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Ich (58) lebe seit 12 Jahren in einer norddeutschen Kleinstadt. Die Menschen hier sind hilfsbereit und freundlich, bleiben Fremden gegenüber aber distanziert. Echte Freundschaften sind in den 12 Jahren nicht entstanden, aber es gab nette Nachbarn und eine Reihe von Bekannten, mit denen ich mich gut verstanden habe. Ich hatte ein schönes Zuhause, Mann und Tochter, keine finanziellen Sorgen - nichts spektakuläres, aber so wie es war, war es gut.

Vor 2 Jahren habe ich mich unter völlig chaotischen Umständen von meinem Mann getrennt und von dem Zeitpunkt an, haben sich alle Bekannten von mir zurück gezogen. Auf die Umstände, die zur Trennung geführt haben, möchte ich hier nicht näher eingehen, aber was damals geschehen ist, hatte nicht ich, sondern mein Mann zu verantworten. Dass ein Zusammenleben mit meinem Mann für meine Tochter und mich nicht mehr möglich war, haben alle verstanden, ein Nachbar hat uns sogar noch beim Umzug geholfen, aber heute glaube ich, man wollte uns nur schnell los werden. Alle Versuche den Kontakt aufrecht zu erhalten, sind gescheitert. Irgendwann habe ich es aufgegeben - auf Menschen, die mich im Stich lassen, wenn mein Leben plötzlich aus einem Berg an Problemen besteht, kann ich verzichten -, aber es gelingt mir einfach nicht einen neuen Bekanntenkreis aufzubauen, an Freundschaften wage ich gar nicht zu denken.

Ich lebe jetzt mit meiner Tochter (18), die noch zur Schule geht, zusammen, bin also nicht allein, aber ich kann meine Zukunft nicht an das Leben meiner Tochter binden. Sie soll ihr Leben leben und kein schlechtes Gewissen haben, wenn es ihr gut geht, während ihre Mutter einsam zu hause sitzt.

Gibt es jemanden, der versteht, wie es in mir aussieht, vielleicht ähnliches erlebt hat? Ich glaube, dass es mir schon helfen würde, mich hier im Forum mit jemandem auszutauschen.

17.10.2010 13:42 • 22.11.2010 #1


5 Antworten ↓


Hallo sosome
Ich bin zwar erst 42, aber ich lebe auch in Norddeutschland in einer rel. kleinen Stadt. So wie es aussieht stehe ich auch bald wieder mit 2 Kindern allein vor einem Berg aus Neustart und meinen Ängsten. Auch bei mir sind in den letzten Jahren immer mehr Freunde plötzlich verschwunden. Meine Kinder sind zwar erst 11 und 15 Jahre, aber ewig bleiben die auch nicht bei Muttern am Rockzipfel.
Hier im Forum bist du sehr gut aufgehoben. Habe hier schon unglaublich liebe Menschen kennen gelernt. Man fühlt sich einfach nicht mehr so allein auf dieser Welt. Und der Bonus obendrauf ....... Hier versteht man einfach, weil jedem Ängste irgendwie bekannt sind.
lg Nicole

A


Angst vor Zukunft in totaler Einsamkeit

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hallo sosome, mir ging es eben so nach der trennung und scheidung, ich kann dich mehr als gut verstehen. wenn du möchtest, können wir versuchen, einen mail-kontakt aufzubauen - hin und wieder plaudern oder gemeinsam heulen
du kannst mir eine pn schicken.

liebe grüsse aus baden-württemberg

Hallo Sosome,

bin erst seit kurzem hier im Forum dabei und habe gerade Deine Zeilen gelesen. Mir geht es wie Dir. Auch ich habe Angst vor der Zukunft und totaler Einsamkeit. Mein jüngster Sohn hat vor kurzem das Zuhause verlasen und ich bin seit einem Jahr geschieden. Ich bin 54 Jahre und kämpfe nun auch gegen dieses Gefühl.
Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist ganz allein zu leben und sehr schwierig sich einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Suche gerade eine Selbsthilfegruppe EINSAME hier in Mannheim, um mich auszutauschen. Freue mich auf eine Antwort bzw. Austausch.

VG Eloise

Ein Hallo an euch die Ihr in diesen thread geschrieben habt und an die denen es ähnlich geht.

Sosome ich verstehe Dich sehr gut,mir ist es ähnlich ergangen nur ist es schon sehr lange her.
Ich hatte noch meinen Sohn, wär jünger und habe mir nicht soviele Gedanken gemacht um meine Zukunft.
Habe mein Leben gelebt, kaum Kontakte in meiner näheren Umgebung gehabt,habe immer gearbeitet, mich mehr um Kontakte für mein Kind gekümmert als um welche für mich.

Im letzten Jahr ist mein Sohn ausgezogen und ich hätte nie geglaubt das mich die Einsamkeit so massiv niederschlägt.
Erst jetzt wurde mir bewusst wie extrem kontaktlos ich war.

Neue Freundschaften zu suchen, ja aber wie, ich bin stark eingebunden im Dienst und habe dann noch ein viele Tiere hier sitzen die alle versorgt werden wollen, und die ich über alles liebe.

Ich würde mich sehr freuen wenn Jemand von Euch Lust hätte sich mit mir auszutauschen.
Du Augenblich schreibst es so schön
Zitat:
einen mail-kontakt aufzubauen - hin und wieder plaudern oder gemeinsam heulen
Zitat:

oder aber auch mal gemeinsam Lachen

Wisst Ihr was mir das Leben erleichtern würde, diese wichtigen Kleinigkeiten .
Ein Anruf, Wie geht es Dir Was hast Du erlebt und wenn es die banalsten Dinge sind es braucht nichts Großes Wichtiges zu sein.
Zu wissen da gibt es Jemanden der ist für mich da und ich auch für ihn ( sie).
Wem geht es auch so, wer kann sich vorstellen das so ein Kontakt auch ihm das Leben erleichtern würde

Wohne in S-H und bin ü50, im Herzen immer noch 20.( leider)
Lieben Gruß Islay

Die Frage, wie es für mich in naher Zukunft aussehen wird, beschäftigt mich auch immer mehr und intensiver. Ich war eigentlich immer alleine, daß begann schon im Kindesalter, weil meine Mutter nicht alleine sein wollte. Freundschaften? Fehlanzeige. Ich lebte also sehr zurückgezogen. Später, heiratete ich sehr früh und bekam 2 Söhne, heute 19 und 20.
Meine Ehe selbst, war eine einzige Katastrophe und auch da, war ein eigenes Leben nicht möglich. Nach meiner Scheidung vor gut 11 Jahren war ich erstmal damit beschäftigt, den Scherbenhaufen zu beseitigen, meine Kinder groß zu bekommen und mit der ersten wirklichen Freiheit meines Lebens begannen dämlicherweise auch meine schlimmsten Depressionen und Panikattacken. Jetzt, seit gut 2 Jahren wird mir die Einsamkeit erst richtig schmerzlich bewusst. Noch nie hat mir der Kontakt zu anderen so gefehlt, wie jetzt und ein schöntun oder rausreden gibt es nicht mehr. Wenn es mal zu Kontakten kommt, fühle ich mich unsicher, habe Angst was blödes zu sagen. Die Zeit, mit jemandem warm zu werden gibt es nicht mehr. Sollten meine Söhne ausziehen bleibt mir nichts mehr. Zumindest bleibt mir bis dahin noch etwas Zeit und ich hoffe sehr, daß ich es bis dahin geschafft habe, an meiner Situation etwas zu ändern. Alles immer alleine zu machen oder durchzustehen macht einfach keinen Spaß und keinen Sinn.

LG,
Chenoah





Dr. Reinhard Pichler
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