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Wenn jemand Angst vor einem Hund hat und wird dann von ihm gebissen. Wer hat Schuld? Mensch Tier oder die Angst? Geben wir am besten der Angst die Schuld. Vielleicht hatte der Hund auch Angst und der Mensch auch. Es ist einfach jemanden die Schuld zu zuschieben. Auch wenn keine Schuld besteht.

Aber dieses Erlebnis wird dann eventuell daran Schuld sein wenn der Mensch beim nächsten Hund in Angststarre verfällt.

Und ich kann mir nicht vorstellen wie er dann noch Herr seiner Gedanken sein soll.

Weil ja immer wieder erwähnt wird man bestimmt selbst was man denkt.

Dieser Mensch denkt dann mit Sicherheit Hund! und nicht was für ein herrliches Wetter ist und er sich später leckeres kochen könnte.

Und hier geht es um ein ganz simples Beispiel bei dem vorausgesetzt wird das Urvertrauen bei der Person mitgegeben wurde.
Also die Grundbasis das alles gut wird und das es Sicherheit gibt.

A


Bin ich an meinen starken Ängsten selbst beteiligt?

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Zitat von Abendschein:
Wenn jemand Angst vor einem Hund hat und wird dann von ihm gebissen. Wer hat Schuld?


Der Hundehalter

Zitat von Hotin:
Die größten Meinungsverschiedenheiten und Streitereien entstehen bei uns Menschen
immer genau aus der von Dir beschriebenen unterschiedlichen Belegung von Worten.

sowie aus dem unterschiedlichem Geschick seine Inhalte 'rüber zu bringen'...
Zitat von Hotin:
Deshalb finde ich hat @Abendschein Recht, wenn sie sagt. Zieht Euch nicht an DEM Wort Schuld hoch.

Ziehen wir uns an einem Wort hoch? Oder diskutieren wir eher Stolpersteine, welche wir uns sprachlich selber in den Weg legen?
Zitat von Hotin:
Es muss unbedingt darum gehen, wie ich die emotionale Komponente, also die Stärke meines Angstgefühls regeln kann.
Und das ist die zentrale Frage. Jeder kann die Stärke seines Angstgefühls zu großen Teil selbst beeinflussen.
Was aber geschieht dann, wenn er die Stärke seines Angstgefühls nicht selbst regelt? Wenn nicht Schuld, was ist es dann,
Unwissenheit, fehlende Erfahrung? Und noch einmal, mit welchem Begriff erkläre ich es jemandem, der aufgrund von
Ängsten z.Zt. nur eingeschränkt kritikfähig ist?
Mit welchem Begriff erreiche ich, dass er beginnt zuzuhören, anstatt sich nur zu wehren?

Mit einem einzelnen Begriff im normalen Gespräch wohl nicht. Wohl aber mit einer geeigneten Umgebung und Rhetorik.
Zitat von Hotin:

Deine Verallgemeinerung, dass der Begriff Schuld als etwas negatives empfunden wird, die
teile ich nicht.

Das ist schade.
Lass mich einen kleinen Schlenker in die Kommunikationswissenschaften machen...
Wir denken vorwiegend in Bildern. Sprache ist nur ein Mittel diese Bilder zu transportieren. Wenn ich jetzt z. B. Mona Lisa sage, wird bei dir (höchstwahrscheinlich) unterbewusst das Bild eines alten Meisters, einer brünetten lächelnden Frau auftauchen. Sage ich Bergwiese wird es ebenso ein Bild aus der Erinnerung sein.
Nun speichert unser Hirn derlei Erinnerungen nicht nach Akte xyz in Schublade a, Register 34 ab, sondern nach Art und Stärke der dabei empfundenen Emotion. Dein Bild von der Bergwiese wird also von den möglicherweise sehr angenehmen Erinnerungen begleitet sein, oder eben von deutlich unangenehmen. Je nachdem was du bei, auf dieser Bergwiese empfunden hast.
Damit ist aber jede Begrifflichkeit, jedes Bild unserer Sprache emotional belegt. Darüber hinaus beschreiben manche Bilder Situationen, ähnlich einem *.gif-Format. Bei einem Begriff wie Unfall laufen dann vielleicht ganze Situationsfolgen aus unserem Erleben ab. Zusammen mit den Emotionen.
Üblicherweise fällt uns dies im täglichen Erleben kaum auf. Ähnlich wie uns das Reiben der täglichen Kleidung auf der Haut nicht mehr auffällt. Wir gewöhnten uns dran. Anders ist es jedoch, wenn wir eine mehr oder weniger kleine Schramme auf der Haut haben. Dann wird uns das Reiben der Kleidung nur zu oft an eben dieser Stelle unangenehm bewusst. Mit unserer Gefühlswelt ist dies sehr ähnlich. Bin ich in der Vergangenheit gefühlsseitig verletzt worden, wird bereits ein leichtes Reiben der täglichen Kleidung als schmerzhaft empfunden. Wenn ich zum Beispiel in der Vergangenheit mit unberechtigten Schuldzuweisungen malträtiert wurde spült das Wort, dessen Betonung u. U. das Ganze wieder hoch. Ebenso die entsprechenden, manchmal recht heftigen Reaktionen.
Apropos Reaktion: Mein Widerspruch gegen deine Ausführungen wurde mit den Worten Ich teile dies nicht eingeleitet. Mal angenommen, ich hätte statt dessen mit Eey Alder, da verzählste aber voll den Humbug! begonnen? Was meinst du, hätten wir eine Basis für ein Gespräch, eine Diskussion auf Augenhöhe gefunden?
Auch Begriffe wie Unwissenheit ( ... ) stellen ähnlich Klippen dar. Von vielen wird der Begriff mit Dummheit und damit dem Gefühl der Herabwürdigung verknüpft, auch wenn sie tatsächlich nicht miteinander zu tun haben.
Bei Vorgenanntem handelt es sich um Fettnäpfchen denen ich selber täglich beruflich auszuweichen habe. So haben (provokant formuliert) meine beruflichen Auftraggeber grundsätzlich kein Problem bei dem sie wegen Betriebsblindheit externe Hilfe benötigen, sondern stehen vor privaten und/oder betrieblichen Herausforderungen, bei denen die Unterstützung externer Fachleute schneller zu Lösungsansätzen führt.
Zitat von Hotin:
Deshalb, ja, ich finde, an meiner täglichen Zufriedenheit und meiner gelegentlichen Unzufriedenheit bin ich fast
immer selbst Schuld So empfinde ich das.

In meinem Sprachgebrauch bis du für deine Zufriedenheit auch durchaus verantwortlich. An deiner Unzufriedenheit aber auch selber schuld!

Zitat von Hotin:
Ok, also noch einmal. Welchen Begriff können wir dann verwenden, damit nicht noch mehr Angst aufgebaut wird, sondern
sich jemand zur Sachlichkeit öffnen kann.

Einen einzelnen Begriff kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Auch stolpere ich nahezu täglich über Begrifflichkeiten, die ich selber noch nicht in meine Rechnung einbezog. Ich versuche dem einfach zu begegnen indem ich manche Begriffe einfach prüfe.
Auch wird der Begriff Schuld in unserer Gesellschaft einfach zu inflationär benutzt. Und dies nur zu oft um die tatsächlichen Ursachen unangetastet zu lassen.

Nachdem du bereits Abendschein erwähntest:
Zitat von Abendschein:
Wenn jemand Angst vor einem Hund hat und wird dann von ihm gebissen. Wer hat Schuld? Mensch Tier oder die Angst?

Zugegeben provokant: Keiner!

1. Um schuldig zu sein, müsste der Hund in der Lage sein, Verantwortung für eine Schuld zu erkennen. Gleiches gilt für die Angst.
2. Der Hund handelt instinktiv; erkennt die Körpersprache des Menschen und 'ordnet' ihm die Position im Rudel zu, die ihm angemessen erscheint. Respektive versucht das Gefährdungspotential aus dem Bereich des Rudels zu vertreiben.

Zitat von Enten:
Der Hundehalter

Die Verantwortung, jo. Kommt er auch versicherungsrechtlich nicht drum herum.
Aber auch Schuld? Sofern er den Hund nicht zum Beißer erzog?

Der Hundehalter hat seinen Hund nicht im Griff. Er hat ihn zu seiner solchen Überreaktion erzogen. ERZOGEN! Hunde beißen nicht einfach mal so zu.

Ich habe Angst vor Hunden. Als Kind fand ich Hunde toll, bis ich von meiner Großmutter eine tierische Tracht Prügel erhielt, als ich mit einem Schäferhund spielen wollte. Sie hat mich gelehrt, Angst vor Hunden zu haben.
Dann bissen zwei Hunde zu. Die Frauchen sagten beide Der tut nix. Der will bloß spielen. Wenn Sie ruhig stehenbleiben würden, wäre nichts passiert. Sie machen dem Hund Angst.

Die Angst wurde immer schlimmer.
Dann habe ich mich entschlossen, es anzugehen. Habe Bücher zum Thema Hundeerziehung gelesen. Habe mit Hundecoaches gesprochen.
Als der nächste Wadenbeißer auf mich zugeschossen kam, habe ich ihm ein deutliches Stop-Signal gegeben. Der Hund drehte um. Die Besitzerin wollte auf mich losgehen, weil ihre unerzogene Töle Angst bekommen hat. Ich habe ihr genauso ein deutliches Stop-Signal gegeben.
Wenn jetzt Hunde auf mich zukommen, checke ich sie ab. Drehe mich seitlich, begrüsse sie sehr freundlich: Hallo Hund. Bist Du ein Schöner. Und meistens reagieren sie wie enthusiastische Junghunde.

Ich hatte Angst vor Pferden. So habe ich begonnen, Reitunterricht zu nehmen. Und ein Pflegepferd. Leider war das ein kleiner Budjoni-Araber. Lebhaft. Gelangweilt. Wöchentlich habe ich mindestens einen Abgang gemacht. Meine unbewussten Angstreaktionen wurden immer schlimmer: Muskeln verkrampften sich, Zittern. Das konnte ich nicht unterbinden. Der Araber hat sofort gemerkt, dass ich Angst bekam. Und ließ sich wieder was neues einfallen. Abgang. So habe ich nach einem letzten Vorfall das Reiten aufgegeben. Ich konnte meine Reaktionen nicht unter Kontrolle halten. Das ist praktisch einfach nicht möglich. Egal, wie oft ich mir sagte, alles gut, entspann dich und egal, wie sehr ich mich aufs Atmen konzentrierte. Das Pferd merkte es trotzdem.
Ich habe keine Angst vor Pferden mehr. Aber ich weiß, dass ich nicht mehr reiten werde.

Ich habe vor ein paar Jahren den Motorradführerschein gemacht. Der Händler hat mir ein bestimmtes Motorrad empfohlen. Ich bin nicht damit zurechtgekommen. Es war zu groß und zu schwer. Die Angst wurde größer und größer. Und trotzdem bin ich mindestens dreimal die Woche gefahren, in der Hoffnung, es würde besser. Wurde aber nicht. Ich habe es verkauft.
Habe ein anderes gekauft. Leider wurde beim Tieferlegen (ich bin sehr klein ...) ein Fehler gemacht. Bei jeder Rechtskurve wurde der Gaszug auf Vollgas gestellt. Innerhalb weniger Tage konnte ich keine Rechtskurve mehr fahren. Egal, was ich machte. Eine Rechtskurve und ich machte eine Vollbremsung, alle Muskeln wurden vollkommen steif. Lenken ging nicht mehr. Ich bin zitternd und heulend auf dem Motorrad gesessen. Ich wusste ja nicht mal, was da abging. Ich habe nicht mal bemerkt, dass der Gaszug Vollgas erzeugte. Nur mein Körper hat etwas bemerkt und falsch reagiert mit Versteifung. Erst ein Zubehörhändler hat den Fehler erkannt. Mich sofort zum Motorradfritze geschickt. Der Fehler wurde behoben. Meine körperliche Reaktion blieb. Monatelang. Eine scharfe Rechtskurve und nichts ging mehr. Egal, wie sehr ich sagte, entspann dich. Rechter Arm locker.
Ich habe dann Sicherheitstrainings absolviert. Der Instruktor hat ganz einfach von mir verlangt, Rechtskurven zu fahren. Hat mich ständig angefahren, die Arme locker zu lassen. Ergebnis: nach einer Stunde saß ich zitternd und heulend auf dem Motorrad, vollkommen steif. Jetzt gingen nicht mal mehr Linkskurven. NIX MEHR. Der Instruktor hat nichts verstanden, versuchte mich mit lauten Worten zu überzeugen, einfach mal loszulassen.
Jedes Mal ist nachmittags beim Sicherheitstraining ein Unfall passiert: einer der Teilnehmer machte einen bösen Abgang. Schulterblattbruch. Highsider. Things like that. Extrem lehrreich für mich. Jedesmal an diesem Punkt musste ich aussteigen. Musste schauen, dass ich nicht erbreche vor lauter Angst. Und dann war ja da noch die Heimfahrt ... ohmygod.
Seltsam ist: auf dem Rennrad fahre ich alles. mit hohem Tempo. Da gibt es eine solche Reaktion nicht.
Mit Rechtskurven habe ich auf dem Motorrad immer noch ein Problem. Aber es geht ganz gut. Ich weiß, dass das Problem größer wird, wenn ich müde werde. Das bedeutet: ich muss *rechtzeitig* eine Pause machen. Muss etwas essen und etwas trinken. Meine Beine vertreten. Mache ich es nicht, zack - Angst. Muskeln steif. Keine Chance bei Rechtskurven. Oder bei Spitzkurven. Oder bei sonstwas. Rasend schnell werden dabei die körperlichen Reaktionen schlimmer. Unbeeinflussbar. Die erste kleine Angst vor rechts zündet das Feuerwerk. Und die Lockerheit ist vorbei. In dieser Situation gibt es keinen Ausweg mehr. Das einzige, was ich weiß, ist: soweit DARF es nicht kommen. Ich muss viel früher aussteigen. Und ich darf mich nicht mit Situationen konfrontieren, die grenzwertig sind. Der Schuss ginge nach hinten los. Aber sowasvon.

Zitat von Hotin:
Leider verwenden wir immer noch Worte, die in unserer Gefühlswelt sehr unterschiedlich besetzt sind.


Hallo,
wie viele andere hier schon versuchten zu verdeutlichen:

Der Begriff von Schuld ist ein klar definierter Begriff, der mit Ethik, Moral, destruktivem Verhalten, Verletzung und Sühne verknüpft ist und eindeutig negativ belegt ist. Daran wird kein einzelner was ändern, das wäre vermessen. Es gibt tatsächlich allgemeingültige Definitionen, die nicht verhandelbar sind. Die individuellen Begegnungen mit dem Thema Schuld sind vielfältig, aber es gibt eine klare Definition dieses Begriffes.Googeln, Brockhaus, andere Schriften, 100 Menschen befragen? Wenn ein Begriff wie Schuld als einer der Basisbegriffe in dem ersten Text eines Threads aufgeführt wird und etliche User sich hier dazu äußern und sich an diesem nicht grundlos sehr negativ belegtem Begriff stoßen, könnte (!) man so empathisch sein, sich selbst zu hinterfragen, ob man selbst einen etwas unpassenden Begriff gewählt hat und nicht den Spieß herumdrehen und anderen unterschwellig mangelnde Kompetenz unterstellen. Geht es um Rechthaben, nicht Nachgeben oder geht es wirklich darum eine Basis zu schaffen für das Eingangsthema? Und ja, das sind Feinheiten, die einen Unterschied machen als Basis. Es ist nicht schlimm, sich mal zu vergreifen, wir sind alle nur Menschen... aber dabeizubleiben, empfinde ich als destruktiv, zumal es klare Definitionen gibt, die keiner hier neu erfinden sollte. Es lässt sich schwer diskutieren, wenn man grundlegende Begrifflichkeiten in der Bedeutung anzweifelt.

Zitat von Daisho:
Ziehen wir uns an einem Wort hoch? Oder diskutieren wir eher Stolpersteine, welche wir uns sprachlich selber in den Weg legen?


Danke!

Es wurde schon mehrmals der Begriff Selbstverantwortung/ selbstverantwortliches Handeln vorgeschlagen. Was spricht dagegen?

Die Eingangsfrage lautet:
Bin ich an meinen starken Ängsten selbst beteiligt?

Hotin, ist das gewünschte Ziel deines Threads, darauf diverse Antworten zu erhalten, inwiefern jeder einzelne hier diese Frage für sich individuell bejaht oder verneint ODER ist dein Ziel weiter zu gehen, konkret zu überlegen in WELCHER FORM man eine Selbstverantwortung für sich übernimmt, also dieser Weg KONKRET aussieht oder als Ziel aussehen kann? Dies ist eine Frage, die mir nicht klar ist, daher stelle ich sie.
Das ist der erste Schritt, seine Selbstverantwortlichkeitung im Hier und Jetzt zu sehen, aber das reicht nunmal nicht alleine, auch, wenn es die wichtigste Grundlage ist. Es wäre schön, wenn man konkret zusammentragen könnte, wie diese Wege beim einzelnen aussehen oder aussehen könnten. Was denkt ihr darüber?

Zitat von Crazy-Monkey:
Es wurde schon mehrmals der Begriff Selbstverantwortung/ selbstverantwortliches Handeln vorgeschlagen. Was spricht dagegen?

Begriffe wie Selbstverantwortung und selbstverantwortliches Handeln sind eigentlich bei wirklich starken Angstproblemen auch nicht besser als der Begriff Schuld.
Für einen Menschen mit wirklich starken Angstgefühlen sind alle diese Begriffe doch nur da, um ihm Druck zu machen, damit er so etwas wie Änderrungsmotivation entwickelt.
Genau genommen entspringen Begriffe wie Selbstverantwortung und selbstverantwortliches Handeln sogar genau dem gleichen Denken, wie der Begriff Schuld, sie wirken nur positiver.
Dazu muss man sich nur vorstellen, wie es wohl auf einen Menschen mit starken Ängsten wirken muss, wenn alle seine Versuche mehr Selbstverantwortung zu übernehmen wieder an der Angst scheitern würden?
Dieser Betroffene würde sich dann wohl wieder nur schlecht fühlen, sogar schuldig, da es ihm ja nicht gelingt Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen

Also Schuld hört sich für mich/ mein Empfinden definitiv sehr negativ an.
In die Richtung Du hast was ganz SCHLIMMES getan!

Und selbstverantwortlich ist dank therapeutischer Stunden ganz ganz nah an den Begriff Schuld als Ersatzwort heran gerückt worden.

Als Rückmeldung an Dich @Hotin weil Du gefragt hast wie die Worte aufgefasst werden.

Zitat von Avalon:
Für einen Menschen mit wirklich starken Angstgefühlen


Ja, habe ich , ganz wirklich. Für mich ist der Begriff erstmal neutral, aber mit Tendenz zu einer Negativfärbung wie von dir beschrieben. Allerdings verbinde ich den Begriff inzwischen auch mit Selbstbewusstsein und etwas starkem kraftvollem.
Dennoch verstehe ich deine Bedenken gut, je nachdem wie häufig man diesen Begriff vielleicht schon in einem eindeutig negativen Kontext gehört hat und als Druck machend empfunden...

Was könnte ein alternativer Begriff sein....

Selbstliebe?

Hm, ich persönlich empfinde den Begriff an sich als positiver, aber bei mir ploppen dann sofort Gesprächserinnerungen an die Frage auf: Wie kann man sich selbst lieben, wenn man im schlimmsten Fall nicht geliebt wurde und kein Urvertrauen erfahren konnte. Und - zack- bin ich beim inneren Kind. Könnte dies die Antwort sein? Angeblich ist die Arbeit am inneren Kind ja nicht nur wichtig, wenn man ein Entwicklungstrauma mit sich rumschleppt, sondern für jeden mit Ängsten, da es um die tiefsten Urbedürfnisse geht. Wie man diese für sich erfüllt.

Es ist nicht die angeborene Angst die uns krank macht sondern unsere Gedanken , wie wir über viele Situationen denken.
Denken beeinflusst unsere Gesundheit oder Leben.
Die Stoiker sagten, Nicht die Dinge beunruhigen sondern die Sicht der Dinge , oder so ähnlich,
Ihr wisst was ich meine, ich denke da ist was wahres dran.

@Avalon

Hallo Avalon,

herzlichen Dank für Deinen Beitrag. Ich finde die Zusammenhänge sehr treffend beschrieben.
Zitat:
Crazy-Monkey hat geschrieben:
Es wurde schon mehrmals der Begriff Selbstverantwortung/ selbstverantwortliches Handeln vorgeschlagen. Was spricht dagegen?

Zitat:
Avalon hat geschrieben:
Begriffe wie Selbstverantwortung und selbstverantwortliches Handeln sind eigentlich bei wirklich starken Angstproblemen
auch nicht besser als der Begriff Schuld.
Für einen Menschen mit wirklich starken Angstgefühlen sind alle diese Begriffe doch nur da, um ihm Druck zu machen,
damit er so etwas wie Änderungsmotivation entwickelt.


Genau darum geht es mir. Mit welchen Begriffen kann ich bei einem ängstlichen Menschen die Motivation erzeugen, dass
jemand den Mut hat, seine Sichtweise zu hinterfragen und wenn hilfreich, dann seine Sichtweise zu ändern.
Zitat:
Genau genommen entspringen Begriffe wie Selbstverantwortung und selbstverantwortliches Handeln sogar
genau dem gleichen Denken, wie der Begriff Schuld, sie wirken nur positiver.


Dies sehe ich auch so.
Zitat:
Dazu muss man sich nur vorstellen, wie es wohl auf einen Menschen mit starken Ängsten wirken muss, wenn alle
seine Versuche mehr Selbstverantwortung zu übernehmen wieder an der Angst scheitern würden?


Darin kann durchaus eine große Gefahr bestehen. Deshalb denke ich, in Therapien wird die praktische Vermittlung
von Kommunikation und ihren Auswirkungen auf unsere Ängste und was wir dann in der Folge dadurch denken und machen
zu wenig beachtet. Das wird völlig unterschätzt.
Zitat:
Dieser Betroffene würde sich dann wohl wieder nur schlecht fühlen, sogar schuldig, da es ihm ja nicht gelingt
Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen.


Danke für dieses Satz.

Wie, also mit welchen Worten, besser mit welchen Formulierungen erreiche ich, dass
sich ein Betroffener möglichst nicht schlecht oder schuldig fühlt, wenn ich mit ihm rede.


Brauche ich dafür eine neue Sprache? Oder was genau brauche ich?

Viele Grüße

Bernhard

@tuffie01

Hallo tuffie,
Zitat:
Es ist nicht die angeborene Angst die uns krank macht sondern unsere Gedanken , wie wir über viele Situationen denken.
Denken beeinflusst unsere Gesundheit oder Leben.


Eine tolle Aussage, dass Denken unsere Gesundheit beeinflusst.
Du bist über viele Monate völlig neue Gedankenwege gegangen und hast Dich
dadurch von vielen negativen Gedanken völlig befreit.
Was waren für Dich die wichtigsten Gründe, anders zu denken?
Was hat Dich motiviert, überhaupt erst loszugehen?
Warum hattest Du plötzlich keine Angst mehr, etwas zu ändern?
Zitat:
Nicht die Dinge beunruhigen sondern die Sicht der Dinge,
Ihr wisst was ich meine, ich denke da ist was Wahres dran.


Danke an Dich und einen schönen Sonntag.

Viele Grüße

Bernhard

Zitat von Crazy-Monkey:
Was könnte ein alternativer Begriff sein....

Selbstliebe?

Hm, ich persönlich empfinde den Begriff an sich als positiver, aber bei mir ploppen dann sofort Gesprächserinnerungen an die Frage auf: Wie kann man sich selbst lieben, wenn man im schlimmsten Fall nicht geliebt wurde und kein Urvertrauen erfahren konnte. Und - zack- bin ich beim inneren Kind. Könnte dies die Antwort sein? Angeblich ist die Arbeit am inneren Kind ja nicht nur wichtig, wenn man ein Entwicklungstrauma mit sich rumschleppt, sondern für jeden mit Ängsten, da es um die tiefsten Urbedürfnisse geht. Wie man diese für sich erfüllt.


Bei mir funktionieren Begriffe wie Selbstachtung, Selbstfürsorge oder ich versuche so etwas wie Selbstfreundschaft zu leben. Interessant finde ich es auch, wenn man so etwas wie persönliche Werte findet, so wie es in er Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT), die eine Richtung vorgeben, die man aber nicht als Ziel zwingend erreichen muss.
Wichtig dabei ist eben auch, dass man diese nicht von anderen Menschen einfach so übernimmt. Viel zu oft übernimmt man nur die Erwartungen und Vorstellungen anderer Menschen oder der Gesellschaft, ohne wirklich selbst darüber nachzudenken.

Den Begriff Selbstliebe finde ich nicht so gut, weil ich früher in einem tiefen Selbsthass gelebt habe. Damals fühlte es sich einfach nur falsch an mich selbst lieben zu müssen, auch weil ich nicht wusste, wie man dies lernen sollte?
Selbstfreundschaft ist da leichter, weil man sich dazu vorstellen kann, wie man von einem Freund in so einer Situation/Gefühlslage behandelt werden möchte?

Die Sache mit dem Inneren Kind finde ich eher nicht hilfreich, weil ich früher ein großes Problem mit einem Gefühl der inneren Zerrissenheit hatte. Inneres Kind, Innerer Kritiker, Innerer Richter usw. helfen zwar gewisse Dinge zu verstehen, aber sie zerreißen auch das eigene Ich in kleine selbstständig wirkende Einheiten.
Hilfreicher fand ich es da dies als in der Kindheit und Jugend erlernte Verarbeitungsmuster oder sogar Lösungen für traumatische Erfahrungen zu sehen, die noch heute angewendet werden, weil ich keine brauchbaren Strategien habe. Auf diese Weise konnte ich dies ins Hier und Heute hohlen, wo ich mich ja jedes Mal dafür entscheide diese vorhandenen Verabeitungsmuster zu nutzen, da ich nichts besseres habe. In dem man dann diese bestehenden Verarbeitungsmuster erkennt und dann schrittweise in der Gegenwart durch brauchbarere ersetzt wird es leichter die Erfahrung zu machen, dass man dies beeinflussen und verändern kann.
So kann ich alleine schon wegen meiner sozialen Ängste viele meiner Bedürfnisse, besonders mein Bedürfnis nach Nähe/Kontakt, nicht erfüllen, aber ich kann lernen damit verständnisvoll und konstruktiv umgehen zu lernen. Aber dies geht nur in diesem kurzen Moment den man Gegenwart nennt, einfach indem man lernt darauf zu achten, wie und was man Denkt, Fühlt und wie man sich Verhält?
Dabei hilft mir, dass ich schon vor Jahren gelernt habe mich selbst durch die Augen eines nicht bewertenden neutralen Beobachters/Wissenschaftlers zu betrachten, so dass ich mich selbst mit viel mehr innerer Distanz beobachten kann.

Hallo ,

Vielen Dank.

Es kommt überhaupt nicht darauf an was es für Gründe waren .
Für mich waren es sehr viele Gründe,
Damals waren es Menschen die mir wichtig waren und es auch sind heute ist es eine Kombination.
ICH möchte und bin für was wichtiges geboren und möchte dies auch erleben.
Motivation kam nachdem ich am Boden lag. Echt, nur noch die Welt in Schott und Asche sah .
Ich wollte die Welt wieder bunt sehen.

Warum ich keine Angst mehr hatte etwas zu ändern

Weil es nur noch unten oder oben gab.
Ich entschied mich damals für dass oben also aufrecht gehen , da ich noch sehr viele Jahre für mich und meine Mitmenschen haben möchte.

Danke ,Bernhard
Ich wünsche dir ebenfalls einen wunderschönen stressfreien Sonntag.

Steffi

@Abendschein
Zitat:
Wenn jemand Angst vor einem Hund hat und wird dann von ihm gebissen. Wer hat Schuld? Mensch Tier oder die Angst?


Nach meiner Sichtweise hat der Hundehalter die alleinige Schuld.
Das Tier wird keine Schuld haben, das es sein Verhalten nicht ausreichend reflektieren kann.
Das Tier wird das Weltbild des Menschen nicht nachvollziehen können.
Möglicherweise würden wir Menschen ansonsten von Hunden an der Leine geführt.

Zitat:
Vielleicht hatte der Hund auch Angst und der Mensch auch.


Das wird garantiert so gewesen sein. Da der Hund aber keine gesellschaftlichen Normen beachten muss und nur auf
seine Angst und seinen Halter achtet, beißt er zu, wenn seine Angst zu groß wird.

Zitat von Avalon:
Den Begriff Selbstliebe finde ich nicht so gut, weil ich früher in einem tiefen Selbsthass gelebt habe. Damals fühlte es sich einfach nur falsch an mich selbst lieben zu müssen, auch weil ich nicht wusste, wie man dies lernen sollte?


Hallo Avalon, das kann ich total nachvollziehen und bei deinem Kommentar ist mir auch wieder bewusst geworden, was für Widerstände ich selbst innerlich bei diesem Begriff vielfach verspürt habe und noch verspüre. Weil eben genau diese Frage aufkommt nach dem WIE.

Zitat von Avalon:
Selbstfreundschaft ist da leichter, weil man sich dazu vorstellen kann, wie man von einem Freund in so einer Situation/Gefühlslage behandelt werden möchte?


Sehr gute Anregung. Danke!

Zitat von Avalon:
Die Sache mit dem Inneren Kind finde ich eher nicht hilfreich, weil ich früher ein großes Problem mit einem Gefühl der inneren Zerrissenheit hatte. Inneres Kind, Innerer Kritiker, Innerer Richter usw. helfen zwar gewisse Dinge zu verstehen, aber sie zerreißen auch das eigene Ich in kleine selbstständig wirkende Einheiten.


Das ist deine persönliche Verknüpfung, in die ich mich gerade versuche hineinzuversetzen. Bei mir beobachte ich eine positive Besetzung von Kind im Gegensatz zu Richter oder Kritiker. Meine ersten Kontakten mit dem Thema innerem Kind liefen so ab, dass ich innerlich entsetzt widersprochen habe mit Ich bin doch kein Kind mehr! Je häufiger ich aber mit dem Begriff in Kontakt komme, desto mehr verwandelt sich meine Vorstellung. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich für mich persönlich darin Sinn erkenne. Zum Beispiel im bezug darauf mein inneres verletztes Kind als heutige Erwachsene zu schützen oder zu trösten, weil dort bei mir der Ursprung in der Kindheit liegt, macht das Sinn.

Zitat von Avalon:
Hilfreicher fand ich es da dies als in der Kindheit und Jugend erlernte Verarbeitungsmuster oder sogar Lösungen für traumatische Erfahrungen zu sehen, die noch heute angewendet werden, weil ich keine brauchbaren Strategien habe.


Das ist sicher der erste wichtige Schritt.

Zitat von Avalon:
In dem man dann diese bestehenden Verarbeitungsmuster erkennt und dann schrittweise in der Gegenwart durch brauchbarere ersetzt wird es leichter die Erfahrung zu machen, dass man dies beeinflussen und verändern kann.


Hast du für dich ausprobiert, welche Verarbeitungsmuster dir mehr helfen und/oder es durch Anregung durch Therapien erarbeitet/übernommen?

Zitat von Avalon:
Dabei hilft mir, dass ich schon vor Jahren gelernt habe mich selbst durch die Augen eines nicht bewertenden neutralen Beobachters/Wissenschaftlers zu betrachten, so dass ich mich selbst mit viel mehr innerer Distanz beobachten kann.


Sich selbst nicht negativ zu bewerten, wenn man Selbsthass verinnerlicht hat, ist sehr schwer, das kenne ich leider. Selbstakzeptanz ist ein wichtges Thema.

Zitat von Avalon:
So kann ich alleine schon wegen meiner sozialen Ängste viele meiner Bedürfnisse, besonders mein Bedürfnis nach Nähe/Kontakt, nicht erfüllen, aber ich kann lernen damit verständnisvoll und konstruktiv umgehen zu lernen. A



@Miami
Zitat:
Aber dieses Erlebnis wird dann eventuell daran Schuld sein wenn der Mensch beim nächsten Hund in Angststarre verfällt.

Und ich kann mir nicht vorstellen wie er dann noch Herr seiner Gedanken sein soll.


Ich verstehe Dich gut. Wenn jemand gebissen wurde, wird es schwierig sein,
seine Ängste danach klein zu halten.
Mit der Zeit kann es einem Menschen jedoch meiner Meinung nach gelingen,
wieder, wie Du sagst, Herr seiner Gedanken zu werden.
Zitat:
Und hier geht es um ein ganz simples Beispiel bei dem vorausgesetzt wird das Urvertrauen bei der Person mitgegeben wurde.
Also die Grundbasis das alles gut wird und das es Sicherheit gibt.


Dies halte ich für ein sehr gutes Beispiel.

Wie Du schon sagst, ist es unbedingt erforderlich,
die Grundbasis das alles gut wird und das es Sicherheit gibt.
in den Gedanken eines Betroffenen zu erzeugen.


Hier im Forum gibt es zahlreiche Beispiele, wo Usern dies weitgehend und zufriedenstellend gelungen ist.

Es ist also möglich - es kann funktionieren und das tut es in der Tat auch.
Ich kann durch eigenes denken weitgehend selbst Sicherheit herstellen!

Dies setzt jedoch voraus, das mir jemand erklärt, das so etwas geht, oder das ich jemand kennen lerne, der mir
glaubhaft bestätigt, dass er gelernt hat, wie er diese Sicherheit durch Denken herstellt.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Hotin:
Wie, also mit welchen Worten, besser mit welchen Formulierungen erreiche ich, dass
sich ein Betroffener möglichst nicht schlecht oder schuldig fühlt, wenn ich mit ihm rede.


Brauche ich dafür eine neue Sprache? Oder was genau brauche ich?


Bernhard, ich fürchte, dies lässt sich nicht allein auf Sprache oder gar bestimmte Formulierungen zusammenfassen. Mehr noch betrachte ich für mich Sprache erst als den zweiten oder dritten Schritt. Vielleicht solltest du hier noch einen oder zwei Schritte zurück treten, deine Frage weiter öffnen.

So hat es in meiner Vergangenheit mir absolut nicht gereicht, mich möglichst nicht schlecht oder schuldig zu fühlen, wenn ein Gespräch statt finden sollte. So verletzt und angeschlagen wie ich war brauchte ich zuallererst das Gefühl von Sicherheit. Mich aufgehoben zu fühlen. Das Gefühl vom Gegenüber ernst genommen, akzeptiert und verstanden zu werden. Dennoch benötigte es darüber hinaus eine ganze Weile, bis ich in der Lage war mich zu öffnen.
Kam dann jedoch ein falscher Begriff, ein 'falsches Wort' Klapp war die Auster wieder zu. Erwies sich mein Gegenüber als zu unsensibel, dieses zu bemerken; machte evtl. in gleicher Art weiter, wandelte ich mich nur zu oft in den bildlich in die Ecke gedrängten, verletzten Hund. Wild um mich beissend.
Nun kennst du mich hier lange genug um zu wissen, dass ich durchaus wehrhaft bin, wenn es um Dinge geht, von denen ich überzeugt bin oder einfach dahinter stehe. Da ging es aber um mich und meine innersten Verletzungen. So gibt es Therapeuten und Amtsärzte, welche einen deutlichen Bogen um mich machen.

Ähnlich sehe ich übrigens auch Antiope's heftige Reaktion vor einigen Seiten.

Sich selber annehmen , so wie man ist , auch wenn man sich mal nicht leiden kann , sich immer und gerade dann sollten wir uns Selbstliebe und Selbstachtung schenken.

Das ist Selbstliebe

Zitat von tuffie 01:
Sich selber annehmen , so wie man ist , auch wenn man sich mal nicht leiden kann , sich immer und gerade dann sollten wir uns Selbstliebe und Selbstachtung schenken.

Das ist Selbstliebe


Ja,
und ergänzend auf sich selber achten. Einfach erkennen, womit, wann, wie es einem gut geht.
Dabei ist es eigentlich gleich ob man es Selbstliebe oder Selbstachtung nennt. Besonders, wenn man mit diesen Begrifflichkeiten nicht zurecht kommt.
Ich habe es seinerzeit als gesunden Egoismus bezeichnet.

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