Kurze Richtigstellung meiner Aussage es gehe uns gut. Ich meinte damit nicht unsere Beziehung. Ich meinte damit unser Leben in Summe. Wir haben keine Existenznöte, wir sind gesund, unsere Kinder ebenso, den Rest habe ich ja bereits beschrieben. Darauf war meine Aussage bezogen.
Ebenso möchte ich zu meiner Frau etwas loswerden. Ungeachtet ihres aktuellen Verhaltens bemüht auch sie sich um eine Einigung und einen Kompromiss zu finden. Nachdem klar war dass sie da, zumindest Stand der damaligen Diskussion, nicht drauf verzichten könne aus eigener Angst etwas zu verpassen und sich nicht ausgelebt zu haben und anderer Beweggründe, haben wir versucht das ganze in irgendwelche Regeln zu fixieren. Regeln die sich sowohl auf die Art als auch die Menge ihrer Kontakte beziehen. Auch hier mag der ein oder andere wieder denken was er will. Wir wissen auch dass das etwas künstliches und konstruiertes sein würde. Aber ein Kompromiss beginnt nun mal auf diese Weise. Es stellt sich jedoch nach wie vor heraus dass auch diese Regeln nicht so richtig fruchten. Ich kann meine Ängste und Emotionen dahingehend nicht bändigen. Daher haben wir ständig Streit weil ich bei jedem kleinen Furz innerlich total durchdrehe und den Teufel an die Wand male.
Seit ein paar Tagen bin ich anders drauf. Ich hinterfrage mich selbst, warum bin ich so. Dass ich der ideale Kandidat für Eifersucht bin steht ja bereits fest. Auch glaube ich mittlerweile mein sonstiges Verhalten (auch vor der Beziehung) nun in eine Richtung wie Soziophobie einordnen zu können. Ich habe Angst bewertet zu werden, ich kann keine Entscheidungen treffen und stand nie gerne im Mittelpunkt. Zumindest an dem Mittelpunkt hat sich mittlerweile etwas verändert. Auch an meinem sonstigen Verhalten. Ich laufe seit ein paar Monaten aufrechter durch den Supermarkt, spreche mit anderen Menschen, so als Beispiel. Aber darum geht es hier denke ich erst mal nicht.
Heute ist mir ein weiteres Problem bewusst geworden. Vor der Beziehung mit meiner Frau war ich nichts. Angst vor Kontakten, quasi keine Freunde, Student, wohne bei meinen Eltern, hatte noch keine feste Beziehung und war geprägt durch Schulzeit und Jugend immer ein gemobbter Außenseiter. Körpergröße, Hochbegabung, Internatsleben. Als meine Frau in mein Leben kam änderte sich für mich subjektiv etwas. Ich nahm plötzlich Teil an Familienfeiern, ging raus, ich wurde geliebt von einer Frau wegen der mich einige Freunde beneideten und immer noch beneiden. Jemand liebte mich und ich fühlte das zum ersten Mal in meinem Leben (nein auch nicht von meinen Eltern). Durch sie bin ich ein anderer Mensch geworden. Ich glaube genau das ist auch das größte Problem an dem Ganzen. Ich habe Angst wenn sie geht dann geht all das was ich durch sie habe mit. Sie hat einfach die totale Macht über mich. Sie bestimmt wie es läuft, sie bestimmt was wir machen, sie bestimmt wann wir Sex haben. Das nicht mal aktiv sondern einfach weil ich nicht nein sagen kann und Angst habe ihr nicht zu gefallen. Aber ich bin mir dieses Problems zumindest ansatzweise bewusst und sage mir selber dass das so nicht sein kann und darf. Ich bin ich, auch ohne sie.
Sie sagt immer ihr ginge es nicht darum mit anderen Sex zu haben. Es geht ihr hauptsächlich darum mal rauszukommen. Weg von diesem Alltagstrott den man als junge Mutter eben zuhause hat obgleich ich ihr bei allem immer helfe und meine eigenen Hobbies ebenfalls hinten anstelle, oder Treffen mit Freunden, rausgehen. Aktuell geht das ja eh kaum noch. Ich kann ihren Wunsch nachvollziehen, wären es auch einfach nur Freunde mit denen sie diese Zeit verbringen würde wäre es denke ich nicht so schlimm für mich, eher im Gegenteil. Ironischerweise habe ich absolut gar keine negativen Gefühle und Empfindungen wenn sie sich mit einer Frau trifft. Mit Frauen kann und darf sie alles machen, das juckt mich so absolut gar nicht. Bei Männern... ich kann mir das nicht wirklich erklären denn wie ich schrieb bin ich total irrational bei dem Thema.
Um mal nicht nur zu jammern: ich habe mir nach unserem dicken Streit vorgenommen jetzt mal zu versuchen meine Impulse zu unterbinden. In einer Situation in der ich vorher eine Diskussion angefangen habe oder wütend, traurig, irrational geworden bin werde ich mich bremsen und nichts dergleichen rauslassen. Damit will ich das nicht verdrängen, das wäre Schwachsinn. Ich versuche mich zu bremsen, zu beruhigen, objektiv über die Dinge nachzudenken und in keinster Weise etwas zu starten dass einer Diskussion gleich kommt oder eine solche erzeugen könnte. Ich möchte damit einfach mal austesten wie das auf sie und uns wirkt. Vielleicht fördert es ja wieder unsere Zeit und sie kommt plötzlich wieder auf mich zu. Zu meiner Begeisterung schaffe ich das nun seit ein paar Tagen. Es tut zumindest mir gut. Ich merke da kommt was hoch, kehre in mich, überdenke es und versuche statt mich tiefer reinzureiten eher etwas positives zu sehen. Parallel habe ich ein Tagebuch begonnen in dem ich sowas festhalte. Tatsächlich handschriftlich. Bisher fahre ich damit gut, mal sehen was die nächsten Tage so bringen.
Mir fiel auch auf dass ich schon immer eifersüchtig war. Es gab schon früher manche Situationen in denen ich total komisch reagiert habe und sie das nicht verstehen konnte. Dabei waren es banale Dinge die nicht mal Ansatzweise etwas mit anderen Männern zu tun hatten.
Diese Angst vor Verlust, nicht nein sagen können, eine leichte Soziophobie, Depressionen, Pedanterie und all sowas ist eine tolle Mischung. Und dann kommt noch dieses Thema dazu. Aufgeben möchte ich noch nicht und das nicht weil ich mich schämen würde gegenüber der Welt wenn ich mich trennen müsste.
16.02.2021 00:49 • x 3 #61