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483

@Mondkatze
Zitat:
ich habe gerade den Eindruck, dass sich ganz doll an dem Wort Schuld festgefressen wird.
Schuld ist ein krasses Wort und es hat immer einen schlechten Beigeschmack.
Man macht jemanden verantwortlich, für was auch immer.

Zitat:
Ich denke aber, dass auch die Schuldzuweisung ein wichtiger Punkt ist, der diskutiert werden kann / muß.


Danke für den Begriff Schuldzuweisung.
Zitat:
Ich habe in meiner über 30 jährigen Angstgeschichte anfangs auch anderen die Schuld für meine Ängste gegeben. Es war so offensichtlich. Du hast dies und jenes getan, also ging es mir schlecht, also bist Du Schuld, dass es mir schlecht geht.

Zitat von Crazy-Monkey:

Genau. Meine Ergänzung: Und wie kann man eigenverantwortlich im Hier und Jetzt agieren um nicht nur zu überleben, sondern gut zu leben.



Eine wichtige Frage. Schwierig wird nur eventuell folgendes.
Sobald Du eigenverantwortlich denkst und handelst, dürfen Dir andere (siehe auch der Beitrag von @Mondkatze ), eine
Schuld zuweisen, wenn es ihnen lieb ist.
Und was geschieht dann? Bestreitet man dann, eigenverantwortlich gehandelt zu haben und sagt der/die hat Schuld?

A


Bin ich an meinen starken Ängsten selbst beteiligt?

x 3


Zitat von Abendschein:

@Meteora wie wäre es wenn Du Deine Ängste aufgearbeitet hättest? In sich gehen und schauen und horchen,
was passiert da mit mir? Aber Du hast Deine Ängste dazu benutzt um Aufmerksamkeit zu erlangen, auch wenn diese
für Dich Negativ war. Du hast Deine Angst Manipuliert. Kann man machen, aber das wäre mir die Sache, keine Sache wert.-
Für mich war es Damals besonders schlimm, die Angst und Panik zu haben, vielleicht wollte ich auch Aufmerksamkeit
erlangen, aber das war mir nicht bewußt. Wie hast Du denn die Angst so hochgeschürt und haben sie Dich dann nicht mehr
gemobbt, Deine Mitschüler, aus Mitleid?


So habe ich das nicht gemeint. Ich habe nicht mit meiner Angst, sondern mit meinem selbsthass Aufmerksamkeit erlangt. Ich habe mich immer dumm genannt und selbst verletzt. Ich habe auch nie versucht, besonders stark Angst zu haben. Ich habe nur vor ihnen so getan, aber das hat die Sache schlimmer gemacht. Tut mir leid, wenn meine Erfahrungen nicht hilfreich waren. Ich habe auch nichts aufgearbeitet, in einer verhaltenstherapie macht man das nicht. Ich will es aber definitiv tun! Nicht mehr die Angst verdrängen, sondern achtsam wahrnehmen und dann abschwächen. Wenn es da sein darf, ist es nicht mehr so fordernd, so habe ich das in der Therapie gelernt.

Ist es eigentlich wirklich für irgend jemanden relevant, macht es Sinn über Schuld zu diskutieren? Jemandem Schuld zuweisen zu wollen?

Ändert derlei irgend etwas an der jeweiligen Situation? Ausser vielleicht jemanden gefunden zu haben, auf den man Verantwortung delegieren kann?

Entbindet derlei von einer Verantwortung für einen selbst?

@Meteora

Hallo Meteora,
Zitat:
Also ich denke, man ist nur in der Weise selbst beteiligt, wie man mit seinen Ängsten umgeht.


Herzlichen Dank an Dich.
Genau das habe ich mit meiner fragenden Überschrift versucht herauszufinden.
Dies scheint der Kern des Ganzen zu sein.
Zitat:
Mir hat man mal gesagt, ich hätte eine Teilschuld daran, dass ich gemobbt wurde.


Oft wird das so sein, wie Du es beschreibst.
Zitat:
Das hat natürlich gesessen, weil niemand gerne auf eigene Schuld hingewiesen wird, aber es hat mir geholfen,
mein Verhalten besser zu verstehen.


Wie hilfreich!
Zitat:
Mein Verhalten war eine Reaktion auf die Mitschülerinnen. Ich habe sie provoziert, damit sie mich angriffen, um
wenigstens überhaupt bemerkt zu werden. Da hatte ich lieber negative Aufmerksamkeit als außen vor zu sein.


So kann das schon mal laufen.
Zitat:
Ich kann gar nicht sagen, wer von uns angefangen hat. Das muss ich auch nicht wissen. Es ist nicht entscheidend für
den weiteren Fortschritt, es zählt nur der Vergleich: Wie bin ich damals mit meiner Angst umgegangen und wie mache
ich es heute? Was mache ich noch genauso wie damals? Was hilft, damit ich es anders machen kann?


Das hört sich gut an.

Wie kommst Du heute mit den Menschen zurecht?
Und wie geht es Dir heute innerlich? Bist Du selbstbewusster geworden?

Danke an Dich und viele Grüße

Bernhard

Aber es gibt doch so viele verschiedene Gründe, da ist es so und jemand anders hat einen anderen Hintergrund .... das kann man doch nicht pauschalisieren.

Zitat von Meteora:

So habe ich das nicht gemeint. Ich habe nicht mit meiner Angst, sondern mit meinem selbsthass Aufmerksamkeit erlangt. Ich habe mich immer dumm genannt und selbst verletzt. Ich habe auch nie versucht, besonders stark Angst zu haben. Ich habe nur vor ihnen so getan, aber das hat die Sache schlimmer gemacht. Tut mir leid, wenn meine Erfahrungen nicht hilfreich waren. Ich habe auch nichts aufgearbeitet, in einer verhaltenstherapie macht man das nicht. Ich will es aber definitiv tun! Nicht mehr die Angst verdrängen, sondern achtsam wahrnehmen und dann abschwächen. Wenn es da sein darf, ist es nicht mehr so fordernd, so habe ich das in der Therapie gelernt.


Liebe @Meteora doch Deine so wie Du es beschrieben hast, Erfahrungen waren oder sind hilfreich.
Jeder Mensch ist wichtig. ich hoffe das es Dir jetzt besser geht, das hoffe ich wirklich.

Hallo!
Habe hier mal etwas interessantes zum anschauen.
Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen das Psychische Gewalt in der Kindheit das ganze Leben versauen kann.
Dieses anderen Menschen nicht vertrauen zu können weil man das nicht lernen konnte muß man sich mühselig erarbeiten.
Ganz gelingt es mir zumindest nicht.



Liebe Grüße Alfi alias Alfred.
Leider wurde mein alter Account dauerhaft gesperrt..warum keine Ahnung.

hallo hoddin,

danke für die Ermahnung. Es ist tatsächjlich sehr schlecht von mir, mich über eine verdiente Zurechtweisung zu ärgern. Ich bitte Dich vielmals um entschuldigung.
Es ist tatsächlich sehr böse von mir, mir soviel rechte zuzusprechen. Zudem, ich habe ja keine Erfahrung, und es tut mir sehr leid, mich in Deinen dingsda eingemischt zu haben.

Ich habe tatsächlich an meinen Depressionen schuld. Und das muss ich abbüssen. Kann ich aber nicht, da ich als Person unverädnerlich bin. Ich bin als böser Mensch geboren und werde als böser Mensch sterben.
Das hat meine Mutter schon zu mir gesagt. Und sie hat mir gewünscht, ich wäre nie geboren worden. Weil ich von grund auf böse bin, mich falsch verhalte.
Ja, ich bin sehr dumm. Ich verstehe nichts. Und ich will nichts verstehen.
Ich dreiste mir Rechte an, die ich als Mensch nicht haben darf. Bedenke, dass schon immer die Frauen der Hort des Bösen waren und zu recht sie als Hexen verbrannt wurden. Dieses Wissen wurden von vielen Millionen Wissenden über Jahrhunderte hinweg weitergegeben. Wer bin ich, dagegen zu sein?!

Ich möchte keine Antwort mehr haben. Lass mich in Ruhe. Reagiere nicht darauf!

Hallo @Antiope

Du mußt Schlimmes erlebt haben.
Das tut mir sehr leid.
Aber wir alle hier Schlimmes erlebt, Du bist nicht allein.
Und wir alle suchen Wege, unser Leben erträglich zu machen und die Erlebnisse, die immer noch in uns schlummmern, zu verarbeiten.
Oft reicht ein Wort, eine Geste, ein Gedanke, ja selbst ein Geruch aus, dass diese Erlebnisse wieder hochkommen und uns massiv ängstigen, wütend machen, oder uns einfach nur unwohl fühlen lassen.

Ich finde, Du reagierst sehr emotional.
Das ist auch ok.
Während der Gespräche mit meinem Therapeuten habe ich auch sehr oft heftigst emotional reagiert, weil die ganze Wut und Hilflosigkeit dabei hochkamen. Ich tat mir selbst unheimlich leid.
Aber Rückzug bringt uns nicht weiter.

Meinst Du nicht, dass Dir und uns allen mit konstruktiver Kritik mehr geholfen wäre?

Du kannst ja vielleicht einfach lesen und überdenken.
Ich bin nicht der Meinung, dass Dir hier irgendjemand ( z.B. Hotin ) Böses will. Vielleicht ist es Dir ja dann möglich, alles nicht direkt als persönlichen Angriff zu werten. Sorry wenn das nicht richtig sein sollte, aber das Gefühl habe ich.
Ich unterstelle mal, dass wir alle bemüht sind, besser zu verstehen warum manches so ist wie es ist. Und im günstigsten Fall finden wir eine Lösung, wie wir unser Leben wieder, zumindest ansatzweise, in den Griff bekommen.
Deswegen finde ich z.B. jegliche Gedankengänge der User hier interessant und wertvoll.

LG
Mondkatze

Liebe @antiope. Ich drück Dich mal lieb. @Mondkatze hat das was sie Dir sagen möchte wunderbar geschrieben. Dem möchte ich mich anschließen. Hier im Forum haben viele Menschen schlimmes durchgemacht und jeder versucht das Beste daraus zu machen. Wir helfen uns hier gegenseitig. Keiner ist besser oder schlechter als der Andere. Dir wurde Viel eingeredet als Kind von Deiner Mutter. Heute bist Du erwachsen und musst nicht mehr alles glauben was sie Dir gesagt hat. Vieles hat sich im Gehirn/Synapsen fest eingefressen, dennoch kann man es mit Hilfe wieder auf arbeiten vielleicht auch ganz loswerden. Es ist alles sehr schwierig. @Mondkatze wird z.B. schon an einem Geruch daran erinnert wie schlecht es ihr ergangen ist. Manchmal glaube ich das es ein Leben lang dazu gehört das zu verarbeiten was man erlebt hat und jetzt nach Stärke es eben auch länger dauert.
Ein Hund z.B. der in seinen ersten Lebensmonaten Angst erlebt hat, wird diese Angst meist nie ganz ablegen können. Aber es gibt ein Zauberwort das bei Mensch und Tier helfen kann und dieses Wort heißt Liebe. Unendliche Liebe und Güte helfen Mensch und Tier. Und Geduld auch oder Grade mit sich selbst. Ich wünsche jedem von uns das wir uns helfen können und wir somit auch dem Anderen. Mit und durch Liebe. Die wir alle irgendwie suchen. Ich drück Euch alle mal lieb.

@Mondkatze

Liebe Mondkatze,

herzlichen Dank für Deinen Beitrag mit dem Verständnis für die Sichtweisen von Antiope und mir.
Wie Antiope es wünscht, werde ich nicht mehr auf ihren Beitrag antworten.

Danke vor allem, für Deine sachliche Hilfe.

Als ich dieses Thema eröffnet habe, habe ich bereits befürchtet, dass hiermit sehr viele Gefühle
stark berührt werden. Trotzdem habe ich mich dazu entschieden, die Frage hier einzustellen.
An euren Antworten glaube ich zu sehen, dass es richtig war, nach euren Meinungen zu dieser
Problematik zu fragen und damit gemeinsam über mögliche Lösungen zu diskutieren.


Viele Grüße

Bernhard

@Abendschein

Guten Morgen Abendschein.

Zitat:
Wir helfen uns hier gegenseitig.

Zitat:
Vieles hat sich im Gehirn/Synapsen fest eingefressen, dennoch kann man es mit Hilfe wieder
aufarbeiten vielleicht auch ganz loswerden.

Zitat:
Ich wünsche jedem von uns das wir uns helfen können und wir somit auch dem Anderen.


Auch an Dich vielen Dank für Deinen Beitrag.
Letztendlich geht es mir gar nicht um Schuld und Schuldzuweisung.
Vielmehr geht es mir jedoch darum, wie Du es beschreibst.
Jede/jeder kann sich selbst in großen Teilen weiterhelfen.
Dafür ist es jedoch erforderlich, sich selbst ein wenig ohne große Angst zu hinterfragen.
Und sich selbst zu hinterfragen kann am Anfang durchaus zuerst Angst und Schmerzen machen.

Aber wie Du richtig sagst.
Mit Hilfe Verständnis und sich gegenseitig akzeptieren, kann man häufig vieles wieder loswerden.
Nur ist dies meistens ein langer, langer Weg.


Viele Grüße

Bernhard

Morgen Allerseits

Zitat von Hotin:
Eine wichtige Frage. Schwierig wird nur eventuell folgendes.
Sobald Du eigenverantwortlich denkst und handelst, dürfen Dir andere, eine Schuld zuweisen, wenn es ihnen lieb ist.


Diese Sicht teile ich ausdrücklich nicht!
Sobald jemand verantwortlich oder eigenverantwortlich denkt oder handelt ist er ausschließlich verantwortlich für sein Denken oder Handeln, daraus resultierende Ergebnisse. Nicht aber Schuld oder schuldig. Schuld wie schuldig implizieren automatisch ein sträflich fehlerhaftes Verhalten. Eines, auf das eine Sühne zu folgen hat.
Davon ist verantwortliches Verhalten aber deutlich entfernt. Zumeist eher das Gegenteil.

Auch ist es etwas deutlich anderes, wenn Dritte an die Verantwortung/Eigenverantwortung des Handelnden erinnern, als wenn sie Schuld zuweisen. Nicht nur, dass sich der 'Schuld Zuweisende' als moralische Instanz aufbaut - eine Position, die dem Zuweisenden weder gebührt noch situativ angemessen ist - der Vorgang als Solcher ist deutlich als kontraproduktiv zu betrachten.

Und; um zur Eingangsfrage zurück zu kommen:
Zitat:
Bin ich an meinen starken Ängsten selbst beteiligt?

Von mir ein klares Ja.
Allerdings nicht im Sinne von Schuld, sondern im Sinne von Verantwortung/Eigenverantwortung. Dabei handelt es sich aber um Entscheidungen, die der Phobiker selber zu treffen hat. Dieses im Rahmen seiner verfügbaren Kräfte.

Ich bin der Auffassung, dass Begriffe wie Schuld etc. bei Phobien eher kontraproduktiv, dysfunktional oder einfach nicht zielführend sind. Darauf komplett verzichtet werden sollte.

@Daisho
Zitat:
Ist es eigentlich wirklich für irgend jemanden relevant, macht es Sinn über Schuld zu diskutieren?
Jemandem Schuld zuweisen zu wollen?


Eine interessante Frage finde ich.
Ja, ich glaube es ist meistens wichtig, zu hinterfragen, wer oder was an einer
Sache beteiligt war und damit indirekt nach der sachlichen Schuld zu fragen.

Zitat:
Ändert derlei irgendetwas an der jeweiligen Situation?


Auf jeden Fall ändert das alles!
Angstfreiheit und Zufriedenheit entstehen, wenn man das Gefühl hat, für sich selbst
entscheiden zu dürfen und können.
Daraus ergeben sich im besten Fall die Sichtweisen

Ich erkenne, dass ich an vielem, was mir immer Angst macht keine Schuld trifft.

Aber ich erkenne, dass ich an dem, was ich heute und in der Zukunft denke, wesentlich
mitbeteiligt bin, da ich frei denken darf und kann.
Zitat:
Entbindet derlei von einer Verantwortung für einen selbst?


Nein. Im Gegenteil.

Dadurch dass ich immer mehr Verantwortung für mich und mein Leben übernehme,
trage ich immer mehr Schuld daran, ob ich heute zufrieden sein werde oder nicht.

Viele Grüße

Bernhard

Zitat von Daisho:
Morgen Allerseits



Diese Sicht teile ich ausdrücklich nicht!
Sobald jemand verantwortlich oder eigenverantwortlich denkt oder handelt ist er ausschließlich verantwortlich für sein Denken oder Handeln, daraus resultierende Ergebnisse. Nicht aber Schuld oder schuldig. Schuld wie schuldig implizieren automatisch ein sträflich fehlerhaftes Verhalten. Eines, auf das eine Sühne zu folgen hat.
Davon ist verantwortliches Verhalten aber deutlich entfernt. Zumeist eher das Gegenteil.

Auch ist es etwas deutlich anderes, wenn Dritte an die Verantwortung/Eigenverantwortung des Handelnden erinnern, als wenn sie Schuld zuweisen. Nicht nur, dass sich der 'Schuld Zuweisende' als moralische Instanz aufbaut - eine Position, die dem Zuweisenden weder gebührt noch situativ angemessen ist - der Vorgang als Solcher ist deutlich als kontraproduktiv zu betrachten.

Und; um zur Eingangsfrage zurück zu kommen:

Von mir ein klares Ja.
Allerdings nicht im Sinne von Schuld, sondern im Sinne von Verantwortung/Eigenverantwortung. Dabei handelt es sich aber um Entscheidungen, die der Phobiker selber zu treffen hat. Dieses im Rahmen seiner verfügbaren Kräfte.

Ich bin der Auffassung, dass Begriffe wie Schuld etc. bei Phobien eher kontraproduktiv, dysfunktional oder einfach nicht zielführend sind. Darauf komplett verzichtet werden sollte.

Wie sollte Deiner Meinung nach jemand handeln der im Kindesalter Angst kennengelernt hat? Wie soll er sich aus seiner Eigenverantwortung raus ziehen? Du wirfst hier mit Fremdwörter um Dich und ich fühle das Du kein bisschen Einfühlungsvermögen besitzt und das Du auch gar nicht von dem Ängstlern betroffen bist @daisho.
Du redest als wenn Du aussen vor stehst aber nicht mitten drin bist. Du redest wie ein Informatiker. Da fehlt in meinen Augen das Verständnis. Zieh Dich nicht an DEM Wort Schuld hoch. Ein Kind kann nicht schuldig sein und ein Kind kann genauso wenig Eigenverantwortung übernehmen.
Es nutzt nichts wenn man nicht selbst in der Materie steckt und daher redet .
Wie immer würde ich sagen.

@Daisho
Zitat:
Diese Sicht teile ich ausdrücklich nicht!
Schuld wie schuldig implizieren automatisch ein sträflich fehlerhaftes Verhalten. Eines, auf das eine Sühne zu folgen hat.


Du kannst das gern so sehen. Ich habe hier eine völlig andere Sichtweise.
Wenn ich Deiner Sichtweise folge, dann benötige ich meiner Meinung nach aber einen anderen Begriff für das
Wort Schuld, da ich befürchte, dass ich das Wort Schuld hier nicht einfach durch Verantwortung ersetzen kann,
ohne dass, was ich sagen möchte, einen anderen Sinn bekommt.
Zitat:
Schuld wie schuldig implizieren automatisch ein sträflich fehlerhaftes Verhalten. Eines, auf das eine Sühne zu folgen hat.
Davon ist verantwortliches Verhalten aber deutlich entfernt.


Ist es das wirklich? Im täglichen Sprachgebrauch gibt es das ständig benutzte Wort Entschuldigung.
Hiermit will doch jemand mit der Benutzung dieses Wortes darauf hinweisen, dass er/sie zukünftig verantwortlicher
mit einer Belastung, Bestrafung oder der erfolgten Schuldzuweisung umgehen wird.
Zitat:
Nicht nur, dass sich der 'Schuld Zuweisende' als moralische Instanz aufbaut - eine Position, die dem Zuweisenden weder
gebührt noch situativ angemessen ist - der Vorgang als Solcher ist deutlich als kontraproduktiv zu betrachten.


Nicht immer hat das etwas mit Moral zu tun. Wenn ich jemandem z.B. körperlich zu nahe komme, ihm unabsichtlich durch
anrempeln zu nahe komme. Dann find ich, hat dieser das Recht, sich gegen mein Fehlverhalten zu wehren und von mir zu
fordern, den gewünschten Abstand zu halten. Folglich bin ich doch schuldig daran, wenn ich jemandem gefühlsmäßig,
sprachlich oder räumlich zu nahe komme, oder nicht?
Zitat:
Und; um zur Eingangsfrage zurück zu kommen:
Zitat:
Bin ich an meinen starken Ängsten selbst beteiligt?

Von mir ein klares Ja.
Allerdings nicht im Sinne von Schuld, sondern im Sinne von Verantwortung/Eigenverantwortung. Dabei handelt es sich
aber um Entscheidungen, die der Phobiker selber zu treffen hat. Dieses im Rahmen seiner verfügbaren Kräfte.


Ich bin Dir dankbar, wenn Du hier einen geeigneteren Begriff vorschlägst.

Viele Grüße

Bernhard
Sponsor-Mitgliedschaft

@Daisho
Zitat:
Betrachten mich andere als Schuldig werde ich sozial von der Gruppe, Gesellschaft ausgegrenzt. Grenze mich u. U. selber aus.
Dabei ist Ausgrenzung eine der härtesten 'Strafen', welche eine Gesellschaft / Gruppe auszusprechen imstande ist. Habe 'ich'
jedoch bereits mit Ängsten zu kämpfen, drückt mich eine solche Sicht jedoch zusätzlich nieder, ist ein zusätzlicher Angsttrigger.
Etwas, dass ich - in einer solchen Situation befangen - zumeist beim besten Willen nicht gebrauchen kann.


Zitat:
Suche ich jedoch die Schuld bei einem Dritten, z. B. bei meinen Eltern, bin 'ich' nur zu leicht versucht, diese Schuldzuweisung zu verfolgen, anstelle Lösungen für mich selber zu suchen.


Ich finde, genau diese von Dir hier beschriebenen Gegensätze, machen es jemandem, der unter starker Angst leidet schwer,
sich aus dieser Gedankenschleife zu befreien.
Zitat:
Mein Fazit: Die Diskussion von Schuld oder Mitschuld etc. ist nur zu leicht geeignet, die Sicht auf die wesentlichen Punkte
und Handlungsansätze zu versperren. Deutlich sinnvoller dürfte eine sachliche Sicht sein.


Gern stimme ich Dir hier zu. Nur frage ich Dich, mit welchem Begriff fordere ich jemanden, der in Angst verharrt auf,
selbst nach Lösungen für sich zu suchen, ohne ihm zu nahe zu treten?
Zitat:
Der generelle Verzicht auf Schuldzuweisungen und -Analysen.


Ein Verzicht auf Schuldzuweisungen und Analysen bedeutet dann aber auch einen
Verzicht auf Verantwortlichkeit.
Wird der Mensch dadurch nicht haltlos und verliert dadurch seine Orientierung und letztlich
damit das Gefühl der Sicherheit? Gerade das, was er so dringend benötigt.
Ein Mensch empfindet doch dann wenig Angst, wenn er davon ausgehen kann, dass er
das Meiste richtig macht.
Und nun wird es schwierig. Alles in unserem Leben ist relativ zu betrachten.
Was für Dich richtig ist, ist eventuell für einen anderen Menschen falsch.
Wenn nun diese beiden Menschen aufeinandertreffen und beide sehr ängstlich sind.
Was geschieht dann, außer Kampf, Streit und Unverständnis?


Bernhard

@Hotin
Morgen Bernhard,
Zitat von Hotin:
Ja, ich glaube es ist meistens wichtig, zu hinterfragen, wer oder was an einer
Sache beteiligt war und damit indirekt nach der sachlichen Schuld zu fragen.

Möglicherweise entstehen unsere Meinungsverschiedenheiten aus einer unterschiedlichen Belegung der Worte, unterschiedlichem Verständnis, aber ansonsten sehr ähnlichen Sicht.

Ich betrachte es als absolut überflüssig nach einer sachlichen Schuld zu fragen. Aber es als gleichzeitig eminent wichtig, nach der sachlichen Verantwortung und deren Ursachen zu forschen.
Schuld definiere ich als Ursache von etwas Unangenehmem, Bösem oder eines Unglücks, das Verantwortlichsein, die Verantwortung dafür.
Verantwortung definiere ich als Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass (innerhalb eines bestimmten Rahmens) alles einen möglichst guten Verlauf nimmt, das jeweils Notwendige und Richtige getan wird und möglichst kein Schaden entsteht.

Beide Pakete - gleich ob ich sie übernehme oder delegiere - kommen mit einer emotionalen Komponente einher. Schuld wird als etwas negatives empfunden, Verantwortung als etwas relativ neutrales.
Zitat von Hotin:
....trage ich immer mehr Schuld daran, ob ich heute zufrieden sein werde oder nicht.

DU bist also Schuld (Ursache von etwas Unangenehmem, Bösem...) daran, wenn du heute zufrieden bist? Oder bist du eher verantwortlich (hast dafür gesorgt, dass alles einen möglichst guten Verlauf nimmt, das jeweils Notwendige und Richtige getan wurde)?

Der Begriff Schuld (...Sühne) ist zusammen mit der emotionalen Komponente/Begrifflichkeit tief und negativ in unserer abrahamitisch geprägten Gesellschaft verwurzelt. Und dieser emotionale Beipack absolut geeignet, unsere Sicht auf wichtige Punkte negativ zu beeinflussen.
Wie ich bei mir selber feststellen konnte: Meine Herausforderungen haben ihre Ursache vielfach in Erlebnissen meiner Kindheit. Als ich mehr und mehr die Ursachen erkannte, war ich zunächst versucht den Betreffenden die Schuld zuzuweisen. Der böse X, die böse Y, meine bösen ....!
Allerdings änderte dieses nichts, abgesehen von wachsenden Hassgefühlen den Betreffenden gegenüber. Allerdings verstellten diese Hassgefühle nicht nur meine eigene Sicht den Geschehnissen gegenüber, sie änderten auch mein Verhalten den Schuldigen gegenüber. Stopften Informationsquellen. Erst als es mir gelang, diese Gefühle so weit möglich beiseite zu schieben, kam ich in die Lage Ursachen neutraler zu betrachten. Heraus zu finden Was zu was führte und meine Erkenntnisse daraus zu ziehen.
Zu meiner eigenen Überraschung lösten aber bereits diese Erkenntnisse einen großen Teil meiner Blockaden. Gaben mir die Möglichkeit mich dem 'Rest' zu stellen und neue Wege zu beschreiten.

Zusammengefasst: Der Begriff Schuld, dessen Verständnis, liefert bereits emotionale Trigger, die sich der Bearbeitung der Aufgaben deutlich in den Weg stellen.

So sehe ich auch z. B. die Ursache deines Disputs mit @Antiope in eben diesen emotionalen Triggern. (Liege ich damit richtig, Antiope?)

Dadurch dass ich immer mehr Verantwortung für mich und mein Leben übernehme, trage ich immer mehr Anteil am Erfolg, ob ich heute zufrieden sein werde oder nicht.

Würde diese Formulierung nicht auch deinen Gedanken eher entsprechen?

LG
Daisho

@Daisho

Morgen Daisho,
Zitat:
Möglicherweise entstehen unsere Meinungsverschiedenheiten aus einer unterschiedlichen Belegung der Worte,
unterschiedlichem Verständnis, aber ansonsten sehr ähnlichen Sicht.


Das sehe ich genau wie Du.
Die größten Meinungsverschiedenheiten und Streitereien entstehen bei uns Menschen
immer genau aus der von Dir beschriebenen unterschiedlichen Belegung von Worten.

Deshalb finde ich hat @Abendschein Recht, wenn sie sagt. Zieht Euch nicht an DEM Wort Schuld hoch.

Zitat:
Beide Pakete - gleich ob ich sie übernehme oder delegiere - kommen mit einer emotionalen Komponente einher. Schuld
wird als etwas negatives empfunden, Verantwortung als etwas relativ neutrales.


Du magst Recht haben. In unserem Gespräch sollte es aber nicht darum gehen, wie ich das Paket nenne.
Es muss unbedingt darum gehen, wie ich die emotionale Komponente, also die Stärke meines Angstgefühls regeln kann.
Und das ist die zentrale Frage. Jeder kann die Stärke seines Angstgefühls zu großen Teil selbst beeinflussen.
Was aber geschieht dann, wenn er die Stärke seines Angstgefühls nicht selbst regelt? Wenn nicht Schuld, was ist es dann,
Unwissenheit, fehlende Erfahrung? Und noch einmal, mit welchem Begriff erkläre ich es jemandem, der aufgrund von
Ängsten z.Zt. nur eingeschränkt kritikfähig ist?
Mit welchem Begriff erreiche ich, dass er beginnt zuzuhören, anstatt sich nur zu wehren?

Zitat:
Beide Pakete - gleich ob ich sie übernehme oder delegiere - kommen mit einer emotionalen Komponente einher.
Schuld wird als etwas negatives empfunden, Verantwortung als etwas relativ neutrales.


Deine Verallgemeinerung, dass der Begriff Schuld als etwas negatives empfunden wird, die
teile ich nicht.
Deshalb, ja, ich finde, an meiner täglichen Zufriedenheit und meiner gelegentlichen Unzufriedenheit bin ich fast
immer selbst Schuld So empfinde ich das.
Und es gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich es heute Nachmittag beeinflussen kann,
ob ich mich eher gut, oder doch mehr schlecht fühlen werde.
Zitat:
Zusammengefasst: Der Begriff Schuld, dessen Verständnis, liefert bereits emotionale Trigger, die sich der
Bearbeitung der Aufgaben deutlich in den Weg stellen.


Ok, also noch einmal. Welchen Begriff können wir dann verwenden, damit nicht noch mehr Angst aufgebaut wird, sondern
sich jemand zur Sachlichkeit öffnen kann.
Hätte ich mein Thema genannt, gibt es eine Mitverantwortlichkeit an meinen starken Ängsten? wären wir 100%ig genau hier gelandet, wo wir jetzt auch sind.
Zitat:
Zu meiner eigenen Überraschung lösten aber bereits diese Erkenntnisse einen großen Teil meiner Blockaden.
Gaben mir die Möglichkeit mich dem 'Rest' zu stellen und neue Wege zu beschreiten.

Das kann ich, glaube ich, gut nachvollziehen.
Zitat:
Zusammengefasst: Der Begriff Schuld, dessen Verständnis, liefert bereits emotionale Trigger, die sich der
Bearbeitung der Aufgaben deutlich in den Weg stellen.


Wie ich hier ständig lese, ist die emotionale Triggerung leider scheinbar sehr extrem.
Was also nun?
Zitat:
So sehe ich auch z. B. die Ursache deines Disputs mit @Antiope in eben diesen
emotionalen Triggern. (Liege ich damit richtig, Antiope?)


Sehe ich genau wie Du.
Zitat:
Dadurch dass ich immer mehr Verantwortung für mich und mein Leben übernehme, trage ich immer mehr
Anteil am Erfolg, ob ich heute zufrieden sein werde oder nicht.

Würde diese Formulierung nicht auch deinen Gedanken eher entsprechen?


Ja, selbstverständlich.
In der Sache sind wir ganz nah aneinander, finde ich. Deine Argumente teile ich fast vollständig.

Leider verwenden wir immer noch Worte, die in unserer Gefühlswelt sehr unterschiedlich besetzt sind.

Ich erweitere deshalb gern die Frage an alle Mitleser hier.
Welche Begriffe können helfen sachlich zu bleiben und verhindern, dass wir uns
gefühlsmäßig auf verschiedenen Ebenen begegnen?

Bernhard

A


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Dr. Reinhard Pichler
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