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Hallo,

das Thema wurde hier schon vor einiger Zeit erörtert. Aber ich möchte es dennoch erneut aufgreifen, weil ich das Buch Unberührt - Menschen ohne Beziehungserfahrung von Arne Hoffmann schon seit geraumer Zeit habe, aber vor zwei Tagen erst wieder in die Hand nahm mit der Absicht, es zu lesen.

Nur mal zur Einstimmung - der Klappentext lautet:
Zitat:
Der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge liegt die Gruppe der Jungfrauen über 18 bei etwa einem Drittel dieser Altersgruppe. Manchen geht das so bis ins vierte oder fünfte Jahrzehnt ihres Lebens. Wie fühlt sich ein Unberührter in einer Gesellschaft, in der der partnerschaftliche Trend für viele immer mehr in Richtung Tagesabschnittsgefährte geht? Was für viele Menschen fast wie von selbst stattfindet, körperliche Zärtlichkeiten mit einem geliebten und begehrten Menschen, ist für andere ein Lebensthema, ein Lebenswunsch geworden. Jahre, ganze Jahrzehnte, in denen dieser Wunsch nicht in Erfüllung ging, werden innerlich häufig als verlorene Jahrzehnte abgebucht.


Gleich im ersten Artikel von Aik fand ich mich in vielen Punkten wieder. Und er bezieht sich auch offenbar auf ein Forum, das es (leider) nicht mehr gibt (www.ohne-erfahrung.de) - und wo ich mich anmeldete, als es noch existierte:

Zitat:
Die Realität sieht aber für einige Menschen anders aus. Jenseits der existierenden Liebe oder des ausgelebten Sexualtriebes gibt es noch Menschen, die am Leben nicht teilnehmen. Es ist eine Parallelwelt. Warum lese und schreibe ich in unseren Foren? In der normalen Umgebung wird mir ständig vorgeführt, dass ich nicht dazugehöre. Schließlich nehme ich an den normalen Alltäglichkeiten nicht teil. Ein Forum ändert das nicht, aber auf eine etwas kranke Weise vermittelt es Geborgenheit, die durch gewisse Gemeinsamkeiten entsteht, wohingegen in der Gegenwart normaler Menschen nur das Gefühl der eigenen Fremdartigkeit dominiert. ...


Wie viele Absolute Beginners gibt es in diesem Forum? Wie geht ihr mit eurer Einsamkeit, euren Sehnsüchten um?

Grüße

Loneman

06.09.2008 22:35 • 28.10.2008 #1


246 Antworten ↓


Hallo Loneman,

mich betrifft dieses Thema auch, und ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich damit umgehen soll und versuche, möglichst nicht daran zu denken. Vor einigen Jahren, so mit Ende 20, habe ich viel darüber nachgedacht und war ziemlich verzweifelt bei der Vorstellung, für immer allein zu bleiben. Zuerst habe ich immer noch gehofft, ich wäre ein Spätentwickler, das kommt vielleicht alles noch, aber in dem Alter musste ich mir endgültig eingestehen, dass das vielleicht nie passieren wird. Das war einer der Gründe, warum ich zu der Zeit ziemlich starke Depressionen hatte. Aus diesem Grund meide ich mittlerweile das meiste, was mich an dieses Thema erinnern könnte, z. B. Liebesromane. Was du in den Zitaten geschrieben hast, kann ich nur bestätigen. Ich habe auch oft das Gefühl, nicht dazuzugehören, z. B. wenn ich auf eine Feier eingeladen bin und ohne Begleitung und Tanzpartner als Mauerblümchen in der Ecke sitze. Oder auch bei alltäglichen Situationen, wenn andere über das Thema Beziehungen reden. Ich hoffe dann immer, dass mich keiner in das Gespräch einbeziehen will, weil es mir wirklich unangenehm ist, keine Beziehungserfahrungen zu haben, ich fühle mich manchmal fast wie aussätzig und hoffe, dass keiner davon erfährt. Deswegen ziehe ich mich manchmal vor anderen Menschen zurück, um solche Situationen zu vermeiden. Ich möchte mich im Moment damit aber nicht näher befassen, sondern erst mal meine Ängste angehen, damit ich irgendwann wieder eine Arbeit und vielleicht auch ein paar soziale Kontakte finde. Damit habe ich erstmal genug zu tun. Wie gehst du denn mit dem Thema um?

Viele Grüße
Marie

A


Absolute Beginners - Menschen ohne Beziehungserfahrung

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Hallo Marie,

hast du irgendwelche Komplexe, z. B. bzgl. deinem Aussehen? Ich denke, dass bei vielen Absolute Beginners ein fehlendes oder unzureichendes Selbstwertgefühl eine innere Barriere aufbaut, wobei es sicherlich auch Ausnahmen gibt, die damit nicht erklärt werden können. So war ich z. B. eigentlich schon als Kind anders als andere, hatte im Grunde nur einen guten Freund, dessen Freundschaft mit der Grundschulzeit in die Brüche ging.
Dass du das meidest, was dich an jenes Thema erinnert, kann ich gut nachvollziehen. Ok, Liebesromane würde ich als männlicher Erdenmensch ohnehin nie lesen, aber ich schaue mir auch keine Liebeskomödien, -dramen oder gar Romanzen im TV an, weil es mich ziemlich belastet. Nur ist das Doofe, dass auch in Thrillern, Dramen oder Horror-Filmen Beziehungen oft eine Rolle spielen, aber zum Glück wird hier das Augenmerk nicht primär auf Liebe gelegt.
Kennst du vielleicht den Film Sue - Ein Frau in New York? Den habe ich damals zufällig im Fernsehen geschaut und war sehr berührt davon. Es geht in dem Drama um eine Frau Mitte dreißig, deren Privatleben keinerlei Kontinuität zeigt, die mit wildfremden Männern schläft, um hinterher in quälender Einsamkeit zu versinken. Sie zieht ruhelos durch die Straßen Manhattans, durch Bars, Coffeeshops, Waschsalons, Kinos, Parks und ist süchtig nach der Stadt, in der sie aber weder beruflich noch menschlich Fuß fassen kann. Ich konnte mich sehr gut in die Figur reinversetzen.
Das Gefühl, nicht dazuzugehören, ist mir schon bekannt, seit ich denken kann. In der Schule war ich ein Außenseiter, die Hauptschulzeit war die Hölle. Ich sehe mich als Loser, aber alles Jammern nützt sowieso nichts.

Vorhin habe ich mir mal einige deiner bisherigen Beiträge durchgelesen. Ich bin auch arbeitslos, bekomme allerdings ALG-II. Meine erste Lehre habe ich abgebrochen, weil ich von dummen Zicken gemobbt wurde. Das waren wirklich dermaßen oberflächliche Tratschtanten, mit denen ich überhaupt nichts anfangen konnte. Und so kam es dann, dass aufgrund meiner Depressionen und Sozialangst meine Lage dadurch noch angespannter wurde.
Meinem Fallmanager (so heißt ja heute ein ARGE-Mitarbeiter, der sich um schwierige Fälle kümmert) ist meine Situation bekannt, und er ist zum Glück eine Person, mit der ich gut auskomme.
Über ihn habe ich Ende letzten bis Anfang diesen Jahres auch eine tolle Maßnahme mitgemacht, durch die ich einen EDV-Computerschein erlang. Nicht, dass ich deswegen dankbar wäre, aber einerseits möchte ich schon arbeiten, und andererseits lastet ein gewisser Druck auf mir.
In der Maßnahme davor war es noch möglich, dass ich nur vier Stunden anwesend war, aber in dieser musste ich schließlich acht Stunden mit anderen Leuten zusammensein, wobei ich die meiste Zeit wenigstens durch PC-Arbeit abgelenkt war.
In den Pausen ging ich meist spazieren, weil ich Smalltalk in meiner Situation überhaupt nichts abgewinnen kann und ich auch gar nicht weiß, worüber ich reden soll.

Dass Nicky82, die dir geantwortet hat, ihrem Sachbearbeiter sagte, was Sache ist, finde ich richtig. Ich weiß noch, wie ich es meinem Sachbearbeiter früher erzählte, als ich noch in meiner damaligen Wohnung wohnte und massig Probleme bekam wegen Arbeitsaufnahme, Kürzung von Sozialhilfe etc. Ein derartiges Verständnis hatte ich nicht erwartet.
Man kann natürlich auch Pech haben und auf einen grantigen Sachbearbeiter stoßen, was bei mir auch schon vorgekommen ist.
Du musst dich echt nicht schämen, in deiner Situation Hartz IV zu beantragen. Du willst ja arbeiten, hast aber psychische Probleme. Es gibt jedoch Typen, die haben einfach keinen Bock auf Arbeit und sind in jeglicher Hinsicht gesund. DIE müsste man mal entsprechend am Schlafittchen packen. Also: Stell am besten einen Antrag, damit du auch krankenversichert bist!
Eine Arbeit zu finden, bei der man kaum mit Menschen zu tun hat - ja, die hätte ich als depressiver Sozialphobiker oder sozialphobischer Depressiver auch gern, ist aber wohl mehr Utopie als realistisch. Ich habe auch keine Ausbildung und muss meinem Fallmanager aktuell seit einiger Zeit monatlich am besten drei Bewerbungen vorlegen, weswegen ich von Zeitarbeitsfirma zu Zeitarbeitsfirma tingele, einen Personalbogen ausfülle und warte... Bezahlt wird in diesem Metier leider schlecht, und wenn ich daran denke, für unbestimmte Zeit in Vollzeit zu arbeiten... Hier spielt sicherlich auch das, was du angesprochen hast, eine Rolle - nämlich wenn über das Thema Beziehungen geredet wird. Ich weiß ja auch nicht, mit welchen Leuten ich dann zu tun haben werde, sollte ich in unabsehbarer Zeit eine Stelle bekommen.

Was heißt, du stellst dich ungeschickt an? Also, bei mir ist es so, dass ich grundsätzlich ziemlich unsicher bin. Und wenn jemand etwas nicht richtig erklärt oder zu doof ist, um etwas gut zu erklären, dann habe ich Angst, etwas falsch zu machen. Diese Problematik hängt bei mir aber auch mit Konfliktunfähigkeit zusammen, denn wenn ich dieses Problem nicht hätte, würde ich wohl auch ganz anders an eine Situation rangehen. Aber ich arbeite weiter dran.
Du bist sicher nicht dämlich, nur weil du gemobbt wirst - die, die dich mobben, sind dämlich. Sie tun es, weil du eine gute Zielscheibe abgibst. Und wer sich daran beteiligt, ist eine arme Wurst.

Ich war auch mal in einer Tagesklinik - hat mir gar nichts gebracht. Aber das heißt natürlich nicht, dass es bei dir auch so sein muss, da jeder Mensch unterschiedlich ist. Deine Angst, mit mehreren in einem Raum zu schlafen und täglich mit Fremden zusammen zu sein, sollte dich nicht von einer stationären Therapie abhalten. Glaub mir, mit der Zeit gewöhnst du dich an die fremden Leute, und sie gewöhnen sich an dich. Ihr seid alle in einem Boot, und es wird sehr wahrscheinlich Leute geben, mit denen du wunderbar zurechtkommen wirst - so war es bei mir.

Wie meine Situation ansonsten ist, kannst du ja anhand meiner anderen Postings lesen.

Grüße

Loneman

Hallo an Alle,

ich möchte nur zu diesem Zitat Stellung beziehen:

Ein Forum ändert das nicht, aber auf eine etwas kranke Weise vermittelt es Geborgenheit, die durch gewisse Gemeinsamkeiten entsteht, wohingegen in der Gegenwart normaler Menschen nur das Gefühl der eigenen Fremdartigkeit dominiert.

1) Das Gefühl der Fremdartigkeit in der realen Welt ist sehr subjektiv und deshlab als Gefühl nicht unumgänglich.

2) Die Kontakte im Forum würde ich nich als krank bezeichnen, denn Gedankenaustausch ist die erste Stuffe des Kennenlernens. Er kann es sein, wenn man ihn nicht unterbricht.

Lieben Gruß,

Isis

Also, wie lief das denn in Eurer Kindheit so ab?

Ich zum Beispiel finde in unseren Fotoalben kein Foto, auf dem mich meine Mutter oder mein Vater auf dem Arm hat. Ich liege im Kinderwagen ( und meine Eltern stehen brav dahinter), ich sitze im Kinderstühlchen, oder sonstwo, aber ich sehe mich auf keinem Foto in körperlichem Kontakt (Umarmung) mit meinen Eltern.
Ich habe meine Eltern auch nie in körperlichem Kontakt (Umarmung oder Küssen) erlebt. Auch als ich Schulkind war und Jugendliche kann ich mich nicht an körperliche Zuwendung (außer mal den einen Klaps) erinnern.

Ich finde es nicht sonderbar, wenn ich meine Mittagspause (die ja meine private Freizeit ist) alleine verbringe.
Ich finde es auch nicht sonderbar, nicht das Alltagsblabla der Kollegen mitzumachen (das mir schon auf die nerven geht, wenn ich nur hören muss).
Die Arbeit selbst ist ja gar nicht das Problem, das Problem ist, dass man einfach nicht seine Ruhe haben kann, weil andere ihre persönlichen Erwartungen erfüllt haben möchten und betreten sind, wenn diese nicht erfüllt werden (und dann in ihre Opferrolle fallen)

Und sind nicht auch viele Beziehungen nur durch Erwartungserfüllung in Funktion?

Sind unsere Wünsche nach einer erfüllten Beziehung wirklich von uns gewollt, oder stehen wir unter dem Erwartungsdruck der Norm zu entsprechen?

Und die Normen sind von Land zu Land ja ganz unterschiedlich?
Vielleicht ginge es manchem von uns in einem Harem besser, vielleicht fühlt sich der andere im Kloster wohler, vielleicht findet es jemand prima nur in einer WG zu leben, vielleicht ginge es manchem gut, wenn er in einer Männergruppe oder in einer Frauengruppe leben würde, andere würden ihr Glück finden, wenn sie sich mit Tieren umgeben.

Aber wir sehen diese Möglichkeiten gar nicht, weil wir darauf konditioniert sind, so zu leben wie wir es von klein auf gesehen haben und es von uns erwartet wird (von Mama, Tante Frieda, Opa Gerd.......lässt sich unendlich fortsetzen mit Menschen, die sich in ihrem ganzen Leben nie Gedanken darüber gemacht haben, was sie wirklich für ihr Leben wollen).

Wir sind nicht auf der Welt, um Erwartungen anderer zu erfüllen, oder Vorgelebtes nachzumachen.
Wir sind auf der Welt, um herauszufinden, was wir wirklich wollen und was uns gut tut.
Wir müssen lernen, in uns hineinzuhören und Kontakt mit uns selbst aufzumehmen. Dummerweise hat uns das niemand beigebracht.

Wir können nicht leben, was unserem gedrillten Verstand entspricht, wenn es unserem eigentlichen ICH entgegensteht.
Wir könnnen nur das leben, was unserem eigenen ICH entspricht.

Und da kommen sich wieder Verstand (gedrilltes und konditioniertes) und unser Unterbewusstsein (eigentliches Ich) in die Quere.


MissErfolg

Yowz... der Konditionierung muss man sich entziehen. Wie - kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Dann ist auch eine gleichwertige Beziehung möglich, ohne Erwartungshaltung und Anspruchsdenken.

Nochmal Yowz... zu wenig Zuneigung und Körperkontakt in der Kindheit verursacht menschenscheues Verhalten bis ins Erwachsenenalter. Es ist ein Massenphänomen, sonst gäbe es diese Foren nicht.

Betroffen, Isis

... das hat auf jeden Fall viel mit AB-Problematik zu tun.

Hallo Isis,

Aik beschrieb ja auch, dass das Gefühl der eigenen Fremdartigkeit in der Gegenwart normaler Menschen dominiert. Also Menschen, die nicht als Absolute Beginners gelten.

Grüße

Loneman

Hallo an Alle hier !

Also, ich gehöre zu denen, die mit 49 Lebensjahren noch nie eine Liebesbeziehung oder Sex gehabt haben. Das Buch Unberührt - Menschen ohne Beziehungserfahrung von Arne Hoffmann werde ich mir demnächst besorgen. Der Zitierte Klappentext beschreibt das, was man mein Leben nennen könnte. In über 500 Beiträgen hier im Forum, habe ich es offensichtlich nicht geschafft, dies so mitteilen zu können, entlich spricht es einmal jemand an, DANKE!

Im Moment möchte ich nur sagen, dass ich persönlich nicht glaube, dass der Wunsch nach einer Zweierbeziehung (und nach Kindern) nur der Konditionierung durch die Gesellschaft entspricht, der man sich überlegen widersetzen kann. Ohne diesen Wunsch/Trieb hätte sich wohl erst überhaupt kein Leben auf diesem Planeten entwickelt.

Sorry, aber ich muss jetzt erst einmal tief durchatmen und nachdenken.

Liebe Grüsse,

Helpness

Hallo Loneman,

ich bin selbst in den Pausen in meinem Kurs einkaufen oder spazieren gegangen, weil ich die Art der Unterhaltung nicht ertragen konnte. Zum allgemeinen Small Talk gesellt sich doch oft auch eine Art Rambo-Spiel, die sehr unangenehm sein kann. Ich weiß nicht ob du dich noch an die witzige Sparkassen-Werbung aus den 90-ern erinnerst, in der sich ein gewisser Schuma und Schröder ein Duell mit Hilfe von Fotos der eigenen Badewanne (Swimmingpool), dem Schaukelpferdchen (Ferrari), dem Haus (Residenz) usw. geliefert haben. Das heißt eigene Aufwertung auf Kosten Anderer und die kann man ziemlich oft in der Gesellschaft beobachten. Es ist keine Schande hier nich mitmachen zu wollen und dafür muss man sich auch nicht selbst zerfleischen.

Die andere Seite ist: Von zu wenig Zuwendung und Unterstützung der eigenen Eltern ist man zum schüchternen Menschen geworden, was häufig den Auslöser einer Kettenreaktion darstellt, die den Weg in die Vereinsamung bedeutet. Ich bin davon selbst betroffen - und weiß, dass ich die Folgen bis zu einer gewissen Grenze in der Therapie auffangen kann, mich jedoch mit dem Restbestand arrangieren muss... d. h. dass ich nicht damit aufhören werde bei den Kontaktversuchen der meisten Menschen durch Panik oder Rückzug zu reagieren, die Bindungen zu den einzelnen, von mir ausgewählten Menschen von mir intensiver empfunden und die Trennungen mehr Schmerzen bereiten werden als im Normalfall.

Dieses Schicksal ist unveränderlich, man muss sich mit ihm meiner Meinung nach abfinden. Durch das Erkennen und Einkalkullieren der eigenen Defizite kann man bei einem gewissen Maß an Selbstdisziplin eine zufrieden stellende Lebensqualität erreichen. Im Forum ist nicht nur das Gefühl mit einem bestimmten Problem nicht allein zu sein hilfreich, sondern ebenfalls die Gespräche mit anderen Betroffenen und ihre Anregungen, die den Prozess der Selbsterkennung beschleunigen.

... Und wo steht denn geschrieben, dass ein viruteller Gedankenaustausch oder Kontakt nicht zählt, das ist doch Quatch, im Prinzip ist jeder, der sich dazu aufgerafft hat in ein Forum zu gehen der eigenen Einsamkeit schon entronnen.

Lieben Gruß, Isis

Lieber Helpness,

der Wunsch nach Zweisamkeit ist kein Teil der Konditionierung, nur unsere Art mit ihm umzugehen ist das Ergebnis des sozialen Umfelds und seiner an uns gestellten Ansprüche in unseren frühen Jahren. Eine liberale Erziehung hätte uns und vielen anderen Beteiligten das Leben wesentlich erleichtert. Glücklich, der solche Eltern gehabt hat. LG.

Hallo isis-z !

Genau das habe ich ja, als Antwort auf den Beitrag von MissErfolg, geschrieben.

Es ging um das OB ÜBERHAUPT, WIE wir im einzelen mit dieser Sache umgehen, das ist ein anderes Thema, und sicherlich auch von Kultur, sozialem Umfeld und erlerntem Verhalten abhängig.

Loneman meint wahrscheinlich, genauso wie ich auch, beim sozialen Ausgeschlossen sein (Arbeitspausen, smal Talk etc.) ein ganz bestimmtes Thema, und nicht etwa: mein Haus, mein Pferd und meine Segeljacht.
Wenn ich mich hier irren sollte, dann lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

Liebe Grüsse,

Helpness

Hallo MissErfolg (cooler Nick übrigens),

ich kenne auch kein Foto, in dem meine Mutter oder mein Vater mich im Arm hält. Als ich acht war, hat meine Ma wieder geheiratet, und auch seit der Zeit ist mir ein Kuss zwischen ihr und meinem Stiefvater nur zu Fotozwecken bekannt.

Ja, natürlich erwartet man in einer Beziehung gewisse Dinge vom anderen Partner, sonst wäre sie doch zum Scheitern verurteilt. Ich nenne da nur mal als wichtigstes Bindeglied die Treue. Wenn man diese von seinem Partner nicht erwarten kann, worin liegt dann der Sinn einer mit Liebe erfüllten Beziehung?
Also, mich schert der Erwartungsdruck einer wie auch immer gearteten Norm nicht, denn ich möchte mich ja in erster Linie glücklich machen und nicht die Gesellschaft. Inwiefern sollte ich denn deren Wünsche übernehmen, wenn sie einer glücklichen Beziehung abträglich wären?

Du zählst Möglichkeiten von Lebensformen auf und suggerierst, dass wir diese gar nicht sehen würden, weil wir darauf konditioniert wären, so zu leben, wie wir es von klein auf gewohnt sind. Aber inwiefern kann denn jemand glücklich sein, wenn er nur mit Tieren lebt? Womöglich ist dieser Mensch ja im Laufe seiner Zeit von Menschen so enttäuscht worden, dass er sich entschlossen hat, sich nur mit Tieren zu umgeben? Und wünscht sich wirklich jeder Mann einen Harem, wenn ihm doch eine Frau reicht? Wer findet es längerfristig schön, in einer WG zu leben und findet hier seine Erfüllung?

Was unserem eigentlichen Ich entspricht, ist gar nicht so einfach zu eruieren. Entspricht unser aktuelles Verhalten unserem wahren Ich, oder ist dieses nicht eher durch das Feedback der Umwelt bedingt, das unser wahres Ich nicht zur Entfaltung bringen kann?
Wenn jemand nur akzeptiert wird, wenn er gut drauf ist, in die Gegend grinst, obwohl es seiner innerlichen Haltung widerstrebt, ist das dann sein wahres Ich?

Grüße

Loneman

Hallo Helpness,

korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege, aber bist oder warst du nicht verheiratet? Dann finde ich es schon sehr seltsam, dass du nie Sex hattest. Möglicherweise verwechsle ich dich auch hier mit jemandem.

Das Buch (http://www.single-generation.de/single- ... ffmann.htm) ist auf jeden Fall empfehlenswert, ich möchte gern zu einigen der darin Schreibenden Kontakt aufnehmen.
Auch ich habe mich schon auf den ersten Seiten in vielen Äußerungen wiedergefunden.

Ich finde es sogar absurd, dass der Wunsch nach einer Zweierbeziehung (und Kindern) nur der Konditionierung durch die Gesellschaft entspricht. Der Trend geht doch ohnehin in Richtung Patchwork-Family, gleichgeschlechtlich Beziehungen sind auch längst nicht mehr so verpönt. Es ist ganz normal - wie du schreibst - , dass man sich als Mensch einen Partner wünscht - die Gesellschaft spielt hier keine Rolle.

Viele Grüße

Loneman

Hallo Isis,

apropos Rambo: habe ich gestern auf DVD gesehen. War sehr gut, wenn auch ziemlich brutal.
Mit Rambo-Spiel meinst du wohl das eigene Sichzurschaustellen, um das andere Geschlecht zu beeindrucken, oder?
An die von dir erwähnte Sparkassen-Werbung kann ich mich nicht erinnern, nein. Ich weiß nur, dass es damals diese Didi-Heftchen gab, die man sich mitnehmen konnte. Aber gut, dass du das weiter erörtert hast. An so ein Verhalten kann ich mich in meiner Le(e)hrzeit beim Amtsgericht erinnern, als ich mit Zicken zu tun hatte.
Nein, es ist keine Schande, hier nicht mitmachen zu wollen, aber es erfordert eine gewisse Courage. Und die hat man entweder - oder nicht.

Wer zuwenig Zuwendung oder Unterstützung von den Eltern bekommt, dessen Weg in die mit einem geringen Selbstwertgefühl unterlegte Vereinsamung ist fast vorprogrammiert, ja. Als ich noch bei meinen Eltern wohnte, hat sich meine Ma im Grunde nur dafür interessiert, ob ich meine Hausaufgaben schon machte. Und mein Stiefvater, der mich ansonsten bei jeder Gelegenheit demütigte, interessierte sich auch nicht wirklich für mich, sondern fragte allenfalls mal in Hinblick auf die Schule nach. Naja, meine Schwester wusste ja schon lange, dass er mich nicht für einen Kerl hält, den er sich als solchen vorstellt. Da verwundert es dann nicht, dass meine Entwicklung Schaden genommen hat und ich aufgrund meiner Konfliktangst eine Sozialphobie entwickelte.
Was du in Bezug auf Kontaktversuche anderer Menschen geschildert hast, lässt sich wohl mit der Macht der Gewohnheit umschreiben. Dein Verhalten bzw. die konditionierte Angst steckt so tief in dir drin, dass du gar nicht oder kaum anders kannst.

Ich denke auch, dass unser Schicksal weitestgehend unabänderlich ist und jeder seines Glückes Schmied nur bedingt richtig ist.
Sicherlich kann man sein Gewicht optimieren, sein Aussehen vielleicht punktuell verbessern, aber ob diese Änderungen letztendlich wirklich etwas bewirken, sei dahingestellt. Es spielen so viele Faktoren eine Rolle, aber primär ist das Aussehen wohl ausschlaggebend, wie man von der Umwelt wahrgenommen wird. Dazu habe ich mich an anderer Stelle schon geäußert, was ich bei Bedarf auch gern hierhin kopieren kann.
In einem Forum wie diesem sieht man sich nicht, und das ist für so manchen Betroffenen vielleicht auch besser so, denn die (nicht erfolgten) Reaktionen auf das eingestellte Bild würden u. U. die Lage nicht wirklich verbessern.

Dass ein virtueller Gedankenaustausch oder Kontakt nicht zählt, habe ich nirgends geschrieben. Aber es ist nun mal ein Unterschied, ob man sich virtuell mit mehr oder weniger fremden Menschen unterhält oder mit Leuten etwas unternimmt, die mehr Nuancen von einem wahrnehmen können, was im Internet nun mal nicht geht.
Und dass jemand, der sich dazu aufgerafft hat, in ein Forum zu gehen, der eigenen Einsamkeit entronnen ist, ist doch eine ziemlich romantisierende Vorstellung. Ich schreibe zwar gern hier (sonst würde ich es nicht tun), aber deswegen fühle ich mich generell nicht weniger einsam.

Viele Grüße

Loneman

Hallo Loneman73 !

Nein, ich war noch nie Verheiratet, hatte noch nie eine echte Liebesbeziehung (war nur selbst einmal einseitig verliebt) und hatte noch nie im Leben Sex (noch nicht einmal Kuscheln oder Küssen).
Man überliest das sehr leicht, oder verwechselt es mit etwas anderem, weil es wohl kaum zu glauben ist, und in kein Bild passt, aber es ist wahr.

Übrigens, ich habe da vorher noch nie drüber nachgedacht, Kinderfotos wo mich jemand im Arm hällt oder so, gibt es von mir auch keine. Die einzige Ausnahme ist ein Foto von meiner Taufe (49 Jahre alt), da hällt mich der Pfarrer über dem Taufbecken im Arm.

Liebe Grüsse,

Helpness

Loneman....

schade, dass du weniger einsam bist durch das Forum, aber das kommt vielleicht erst, man braucht Zeit um sich an die Leute zu gewöhnen. Ja, du hast vorher ein Zitat rein gestell, aus diesem Buch für AB... da stand drin dass wir im Internet auf eine kranke weise Geborgenheit verspüren. Das habe ich dann eben angesprochen, dass du es selbst nicht geschrieben hast ist mir klar. Ich würde auch hier sagen, dass es individuell und davon abhängig ist, wie man damit umgeht.

LG Isis
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Ja, das mit den anderen Lebensformen sind nur Überlegungen, die mich gerade beschäftigen. Ich stelle das für mich selbst ja auch in Frage.

Das Problem ist, dass man in der Ehe der Eltern (Schwiegereltern, Freundeskreis...) so viele gescheiterte Beziehungen vorgelebt bekommt, dass es einfach auch schwierig ist, daran zu glauben, dass es wirklich funktionieren kann... (trotzdem wünscht man es sich)
...und man lebt das gelernte Verhalten der gleichgeschlechtlichen Person (Mutter) in der eigenen Beziehung unbewusst nach (ob man will oder nicht). Natürlich findet sich auch der geeignete Partner und das Ganze wird zur Wiederholung der Wiederholung, der Wiederholung.

Ich bezeichne mein Ego-Ich gerne als Demoversion und mein wahres Ich als Vollversion. (Die Demoversion bekommt man auch oft bei Vorstellungsgesprächen serviert und man selbst setzt diese auch gerne ein (gut gelernt)), aber leider ein Griff ins Klo.
Das Problem ist, dass man dann dauerhaft in der Demoversion bleiben muss, was wohl oder übel zu inneren Konflikten führt und wenn man doch die Vollversion gibt, zu äußeren Konflikten.

Im übrigen finde ich die Beiträge sehr interessant und lese diese auch gerne, aber es strengt mich unheimlich an, mich hineinzudenken und präzises Feedback zu geben.
Da bin ich doch neidisch auf die Männergehirne, die einfach ein klareres Denkprogramm mitbringen und die Dinge schnell, einfach und genau filtern und bezeichnen.

Danke übrigens (mw) für Eure Einschätzungen und Sichtweisen, da kommt man einfach wieder ein Stück vom Fleck.

MissErfolg

Zitat von Loneman73:
Als ich noch bei meinen Eltern wohnte, hat sich meine Ma im Grunde nur dafür interessiert, ob ich meine Hausaufgaben schon machte. Und mein Stiefvater, der mich ansonsten bei jeder Gelegenheit demütigte, interessierte sich auch nicht wirklich für mich, sondern fragte allenfalls mal in Hinblick auf die Schule nach. Naja, meine Schwester wusste ja schon lange, dass er mich nicht für einen Kerl hält, den er sich als solchen vorstellt. Da verwundert es dann nicht, dass meine Entwicklung Schaden genommen hat und ich aufgrund meiner Konfliktangst eine Sozialphobie entwickelte.

Mit Deinem vor Dir hergetragenen Problembewußtsein bist Du eine sichere Bank für die Psychologen.

NATÜRLICH ist es wesentlich, wie Du als Kind behandelt wurdest. Leider kommst Du nicht selber drauf und von den psychologischen Helferlein wirst schon aufgrund ihrer eigenen finanziellen Interessen nicht auf die Kindheit fokussiert. Nur ein langfristiger Patient ist ein guter Patient.

Irgendwie nehme ich Dir die Sozialphobie nicht ab, Du schreibst wie ein Wasserfall. Keep the psychodoc happy.

Kann sein, daß Du einen Stiefvater hast, ganz sicher hast Du einen leiblichen Vater. Trete mit dem mal in Beziehung und verabschiede Dich von ihm. Wenn Deine Wurzeln fest sind, dann kannst Du auch verläßlich für andere sein. Lies mal alice-miller.com wenn Du schon im Gegenzug ein Medikament erwähnst.

Hallo Loneman,

danke für deine lange Antwort. Natürlich liegt meine Einsamkeit daran, dass ich Komplexe habe, wenn auch nicht was mein Aussehen angeht. In der Pubertät fand ich mich hässlich, das geht sicher vielen so, aber heute denke ich, dass ich normal und durchschnittlich aussehe. Meine Komplexe beziehen sich eher darauf, dass ich das Gefühl habe, mit anderen nicht mithalten zu können, langweilig und uninteressant zu sein. Und dadurch dass ich durch meine Ängste so zurückgezogen lebe, führe ich ja auch wirklich ein ziemlich langweiliges, uninteressantes Leben, das ist also eine Art Teufelskreis. Bei mir war es genauso wie bei dir, ich habe auch nur eine Freundin in der Grundschule gehabt und dann in der neuen Schule keinen Anschluss gefunden. Zu den anderen Beiträgen wollte ich noch sagen, dass ich auch glaube, dass der Wunsch nach Zweisamkeit nicht in erster Linie gesellschaftlich bedingt ist (obwohl das sicher auch mit eine Rolle spielt), sondern den meisten Menschen sozusagen angeboren ist. Ich bin sicher nicht in Depressionen verfallen, weil ich gesellschaftlichen Erwartungen nicht gerecht werden und bei Smalltalk nicht mitreden konnte, sondern weil ich Sehnsucht nach einem anderen Menschen hatte (und wohl auch immer noch habe) und die Befürchtung, dass sie sich nie erfüllen würde. Allerdings frage ich mich mittlerweile manchmal, ob ich überhaupt imstande wäre, eine Beziehung zu führen. Ich war von Kindheit an immer viel allein, vielleicht bin ich inzwischen so kauzig geworden, dass ich mit einer Beziehung gar nicht klarkommen würde. Bei mir war es übrigens als Kind auch so, dass es in meiner Familie kaum Körperkontakt gab, das spielt bei der Entstehung von Sozialphobie und Beziehungslosigkeit bestimmt eine große Rolle.

Viele Grüße
Marie

A


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Dr. Reinhard Pichler
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