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Zitat von Sanny68:
Hallo Bonnie,

Eine Therapeutin hat kürzlich zu mir gesagt (da haben wir informell geplaudert) daß wir Menschen nicht mehr so leben wie es die Natur vorgesehen hätte, und daß es deswegen so viele Menschen mit Depressionen und Einsamkeit gibt. Sie nennt das die Zoo-Haltung des Menschen, jeder isoliert in seiner Wohnung, sprich Käfig, und wenn Du Glück hast sind da wenigstens Partner und Kinder.

Aber wofür wir während der Evolution vorgesehen waren, das waren Gruppen von ca 30 - 80 Leuten pro Gruppe, einige große Familien, die ihr ganzes Leben zusammen waren. Natürlich gibts da auch Streit oder Konflikte, aber sicher keine Einsamkeit oder Depression.

Anders gesagt, wir werden nicht artgerecht gehalten. Das erscheint mir ziemlich logisch, weil es spiegelt genau das wider was ich selber in mir fühle, ein Zerren ums Herz herum, und der Wunsch nach einer Gruppe die mich so nimmt wie ich bin, und die um mich herum ist, und die Geborgenheit die so eine Gruppe bietet.

Jetzt hab ich natürlich keine Ahnung wie diese Erkenntnis Dir, oder mir, oder Dubi nützt, wahrscheinlich gar nicht, aber es ist auf jeden Fall interessant. Nicht wir sind unbedingt falsch, da ist schon mehr dahinter, nämlich in unserer Art zu leben.

Alles Liebe, Sanny


Wenn ich ehrlich bin, halte ich das für einen völligen Schmarr'n. Die Evolution sieht überhaupt nichts vor, sie ist ja kein denkendes Wesen. Evolution funktioniert dadurch, dass Individuen, die durch ihre Lebensumstände besser dazu in der Lage sind, zu überleben und sich fortzupflanzen, und so eben mit der Zeit die restlichen Individuen, die weniger Nachkommen haben, verdrängen. Man nennt das natürliche Auslese.
Der Mensch ist wie alle Lebewesen ein Produkt dieser blinden, nicht-zielgerichteten Auslese. Wir sind Teil der Natur und daher kann nichts, was wir tun, unnatürlich sein.

In menschlichen Gesellschaften, wo Gruppen von 30-80 Menschen zusammen wohnen - und ein paar davon existieren auch heute noch, z.B. in den Regenwälder von Südamerika und Neu-Guinea - mag es keine Einsamkeit geben, aber das liegt daran, dass es kaum Individualität gibt. In solchen Gesellschaften gibt es kaum wirklichen Fortschritt, denn dafür benötigt man Individuen, die außerhalb des Akzeptierten und Gewohnten denken.

Man sollte daher, wenn man die Nachteile unser Gesellschaftsform benennt, nicht vergessen, dass die Alternative ist, eine Lebenserwartung von unter 30 Jahren zu haben und allen Gefahren der Umwelt (wie Raubtiere, giftige Tiere, Unwetter etc) relativ schutzlos ausgeliefert zu sein.
Unsere Gesellschaftsform hat sich aber evolutionstechnisch durchgesetzt, d.h. es gibt heute nur noch sehr, sehr wenige Menschen, die in kleinen, abgeschotteten Gruppen leben. Die allermeisten der traditionellen Völker haben sich nach dem Kontakt mit dem Rest der Welt dazu entschlossen, ihren alten Lebensstil aufzugeben. Die Nachteile davon erscheinen den meisten Leuten als zu groß.

Ich finde den Text von Sanny wunderschön.
Denn: Die Grossfamilien fallen weg, es gibt dann ne Masse alte Leute und dann?





Dr. Reinhard Pichler
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