meine Eltern haben immer gut für mich und meine Geschwister gesorgt, waren nicht gewalttätig und immer stets bemüht und sorgvoll. Sie haben mich gut erzogen und ich verdanke ihnen viel. Ich bin ihnen für alles dankbar und das sage ich ihnen auch immer zu gegebener Zeit. Ich helfe ihnen und erledige auch meine Pflichten als Kind. Allerdings klafft zwischen uns trotzdem eine riesige Kluft. Wir reden am Abendtisch und lachen auch gemeinsam, doch ab einem gewissen Punkt kommt in mir immer ein Gefühl auf, einfach in mein Zimmer gehen und alleine sein zu müssen. Es fühlt sich so an, als könnte ich die Anwesenheit meiner Familie nicht ertragen. Es ist ein drückendes Gefühl ganz tief in mir drinnen. Es ist ein Gemisch aus ganz vielen Emotionen, die gleichzeitig auftreten. Eigentlich ist es kaum in klare Worte zu fassen, ein Mix aus Wut, Zwang und Ablehnung. Natürlich versuche ich dieses Gefühl zu unterdrücken und nicht nach außen zu zeigen. Ich liebe meine Familie, keine Frage. Aber es ist keine Form der Liebe, die gibt und die ich ihnen zeigen kann. Ich halte meine Familie auf Abstand und zeige ihnen keine wirklichen Gefühle, ich offenbare mich ihnen gegenüber schlichtweg nicht. Das bezieht sich auf meine gesamte Verwandtschaft. Ich liebe sie und sie sind mir auch nicht egal, aber trotzdem scheue ich den Kontakt zu ihnen. Wichtig zu wissen dabei ist, dass meine Familie und meine Verwandtschaft sehr kontaktfreudig sind und man sich daher oft gegenseitig besucht und miteinander telefoniert. Doch ich kann und will mich nicht in dieses Konstrukt einfügen. Und das führt leider manchmal zu Spannungen mit meinen Eltern. Sie verstehen nicht, wie ich mich jeglichem Kontakt entbehren kann. Für sie ist es unbegreiflich, wie ich glücklich sein kann, wenn ich soviel Zeit mit mir allein verbringe. Dass ich das komplette Gegenteil von ihnen bin, wollen sie einfach nicht begreifen. Ich genieße es, Zeit mit mir allein zu verbringen und mich auf diese Weise zu erholen. Ich bin eher verschlossen und introvertiert, was partout ja nichts schlimmes bedeutet. Meine Freunde haben begriffen, wie ich ticke und dass ich eben viel Zeit für mich benötige. Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich mich mal ein paar Tage nicht melde oder nicht immer direkt erreichbar bin. Sie akzeptieren mich eben so. Meine Familie akzeptiert mich zwar auch, trotzdem kommt immer dieser vorwurfsvolle Unterton. Und das ruft in mir einen noch größeren Widerstand und noch größere Ablehnung hervor. Ich möchte nicht, dass sie mich nötigen, irgendwohin mitzukommen, obwohl ich dies nicht möchte. Ich möchte nicht, dass sie mich zwingen, mich mit Menschen abzugeben, obwohl mir vielleicht nicht gerade danach zumute ist. Ich mache mich entbehrlich, um entbehrlich für andere zu sein. Ich konnte das Lernen für das Abitur daher immer recht gut als Ausrede nutzen, um mich zu drücken. In dieser Zeit hat sich die Kluft zwischen mir und meinen Eltern gar vergrößert. Ich empfand die Zeit mit meiner Familie (z.B. beim Essen) als sehr abstoßend und unerträglich, daher wurde auch nur das Nötigste kommuniziert. Es sind zwei verschiedene Welten, in denen ich lebe und in denen ich zwei völlig verschiedene Menschen bin. Ich erzähle meinen Eltern nichts über mich, meine Freunde oder die Schule. Ich bin nicht wild und baue auch keinen Unsinn, vielmehr bin ich eigentlich ziemlich brav. Es ist so, als würde ich vehement verhindern wollen, dass es irgendjemand schafft, in mich hineinzugucken und meine Gefühle und verletzlichen Seiten zu sehen. Ich schaffe mir eine Einsamkeit, die ich auf der einen Seite so unerbittlich hasse und auf der anderen Seite so unerbittlich liebe, weil sie der einzige Ort ist, der mich überleben lässt.
Ich weiß nicht, wie ich mich selber handhaben soll. Ich kann mich einfach niemanden öffnen. Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich mich auch niemanden offenbaren. Ich habe Angst, dass jemand dieselbe Ablehnung für mich empfinden könnte, die ich eigentlich für andere Menschen fühle.
01.06.2018 17:32 • • 03.06.2018 #1
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