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Hallo,
ich bin 33 Jahre alt, Single, einsam, habe seit einem halben Jahr Herzrhytmusstörungen, suche momentan nach einem neuen Job (was eigentlich wirklich keine Schwierigkeit ist - aber in Zusammenhang mit all dem genannten - mir extrem zu schaffen macht). Ich wollte ursprünglich sowieso eine Job-Pause machen, aber ich habe mir nicht vorstellen können, dass es so ein Tripp wird. (Ich bin nicht von Arbeitslosigkeit bedroht)
Ich kann mit niemandem reden, weil ich das Gefühl habe zur Last zu fallen für die Freundinnen, die ein volles Leben mit ihren Familien haben. Mein Bruder hat mich zurückgewiesen. Ich komme nicht an ihn ran. Die besagten Freundinnen, wissen eigentlich um meine Situation, aber alles was kommt ist irgendwie halbherzig.
Wenn ich wüsste, da ist eine Freundin, die alleine wohnt, die genug andeutet, dass es ihr nicht gut geht, die wegen der Herzrhytmusstörungen am Telefon weint, dann würde ich ihr doch soviel mehr Aufmerksamkeit schenken.

Stattdessen habe ich heute eine Nachricht erhalten mit Ich hoffe es geht dir gut. Und ich weiß nicht was ich damit anfangen soll. Soll ich ihr darauf antworten, dass ich die letzten beiden Tage nur geweint habe, weil ein Arzt mich mit seinen Aussagen verunsichert und ich mit niemandem darüber reden konnte.
Kurz vorher hatte ich eine Auseinandersetzung mit ihr, weil sie mir sagte, da ich doch so oft mit der Bahn fahre, könnte ich auch etwas mehr lächeln, nach dem Motto, dann wäre ich nicht mehr single. Ich habe ich versucht zu erklären, dass ich das verletztend fand, was sie nicht nachvollziehen konnte. Stattdessen fragte sie mich, ob ich Streit suche und ich solle mich nicht so anstellen. Darauf habe ich nicht mehr geantwortet, naja und heute fragt sie oben genanntes. Ich hoffe es geht dir gut impliziert doch, hey da brauchst du mir keine Antwort drauf zu geben wie du dich wirklich fühlst.

Was sollte man antworten auf so eine Frage?

31.05.2019 14:30 • 13.06.2019 x 1 #1


10 Antworten ↓


Es ist nun mal so, dass kaum jemand mit den Problemen anderer zu tun haben will. Daher würde ich die Frage deiner Freundin nicht zu hoch bewerten.

Hatte gestern gelesen, dass die Menschen in Deutschland immer mehr unter Einsamkeit leiden. Ist doch kein Wunder wenn sich jeder nur noch für sich interessiert. Immer nach dem Motto: Mein Haus, mein Auto, mein Boot.

https://rp-online.de/panorama/deutschla...d-39129449

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Das Gefühl allen zur Lust zu fallen

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Hallo Federblatt,
sobald es einem schlechter geht, wird sich weniger gemeldet. Aber es gibt auch Menschen, die einfach nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Andere wiederum wenden sich ab, weil sie Angst haben, dass es ihnen selbst schlechter gehen würde, wenn sie sich mit Menschen, denen es schlecht geht, abgeben bzw. beschäftigen würden. Leider traurig, aber wenn ihr wirklich etwas an dir liegt, würde sie emphatischer reagieren, denke ich.
Ist aber nur eine Vermutung, ich kenne die Person nicht und dich auch nicht. Kann dich aber verstehen.

Die Frage nach dem Wohlergehen ist schwierig einzuschätzen, finde ich. Sie könnte floskelhaft, versöhnlich sein, doch ebenso könnte die Freundin über den Vortag nachgedacht oder ihn auf sich wirken lassen haben.

Ich würde vermutlich nachfragen, wie es gemeint ist, oder ganz offen sagen, dass ich Sorgen habe, über die ich gerne reden würde. Allerdings kann ich nicht behaupten, dass Offenheit und Direktheit ein Erfolgsmodell ist.

Vielleicht bringt es etwas, klar du sagen, dass du keinen Streit, sondern Verständnis suchst? Gesundheitliche Ängste und die Aussage des Arztes klingen für mich verständlich und nach etwas, über das man reden kann. Zwar kenne ich deine Freundin nicht, glaube aber, dass Menschen sich erst einmal wertgeschätzt fühlen, wenn man bei ihnen um Hilfe oder Rat sucht. Bis zu einem gewissen Punkt natürlich, und der hängt vom Menschen und der Beziehung zu ihm ab.

Das ist kein Rat; es sind Gedanken, vielleicht Anregungen, die weiterhelfen.

Vielen Dank für eure Antworten. Wie viele andere habe ich wohl das große Problem, dass in meinem Inneren viel mehr passiert, als von außen erkennbar wäre.
Ich habe natürlich in der Zwischenzeit in üblicher abwesender Weise reagiert. Ihr abgehackt auf ihre Fragen geantwortet und mein Befinden nicht eingebracht. Gefragt wurde danach auch nicht. Es ist ein Teufelskreis.
Ich werde mir versuchen eure Tipps zu Herzen zu nehmen.

Das mit nach Verständnis und nicht nach Streit suchen, hat mir sehr gefallen.

Danke nochmal!

Hallo Federblatt,

gute, tiefe und unterstützende Freundschaft zeichnet sich auch dadurch aus den anderen in schwierigen Phasen und Situationen zu unterstützen. Der Vergleich damit dass deine Freundinnen ein volles Leben haben hilft weder dir noch denen. Letztlich muss die Freundin selbst entscheiden ob und wie viel sie bereit ist zu investieren und zu unterstützen. Du darfst sehr wohl mehr Unterstützung suchen und darum bitten. Wenn dann weniger kommt als du gerne hättest war es trotzdem nicht umsonst.

Viele Menschen sind nicht so einfühlsam, beziehungsorientiert, selbstlos und unterstützend wie wir. Das lässt sich so einfach auch nicht ändern. Es gilt herauszufinden wie viel man von einer Person erhoffen und erwarten kann. Nur von sich selbst auf andere zu schließen führt zu viel Enttäuschung und Frustration.

Wenn dein Bruder dich zurückweist kann man leider nichts machen. Wenn man sein bestes tut und äusert, und trotzdem zurückgewiesen wird, dann muss man das erst einmal akzeptieren. Für eine Beziehung braucht es immer zwei die Übereinstimmung und Kompromisse finden.

Auch dass deine Freundinnen dir nicht mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung schenken wie du es dir wünschen und erwarten würdest, und selbst bei anderen tun würdest ist eine schmerzliche Erfahrung aus einer Erwartung heraus. Falls du deine Wünsche und Bedürfnisse diesbezüglich bereits deutlich geäußert hast und trotzdem noch enttäuscht wirst, dann sind deine Erwartungen gegenüber dieser Person zu hoch. Diese Person hat wohl kein Interesse oder ist nicht fähig dir mehr zu geben, zu geben was du brauchst. Was nicht unbedingt heißt etwas weniger kann auch wichtige Unterstützung sein. Vor allem wenn du niemanden anderen an der Hand hast der dich befriedigend unterstützt.

In die Nachricht deiner Freundin interpretierst du möglicherweise zu viel in die Formulierung. Viele Menschen denken nicht so viel nach über Formulierungen, Bedeutungen und implizite Bedeutungen. Was nicht heißt dass wie sie es äußern trotzdem etwas über sie aussagt. Aber zu viel hinein zu interpretieren kann auch irreführend oder zumindest nicht zielführend sein.

Möglicherweise ging ihr euer Konflikt auch noch einmal durch den Kopf, bewusst oder unterbewusst, und dies ist ein Versuch dir zu zeigen dass sie positiv an dich denkt. In jedem Fall zeigt es dass ihr eure Beziehung und du etwas bedeuten.

Super dass du geäußert hast dass dich ihre Aussage verletzend fandest. Ihre Antwort zeigt eventuell dass sie nicht sehr kritikfähig ist, sich leicht angegriffen fühlt, wenig reflektiert, oder einfach wenig empathisch und eher gefühlskalt ist.

Die Erkenntnis dass du da ganz anders bist hat sie wohl noch nicht erkannt. Du kannst dir überlegen ob du versuchen möchtest ihr das zu erklären und klar zu machen. Oder ob du es erst einmal so nimmst wie es ist, sie als Persönlichkeit, und ihr dies verzeihst, und eben nur das aus den Gesprächen und Kontakten mit nimmst was dir etwas positives bringt.

Liebe Grüße
Jan

Zitat von Federblatt:
Hallo, ich bin 33 Jahre alt, Single, einsam, habe seit einem halben Jahr Herzrhytmusstörungen, suche momentan nach einem neuen Job (was eigentlich wirklich keine Schwierigkeit ist - aber in Zusammenhang mit all dem genannten - mir extrem zu schaffen macht). Ich wollte ursprünglich sowieso eine Job-Pause machen, aber ich habe mir nicht vorstellen können, dass es so ein Tripp wird. (Ich bin nicht von Arbeitslosigkeit bedroht) Ich kann mit niemandem reden, weil ich das Gefühl habe zur Last zu fallen für die Freundinnen, die ein volles Leben mit ihren Familien haben. Mein Bruder hat mich ...




Hallo Federblatt
Ich kenne deine Situation inetwa...
Habe auch mit herzrhytmusstörungen zu tun und habe kaum Menschen um mich mit denen ich über diese Probleme reden kann. Fühle mich in diesem Thema einfach unverstanden und allein gelassen.
Denke aber auch das die anderen diese Probleme einfach nicht nachvollziehen können oder einfach mit sich selbst und ihrem Leben beschäftigt sind sodass sie sich schlecht in meine Probleme reinfühlen können oder wollen.. ich versuche dann auch alles mit mir selbst auszumachen. Oder nun den Gang zur Psychotherapie zu starten...
Es ist wirklich traurig so wenig Unterstützung oder Mitgefühl entgegen gebracht zu bekommen. ABER
Ein richtiger freund wäre da....
Morgens mittags abends nachts.... und er würde sich die Mühe machen alles zu verstehen und dich nicht beschuldigen Streit zu suchen..... :/
Wenn du magst kannst du mir gerne schreiben.. lg
.

Ich danke euch beiden von Herzen für eure Nachrichten.

Entschuldigung, dass ich erst jetzt so spät zurück schreibe.
@jan: Der Trick liegt dann darin, seine Erwartungen an die Menschen zurückzustellen, um nicht verletzt zu werden? Mein Verhältnis zu dieser Freundin war immer etwas problematisch. Wir wurden erst so gute Freunde, weil wir uns in der Schulzeit unendlich Briefe schrieben, dort konnte man von jedem Schmerz und jedem Gefühl schreiben- einfach frei. Aber das ganze von Angesicht zu Angesicht zu tun, haben wir irgendwie nie richtig gelernt. Ich weiß es nicht.
Ich habe es jetzt so gehandhabt wir leider immer. Habe mich zurückgezogen. Was sie gemerkt hat, worauf sie mich schon angeschrieben hat. Habe ihr dann geschrieben, dass ich mich melde. Aber weiß nicht was ich ihr sagen soll. Wenn ich mit den alten Kamellen komme, dann heißt es, warum ich immer noch mich daran aufhalte. Und ich hab das Gefühl, dass alles was ich schreibe von ihr falsch aufgenommen wird. Ich hab mir vorgenommen ihr das zu sagen. Es ist mühsam.
Wie du sie beschrieben hast, hat auch meine Psychologin sie beschrieben, was die Gefühlskälte etc. angeht. Das komisch ist, dass sie eigentlich nicht so ist.
Ich weiß nicht am Ende des Tages ist man allein mit allem. Was mir auch Angst daran macht ist, wie groß mein eigener Beitrag daran ist

@ratte666: Wir können gerne über die Herzrhytmusstörungen quatschen. Ich schreib dir mal ne PN.

Kann ich euch mal was anderes Fragen. Ich bräuchte Rat, was eine andere Lebenssituation von mir angeht . Soll ich da einfach ein neues Thema aufmachen?

Schreib hier weiter, egal, was dich bedrückt.

Was Mitgefühl betrifft, es ist normal, dass gesunde Menschen das einfach nur bis zu einem bestimmten Grad aufbringen können. Ist auch Selbstschutz. Ändert sich nur, wenn man zum Betroffenen wird. Ist auch nicht böse, ist menschlich.

Sehr junge Menschen, ich mag den Ausdruck Teenager nicht, können so lebendig und gefühlvoll sein, so nachdenklich und fern vom Alltag.
Später kommt dann die Phase in der man sich sein reales Leben aufbaut, gerade bei Dreißigjährigen und in dieser Zeit ist man vielleicht nicht mehr ganz so offen für Gefühle, der Beruf stresst, Kinder stressen, später ändert sich das oft wieder.

Die Anfrage deiner Freundin könnte man auch dahingehend verstehen, dass sie nachdenklich wurde und wirklich wissen möchte wie es dir geht.

Herzrhythmusstörungen habe ich übrigens auch, ich nehme einen Blutverdünner und komme gut damit zurecht.

In deinem Profil schreibst du, dass du einen muslimischen Partner suchst, bist du Muslimin?

Liebe Grüße
Auge.

Ja, für eine andere Frage zu einem anderen Thema, das eher wenig hierzu zu tun hat, machst du am besten einfach ein neues Thema auf. Dann bleibt es übersichtlich und man kommt nicht durcheinander beim lesen oder antworten.

Zitat von Federblatt:
Der Trick liegt dann darin, seine Erwartungen an die Menschen zurückzustellen, um nicht verletzt zu werden? Mein Verhältnis zu dieser Freundin war immer etwas problematisch. Wir wurden erst so gute Freunde, weil wir uns in der Schulzeit unendlich Briefe schrieben, dort konnte man von jedem Schmerz und jedem Gefühl schreiben- einfach frei. Aber das ganze von Angesicht zu Angesicht zu tun, haben wir irgendwie nie richtig gelernt. Ich weiß es nicht.


Als generelle Weisheit die man befolgen sollte würde ich dem nicht zu stimmen. Aber in diesem Fall, mit dieser Freundin vielleicht schon.

Es ist immer auch eine Abwägung damit was man noch investieren und probieren könnte. Die eigenen Unzufriedenheiten und Erwartungen offen anzusprechen. Aber das scheint in diesem Fall ja schwierig zu sein. Und die Persönlichkeit des anderen zu ändern ist nicht unbedingt möglich, oder zügig möglich.

Generell kann man natürlich sagen dass wenn einen die eigenen enttäuschten Erwartungen verletzten sollte man auch diese Erwartungen mal aufmerksam betrachten.

Eine andere Person könnte dir vielleicht geben was du dir wünschst, und würde dies vielleicht auch als selbstverständlich und notwendig erachten. Aber das hängt immer auch von der anderen Person ab. Deren Persönlichkeit und eigenen Überzeugungen.

Da das so subjektiv ist und personenabhängig ist auch die Frage ob und wie man die eigenen Erwartungen anpassen sollte eine sehr selektive und Kontext-abhängige.

Zitat von Federblatt:
Aber weiß nicht was ich ihr sagen soll. Wenn ich mit den alten Kamellen komme, dann heißt es, warum ich immer noch mich daran aufhalte. Und ich hab das Gefühl, dass alles was ich schreibe von ihr falsch aufgenommen wird. Ich hab mir vorgenommen ihr das zu sagen. Es ist mühsam.


Wenn es früher mit Briefen so super geklappt hat, dann schreib ihr doch wieder?

Womöglich als Brief, oder als ausformulierte Textnachricht.

Selbst wenn du diese womöglich nicht abschickst könnte dir das schon helfen; zum klarere Gedanken fassen, oder Gedanken und Gefühle heraus zu lassen.

Super dass du das was du befürchtest und dich aus gebremst fühlst auch ansprechen möchtest, auch wenn es schwierig ist.

Ist natürlich auch immer ein bisschen ein zweischneidiges Schwert. Je nach Typ und Tiefe der Freundschaft. Aber da scheint eure ja stabil genug zu sein.

Letztlich ist wieder die Frage ob du alles preisgeben und äußern möchtest, oder deine Investition herunterfahren und akzeptieren dass bestimmte Dinge von dieser Freundin wohl nicht kommen werden.

Mit euren früheren Briefen, habt ihr euch denn über die Inhalte dann auch unterhalten? Jeweils geantwortet? Oder war das eher ein auskotzen und damit war gut?

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Dr. Reinhard Pichler
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