Für @Miami
Wie anders denken?
Am einfachsten, ich nehme ein Beispiel aus meiner Erlebniswelt: Angst haben vor Kündigung.
Ursachen: Abgelehnt sein, Kindheitstraumata
Auslöser: Situationen, die an Kündigungen erinnern. Beispiele: Vorwürfe vom Chef. Rundmails, die an Kollegen gehen, aber nicht an mich.
Es sei folgende Situation: mein Kollege, der mir gegenüber sitzt, erhält eine Mail mit einer Einladung zum Weihnachtsessen. Ich erhalte keine.
Als ich das mitbekomme, wird mir schlecht. Zuerst beginnen meine Hände zu zittern, dann alles andere.
Diese Symptome kenne ich; ich weiß: große Angst.
Meine automatisches Denken: die wollen mir kündigen. Daher werde ich nicht mal mehr zur Weihnachtsfeier eingeladen.
Jetzt könnte es die gesamte Palette übereilter Handlungen und Vorwürfe an andere geben.
Mein Wahrnehmungsfokus liegt jetzt auf allem, was meine These die wollen mich kündigen bestärkt. Das könnte zur self-fullfilling prophecy werden.
Ich kann aber auch den ganzen Kopfzirkus stoppen.
Immer noch habe ich Angst. Immer noch zermartert mich die Befürchtung der Kündigung. Beides ist da, ob ich es gut oder schlecht oder sonstwas finde.
Ich weiß jedoch von meinem automatischen Denken.
Ich akzeptiere die Angst, die da ist, und ich versuche, eine Konzentrationsübung zu machen: 5 Dinge benennen, die ich sehen, hören, riechen, fühlen kann. 4 Dinge benennen, dieselben Sinne. Dann 3 Dinge, 2 Dinge, 1 Ding.
Jetzt ist das Zittern zurückgegangen. Die unmittelbare Macht der Angst ist gebrochen. Sie ist noch weiterhin da.
Jetzt habe ich jedoch etwas Raum, um gezielt nach anderen Interpretationsmöglichkeiten zu suchen.
Ich frage meinen Kollegen, warum er die Einladung bekommt - oder ich gehe zu meinem Chef, um ihn zu fragen, wie es mit der Weihnachtsfeier aussieht. Eine offene Frage.
Ich erhalte eine Erklärung. Der Kollege wird eingeladen, weil er Teil des Consulting-Bereichs ist. Ich nicht. Mein Chef sagt mir, dass es für andere Bereiche eine eigene Weihnachtsfeier gibt. Die Location muss noch bestätigt werden. Dann werde ich auch eine Einladung erhalten.
Beim nächsten Mal werde ich wissen, dass meine automatisches Denken zwar anschlägt, dass ich aber schon einmal eine alternative Erklärung gefunden habe.
Ich hoffe, dass dass Beispiel ein bisschen aufzeigen kann, was ich mit anderen Gedanken meine.