Hallo zusammen,
ich möchte mich nochmals in diesem ursprünglich von mir eröffneten Thema zu Wort melden und ein, zwei Dinge zur Diskussion stellen.
Ich hatte ja in meinen ersten Beiträgen ziemlich mein Leid geklagt, naja wie es sicherlich viele machen, die meinen, sich hier verewigen zu müssen. Nichts spektakuläres sicherlich; vielen von Euch geht es in einigen Punkten ähnlich. Es ist auch klar, dass es auf Dauer keinen Sinn macht, hier allen immer und immer wieder das Gleiche vorzujammern. Irgendwann will es vermutlich keiner mehr hören / lesen, zumindest nicht, wenn es immer dasselbe und von demselben Autor ist.
Was ich sicherlich mehrfach schon von mir gegeben habe: dass ich den wunderschönen Psychologen-Spruch du musst dich selber lieben, dann tun es andere auch für reichlich platt halte. Denn wie soll ich das tun, wenn ich praktisch von Kindesbeinen an kaum jemals Wertschätzung und Anerkennung erfahren habe? Aber o.k., die Frage ist sicherlich, was war zuerst da? Die Spirale kann sich nach unten drehen und mit etwas Glück und viel Arbeit vielleicht auch mal nach oben.
Aber ich habe nicht nur gejammert, sondern auch gesagt, jeder muss das für ihn Mögliche und Erfolgversprechendste selber unternehmen, z.B. mit Hilfe eines Arztes, einer Therapie usw.; wenn man gar nichts macht, wird es einem wahrscheinlich immer schlechter gehen.
Zwischenhin habe ich auch mal einen Kontaktwunsch von mir gegeben und gesagt, dass ich mich über Mailkontakte auch außerhalb des Forums freuen würde. Mit kläglichem Erfolg; bis auf 2 oder 3 Ausnahmen. Eine davon war eine Frau etwa in meinem Alter, früher mal im Forum aktiv, jetzt wohl nicht mehr. Name und Pseudonym tun ja nix zur Sache, ich will ja auch keinen verunglimpfen. Es gab ein, zwei, drei Mails hin und her, wie ich es empfand, sehr nett. Natürlich jammerte ich auch noch ein bißchen, aber nicht nur. Schließlich bekam ich von ihr eine Mail, Auszug:
Du musst dich selber lieben, sonst wird es kein anderer tun. Ist genau so ein blöder Spruch wie meiner oben. Aber er ist genauso wahr. Du kannst deine Meinung und Gedanken über dich sicher nicht von einem Tag auf den anderen ändern, das dauert Jahre. Aber ich denke, es macht Sinn. Nur wenn du dich selber akzeptieren kannst, bzw. das, was du selber an dir nicht magst, änderst, nur dann wirst du überhaupt in der Lage sein zufrieden, ausgeglichen und (zumindest zeitweise) glücklich zu leben. Das braucht aber eben auch enorm viel Auseinandersetzung mit sich selber und eben nicht mit dem, was andere möglicherweise von dir erwarten.
Ja und dann die Ohrfeige gleich hinterher:
Was du für mich in deinen Mails, und auch in dem was ich von dir im Forum lese, ausstrahlst, ist einfach nur: ich bin schei., ich wäre lieber zu 100 % anders, am besten das komplette Gegenteil von mir. Im Forum wird man dann meistens auch noch so schön bestätigt: Bleib wie du bist, du bist toll so! Sorry, sehe ich komplett anders. Ganz hart ausgedrückt, bietest du mir überhaupt nichts an, das ich toll finden könnte, du bietest dich als jemand an, an dem einfach nur alles verkehrt ist. Bleib nicht so wie du bist, wenn du so nicht glücklich bist oder ändere deine Einstellung zu dir, denn nur du selber kannst dich glücklich machen.
Ich war einigermaßen geschockt und dies war denn auch das Ende dieses Mailkontaktes.
Nun ist mir durchaus klar, wenn ich im Forum oder auch außerhalb davon mich so entblättere, muss ich eben mit jeglichen Reaktionen rechnen. Auch mal mit welchen, die einem deutlich Kontra geben. Die Reaktionen bleib wie Du bist sind ja wahrscheinlich wirklich nicht die hilfreichsten. Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht darum, mich jetzt wie ein Dreijähriger bei Euch auszuheulen ohh, die war ja sooo gemein und ungerecht zu mir. Und auch nicht um die Frage, ob man sich unter Leidensgenossen (dies Forum hat ja das Motto helfen-austauschen-aufmuntern) nun solche Dinge in entsprechender Tonlage um die Ohren pfeffern muß. Das ist eine Frage des Stils; wie man generell miteinander umgeht.
Ich würde gerne darüber diskutieren und Euch fragen wollen:
Hat die Dame in der Sache mit dem, was sie geschrieben hat, Recht? Das mit dem selber lieben, ist das wirklich der goldene Leitspruch, den sich jeder über das Bett rahmen müsste, weil er so allgemeingültig ist? Muß ich wirklich versuchen, meine paar guten Eigenschaften auf Teufel komm raus hervorzukitzeln? Was ist, wenn mir keine einfallen? Muß ich wirklich auf Teufel komm raus meiner Umgebung was anbieten, was diese toll finden könnte (egal, ob ich das vielleicht selber auch toll finde)? Was ist, wenn ich was anbiete, was ich selber gut finde, aber die andern nicht so? Weil es vielleicht nicht so massenkompatibel ist...? Dies anbieten klingt an sich schon komisch, so wie freie Marktwirtschaft. Also immer schön anbieten, möglichst jeden Touch von irgendwas Negativem, Niederdrückendem vermeiden, weil das ja nirgendwo gut ankommt? Es ist ja eigentlich schon schwierig genug, daß man sich in bestimmten Lebensbereichen ohnehin so und so präsentieren und anbieten muss, z.B. im Berufsleben. Die Kollegen nebenan wollen natürlich nichts über meine Einsamkeit und Depression wissen, verständlich. Aber auch in allen sonstigen Bereichen, überall?
Was meint Ihr?
Gruß, Jens
PS: Liebe P., wenn Du als Gast in diesem Forum Deine obigen Zeilen hierein kopiert und natürlich schön aus dem Kontext gezerrt liest - sorry für diese Schandtat. Siehe oben, ich will hier niemand zur Schau stellen. Aber vielleicht kann ich ja auf diesem Wege noch was Konstruktives aus der Kritik erhalten. Denn irgendein Sprichwort sagt glaub ich sinngemäß, daß man nicht von Freunden oder Wohlmeinenden das meiste lernen kann, sondern von den anderen...
11.09.2008 16:09 •
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