Ich sehe, Viele von euch träumen wohl davon, dass es den oder die einzig Richtige gibt.
Ich glaube, von dem Gedanken muss man sich lösen.
Ich hatte auch lange Zeit die Hoffnung, dass es den Mister Perfect gibt, aber das ist einfach Schwachsinn.
Es gibt alleine in Deutschland 82 Mio. und ein paar zerquetschte Menschen. Da genau den Einen Menschen zu finden, der zu einem passt, das geht nicht. Den Einen gibt es auch nicht.
Das deken wir uns nur so gerne.
Viele denken auch, Beziehungen müssten romantisch und kitschig sein, wie im Film. Ich wollte auch immer Filmbeziehungen, aber auch das geht nicht.
Hab mich inzwischen von diesen Gedanken gelöst und eine ganz neue Theorie entwickelt:
Man kann nie vorher wissen, ob eine Beziehung funktioniert oder nicht. Es nutzt also nichts, sich vorher schon darüber Gedanken zu machen, es nutzt auch nichts, zu planen, wie es weiter geht.
Ob es klappt oder nicht, findet man nur raus, indem man eine Beziehung anfängt. Alles andere zeigt dann die Zeit.
Und ja, es ist wie als würde man ins trübe Wasser springen in der Hoffnung, dass da keine spitzen Felsen sind und in der Ungewissheit, ob man überhaupt schwimmen kann.
Aber so ist es. So ist die Liebe
Das Springen wird wohl schwerer, je öfter man sich schonmal an den Steinen gestoßen hat. Ich hatte auch etliche schlechte Erfahrungen mit Männern, aber ich hab die Hoffnung nie aufgegeben, dass es doch mal klappen kann. Denn jeder Tümpel ist Anders, also nutzt es nichts, sich an alte Narben und alte Tümpel zu erinnern, denn man springt ja immer wieder in einen Anderen.
(Es ist keine schöne Metapher, aber für mich reicht es.)
Meine zweite Theorie ist, dass es nicht die Menschen sind, die die Beziehung ausmachen, sondern die gegenseitige Toleranz.
Ich bin seit zwei Jahren mit einem Mann zusammen, der nie mehr als zwei Tage die Woche Zeit für mich hat. Früher hab ich mich dann zurückgewiesen gefühlt, so, als müsse ich hinter seiner Arbeit zurück stehen. Heute ist das nicht mehr so, denn heute weiß ich, dass er einfach viel arbeitet und dazwischen viel Zeit für sich braucht. Das hab ich zu akzeptieren und zu tolerieren gelernt, und seitdem bin ich glücklicher als jemals zuvor
Wären wir beide von anfang an so gelieben, wie wir waren, dann hätte es nie geklappt. Aber wir haben usn beide weiter entwickelt, einander angepasst, und viel Toleranz gelernt, für den jeweils Anderen.
Und dann geht es auch.
Drum macht es wenig Sinn, vorher schon den potenziellen Partner abzuchecken, denn in einer Beziehung verändern sich Beide im Laufe der Zeit.
Ich bin jetzt ein völlig andrer Mensch als vor 2 Jahren, und einen Großteil meiner Entwicklung verdanke ich dieser Beziehung und da bin ich auch echt froh drüber.
Auch mein Freund kriegt oft von Anderen zu hören, dass er viel ausgeglichener und ruhiger ist, seit er mich kennt, und mir geht es genau so.
Ich glaub, man muss sich den Sprung ins kalte Wasser, in den trüben Tümpel der Liebe, einfach trauen. Manchmal tut's weh, manchmal gelingt's, manchmal länger, manchmal kürzer, dann geht man wieder auseinander.. so ist das.
Man muss da einfach lernen, nicht zu planen, nicht die Zukunft zu fürchten und nicht mehr in die Vergangenheit zu schauen.
Die Beziehung ist jetzt und heute.
Ich weiß nicht, wie lange ich mit menem Freund zusammen bin, ich plane nicht, ihn zu heiraten, ich plane keine kinder, nichtmal eine gemeinsame Wohnung. Das Einzige, was wir mal Beide haben wollen, ist eine Katze. Mehr nicht. Unsere einzige Zukunftsplanung ist eine Katze, und auch da weiß ich nicht, wann, ob Männlein oder weiblein, welche Farbe, welches alter.. ist auch ganz egal
Wenn wir uns einmal die Woche treffen, dann zählt für mich dieses eine Treffen. Ich erinnere mich nicht an die ganzen Kerle, die ihre Wut an mir ausgelassen oder mich wie eine Trophäe behandelt haben und nicht an die, für die ich nach einmal Sex quasi gestorben bin. Denn jede Beziehun ist neu, und jeder Mensch ist anders.
Und das einzige, was dann zählt, ist, dass man beisammen sein kann und glücklich ist. Mehr nicht. Nur das.
Das ist ein ganz krasses Jetzt-Denken, das ich entwickelt hab, wohl auch durch den plötzlichen Tod meines Papas. Denn keiner kann mir garantieren, dass mein Freund Morgen noch lebt oder nicht ich den Löffel abgeben muss. Wir sind jung, klar, aber das schützt auch nicht.
Für mich hab ich durch das Jetzt-Denken viele Probleme und Zwänge und viel Druck einfach ablegen können, und ich glaube, wenn man versucht, die Vergangenheit so weit wie möglich ruhen zu lassen, dann kann man auch den Schritt nach Vorne wagen und eine schöne Beziehung führen.
So, ich möchte nicht altklug erscheinen, denn ich verstehe wohl nicht wirklich, was in euch vorgeht, wieso ihr so lange alleine geblieben seid, obwohl ihr doch so viele Kontakte geknüpft habt.
Aber vielleicht hilft euch ja die Metapher mit dem Tümpel
Ich weiß übrigens nicht, ob es gut ist, wenn man als arg sensibler Mensch mit einem ebenso sensiblen Menschen zusammen ist. Da gibt es, glaube ich, mehr Reibefläche als in einer normalen Beziehung.
Ich z.B. bin froh, dass mein Freund so ein Kopfmensch ist, das hat mir mit meiner Panikstörung sehr geholfen. Da trafen echt zwei Welten aufeinander, teilweise, aber das war auch gut so.
Denn mit Menschen, die noch keine großen seelischen Dramen hinter sich haben, kann es einem auch nicht passieren, dass man sich gegenseitig runter zieht oder in eine Spirale aus Problemen kommt.
Also, meine Meinung wäre das.
Muss freilich jeder für sich entscheiden.
Aber ich täte nicht mit jemandem zusammen sein wollen, der genauso emotional ist wie ich - das wär die Hölle
Alles Gute,
Pilongo
24.06.2009 15:23 •
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