Zitat von Hotin:Dies sehe ich etwas anders. Nach meiner Sichtweise erzeugt eine berechtigte Angst davor,
es könnte etwas passieren, eine sehr hilfreiche Aufmerksamkeit.
Ich möchte bitte keine Kritik üben, wenn ich darauf hinweise, das es hier einen logischen Fehler gibt.
Die Gleichung Angst erzeugt Aufmerksamkeit ist definitiv nicht identisch mit Aufmerksamkeit erzeugt Angst. Wenn man Aufmerksamkeit als Mittel der Wahl zur Reduzierung der Angst einsetzen würde, dann hätte man mit dem oben Dargestellten eine perfekte Schleife zur
Verstärkung der Angst.
Aus diesem Grund reite ich so auf Begriffen herum. Klare Trennung von Ähnlichem verhindert Verwirrung. Eindeutige Benennung von Begriffen helfen, Ähnliches klar zu trennen.
Danke für den Hinweis darauf, dass ich selbst Hochbegabung und Hochsensibilität durcheinander gebracht habe.
Nochmals zurück zu Angst und Aufmerksamkeit.
Aufmerksamkeit heißt nur, die Sinne aktiv auf einen bestimmten Aspekt zu richten. Und dabei alles andere aus dem Fokus zu entlassen.
Aufmerksamkeit hat per se nichts mit Angst zu tun.
Ich würde sogar noch weiter gehen.
Angst ist eine grundlegende Emotion, die dem Überleben dient, und kann nicht willentlich an- und abgeschaltet werden. Ich kann sie aber daran hindern, Kontrolle über meine Impulse zu übernehmen. Wenn ich Angst habe, habe ich Angst.
Durch die Steuerung der Aufmerksamkeit kann ich den Fokus von ihr weglenken. Sie ist da, aber sie ist nur eine Emotion neben anderen Dingen.
Wenn ich Angst habe, entstehen auch Gefühle wie Bedrohung und Bewertungen wie absolut schrecklich. Meine Gedanken werden von den Gefühlen und den Bewertungen genährt will ich nicht, das war schon immer so, ich bin hilflos. Und dann komme ich ins Handeln ich stelle mich tot oder ich schlage zurück.
Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf die Angst fokussiere, gehen alle anderen Dinge unter.
Wenn ich achtsam bin (Achtung: anderes Wort, anderer Begriff!), dann nehme ich die Emotion Angst wahr und
bewerte sie
nicht.
Ich lasse Raum für anderes und nehme wahr
ohne Bewertung, dass es noch mehr gibt.
Vielleicht ist es Neugier (woher kommt sie, was meint die Angst genau?) oder Mut (ich kenne dich und ich traue mich heute, dir entgegenzutreten, dich auszuhalten).
Damit kommen wir über einen weiten Umweg wieder zur Ausgangsfrage zurück: Beteiligung an der Angst.
Nun, da würde ich sagen, Fütterung der Angst, Fortlebenlassen der Angst.
Und damit kommen wir weiter zu jener Geschichte von den zwei Wölfen, die hier sehr gekürzt wiedergegeben wird.
Ein alter Indianer sitzt mit seinem Sohn am Lagerfeuer und spricht:
Mein Sohn, in jedem von uns tobt ein Kampf zwischen 2 Wölfen. [... ] Der Sohn fragt:Und welcher der beiden Wölfe gewinnt?
Der alte Indianer schweigt eine Weile. Dann sagt er:Der, den du fütterst.Das Füttern oder Nicht-Füttern ist unsere Chance, die Macht der Angst abzuschwächen. Wenn ich sie aus meinem absoluten Fokus (also das ausschließliche Ausgerichtetsein auf eine einzige Wahrnehmung) herausrücke, verliert sie ihre durchschlagende Wirkung. Sie ist da, sie wird immer da sein, aber ich erhalte die Möglichkeit, aus dem unmittelbaren Kreislauf Angst und Hilflosigkeit gegenüber der Angst auszusteigen.