Ich möchte mich mal mit mehreren Fragen an Euch wenden. Das Thema ist hier wahrscheinlich nicht weit verbreitet, aber es gehört zu meiner Einsamkeit.
Ich weiß, ich werde mir damit keine Freunde machen, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Zuerst muß ich einmal meine Situation erklären. Mein Lebensgefährte (wir sind seit 8 Jahren zusammen) befindet sich nach einem Herzinfarkt seit Ende Oktober 2012 in einem wachkomatösen Zustand. Ich habe inzwischen viel über diese Krankheit gelesen und versuche meinem Freund die verschiedensten Reize zu geben, damit er zu mir zurückkommt. Ich spiele ihm seine Lieblingsmusik vor, ich lese ihm vor, wir reden zusammen (eigentlich ja nur ich ) ) ich massieren und streichel ihn und und und. Inzwischen liegt auch eine 3monatige Reha hinter uns, die aber mehr schlecht als recht verlaufen ist. Anfangs war alles gut und die Therapeuten haben auch kleine Fortschritte verzeichnet. Leider klappt es auch nach 5 Monaten nicht mit der Sondenkost und die Rehaklinik hat es halt immer wieder versucht. Leider sind wir dadurch in einen Negativkreislauf geraten, d. h. Sondenkost rein, leider nicht vertragen, übergeben oder Rücklauf in die Lunge - Lungenentzündung, schlechte Blutwerte. Dann wurde ihm Antibiotikum gegeben, er wurde wieder stabiler und zack kam wieder die Sondenkost. Dann wieder die Unverträglichkeit, Lungenentzündung und immer so weiter. Am Ende haben sie meinen Freund abgeschrieben. Das gibt nichts mehr oder Suchen sie einen Hospitzplatz habe ich zu hören gekriegt. Ich hatte richtige Auseinandersetzungen mit dem Oberarzt, weil mein Freund für mich eben nicht nur eine Nummer ist und ich ihn nie aufgeben würde.
Naja, inzwischen haben wir ihn in ein Krankenhaus im Heimatort geholt und dort versucht er sich jetzt zu erholen.
Ich gebe es ja nicht gerne zu, aber dieses ewige auf und ab macht mich einfach fertig. Ein Tag geht es ihm gut und am nächsten ist er kreidebleich und total teilnahmslos. Der Arzt meint, daß das zum Krankheitsbild gehört.
Wann hört dieser Zustand auf? Manchmal fällt es auch mir schwer mich immer wieder selber zu motivieren und die Hoffnung nicht aufzugeben.
Alle sagen, daß ich auch ein wenig an mich denken soll, aber ich kann doch nicht irgendwo Party machen wo ich weiß, mein Freund liegt alleine im Krankenhaus. Ich merke, wie meine Kräfte schwinden. Wenn ich morgens aufstehe, bin ich nicht wirklich erholt. Ich fühle mich leer und ausgelaugt. Ich denke an die vielen schönen Momente die wir hatten und möchte einfach aus diesem bösen Traum aufwachen ...
Ich weiß einfach nicht mehr wie es weitergehen soll. Viele Freunde haben sich zurückgezogen und die wenigen die noch da sind können meine Berichte aus dem Krankenhaus schon nicht mehr hören.
Es gibt Tage, da weiß ich gar nicht mehr wohin mit mir und den ganzen Gedanken, Wünschen und Ängsten. Ich habe schon überlegt mal zu unserem Pastor zu gehen um zu fragen was der liebe Gott sich dabei gedacht hat, aber was bringt das? Es würde keine Erklärung geben die mich zufriedenstellt!
Jetzt mal eine von diesen schlimmen Fragen: Wie geht Ihr als Angehörige/Partner mit Euch um? Ich möchte sicher keinen anderen Partner, aber manchmal wünsche ich mir eine starke Schulter, an die ich mich einfach mal anlehnen kann. Alle Gefühle rauslassen, weinen ohne daß sich jemand dadurch gestört fühlt. Arme die mich halten und sagen Alles wird wieder gut! Ich weiß, es hört sich blöde an, aber ich bin doch auch ein Mensch mit Bedürfnissen... Es wäre schön, wenn in der Nacht mal wieder jemand neben mir liegt und ich das gleichmäßige Atmen hören kann. Versteht mich bitte nicht falsch. Ich rede nicht von Sex sondern einfach von Nähe.
Keiner redet über so ein Thema, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich habe mal mit einem Mann aus dem Internet geschrieben und telefoniert. Es war herrlich ungezwungen und ich habe mal wieder gelacht. Als ich ihm dann erzählt habe, daß ich nur eine Freundschaft will, weil ich ja einen Partner habe hat er mich aufs übelste beschimpft. Wie man sowas machen kann wenn man doch einen so kranken Partner hat usw. Ich habe noch einmal versucht meine Lage zu erklären so von wegen nicht heiraten, keinen Sex sondern einfach nur reden oder lachen, aber er hat den Kontakt sofort abgebrochen. Bin ich denn deswegen ein schlechter Mensch?
Bitte schreibt mir doch Eure Erfahrungen mit diesem schlimmen Thema.
Euer Tränchen
01.04.2013 23:52 • • 17.04.2013 #1