mein Thema ist sicherlich alles andere als neu oder außergewöhnlich aber ich habe trotz alledem das dringende Bedürfnis es zu schildern und mir dadurch vielleicht den einen oder anderen hilfreichen Ratschlag einzuholen.
Ich bin seit etwas mehr als 17 Monaten mit meinem Partner zusammen (ich 32, er 40). Er hat mich über eine Online-Partnerbörse angeschrieben, der Kontakt ist abgebrochen und ca. 1 Jahr später hat er mich auf einem Social Network-Forum wiederentdeckt. Lustigerweise hat sich herausgestellt dass er mich schon als Kind kannte, da er früher mit der besten Freundin meiner Schwester zusammen war und bei uns zu Hause auf einer Party eingeladen war bei der ich als kleine Schwester natürlich mit dabei war. Ein lustiger Zufall!
Nach und nach haben wir uns ineinander verliebt und sind 2 Monate nach unserem 1. Date zusammengekommen.
Im Vorfeld habe ich von meiner Schwester diverse Warnungen zu hören bekommen, sie hatte ihn (auch wenn es gut 20 Jahre ist) als, sorry für das Wort, Ar. in Erinnerung der ihre beste Freundin damals nach Strich und Faden betrogen hat, egozentrisch und materialistisch eingestellt war.
Ich dachte mir nur dass ich ihm eine Chance geben muss, schließlich ändert sich jeder Mensch nach 20 Jahren!
Nach kurzer Zeit haben die ersten sehr intimen Gespräche angefangen.
Ich habe ihm erzählt dass ich seit 5 Jahren single bin und mich eben vor 5 Jahren nach 4 Jahren Beziehung von einem Mann getrennt habe dem ich in puncto Untreue auf die Schliche gekommen bin. Er hatte mir immer wieder versichert dass ich spinne, mir alles nur einbilde, er nur mich liebt...das übliche eben! Bis ich eines Tages ein blondes Haar auf seinem Bettlaken entdeckt habe, ihn mit einer anderen Frau im Vorbeifahren vor seiner Haustür gesehen habe und zuguterletzt nach einem heimlichen Blick in sein Handy das gelesen habe was mir klargemacht hat, wieso er es dauernd vor mir versteckt.
Nach diesen 5 Jahren war mein jetziger Freund der 1. Mann der es geschafft hat, dass ich mich wieder einem Mann öffnen kann, in den ich mich so verliebt habe dass ich bereit war, alle alten und bösen Geister hinter mir zu lassen.
Er hat erzählt dass er mit einer Frau zusammen war, mir ihr auch verheiratet war (mittlerweile geschieden) und er seine Frau irgendwann angefangen hat zu betrügen. Er begründet das damit dass er einfach noch viel zu jung war als er geheiratet hat, sein Egoismus einfach zu stark war, er es genossen hat dass sie den Haushalt schmeisst und ihm ein einigermaßen sicheres Leben geboten hat. Dann ist einfach die Puste ausgegangen. Nachdem es rausgekommen ist haben sie sich scheiden lassen und er ist zu einer anderen Frau die bereits ein Kind in die Beziehung mitgebracht hat gezogen.
Nach 2 Jahren ohne Betrug hat er sich von ihr getrennt weil er das Leben auf dem Land nicht mehr ertragen hat und sich einfach nicht mehr wohlgefühlt hat.
Die Jahre danach die er quasi erstmals so richtig als Single erlebt hat, hat er in vollsten Zügen genossen, hatte eine Affäre nach der anderen und zwischendurch auch mal ein paar Beziehungsversuche die aber alle gescheitert sind.
Auch er beteuert mir gegenüber dass ich die 1. Frau seitdem bin für die es Wert war das Singleleben aufzugeben.
Er hat für mich etliche Prinzipien über Bord geworfen, u. a. wollte er nie wieder heiraten und hat auch die Kinderfrage komplett für sich abgehakt. Mit mir kann er sich das alles wieder vorstellen und ich glaube ihm das auch.
Nach und nach sind immer mehr Erzählungen aus seiner Vergangenheit zu Tage gekommen, immer wieder habe ich erfahren (ohne Spionage, er hat es mir selber erzählt) dass zeitweise zu ein paar dieser Frauen aus seiner Singlezeit noch Kontakt besteht, nichts dramatisches zwar, einfach gelegentliche Mails in denen sich gegenseitig gefragt wird wie es einem geht und er tatsächlich auch von mir als seiner Traumfrau schwärmt.
Trotz der vermeintlichen Harmlosigkeit haben mich diese Geschichten, sicherlich oder gerade wegen meiner Vorgeschichte, zunehmends verunsichert und mißtrauisch gemacht. Das hat sich darin geäußert dass ich verstärkt nachgefragt habe und gemerkt habe, dass ich auch nach simplen Erklärungen seinerseits einfach keine Ruhe gegeben habe bis ich für mich nicht völlig sicher sein konnte das an den Geschichten nichts dran ist.
Zeitweise gab es auch viele Ruhephasen, also keine Storys, keine Eifersüchteleien, kein Nachgefrage mehr, haben einen wunderbaren 1. gemeinsamen Urlaub erlebt und alles schien in bester Ordnung zu sein.
In den vergangenen Wochen merke ich, wie ich mich bei vielen Dingen langsam wieder mehr verkrampfe und ihm das Leben damit zur Hölle mache.
Ich springe auf lauter Kleinigkeiten an, egal ob es eine herumliegende Wärmflasche ist , ordentlich zusammengefaltete Bettwäsche, herumliegende Telefonnummern etc.
Ich muss dazu sagen dass wir den überwiegenden Teil der Zeit in seiner Wohnung verbringen (zusammenziehen haben wir für den Herbst angepeilt) und ich nun mal sehr sensibel auf Veränderungen reagiere.
Sprich, wenn ich in 17 Monaten noch nie gesehen habe dass er eine Wärmflasche benutzt oder seine Bettdecke auf der Couch ordentlich zusammenfaltet, kann ich einfach nicht anders als das zu hinterfragen. Selbst wenn er mir erzählt dass ihn eine völlig unbekannte Frau über Facebook angeschrieben hat weil sie eine Frau kennt die eine gemeinsame Bekannte von ihm und seiner Exfrau ist und sie versucht den Kontakt zwischen den beiden wiederherzustellen, merke ich wie sauer es in mir aufstösst dass ihn eine Frau anschreibt.
Es sind einfach viele Dinge in der letzten Zeit vorgefallen, er sagt und beteuert immer wieder dass ich völlig grundlos eifersüchtig bin und mittlerweile kann er, was ich ihm auch nicht vorwerfen kann, nicht mal mehr differenzieren zwischen harmloser und krankhafter Eifersucht. Ehrlichgesagt kann ich das auch nicht mehr, wie kann ich das dann überhaupt von ihm erwarten?
Mittlerweile ist es so das jede noch so kleine Frage oder Andeutung meinerseits eskaliert, wir uns in endlosen Diskussionen verstricken in der jeder auf seinem Standpunkt beharrt und das Verständnis für meine Eifersucht Richtung Nullpunkt gesunken ist.
Hat er früher noch verstanden wieso ich manchmal so reagiere (er kennt ja meine Vorgeschichte) und hat auf ner vernünftigen Basis erklärt was Sache ist, so schnell flippt er jetzt aus und möchte jeglichen Diskussionen aus dem Weg gehen.
Mir ist mehr als bewusst dass ich was ändern muss, dass dieser Idiot in meinem Kopf schleunigst verbannt werden muss und ich anfangen muss, mich zu entspannen wenn ich die Beziehung retten möchte.
Er hat mir deutlich aufgezeigt dass er keine Kraft und keine Lust mehr hat alle paar Tage den gleichen Mist durchzukauen, hat sogar das Zusammenziehen in Frage gestellt weil er sicher sein möchte wenn er diesen Schritt macht und in seinem Alter einfach nicht irgendwann wieder von vorne anfangen will.
Und mir geht es ja genauso. Ich liebe diesen Mann von ganzem Herzen und es tut mir jedesmal weh wenn ich meine Klappe nicht halten kann und ihn an meinen blöden Gedanken teilhaben lasse und in dem Moment ganz genau weiß dass ich ihn damit wieder ein Stückchen mehr von mir wegstoße.
Das größte Problem ist einfach dass ich ihm durchaus vertraue und sehr sicher bin dass er mich nie betrogen hat, mir die Stimmen in meinem Kopf aber dauernd versuchen was anderes einzureden und sie auch noch so überzeugend klingen dass ich selber daran glaube. Und hinterher tuts mir immer unwahrscheinlich Leid.
In ein paar Foren habe ich bereits gelesen dass der Grund für mein Verhalten in mangelndem Selbstwertgefühl liegen könnte. Nach außen hin gebe ich mich als selbstbewusste, toughe Frau, ich habe einen guten Job, eine Wohnung, ein Auto, eine tolle Familie, einen Mann an meiner Seite, eigentlich die besten Voraussetzungen um das Selbstbewusstsein dass ich ausstrahle auch zu leben... dieser unglaubliche Betrug den ich vor 5 Jahren miterleben musste hat bei mir so einen Schaden verursacht dass ich zwar wieder vertrauen kann, Vertrauen aber nicht zeigen oder vermitteln kann!
Wenn man sich immer wieder Vorwürfe macht warum so etwas ausgerechnet einem selber widerfahren musste obwohl man überzeugt ist alles richtig gemacht zu haben...
Es ist schlimm genug dass man solche Altlasten mit in die Beziehung nimmt, dass mein Partner so sehr darunter leiden muss war nie meine Absicht zumal ich wirklich weiß dass ich auf ihn bauen kann und er derjenige ist, mit dem ich den Rest meines Lebens zusammenbleiben möchte.
Ich bin überzeugt dass es hier einige gibt die ähnliche Erfahrungen machen/gemacht haben. Meine Frage ist, wie habt ihr das geschafft aus diesem Strudel rauszukommen. Muss ich wirklich zu einem Psychotherapeuten oder gibt es andere Mittel und Wege, selber wieder rauszukommen? Muss ich mir eingestehen dass ich krankhaft eifersüchtig bin und es nicht vielleicht auch normal nachdem was mir passiert ist? Welche Möglichkeiten habe ich meinem Freund zu zeigen dass ich ihm vertraue?
Ich freue mich sehr auf euer Feedback, egal wie es ausfällt.
Bin momentan einfach nur verzweifelt und scheitere kläglich daran selber Antworten zu finden.
13.04.2012 10:04 • • 04.05.2012 #1