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Hallo ,

noch vor einigen Monaten habe ich mich hier, in diesem Forum angemeldet, weil mich die Einsamkeit gequält hat.
Ich war gerade aus einer Beziehung gekommen, die sehr anstrengend war und in der ich mich auch meistens sehr allein gefühlt habe. Es waren die doofen Feiertage, wie Weihnachten und Silvester, die meiner Einsamkeit noch Sand in die Augen gerieben haben.
Ich war müde und erschöpft, mein Alltag grau, Gefühle kannte ich nur bestehend aus Traurigsein, Leere und Verzweiflung.

Mittlerweile bin ich ein glücklicher Mensch.

Ja, ganz genau. Ich habe meinen Schlüssel zum Glücklichsein gefunden und erfolgreich benutzt. Und das irre daran ist, dass ich diesen Schlüssel die ganze Zeit bei mir trug, aber ihn einfach nicht sehen/finden wollte.
Ich weiß nicht, ob es an der heutigen Zeit liegt oder generell ein Makel der Menschheit ist, bzw. etwas das Menschen, die zu viel haben machen.
All die Jahre war ich traurig und einsam, weil ich nicht erkennen konnte, was ich alles im Leben habe. Immer habe ich mich darauf konzentriert was ich NICHT habe und genau das hat mich in einen tiefen dunklen Abgrund gezerrt.

Kurz zu mir: Meine Jugend habe ich wegen Krankheit verpasst, Freundschaften sind verloren gegangen, ich habe einige Jahre an schlimmen Panikattacken gelitten und teilweise auch die Einsamkeit gesucht, bis mich genau diese wieder unter Menschen getrieben hat.
Ich weiß wie es ist keine Freunde zu haben, keine Beziehung zu haben, Angst zu haben (vor Menschenmengen, vor dem Leben, vor dem Tod, vor Krankheit, vor Verlust), viel verloren zu haben.

Wie gesagt noch vor ein paar Monaten war ich verzweifelt, weil ich den Schmerz und die Leere der Einsamkeit nicht aushalten konnte. Heute fühle ich mich mal einsam, aber weiß auch bei wem der Fehler liegt... bei mir. Mein Schlüssel zum Glücklichsein ist dieser:
Wann immer ich mich traurig, einsam, allein, unwohl usw. fühle, stelle ich mir die Frage Bin ich glücklich?.
Beantworte ich diese Frage mit ja, kann alles so bleiben wie es ist und ich kann die schlechten Gefühle einfach vergessen. Beantworte ich die Frage mit nein, frage ich mich was es ist, das mich gerade unglücklich macht und dann finde ich eine Lösung dafür.
Ist es ein Mensch der mich unglücklich macht, z.B. mit seinem Verhalten, dann ist es Zeit diesen Menschen damit zu konfrontieren, den Kontakt abzubrechen oder sonst was.
Ist es eine Angewohnheit, na dann werde ich sie los.
Ist es der Job, der mich unglücklich macht, dann suche ich nach Wegen diesen wieder interessanter zu machen oder ich bereite mich auf einen Jobwechsel vor.
Ist es die Einsamkeit, na dann treffe ich mich mit Jmd.
Ist es die Langeweile, na dann mache ich Sport, gehe raus oder sonst was.
Fakt ist, an jeder Situation kann man etwas ändern.

Bisher habe ich auch getan und gemacht, mich kaputt geackert... für Nichts. Aber ich habe gemerkt, dass ich halt gegen mich und für das negative gearbeitet habe.
Früher hätte ich die Dinge so gehandhabt:
Ein Mensch macht mich traurig und behandelt mich schlecht- ich tue alles für diese Person, gebe tausend Chancen, mache alles dass es der Person so gut wie möglich geht.
Eine Angewohnheit stört mich- ich beschwere mich darüber, schlag mich damit rum, versinke immer tiefer darin, kann mich deshalb nicht leiden.
Job macht mich unglücklich- ich jammer darüber und behaupte felsenfest, dass ich da eeeh nieeemaaals aus dieser Situation raus komme.
Die Einsamkeit- ich heule den ganzen Tag rum, dass ich alleine in der Wohnung hocke, hab wegen den schlechten gefühlen keine Motivation raus zugehen und versinke in der Einsamkeit.
Ich habe Langeweile- ich bin total genervt davon, mache was sinnloses wie essen, rumsitzen oder Löcher in die Wand starren und behaupte am Ende des Tages das Leben ist doof und es war ein verschwendeter Tag.

Mit diesem Schlüssel habe ich mein Leben und meine Einstellung sehr verändert und darüber bin ich froh. Hätte ich diesen Weg nicht gefunden, dann würde ich jetzt wahrscheinlich nicht hier sitzen und schreiben. Mir ist vor kurzer Zeit das Wichtigste im Leben genommen worden und so erfüllte sich meine größte Angst.
Wäre ich dabei geblieben, dass eh alles so bleibt wie es ist und hätte ich nicht diesen simplen Weg gefunden glücklich zu sein, dann wäre ich wohl an diesem Schicksalsschlag kaputt gegangen.
So weh es tut Jemanden zu verlieren, mehr hätte es mir weh getan, wenn dieser Jemand mich zuletzt nur noch todtraurig erlebt hätte.

Ich kann nur sagen, dass das Leben so viel mehr ist und dennoch haben wir nur dieses eine Leben.
Das Leben ist schwer, das Leben birgt die gemeinsten Abgründe und die schmerzhaftesten Ereignisse. Aber das Leben bietet uns auch die Möglichkeit zu lachen, wunderbare Menschen kennenzulernen, Teil von dem Leben anderer zu sein.
Warum also diese überaus wertvolle Zeit damit verschwenden, das Leben zu verfluchen, zu weinen, traurig zu sein, sich nicht an dem zu erfreuen was man hat, es nicht noch ein mal zu versuchen auch wenn die Versuche davor einem schon weh getan haben- wieso nicht das Leben packen und es genießen und dankbar sein für jede noch so kleinste Sache, die einem ein Lächeln auf das Gesicht zaubert oder ein bisschen Wärme im Herz auslöst?

Das Leben ist begrenzt und wir wissen nicht wann oder wie es endet, aber wäre es nicht schön jetzt einfach in diesem Moment mal zu lachen oder zumindest einfach mal zu grinsen? Einfach um genau jetzt mal glücklich zu sein und dieses Glück auch zu verspüren?

Ich habe nicht viele Freunde, meine Vergangenheit war sehr traurig, ich habe viel verloren in meinem Leben, oft war ich traurig und noch immer weine ich oft. Mit meinem Berufsweg bin ich auch nicht zufrieden und das Ändern ist gerade sehr kompliziert (aber machbar!). Ich habe das mir Wichtigste im Leben verloren, ohne das ich mir ein Leben nicht mal ansatzweise vorstellen konnte-
Doch ich atme und mein Herz schlägt. Meine Haut ist warm.
Es ist nicht zu spät ein glückliches Leben zu führen, dass ist es nie.
Denn... ich habe ein Dach über dem Kopf, trage Kleidung an meinem Körper, mein Mund kann Lachen, ich kann träumen, ich kann Menschen kennenlernen, denen ich bisher nicht mal begegnet bin... ich durfte Menschen und Tiere in meinem Leben haben, die gehen mussten, aber sie waren in meinem Leben, haben mich berührt, mich geprägt und sie leben durch mich weiter, ich darf all die Erinnerungen mit mir tragen und sie werden bis an mein Lebensende mit das Wertvollste in meinem Leben sein, das mich glücklich macht... ich habe Essen, ich habe was zum Trinken, ich habe ein Herz und eine Seele, habe meine Fähigkeiten, jeden Tag darf ich sehen wie die Sonne aufgeht, jeder Tag birgt neue Optionen, jeder nächste Moment könnte ein Wunder bringen.
Ich habe mal vor 10 Jahren einen Menschen kennengelernt, der mir die Hand reichte- wer sagt, dass von heute an in 10 Jahren nicht wieder jemand mir die Hand reicht?

Ich möchte einfach nur sagen, dass nichts wirklich verloren ist. Wir als Mensch bekommen sehr viele Chancen- jeder Atemzug ist eine neue Chance. Es ist schwer durch die Finsternis klar zu sehen oder das Licht zu finden, aber es ist möglich .

Nun noch zu etwas:
Partnerschaft, Freunde...

Ich kannte es seeeeehr viele Jahre völlig allein zu sein, dann hatte ich Beziehungen, kaum war ich aus einer heraus, war ich schon wieder dabei in die nächste Beziehung zu stolpern. Menschen kennenlernen ist total einfach, wenn man es will.
ABER ich finde es ist sehr schwer Menschen zu finden, die einen wirklich verstehen und auch wirklich da sind.
Als ich ganz ohne Freunde in die Welt hinaus trat, da lernte ich einen einzigen Menschen kennen. Schnell war ich Freund mit ihm, doch als er wieder aus meinem Leben trat, war ich wieder allein.
So ging es immer weiter.
Immer wieder konzentrierte ich mich auf eine Person und konnte absolut nicht verstehen, warum diese Person mich nicht bis zum Ende meines Lebens begleitet.
Heute weiß ich, dass man Freunde haben kann, mit denen man ab und zu was unternehmen kann.
Dann noch Freunde, die sehr rar sind, denen man wirklich aaaaaaaalles erzählen kann und die in der Not alles stehen und liegen lassen und sofort zur Stelle sind. Doch auch diese Menschen haben ein Leben und manchmal können sie nicht ihre 24 Stunden am Tag opfern, aber sie sind da, wenn man sie braucht, doch eine Garantie, dass nicht mal was kommt, wo sie auch nicht da sein können oder sogar ganz verschwinden gibt es nicht.
Dann gibt es die Leute, die alles versprechen, aber wenn es darauf ankommt sind sie weg, ohne das man gemerkt hat wie.
Dann gibt es noch die Menschen, die da sind und plötzlich verschwinden und nach einem Jahr wieder auftauchen um anschließend wieder für ein halbes Jahr unterzutauchen.
Es gibt auch die Leute, die man lieben lernt und nach einer Weile kann man diese nicht mehr leiden.
Manchmal ist man auch selbst die Person, die verschwindet, untertaucht, jemandem den Rücken zukehrt.
Aber es gibt auch die Seelen, die immer da sind und auch immer bleiben werden. Ist es Familie, ist es der Partner, ist es das Haustier, ist es ein Freund- es gibt sie.
Und manchmal ist man umgeben von Nichts und Niemandem- doch da sind diese Personen die selbst noch nichts davon wissen, dass man sich in vielleicht 3 Tagen oder 5 Monaten, vielleicht erst in 7 Jahren begegnet und einander die Person wird, die man schon sein Leben lang gesucht hat.

Noch immer hätte ich gerne einen Menschen bei mir, der mich versteht, ähnliche Zukunftsvorstellungen hat. Jemand der gemeinsam mit mir über Weihnachtsmärkte schlendert und mit mir unter dem Christbaum sitzt, Jemand der sich mit mir über die Feuerwerkschemiekalien ärgert, aber gleichzeitig bewundernd in den Himmel schaut. Jemand der noch im Frühling da ist und im Sommer mit mir vor der Sonne flüchtet und zu Halloween ganz aus dem Häuschen ist. Jemand der für immer bleibt...
Und gleich wie sehr ich das alles gerade nicht habe, ist die Möglichkeit, dass dies irgendwann noch auf mich zu kommt nicht verloren.

Mein Beitrag kann nichts versprechen. Niemand weiß was die Zukunft bringt. Aber vielleicht hilft es ja Jemandem, der die Hoffnung verloren hat oder zur Zeit traurig ist, den Schlüssel zum Glücklichsein zu finden... oder zumindest danach zu suchen oder an seine Existenz zu glauben

24.09.2015 15:43 • 25.10.2015 x 6 #1


5 Antworten ↓


Liebe chihiro,


Das hast du wunderbar geschrieben. Vielen Dank dafür.

Mit dieser Erkenntnis wirst du dein Leben meistern. Und er wird kommen, dieser eine.

A


Der Schlüssel zum Glück und die Einsamkeit

x 3


Liebe chihiro,

Deine Zeilen gefallen mir sehr und Du hast es wunderbar geschrieben.

Denke, Du bist so voll von sovielem das der Eine ganz sicher kommen wird.

Danke für Deine Zeilen.

Hallo,
erstmal Herzlichen Glückwunsch zu deiner Einstellung.
Ich bin auch gerade daran meine Einstellung zu ändern und dein Text gibt mir wirklich Mut.

Hey chihiro,

du hast es geschafft, mir mit deinem Beitrag ein Lächeln zu entlocken!
Aber nicht ganz ohne Tränen....

Sehr wertvoll, macht nachdenklich ......Danke!

@chihiro: hatte Dir wohl im falschen thread geantwortet, adher hier nochmal die Antwort, in der Hoffbnung, dass Du's findest -ich habe Deinen erwähnten letzten Beitrag gelesen. Du bist eine junge frau, das Leben liegt vor Dir, Deine Betrachtungen sind derart realistisch, selbstreflektiert.... dass ich nur bewundern kann, wie man in so jungen Jahren zu so viel Wissen und Einsicht gelangen kann. Wenn Du das alles, was der Verstand sagt, auch verinnerlicht hast, dürfte Dir jetzt eigentlich nicht mehr soooo viel Mist passieren, der DURCH DICH vermeidbar gewesen wäre! Ich finde jedenfalls, Deine Einstellung ist stimmig und praktikabel. Aber wisse auch und verzeihe mir diesen negativen Einwurf: es kann auch passieren, dass sich Deine Wünsche und Sehnsüchte nicht erfüllen. Man kann viel dafür tun, sich engagieren etc... aber es muß eben auch die Bereitschaft bei Deinen Mitmenschen da sein, auf Dich zuzugehen. Ich führe mir auch nahezu tgl. Dankbarkeit vor Augen. Man lebt schon im Wohlstand - materiell - aber u.a. hat die Krankheit auch vieles verändert oder ausgeschlossen. Es gibt keine Familie, Kinder, Kollegen, Bekannte etc.... klar, versucht man sich immer wieder die positiven Dinge vor Augen zu halten, aber letztendlich genügt das nicht, um ein dankbares, gar glücklich-zufriedenes Lebensgefühl zu erlangen. Und das wollen wir doch letztendlich alle. Wenn jemand z.B. am Weihnachtsabend, am Geburtstag...den sie wie jedes Jahr allein verbringen, befragen würden, wie sie sich fühlen, dürften die wenigsten antworten: glücklich. Und seien sie auch noch so gesund und wohlhabend. Hinzu kommt, ist man jünger, hat man noch die Hoffnung auf Veränderung, wird man älter (ich bin jetzt Genration Deiner Eltern), ahnt man mehr und mehr: das war's dann wohl.





Dr. Reinhard Pichler
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