Guten Tag zusammen,
es ist einige Zeit vergangen und ich möchte mich heute nochmal in meinem ursprünglichen Thread zu Wort melden.
Meine Situation ist derzeit so, dass meine Frau (also im Grunde derzeit meine fast einzige Bezugsperson) zum 1.1. einen Job bei Berlin, also gut 300 km von hier, antreten wird, zum Teil Wochenenddienste eingeschlossen. Das heißt, ich werde dann noch mehr allein sein als im Moment. Auch wenn ich bedenke, dass unsere Beziehung schon länger immer mal wieder heftig kriselt, machte mir dies natürlich Angst. Aber wir haben viel drüber gesprochen; meine Frau ist der Ansicht, dass dies unsere Beziehung gar beleben könnte, d.h. man sieht sich weniger, aber die Qualität ist eine andere. Und ich will ihr diese berufliche Chance ermöglichen, nicht aus purem Edelmut oder einer Opferrolle heraus, sondern weil ich nichts davon halte, ihr das aus selbstsüchtigen Motiven zu verbauen.
Das Noch-mehr-allein-sein kommt also, aber damit auch die Einsamkeit? Nicht unbedingt. Gewissermaßen nach dem Motto, ohh, nun wird es aber WIRKLICH ernst bzw. weil der Leidensdruck überzuschwappen droht, habe ich versucht, so energisch wie möglich gegenzusteuern. Zumindest erstmal damit anzufangen. Dazu gehörte auch dies Forum, wo ich mich mit anderen austauschen konnte; auch habe ich von Bernd vom Expertenteam, zwei Mails erhalten, die mich sehr nachdenklich machten und mir so auch bereits weiter geholfen haben. Habe viele Ratschläge von Euch durchdacht und mir zu Herzen genommen; mir auch einige Links und Buchempfehlungen angesehen.
Für meine Begriffe zerfällt meine große Aufgabe sozusagen in zwei Teile:
Erstens will ich, wenn es irgend geht, mehr unter Leute gehen. Wenn ich im stillen Kämmerlein bleibe, werde ich nächstes Jahr zugrunde gehen, mit Sicherheit. Und wenn ich auch keine richtigen Hobbies, Interessen oder Neugierde habe, die mich in die Welt hinaustreiben, egal: irgendwas machen; schon in dem Moment kann man sich besser fühlen. Bernd hat recht, das Interesse kommt ggf. danach, der Appetit kommt mit dem Essen.
Als erstes habe ich mich einer Selbsthilfegruppe für Depressionen angeschlossen. Da drückt bei jedem Teilnehmer der Schuh natürlich etwas anders; es war auf jeden Fall interessant und nett und machte allein schon deshalb ein gutes Gefühl, dabeizusein.
Wahrscheinlich werde ich auch eine neue Therapie wagen, vielleicht sogar eine Verhaltenstherapie, vor der ich eigentlich ziemlich Angst habe. Mal sehn...
Mal sehn auch, was mir noch einfällt, ein VHS-Kurs vielleicht. Einer, wo auch ein bißchen Austausch in der Gruppe stattfindet.
Und für die Zeit, die ich dann immer noch alleine bin (da wird sicherlich genug überbleiben), will ich einiges an mir arbeiten. Mich selber mehr annehmen und freundschaftlicher mit mir umgehen. Damit ich die Zeit des Alleinseins weniger als Einsamkeit empfinde, sondern mehr positiv für mich sehe. Da gibt es auf diesen Seiten hier ja einige Tips...
Meine Befindlichkeiten mögen hier vielleicht keinen weiter interessieren, wahrscheinlich kennt mich hier auch niemand (mehr). Aber ich schreibe dies alles, weil ich UNS EINSAMEN Mut machen möchte. Und anregen möchte, aus sich heraus zu gehen, was auf die Beine zu stellen, egal was. Immer wieder auch an sich zu arbeiten. Es bringt einem nichts ein, in sich selber zu verharren und mit der verständnislosen, oberflächlichen oder bösen Umwelt zu hadern. Wir Einsamen möchten ja was von unserer Umwelt und den anderen, dann müssen wir auch auf sie zugehen. Sich versuchen anzupassen, auch wenn es schwer fällt. Heißt ja nicht, seine ganze Persönlichkeit abzugeben. Denen ist es wurscht, es ist ihnen schnuppe, ob da einer irgendwo alleine versauert. Wir müssen selber aus unserem Käfig raus.
Klar, der Weg ist lang und schwer und dornig. Vielleicht bin ich ja schon morgen wieder down und mutlos. Vielleicht aber auch nicht.
DANKE insbesondere an MISS ERFOLG für ihre kritischen und gerade darum hilfreichen Worte. Du hattest vollkommen recht.
Viele Grüße, Jens
01.11.2008 16:56 •
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