Zitat von isis-z:Entwurzelung findet eigentlich schon in der Kindheit an, wenn sich das Kind nicht auf seine Umgebung verlassen kann, sich nicht geborgen, sondern bedroht fühlt. Wenn es Ängste haben muss wegen seiner existentieller Abhängigkeit von seinen Bezugspersonen. Diese Ängste in den Rucksack packen und damit durch die Welt ziehen ist manchmal heftig.
Das sind Schlüsselsätze, die ich nicht anders formuliert hätte. Ich selbst bin dafür ein Musterbeispiel. Das Kind ist abhängig, zunächst von seinen Eltern. Die Anerkennung dieser erfolgt aber nur, wenn das Kind, so in meinem Fall, Leistung erbringt. Schlechtes Kind, gutes Kind, und in Relation dazu erfährt es Zuwendung.
So habe ich nie gelernt, Dinge für mich zu entdecken oder für mich selbst ein Freund zu sein. Denn hinzu kam, daß jeder zarte Vorstoß an Persönlichkeitsentwicklung sofort im Keim erstickt wurde.
Und weil mir dieses Muster so vertraut war, habe ich dieses in Partnerschaften weiter anzuwenden versucht. Unbewußt natürlich, denn ich habe mich damit wiederholt in mein eigenes Unglück gestürzt.
Meine Ex war perfekt. In neurotischer Hinsicht waren wir das perfekte Paar. Sie konnte ihre Herrschsucht ausleben und ich durfte devot alles über mich ergehen lassen und versuchen, es ihr recht zu machen. Gelang es mir, war ich der Traummann, mißlang es mir, war ich der letze Dreck. Wie in der guten alten Zeit bei meinen Eltern. Eine krankhafte Symbiose zweier Menschen, die lange Zeit nicht ohneeinander konnten.
Ja, ich habe dieses Studium hinter mich gebracht. Habe die letzten Tage versucht, Dinge für mich zu entdecken. Wollte Freude durch meinen seelenlosen Panzer lassen. Doch ich fürchte, ich muß wirklich bei Adam und Eva beginnen.
Interessant sind ja auch die Verhaltenszüge eines einsamen Menschen. Innere Einsamkeit bedeutet, sich selbst nicht zu genügen. Anerkennung durch andere Menschen zu suchen, da man sie sich selbst nicht geben kann. Und sich damit immer in die Abhängigkeit dieser Menschen zu begeben. Nicht mal auf den Tisch hauen können, wenn einem etwas nicht schmeckt. Denn wen soll man verteidigen, wenn man sich selbst nicht kennt?
Ich vergleiche das mit einem gewaltig großen Ozean. Mein Leben lang habe ich auf einer Nußschale verbracht. Ohne Ziel habe ich mich treiben lassen.
Was sich geändert hat, ist das Ziel. Es gibt Land, da bin ich mir sicher. Doch mein Schiff ist nicht hochseefähig. Ich habe keinen Sextanten, geschweige denn eine Karte. Und das Schiff nimmt bei jeder Welle gleich Wasser.
Das Schiff muß zunächst ausgebessert werden. Mal zu einer Insel schippern, etwas Material aufnehmen, Rumpf und Takelage ausbessern. Bis ich eines Tages auf meiner Galeone sitze und rufen kann:Land in Sicht! Das wird nötig sein, denn die Neue Welt ist weit.