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Wie ihr den Titel schon entnehmen könnt, ist für mich das alleine sein eine Qual. Sobald der Tag rum ist und ich wieder alleine im Bett liege, geht es los. Oder wenn ich wie jedes Wochenende alleine bin, gehe ich lieber ins Büro arbeiten oder fahre solange mit dem Zug rum, bis der Tag vorbei ist. Was kann man draußen schon alleine an einem Wochenende tun, außer arbeiten? Gibt es ausnahmsweise mal Orte, an den man nicht wie ein verrückter angeschaut wird, wenn man ohne Begleitung kommt?

Nicht mal zum Brunch kann ich, ohne dabei von den typisch deutschen Familien wie ein Monster angeguckt zu werden. War an dem Tag frisch geduscht und sehe allgemein gepflegt aus, doch haben sie beim vorbei gehen einen großen Bogen um meinen Tisch gemacht.

So als wäre allein sein eine ansteckende Krankheit. Ich dachte mir, ich bilde mir das alles nur ein, aber leider benehmen sich viele so, wenn sie in einer Gruppe unterwegs sind. Sogar als ich nur Körbe werfen wollte, hab ich hinten genuschel gehört, wieso ich denn alleine spiele. Nur die wenigsten sind so offen und wollen mal mit spielen.

Dann lieber alleine zu hause, als alleine in der Öffentlichkeit, wo du sogar noch dafür mit Blicken und Kommentaren bestraft wirst.

07.05.2017 08:18 • 08.05.2017 #1


15 Antworten ↓


Hm, so extrem empfinde ich das nicht. Gut, ich gehe kaum raus, würde z.B. niemals alleine auf ein Fest oder abends in ein Lokal gehen. Dennoch: Vielleicht kommt es dir wirklich nur so vor, dass du fürs Alleinsein verurteilt wirst, weil du selber nicht damit klarkommst? Oder vielleicht wirkst du so (z.B. beim Ballspielen), als ob du alleine bleiben wolltest? Nur so Ideen...
Ich verstehe dich ja. Beim Spazierengehen usw. habe ich auch öfters das Gefühl, man schaut mich an und denkt sich: Wieso wohl wird die ganz alleine herumlaufen? Hat sicher keinen abgekriegt, aber die Vernunft sagt mir dann, dass man für fremde Leute gar nicht interessant genug ist, dass sie sich solche Gedanken über einen machen. Und wenn doch, dann ist es halt so. Einfach nicht drüber nachdenken, sonst macht man es sich schwerer, als es ohnehin schon ist.

A


Alleine sein ist eine Krankheit

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Zitat von juwi:
Dennoch: Vielleicht kommt es dir wirklich nur so vor, dass du fürs Alleinsein verurteilt wirst, weil du selber nicht damit klarkommst?


Das würde ich auch mal vermuten.

Dass Leute einen großen Bogen um dich machen, nur weil du alleine irgendwo sitzt, glaube ich dir schlicht und einfach nicht. Wie sollen die Leute dir denn auf Anhieb ansehen, dass du grundsätzlich einsam und immer alleine bist? Du könntest aus allen möglichen Gründen alleine im Restaurant sitzen.

Deswegen wird dich sicher niemand verurteilen.

Ich weiß selber, wie es ist, wenn man sich allein fühlt. Ist totale Schei.ße, kann ich nachvollziehen. Oft trägt man aber genau dieses Gefühl nach außen, ohne es wirklich zu wollen. Und vor allem beeinflusst es die eigene Wahrnehmung ungemein: Wenn man permanent im Kopf hat, dass einen sowieso niemand um sich haben will, interpretiert man oft schon in Kleinigkeiten viel zu viel. Jeder Blick, jede Bewegung sorgt dafür, dass man sich abgelehnt fühlt, während man sich eigentlich nur selbst ablehnt.

Dementsprechend verhält man sich dann auch. Man wirkt etwas unnahbar und schroff. Ist zumindest meine Erfahrung. Als ich mal vor etlichen Jahren in deiner Situation war, war es mir irgendwann so unvorstellbar, dass mich jemand aus reinem Interesse an meiner Person ansprechen könnte, dass ich, sobald es Leute wirklich getan haben, völlig automatisch eine Art Abwehrhaltung eingenommen habe. Ich habe immer gedacht, dass es mit mir sowieso niemand ernst meint.

Dieses Verhalten hab' ich selber nicht mal mehr mitbekommen geschweige denn steuern können.

Darauf haben mich die Leute selbst aufmerksam gemacht: Entspann dich doch bitte, ich will dir nichts Böses!?

Ich hab' auch immer gedacht, dass ich mich ganz normal verhalte, aber offenbar habe ich gewirkt, als wollte ich meinem Gegenüber jeden Moment den Kopf abreißen.

Über die Jahre hat sich das zwar gegeben, ich habe aber gelegentlich immer noch Momente, in denen das so ist. Nicht mehr ganz so stark, aber es passiert noch. Und siehe da: Das sind eigentlich immer die Momente, in denen ich mich genau so fühle wie du dich jetzt.

Ich habe eher das Gefühl, wenn ich alleine essen gehe, gehen die Leute so dicht an mir vorbei, dass sie fast mit ihrem Ar. bei mir im Teller hängen. Vorbeigehende Kinder grabschen auf meinen Teller, die Eltern sagen nichts usw. Ich habe auch eher den Eindruck, als wäre für die ein allein essen gehen eine totale Katastrophe. Ich sehe jedenfalls fast nur Männer allein essen gehen. Eine Frau würde sich da wohl ziemlich unwohl fühlen und bleibt lieber zuhause. Mal davon abgesehen, dass es ohnehin fast keine unfreiwillige Singlefrau gibt.

@Maximillian , ich wohne auch in FfM und ich kann Deine Ansichten nicht teilen. Ich mach da ganz andere Erfahrungen. Grade Großstädte , wie auch FfM , bieten doch viele Möglichkeiten. Ich hab einen stabilen Freundeskreis, bin dabei aber Single weil ich es so möchte. Wenn ich mal alleine unterwegs bin habe ich nicht das Gefühl dass die Menschen negativ auf mich reagieren. Vielleicht bist Du zu negativ in Deiner Grundhaltung und fühlst Dich deswegen angestarrt.

Das Angestarre in der Öffentlichkeit ist aber nunmal eine typisch deutsche Unsitte. Ich bin vor Jahren mal einmal im Monat mit meinem belgischen Chef essen gegangen. Er fragte mich irgendwann, warum die deutschen Bedienungen beim Vorbeigehen einem immer auf den Teller starren müssen, und wenn man nicht alles aufisst, warum man sich dafür rechtfertigen muss. Hat es Ihnen nicht geschmeckt? Das scheint für einen Deutschen eine normale Frage zu sein, ist aber für viele Ausländer ein Schlag vor den Kopf, weil das schlicht und einfach keinen was angeht.

Ich habe es in keinem anderen Land so krass erlebt, dass man sich nicht unterhalten kann, ohne dass Nachbarn versuchen, was von der Konversation mitzukriegen. Gezieltes Weghören kriegen die meisten Deutschen nicht hin. Man muss schon dankbar sein, wenn sie sich nicht einmischen.

Und wirklich grotesk wird es dann, wenn Deutsche im Urlaub in südlichen Ländern glauben, sie könnten sich einfach an fremde Tische mit dransetzen, wenn noch Plätze frei sind, weil die ja in ihrem Glauben so lebensfroh sind. Erst kürzlich wurde in einer Fernsehsendung davor gewarnt, also dass man das in Spanien keinesfalls versuchen dürfte. Es gibt noch Länder, die viel Wert auf Privatsphäre in der Öffentlichkeit legen.

Die Aussage, dass Alleinsein eine Krankheit ist, kann ich überhaupt nicht bestätigen.
Fühle mich allein sehr wohl und bin dadurch erst richtig zu mir gekommen, ohne ständig von außen, immer nur in die Außenwelt gezogen und dort gehalten zu werden.
Wenn man sich nicht kennt und mag, ist allein sein recht schwierig auszuhalten und für mich war es der beste Lehrer beides zu lernen.

In meiner Singlezeit und als es noch kein Internet gab, war Alleinsein schon eine Katastrophe. Permanente, erzwungene Gruppenzugehörigkeit ist zwar auch schlimm, aber wer unfreiwillig überhaupt keinen hat, ist wohl genauso schlimm dran.

Zitat von Maximillian:
Nicht mal zum Brunch kann ich, ohne dabei von den typisch deutschen Familien wie ein Monster angeguckt zu werden.


Ich gehe immer überall alleine hin und das mein ganzes Leben lang. Früher hatte ich auch Hemmungen, weil ich dachte, dass ich blöd angeschaut werde, weil ich keinen Partner habe. Aber seit etwa 20 Jahren macht es mir nichts mehr aus, alleine irgendwo hinzugehen und ich merke, dass es nur Einbildung, dass man dumm angeschaut wird. Die Leute haben mit sich selbst genug zu tun, die interessieren sich gar nicht für andere.
Ich empfinde das Alleinesein auch nicht als Krankheit, im Gegenteil, mir geht es gut damit.

Interessanterweise hieß es heute in der Predigt:

Kinder müssen mit Kindern spielen, Jugendliche mit Jugendlichen zusammensein und Erwachsene mit auch Kontakt zu anderen Menschen haben, gleich mit der passenden Bibelstelle, sinngemäß: Der Mensch soll nicht allein sein. Toll, als wenn man sich das aussuchen könnte.

Es ist nicht gut, wenn man sich vorstellt, was die anderen von einem halten.
Man interpretiert dann soviel in deren Verhalten hinein, was einfach nicht da ist
und man überhaupt nicht wissen kann. Man kann in die anderen eben nicht
hinein schauen und was sie von einem halten, hängt nicht von einem selber ab,
sondern von deren eigenen Weltsicht und hat im Grunde wenig bis nichts
mit einem selber zu tun! Für mich ist es immer ein guter Hinweis darauf, was
mich an mir selber stört, was mir da bei anderen so sehr auffällt. Warum löst
es diese Gefühle und Gedanken aus? Warum fühle ich mich dann enger im Körper?
Diese Punkte, genau zu betrachten können sehr lohnenswert sein und man kann
sich dadurch besser kennelernen, näher kommen und sich besser aushalten.
Jemand anderes kann da schön davon ablenken, aber niemand kann es einem
abnehmen und das jemandem aufbürden zu wollen, wäre einfach zuviel.

Du fühlst dich in einer Gemeinde allein? Wie schaffst du das?

Man ist in Deutschland schon etwas Paria, wenn man versucht allein bestimmte Sachen auszuführen. Brunch ist echt ein gutes Beispiel.
Wie jetzt, Tisch für eine Person?
Ich denke je größer die Stadt, je mehr Singles, desto normaler. Aber in der Provinz wird man durchaus doof angeschaut

Zitat von Rockinger:
Du fühlst dich in einer Gemeinde allein? Wie schaffst du das?

Man ist in Deutschland schon etwas Paria, wenn man versucht allein bestimmte Sachen auszuführen. Brunch ist echt ein gutes Beispiel.
Wie jetzt, Tisch für eine Person?
Ich denke je größer die Stadt, je mehr Singles, desto normaler. Aber in der Provinz wird man durchaus doof angeschaut

In den 70er Jahren in bestimmten Dörfern konnte es sogar einer ganzen Familie passieren, blöd angemacht zu werden, wenn man in ein Gasthaus ging. Habt ihr denn zuhause nix zu essen? mit einem hämischen Grinsen. Gasthäuser wollten eher Fremde bedienen, Einheimische könnten die aufwendig herbeigelockten Urlauber ja abschrecken. Wäre man da alleine zum Essen hingegangen, hätte man sich da nie wieder blicken lassen können. Alleine saufen wäre dagegen nicht so schlimm gewesen.

Zitat von Entwickler:


Das ist wahr. Auf dem Dorf wäre man dann auch nicht lange allein. Siehe Hexenfeuer letzte Woche.

Hmmh geh steil den 50 zu, bin seit 6 Jahren Single, introvertiert,HSP, lebe gerne in Beziehungen,brauche aber auch immer das Alleinsein.
Alleine unterwegs sein war für mich zu Beginn schon auch ein Kraus, zu dem ich noch recht ländlich wohne, sprich In meinem Alter Single = Versager.
Inzwischen juckt es mich nimmer, war letzte Woche ein paar Tage alleine in einem Wellnesshotel unter lauter Paaren , glaub ich hatte
den meisten Spaß morgens beim Frühstücken .
Heute morgen war ich wie immer brunchen im McDonalds, da sitzen viele Singlemenschen rum, alle Altersklassen, in einem Mc juckt das
eben weniger wie in einem typischen Paarcafe. Mit den Jahren lernt man schon wie wo wann man entspannt alleine was unternehmen kann.
Klar würde ich mir wieder einen Partner wünschen, aber das ist Ü40 nimmer leicht, zu dem sind alle Onlineversaut, drum jeden Tag das Beste
draus machen. War das ganze Wochenende alleine, da gibts auch einsame Momente, aber dann lenke ich mich eben ab, irgendwas geht immer.
Und ehrlich gesagt in dieser selbstverliebten Egogesellschaft bin ich lieber hin und wieder einsam.....als das ich mir stundenweis anhören muss
wer wie wo der beste Obermacker ist.
Alleinsein ist für mich eher die echte Kunst des Lebens, eben wenn man es mit allen Schattenseiten akzeptiert.
Und es gibt eben net für jeden Topf einen Deckel, drum eben dieser Weg.

Eine kleine Differenzierung. Alleine sein ist keine Krankheit sondren eine physikalischer / zählbarer Zustand. Gemeint ist, wie sich eine Person fühlt, wenn sie alleine ist. Fehlt ihr dann etwas und sie ist unglücklich damit, dann ist das Einsamkeit. Im Übrigen kann man auch wenn man nicht alleine ist einsam sein, nämlich wenn man unter einer Menge Leuten ist aber sich nicht dazugehörig fühlt bzw. ausgegrenzt wird o.ä. Das ist dann aus meiner Sicht auch eine Krankheit bzw. genau genommen die Folgen daraus (Depression etc.).

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Dr. Reinhard Pichler
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