Zitat von Antiope:Tut mir sehr leid, dass ich schon wieder ... Einwände und andere Meinungen habe. Vorausgeschickt sei, dass ich nicht Vorwürfe machen möchte - das wollte ich nie.
Mit großem Respekt, Antiope: Ich möchte
nie wieder von dir lesen, dass dir
Bedenken leid tun!
Einwände, Bedenken und Meinungen sind die Grundsubstanz, die Essenz, Grundlage jeder Diskussion. Wir alle sehen ein Thema ausschließlich aus unseren Augen. Wie wollen wir aus einen anderen Blickwinkel betrachten, wenn uns die andere Person diesen nicht vorstellt?
Ich persönlich liebe deine durchdachten und gut formulierten Postings, freue mich darauf.
Und was Vorwürfe betrifft? Ich saß mal bei einem Unternehmer. Seine Frau machte uns Kaffee. Ich nahm gedankenverloren einen Schluck und verbrannte mir die Lippe. Ein Ooops, heiß entfuhr mir. Auf diese Bemerkung reagierte die Ehefrau äußerst verschnupft. So sehr, dass ihr Mann sie bald aus der Besprechung hinaus komplimentierte, weil ihre Bemerkungen und Spitzen äußerst bremsend wirkten.
Kommunikation basiert maßgeblich auch auf den Erfahrungen und Emotionen, die die Kommunizierenden in der Vergangenheit hatten. So kann eine völlig harmlose Bemerkung eben jener Tropfen sein, welcher ein altes Faß zum Überlaufen bringt. (Interessant dazu: Deborah Tannen, DAS habe ich nicht gesagt
https://www.amazon.de/Das-hab-ich-nicht ... 3442124077)
Also macht es wenig Sinn - sollte tatsächlich kein Vorwurf angedacht gewesen sein - sich darüber graue Haare wachsen zu lassen.
Zitat von Antiope: *Danke* für das Wort eidetisch. Ich hatte es verloren - Du hast es mir wieder geschenkt!
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft...?
Danke dir für deine Antwort. Üblicherweise bekomme ich für so'n hochg'stochen's G'wäsch eher den Kopf gewaschen...
Zitat von Antiope: Mir kam es mit dem Beispiel der musischen Begabung darauf an aufzuzeigen, dass Menschen mit ihren persönlichen Grundausstattungen durchaus verschiedene Ausgangssituationen haben. Ein Mensch mit musischer Gabe erarbeitet sich musische Themen sehr viel leichter und schneller, schafft höhere Komplexität und erreicht deutlich höhere Ziele als ein Mensch ohne diese Gabe.
Übertragen auf Hochsensibilität oder auf Ängste würde dies bedeuten, dass es Menschen gibt, die von Haus aus mehr davon haben, also egal, in welcher förderlichen oder wenig förderlichen Umgebung sie aufwachsen.
Eindeutig ja, Antiope. Auch finden die vor dir erarbeiteten Beispiele meine Zustimmung. Ebenso wecken sie in mir den Wunsch nach weiterer Diskussion, wie auch der Relativierung.
Hochsensibilität(Veranlagung) ist ein hoch komplexes und umfangreiches Thema. Darüber hinaus ist Angst für sensitive wie sensibilisierte Menschen ein großes Thema, für Hochsensible aber nur eines von mehreren und nicht für jeden Betroffenen 'das Primäre'. Auch haben hochsensibel Veranlagte durch ihre Talente andere und deutlich mehr Ansatzpunkte, ein Umgehen mit ihren Ängsten zu erlernen.
Daher warf ich das Thema Hochsensibilität eher aus dem Grund auf, angeborene und erworbene Hochsensibilität zu trennen.
Nachdem ich Bernhards (@Hotin ) Titel des Threads dahingehend interpretiere, dass er mehr die Eigenbeteiligung und Selbstverantwortung einer Person an deren Ängsten herausfinden möchte, weiter Lösungsansätze sucht, dürfte ein vernünftiges Eingehen auf Hochsensibilität den Rahmen deutlich sprengen.
Was hältst du von folgendem Vorschlag? Du eröffnest einen Thread zum Thema Hochsensibilität und lässt mir den Link zukommen? Im Archiv lässt sich sicher noch zusätzliches Material finden. Und hier beschränken wir uns auf Themenbereiche innerhalb Hochsensibilität, die dem Thema des Threads nahe stehen. Wäre das für dich in Ordnung?
Zitat von Antiope:
Selbst erzeugte Überempfindlichkeit:
Ist das wirklich nur durch *zu wenig Selbstbewusstsein*? Kann es nicht auch sein, dass jemand sich selbst zu wichtig nimmt, dass er seinen Maßstäbe als das alleine Gültige bewertet?
Ich kämpfe ein wenig mit dem Begriff selbst erzeugte Überempfindlichkeit. Es liegt zwar eine gewisse Wahrheit darin, der Begriff impliziert jedoch, dass der Betroffene aktiv diese erzeugte.
Auch kann es durchaus sein, dass eine Person nach außen hin ein fürchterlich arrogantes Auftreten zeigt. Sich darin jedoch ein tief verunsicherter Mensch befindet, welcher irgendwann mal feststellte, mit diesem Verhalten halte ich andere von mir fern. Verhindere, dass an meiner Schale gekratzt wird. Wirklich selbstbewusste Menschen haben ein wirkliches 'sich wichtig nehmen oder geben' nicht nötig. ABER (!) deren selbstbewusstes Auftreten kann durchaus von weniger selbstbewussten Menschen als überzogen betrachtet und mit Hilfe des menschlichen Herdentriebes bekämpft werden.
Zitat von Antiope:
Zum einen ja, würde ich auch so sehen. Zum anderen jedoch [ ... ] halte ich das Unterbewusstsein als geniale Schnellstartanleitung des Gehirns. Um Standardprozeduren ohne Energieaufwand ablaufen zu lassen. Um wenig angreifbar zu sein, weil anderes, vom Gehirn vermutetes Wichtiges aktiv bearbeitet werden kann. Da jedoch Automatismen nicht über den Willen gestartet und beeinflusst werden, sind sie eben nicht so ohne weiteres hinterfragbar. Die Aktion wird wenig angreifbar.
Zitat von Antiope: (tut mir sehr leid, dass ich schon wieder anders denke )
GRRRRR! (Siehe oben!)
Hier kollidieren leider beide Ansichten, welche aus euren Aussagen über Gehirn sprechen, mit mit den wissenschaftlichen Thesen. Muss aber ausholen:
Unser Gehirn besteht - entwicklungsgeschichtlich (evolutionär) betrachtet und vereinfacht dargestellt - aus mehreren Teilen. Da ist das Nervensystem, welches selbst gering entwickelte Mehrzeller bereits besitzen. Welches neben Blutfluss, Sauerstoffaufnahme, Bewegung auch Nahrungsaufnahme, Verwertung, Ausscheidung, Überleben und Fortpflanzung steuert. Komplexere Lebewesen benötigen aber einen höheren diesbezüglichen Aufwand. So entstand mit der Zeit das später so benannte Rautenhirn. Neben der verbesserten Körpersteuerung wurden Instinkte wie Brutpflege, Rudelverhalten u. m. möglich. Mit den zunehmenden Herausforderungen des Überlebens wurden weitere Gehirnteile aus-, hinzu- und weiterentwickelt.
(So gab es durchaus Dinos (Echsen) mit 3 Gehirnen: Salopp formuliert: Eines zum Fressen und Saufen, eines für Verdauung und eines für die Fortpflanzung. So dachten damals wohl nicht nur Männchen mit der Fortpflanzung.... )
Unser heutiges Großhirn, welches auch das Wachbewusstsein enthält - auf das wir doch so stolz sind - entwickelte sich erst recht spät. Und das Wachbewusstsein hat tatsächlich nur einen sehr geringen Anteil am gesamten Denkprozess. Er beträgt tatsächlich nur zwischen 11 und 19 %, den Rest erledigt das Unterbewusstsein.
Hinzu kommt, dass unsere Sinne etwa 200.000x mehr Daten aufnehmen kann, als das Wachbewusstsein zu verarbeiten im Stande ist. Deswegen schaltet sich auch das Unterbewusstsein als Filter vor. Mit dem Effekt (unter Anderem natürlich) das bei einem Pärchen nach dem Schaufensterbummel er sich eher an technische Angebote, sie sich eher an Angebote von Bekleidung erinnern wird.
So wird die Verunsicherung des Menschen nicht größer, wenn sich die Beteiligung des Unterbewussten erhöht. Eher, wenn die Kommunikation zwischen beiden Elementen nicht stimmt. Das U-Bewusstsein 'arbeitet' eher mit Bildern auf einer recht 'naiven' Basis, Emotion und vor allem auf Basis uralter Instinkte.
Und das Unterbewusste als Schnellstartanleitung (a la Computer-BIOS) anzusehen, wäre mehr als Understatement. Ohne die Arbeit des Unterbewusstes würde kein einziger Sinn funktionieren, das Wachbewusstsein total überfordert sein.
Zitat von Hotin:Wenn wir dabei jedoch die gerade weniger erwünschten Reize ausblenden können, [...]
Nun, es *gibt* leider Menschen, die das eben kaum können. Trotz allen Bemühens und Trainierens ertrage ich Wolle nicht auf der Haut, bringen mich Leute mit harten Absätzen, die auf dem Flur entlanglaufen, an den Rand; sind tickende Uhren ein absoluter Nervkiller.
Diese Sensibilitäten können aber durchaus auch Folge eines Lerneffektes sein. Beispiel: Ein Deutscher, welcher ein Zimmer betritt wird ganz automatisch (instinktiv) in der richtigen Höhe nach einer Klinke greifen, diese herunter drücken und die Tür aufschieben. Ist der Raum dunkel, wird seine Hand in genau der richtigen Höhe den Lichtschalter suchen und betätigen. Erst wenn die Klinke nicht wie gewohnt reagiert oder sich ein Teil nicht an der 'richtigen Position befindet, schaltet sich das bewusste Denken hinzu.
Dabei handelt es sich einfach um Handlungen, die irgendwann erlernt und ins Instinktive abgespeichert wurden. Schreibmaschine schreiben, Tanzen, Kampfsport,....
Die meisten automatischen oder instinktiven Handlungen erlernen wir aber im Kindesalter. Daher ist es teilweise recht schwer deren Ursachen nachzuvollziehen.
So kann das Gefühl Wolle, die Sensibilität gegenüber Geräuschen durchaus irgendwann mal erlernt worden sein. Deren Ursachen - weil so lange zurück - oft nicht mehr erkennbar. Da die Ursachen - psychologisch auch Trigger - nicht mehr erkennbar sind, ein Training und Bemühen oft eine deutliche Herausforderung.
Ich nutze hier das mittel der Fokussierung in Trance. Klingt sperrig, ist aber im Prinzip 'nix anneres, wie wat passiert', wenn ich ein Buch lese und alles um mich herum vergesse. Kann auch jeder, die Herausforderung ist hier nur zu lernen es bewusst einzusetzen.