Kopfkino - das ist richtig. Jeder gehört dazu, egal wie er denkt. Nicht selten geschieht, dass das frühere oder gegenwärtige Familienleben die eigene Einstellung zur Außenwelt prägt, dass man beispielsweise die Ablehnung des Partners, oder auch Enttäuschungen aus früheren Beziehungen auf das gesamte soziale Umfeld überträgt und dem die eigene Denkweise anpasst. Dann folgen oft auch dementsprechende Handlungsweisen - man zieht sich zurück.
Das wichtigste ist die Art, in der man die eigene Situation bewertet. Es kann schon sein, dass man um sich herum Gemeinschaften hat, die geschlossen sind, die keine 'Neulinge' mehr in ihre Mitte aufnehmen wollen. Wenn ich das weiß, brauche ich keine Schuldgefühle hinsichtlich meiner Situation zu entwickeln, ich kann in aller Ruhe mein Leben so ausrichten, dass ich selbst für die Inhalte sorge, die meinen Wandel positiv beeinflussen bzw. mir den Raum geben mich mit der Welt zugehörig zu fühlen - unabhängig davon, ob ich gerade allein bin oder nicht. Es müssen nicht nur intellektuelle Inhalte sein. Man sieht oft ältere Menschen, die zwar allein sind, dabei aber an die Gemeinschaft bzw. ihre Familie denken, sie backen, stricken, laden ein. Oder sie kümmern sich um Tiere im Tierheim, gehen Enten füttern, arbeiten ehrenamtlich, beteiligen sich an der Nachbarschaftshilfe, bieten Kinderbetreuung u. ä. an.
Wem das alles befremdlich vorkommt, lebt möglicherweise in einem inneren Konflikt. Vielleicht hat er innere Blockaden aufgebaut, die ihn daran hindern auf andere zuzugehen und sich am Gemeinschaftsleben zu beteiligen. Diese Blockaden sind im eigentlichen Sinne unbewusste Selbstschutzmaßnahmen. Wenn man an deren Folgen und der sich daraus entwickelten Gesamtsituation leidet, sollte man sich darum bemühen, diese Blockaden z. B. mithilfe der Psychotherapie aufzulösen.
Sicher ist es praktisch und schön einen Partner zu haben, der einem Wünsche erfüllt, der für eine Selbstbestätigung sorgt. Aber nicht alle haben es, und auch nicht alle brauchen es. Manche verzichten freiwillig, und gerade die sind doch ein lebender Beweis dafür, dass man auch ohne partnerschaftlich bedingte Wunscherfüllung oder Selbstbestätigung gut durchs Leben kommen kann.
Wir leben in den s. g. reichen Ländern, brauchen uns weder wegen unseres Lebensunterhalts noch hinsichtlich der medizinischen Versorgung Gedanken zu machen. Global gesehen ist dies ein immer seltener gewordenes Privileg. Wenn ich weiß, dass weltweit viele Menschen hungrig schlafen gehen, dass sie aufwachen ohne die Möglichkeit zu haben für ihre Kinder etwas brauchbares zum Essen und oft nicht einmal sauberes Trinkwasser zu besorgen, dass es Menschen gibt, deren Kinder an behandelbaren Krankheiten sterben, weiß ich, dass ihr Leid das echte Leid ist und dass ich womöglich das Einsamkeitsgefühl u. a. auch aus dem Umstand beziehe, dass ich mich mit diesen Menschen nicht zugehörig fühle und alles unangenehme, das die Leben anderer betrifft, verdränge.
Das ist meine Eigenerfahrung, die mir jetzt zum Pfingstfest eingefallen ist.
Ich wünsche euch einen schönen Feiertag, ein schönes Wetter und weniger Sorgen.
Liebe Grüße S.
28.05.2012 09:05 •
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