Zitat von Quasinemo: Das würde voraussetzen, dass die Pflegesituation in das Bewusstsein der breiten Masse dringt und vor dem Hintergrund eigener Betroffenheit Änderungswillen - etwa durch Protestbewegungen oder Gründung einer entsprechenden Partei - freisetzt. Bevor das passiert, fallen Weihnachten und Ostern auf einen Tag!. Festhalten an Tabus ist eben bequemer!
Ja und nein. Erstens, kann jeder mal ins Krankenhaus kommen und ist dann mit der Situation konfrontiert. Zweitens, kann man Erfahrungen damit machen, wenn man Eltern oder Kinder hat, die Situation mit den nicht verfügbaren Medikamenten gehört dazu. Drittens, sind die, die noch wählen gehen überwiegend alt und die Altersarmut steht sehr dicht vor der Tür. Viertens, wird das Thema viel öfter und stärker medial aufgegriffen, als zuvor. Fünftens, wird die Fragwürdigkeit unseres ganzen Medizinsystems offenbar, wenn man Wochen bis Monate auf einen Facharzt- oder Psychotherapietermin warten muss. Und sechstens, wird das Schicksal die Daumenschrauben jedes Jahr enger anziehen, das ist wie mit dem Klima, das lässt sich nicht mehr austreten und wir sehen ja hier und heute, wo uns beharrliche Ignoranz hingeführt hat. Aussitzen können wir bestens, ist aber keine Option mehr für die nächsten Jahrzehnte.
Zitat von Quasinemo: Und deshalb glaube ich eher, dass der demografische Wandel zu einer Verelendung (fast hätte ich geschrieben *des Proletariats* ) führt. Während der Corona-Pandemie entstand das Unwort triage. Ich denke, dieses wird uns in den nächsten Jahren - wenn auch im anderen Kontext - noch öfter begegnen, in versteckter Form, versteht sich!
Ja, wir werden beides sehen. Aber es wird viel mehr darüber berichtet werden.
Zitat von Quasinemo: Und die macht auf Dauer krank; es ist immer nur eine Frage der Zeit, bis man resigniert.
Oder man wechselt. Aber ich kenne eben auch junge Leute, die, ohne großes Pathos die Welt besser machen wollen und ihren Weg suchen, finden und gehen, in beeindruckender Weise.
Ich habe das - ohne es zuerst zu wissen - in den ersten Monaten in meinem neuen Tätigkeitsbereich gefunden und war aus mehreren Gründen mehr als happy. Leider hat sich durch Personalwechsel dort intern einiges geändert, was ich nicht ausführen kann und was auch langweilen würde, aber ich weiß, dass es diese Menschen gibt und weil ich mit Innenwelten gut auskenne, weiß ich auch, dass der entscheidende Schritt einer des Bewusstseins ist. Neben der Verprollung breiter Schichten gibt es auch den Gegentrend, dass mehr Menschen verstehen, wohin die Reise geht und darauf selbstständig reagieren und tätig werden. Gebraucht werden diese Menschen auf allen Gebieten und die Möglichkeiten sich zu vernetzen sind besser als je zuvor.
Zitat von Quasinemo: Ich würde mich sofort mit an den Tisch setzen, auch wenn ich selbst nicht mehr in den Genuss der angestrebten Wohnform komme. Aber allein der Gedanke, zu Lebzeiten noch etwas Nützliches geleistet zu haben, führt zu einem befriedigenden Lebensabschluss.
Exakt. Das ist einer dieser Erkenntnisschritte. Wir sind drauf gedrillt, viel für uns selbst anzusammeln und dann gegen andere zu verteidigen. Glücklich wird man so nicht, sondern so, wie Du es beschrieben hast.
Zitat von Quasinemo: Lägen unsere Wohnorte maximal 50 km voneinander entfernt, würde ich glatt sagen: Lass uns starten, Pläne sammeln...... Das nur nebenbei. Natürlich haben wir ja noch das gute Internet für eine Austauschmöglichkeit. (Ich hoffe, dass mir dies auch noch eine Zeitlang erhalten bleibt, bei meinem Gerät weiß man nie......)
Ja, das ist auch mein Gedanke.
Zitat von Quasinemo: Die Frage aller Fragen: wo findet man die Leute?
Hier, unter anderem. Wenn klar(er) wird, dass das ein Thema ist, was uns wirklich alle angeht, ist eher die Frage, wer nicht dafür in Frage kommt. In meiner letzten Zeit im Krankenhaus habe ich Eingangaskontrollen gemacht, einmal hochgradig stressig, an anderen Eingängen sehr meditativ (aber ar schkalt) und da habe ich die, die zum Rauchen raus sind, einfach mal gefragt ... alle konnten mit der Idee was anfangen.