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Hallo
ich bin gerade wirklich verzweifelt und deshalb wende ich mich an dieses Forum!
Kurz zu mir: Ich bin 24 Jahre alt und war vor kurzem erst zwei Monate in einer psychiatrischen Privatklinik, wo bei mir dann auch eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung festgestellt wurde mit vielen Tendenzen in Richtung Borderline. Diese Störung soll auf keinen Fall mein Verhalten rechtfertigen, ganz im Gegenteil ich denke dadurch gestaltet sich alles noch schwieriger...

Angefangen hat alles Anfang des Jahres. Es war als hätte jemand plötzlich einen Schalter umgelegt. Jahrelang war ich zufrieden damit kaum männliche Kontakte bzw. Sex oder einen Freund zu haben. Und dann plötzlich fing ich erstmal an zu chatten, hatte sehr viel und häufig TS mit diversen Chatpartnern. Das ganze hat mir auch ziemlich schnell einen Kick gegeben und ich lernte zwei Männer kennen mit denen ich mich auch abseits sehr gut verstand. Das heißt wir hatten zwar nur Kontakt via Telefon und Handy redeten aber oft stundenlang die Nächte durch und schrieben uns jede freie Minute. Hab mich dann auch in beide verliebt und es hat mich fertig gemacht - der Eine wendete sich schließlich ganz ab als es mir dann schlecht ging und ich jemanden zum Reden brauchte und der Andere nennen wir ihn Dimitri war für mich da und hörte mir zu, gab mir Ratschläge und ich konnte und kam ich teilweise noch zu jeder Zeit anrufen wenn etwas los ist. Deshalb ist es auch so schwierig von ihm loszukommen - oft wollte er mich treffen und sagte dann doch innerhalb kurzer Zeit wieder ab. Es sollte bei den Treffen nur um Sex gehen und zum Schluss plötzlich ums Kennenlernen aber er kam wieder nicht und redete plötzlich davon sich die Freundschaft nicht kaputt machen zu wollen, er würde nur Freundschaft wollen.
Dazu muss man auch sagen, dass er immer wieder Frauengeschichten am Laufen hat und derzeit auch wieder eine am Start hat die ihm wichtig ist, aber er schreibt trotzdem weiter mit mir und es ist als könnte ich wirklich mit ihm über alles reden, auch meine Männergeschichten.
Ich hab schon versucht ihn aus meinem Leben zu schmeißen, da ich manchmal denke es wird immer schwieriger je länger wir schreiben für mich und ihn niemals in meinem Leben kennenzulernen macht mich einfach nur fertig. Ich bin wie gelähmt, ich kann seine Nummer nicht löshen und auch nicht aufhören mich an ihn zu wenden, solange wir schreiben ist er noch da und ein klitzekleiner Teil Hoffnung immer in mir, dass er mich vllt. eines Tages genauso mögen wird wie ich ihn aber irgendwo weiß ich dass es nie so sein wird. Ich hab schon Nächte wegen ihm heulend verbracht und mit so vielen Menschen über ihn geredet, auch in der Therapie. Hab das Gefühl ihn überall mit mir rumzutragen und nicht mehr von ihm loszukommen - gerade diese emotionale Bindung jetzt macht mich am meisten fertig, deshalb kann ich ihn einfah nicht mehr loslassen.

Und als würde ich ihn wiederfinden wollen, hab ich mich auf einer App angemeldet und fing an mit Männern bezüglich Sextreffen zu schreiben. Vorher hatte ich kaum sexuelle Erfahrungen gemacht. Ich hab überall relativ schnell meine *beep* verschickt und tue es noch immer - da ich Übergewichtig bin hat mich auch diese Bestätigung gereizt und plötzlich attraktiv und anziehend für Männer zu sein, wo ich mich vorher immer abgelehnt und unsichtbar gefühlt habe und plötzlich ein Sexobjekt zu sein hat seinen Reiz bekommen. All diese Treffen sind innerhalb der letzten zwei Monate passiert. An fing ich als ich in er Klinik war, plötzlich in einer Stadt und weg von Zuhause, fühlte mich so frei und aufregend plötzlich.
Mein erstes mal war mit einem Kerl der mich anschließend an einer Raststätte ohne mein Geld und Handy stehen lies und mich danach blockierte und nie wieder meldete. Es war ein schlimmes Erlebnis und ich machte weiter. Ich weiß nicht welche Sicherung plötzlich durchbrannte oder als würde ich es verdrängen wollen traf ich mich noch mit zwei Anderen in der Klinikzeit zum Sex und fühlte mich jedesmal mies danach. Fühlte mich immer als würde ich alles falsch machen, hatte nie so wirklich meinen Spaß dabei und da ich so unsicher bin frag ich auch ständig nach und das nervt viele. Oft trank und trinke ich auch Alk. dabei weil ich das Gefühl habe sonst zu schüchtern zu sein.

Als ich dann wieder nach Hause kam machte ich auch hier einfach weiter. Traf mich an meinem ersten Abend Zuhause wieder mit einem Kerl zum DVD-Abend (dachte bei ihm aber auch es wäre anders, da er wirklich interessiert an mir eine Woche lang geschrieben hat und da muss man sagen hab ich alles schnell in die Sex-Sparte gelenkt). Wir hatten Sex und er meldete sich danach nicht wieder. Samstag traf ich direkt einen Anderen, betrank mich und wurde auch von ihm abgefüllt und weiß nicht mehr alles dieser Nacht - er meldete sich wieder und sucht eine Affäre, aber wenn ich nur an ihn denke ekelt er mich an. Montag darauf traf ich einen quasi um die Ecke, naiv wie ich bin lies ich mich zu etwas überreden und stand dann Nachts in der Apotheke und nahm die Pille danach (und hab immernoch Angst schwanger zu sein). So und da ja anscheinend keins dieser Erlebnisse reicht um mich zu stoppen und ich wie zwanghaft das ausübe hab ich mich letzte Nacht mit jemandem getroffen - mein Vater ist übers Wochenende weg also lud ich ihn zu mir ein. Ich trank reichlich Alk. und wir hatten Sex, der ganz okay lief und anschließend wurde ich wieder benutzt für seine Wünshe zu erfüllen, ich hab mir wirklich Mühe und es war sehr anstrengend und tat weh aber anscheinend auch nicht gut genug. Später lagen wir dann auf der Couch und schauten einen Film und versuchten noch einmal etwas und er war nur genervt von meinen ständigen Fragen und zog sich an und fuhr irgendwann. Ich war total fertig - er wollte eigentlich die Nacht hier verbringen.
Als er weg war heulte ich erstmal (war wieder nicht gut genug, hab mir nicht genug Mühe gegeben, warum will mich keiner sexuell - bin ich so schlecht) und rief wieder Dimitri an der mir kurz zuhörte. Hatte einfach niemand anderen zum Reden.

Ich weiß nicht was mit mir los ist - solche Abschreckenden Beispiele würden doch jeden zur Vernunft bringen und ich mach wie im Rausch weiter. Als würde ich mich betäuben wollen um JETZT intensiv was zu fühlen oder vllt. diese Nähe wiederzufinden. Im Grunde genommen wünsche ich mir einen Freund der für mich da ist, mir zuhört und mich versteht. Da ich ja einiges an Probleme habe und auch manchmal sehr kompliziert bin brauch ich eigentlich jemand stabiles in meinem Leben auf den ich mich verlassen kann. Ich weiß nicht warum ich diese Sachen tue - kann ich es nicht mehr ertragen allein zu sein`? Fühle mich einsam und komm mit mir selbst nicht klar - hab auch das Gefühl die Therapiezeit verschwendet zu haben indem ich immer damit beschäftigt war - obwohl das ja auch wie mir erklärt wurde zu meinem selbstverletzendem Verhalten gehört. Die Therapeuten wussten irgendwann auch keinen Rat mehr außer das ich es einfach lassen soll und dann habe ich wie aus Trotz weitergemacht oder gehofft dass da noch jemand ist der anders ist. Ich bin grad einfach nur fertig und durcheinander und weiß nicht mehr was ich tun soll.

Seitdem ich zuhause bin läuft auch sonst nichts mehr - Ausbildung ist viel aufzuholen und mir fehlt die Kraft und Motivation. Streit mit meinem Vater. Keine Perspektive für meine Zukunft, das Gefühl alles nicht mehr zu schaffen und zu wollen. Fühle mich teilweise schlimmer als vor der Klinik - niemanden mehr zum Reden. Hab im Moment das Gefühl einfach wieder zurück zu wollen, weiß aber das es von der Ausbildung her keine Option ist und wenn ich sie nur ansatzweise schaffen will sowieso nicht. Aber in mir drin ist sogar ein Teil der plötzlich diesen Beruf auch nicht mehr will, am liebsten einfach nur in eine andere Stadt ziehen will und von vorne beginnen, einen anderen Beruf, Studium suchen was glücklich macht und ein neues Leben beginnen.

02.05.2015 05:55 • 10.05.2015 #1


3 Antworten ↓


Hallo july 91,

erstmal herzlich willkommen hier im forum.

Da hast du ja einiges zu erzählen, ich glaube nicht das du es machst das du was fühlst, ich glaube du fühlst sehr viel.
Viele die Borderline haben wissen anfangs nicht das sie sich mit gewissen Dingen schaden. Und wenn ich es richtig verstanden habe wurde es bei dir erst diagnostiziert.

Lg anna

A


Brauche Hilfe - was ist los mit mir?

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Juli91,

als erstes liebe Juli91, will ich Dich gerne einmal in den Arm nehmen. Ich habe ein wenig gebraucht, um dass was Du hier schreibst zu verstehen. Es ist eine ganze Menge in Deinem Leben bisher passiert und ich stelle mir gerade die Frage:

Wie ist Deine Kindheit verlaufen. Du suchst bei Deinen Partnerschaften sehr stark nach dem Gefühl der Eigenbestätigung, der Wertschätzung. Doch das Bäumchen-Wechsel-Spiel welches Du auslebst, gibt Dir nicht dass was Du tief in Dir Selbst ersehnst und dass ist dann wie eine unsichtbare Kraft die Dich immer mehr ins Uferlose fallen läßt.

So kommst Du niemals zur Ruhe wenn Du diesen Weg weitergehst. Ich weiß ja nicht, was Du in der Klinik alles für Therapien hattest - und inwieweit Du auch bereit warst Dich einzubringen.

Für meine persönliche Einschätzung würde ich sagen, Du hast nie ein richtiges Gefühl von Liebe als Kind erfahren und damit fängt auch Deine Problematik hier an.

Wäre für uns mit Sicherheit sehr hilfreich, wenn Du hier mal kurz beschreiben könntest - wie Dein Elternhaus mit Dir umgegangen ist.

Freue mich auf eine Rückmeldung von Dir.
Alles Gute wünscht Dir

Luckygirl

Vielen Dank für die zwei Antworten!

Habe jetzt auch jemanden kennengelernt mit dem ich die Nacht verbracht habe und auch vorher tolle Gespräche über Stunden geführt habe. Er hat anschließend auch hier übernachtet aber auch wieder Sachen zu mir gesagt das er für mich da wäre und eigentlich eine Beziehung sucht aber einfach nicht weiß und ich soll mir da jetzt keine Hoffnungen machen bzw. ausschließen würde er trotzdem nichts - aber wenn was wäre könnte ich ihn auch nachts um zwei anrufen! Man muss dazu sagen er hat selbst einiges an Therapie durch und Probleme zurzeit, weiß deshalb auch nicht was das mit ihm werden soll. Habe wirklich gemerkt das mir statt Sex wirklih mehr die Zuneigung fehlt, einfach in den Arm genommen zu werden und zärtlich berührt.

Das mit meiner Familie ist eine komplizierte Geschichte. Meine Mutter ist vor vier Jahren gestorben und war als ich klein war schon immer schwer krank und mein Vater ist ebenfalls nicht fit. Beide haben mich in ziemlich spätem Alter bekommen so dass ich das Nesthäckchen bin und meine Geschwister zwanzig Jahre älter und bereits ihre eigenen Familien haben. Angeblich wurde ich immer geliebt und alle haben sich um mich gekümmert - wobei man sagen muss das meine Geschwister auch noch heute in die Rolle der Eltern reinschlüpfen und auch viel all die Jahre getan haben wenn Zuhause wieder alles drunter und drüber ging und wieder einmal jemand im Krankenhaus war.
Ich hab oft das Gefühl dass in all den Jahren wo andere sich einfach ausgelebt und erste Erfahrungen gesammelt haben ich die Probleme hier um die Ohren hatte. Zwei kranke Elternteile und das war immer der Fokus. Man muss sagen ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem Vater und er unterstützt mich in allem und steht hinter mir - das ist ja auch nicht selbstverständlich aber trotzdem habe ich immer dieses wertlose Gefühl und nicht willkommen zu sein oder ein schlechter Mensch zu sein und manchmal kann ich nicht einmal genau sagen warum. Es ist wie ein Grundgefühl in mir drin - hab auch von meiner Psychologin in meiner Therapie gehört das diese Borderline-Symptomatik durch Defizite in der Kindheit entstehen und Emotionen nicht richtig gelebt werden und das wurde bei uns schon immer unterdrückt - Gefühle rauslassen oder ausleben, all das hab ich immer versteckt oder heimlich gemacht. Und wenn ich meinen Vater heute noch auf meine Vergangenheit anspreche sagt er oft nur was soll er denn machen, es wäre für ihn ja auch nicht leicht gewesen, andere hätten es auch nicht leicht gehabt. Ich habe dann manchmal das Gefühl das er das trotz Klinikaufenthalt immer noch nicht ernst nimmt oder denkt ich stell mich nur an...

Am liebsten würde ich zurück in die Klinik gehen aber ich weiß dies ist keine Option sonst schaffe ich die Ausbildung nicht mehr und die ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit und Vorankommen zurzeit - andererseits habe ich gerade das Gefühl wieder unterzugehen seitdem ich zuhause bin.





Dr. Reinhard Pichler
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