Guten Tag zusammen,
hallo besonders auch an allee, helpness und rose.
Habe mir Eure Beiträge von gestern nochmal in Ruhe durchgelesen.
Einige Passagen haben mich wiederum nachdenklich gemacht, einige auch sehr bewegt.
Was Glauben angeht und auch Musik: iedem das seine, finde ich, wenn die Musik für den einen eine ganz große Stütze im Leben darstellt (die Liste läßt sich ja beliebig verlängern: Bücher lesen, Bríefmarken sammeln, ach alle möglichen Interessen, Hobbies und Liebhabereien kann man ja haben), für den anderen der Glaube, für den nächsten ehrenamtliche Tätigkeiten usw., all das ist o.k. und kann einem ein gut Teil an Befriedigung bringen. Klar habe auch ich meine paar Interessen und Dinge, die ich gerne mache. Und die mir auch eine Zeitlang eine gewisse Befriedigung verschaffen. Dieses Zeitlang deutet schon an, dass das oft eine eher vorübergehende Befriedigung ist mit nicht allzu hohem und vor allem nicht anhaltendem Nährwert. Nehmen wir nur ein gutes Essen oder einen spannenden Kinofilm: alles ganz toll, aber auf Dauer vergänglich wie Schnee von gestern. Einzig mit dem Glauben verhält es sich da vielleicht anders: Wer tiefgläubig ist und vielleicht im fortwährenden Gespräch mit Gott eine richtige Beziehung bzw. ein richtiges Urvertrauen aufbaut, der hat da möglicherweise nachhaltiger und tiefgehender was von. Bewundernswert eigentlich. Leider aber nichts für mich.
Ich kann wie Du, Helpness, auch oftmals mein Alleinsein genießen. Weil ich ja irgendwo ein Einzelgänger-Typ bin und dies Halli-Galli-Leben mit ständig Trubel, Action und massig Leute, die immer gut drauf sind, gar nicht ertragen könnte. Aber es ist eben immer eine Frage der Dosierung und der gesunden Mischung. Die natürlich muß jeder für sich rausfinden, es kann ja kein wenn man weniger als soundsoviel Kontakte hat, ist man einsam geben. In dem Zusammenhang denke ich manchmal an alte Menschen; Witwen von vielleicht 80 Jahren, die schon seit 10 Jahren allein in ihrer Butze leben und wirklich nur ihren Kanarienvogel haben. Wie kommen die damit klar? Vermutlich auch unterschiedlich, je nach Sichtweise und Bedürfnis. Manchen reicht vielleicht der Vogel oder der Plausch mit dem Postboten und der Bäckersfrau von insgesamt 10 Minuten pro Tag, und ansonsten denken und blicken sie vielleicht auf ein mehr oder minder schönes und erfülltes Leben zurück. Aber ich möchte nicht wissen, wieviel dieser alten Menschen sich furchtbar vor Einsamkeit grämen, wenn keiner mehr zu Ihnen kommt, auch nicht die Kinder.
So hat mich denn auch am meisten dieser Satz von Helpness berührt:
Aber überhaupt niemanden kennen, nicht zu wissen, dass da irgendwo noch jemand ist, niemals irgendwo anrufen können (bei mir nur noch bei meiner Schwester, sonst null). Wissen, dass man alle lebenslang folgenden Wochenenden nur noch alleine etwas unternehmen kann, das ist sehr belastend. Da fehlt einfach etwas.
Sterben will ich nicht, wie ich heute weiss, aber Leben kann ich so auch nicht mehr auf dauer. Bei dem Gedanken, dass es so noch die nächstn 20 bis 30 Jahre weitergehen kann, bleibt nur noch die reine Angst übrig.
Ja, das ist echt bitter. Da habe ich auch schon oft drüber nachgedacht, vor allem in Zeiten, wo meine Beziehung mal wieder kurz vor dem Aus steht. Ich glaube, das ertrage ich nicht. Ich will es auch gar nicht. Was soll man anfangen, wenn man nun wirklich GANZ alleine ist? Schon bei der Vorstellung tut sich vor mir ein schwindelerregender Abgrund auf und ich denke irgendwann mal wieder dran, meine Tabletten zu zählen... Denn wie Allee schon sagt: der Abflug ist schnell gebucht. Nur eine Bruchlandung kann ich wohl ausschließen, da ich ein paar medizinische Kenntnisse habe und auch früher mal Chemie studiert habe.
So, ich muß jetzt in die Stadt, ein bißchen einkaufen. Vielleicht kann ich mich ja mal wieder an den vielen fröhlichen Leuten, Liebespaaren usw. erfreuen. Obwohl, so schön warm und sonnig ist es ja heute nicht. Mir geht es auch so: am wohlsten fühle ich mich ab Anfang November, wenn alles vergeht und dusteres, ungemütliches Wetter all die fröhlich lärmenden Leute von der Straße fegt. Nein, ich gönne es denen ja, bin ja nicht gehässig. Glaube ich zumindest...
Ich wünsche Euch einen schönen Abend,
Jens