Hallo Lianne,
Was findest du an Blabla-Talk denn so unausstehlich, wieso kannst du damit nichts anfangen? Worüber möchtest du dich denn gerne unterhalten?
Es ist einfach so, dass man mit Anderen nicht immer und unablässig über Ernstes sprechen kann. Das macht Niemanden glücklich, das hält auch keiner aus. Man möchte auch mal über Belangloses reden. Wetter, Familie, Freunde, auch mal Lästern. Wenn man den Smalltalk nicht beherrscht oder ihm nichts abgewinnen kann bleibt man leider zwangsläufig irgendwann auf der Strecke
Anscheinend möchtest du für Andere gerne der Mittelpunkt ihrer Welt sein. Das geht aber nicht, ich denke da bist du wirklich zu anspruchsvoll. Denn diesen Anspruch wird dir keiner erfüllen wollen oder können. Bei einem Baby springt man vielleicht sofort, wenn was ist, aber auch das muss die Aufmerksamkeit der Eltern schon teilen lernen. Als Erwachsener hat man meiner Meinung nach keinen Anspruch mehr auf andauernde ungeteilte Aufmerksamkeit ohne Wenn und Aber. Sie ist auch gar nicht realisierbar, finde ich. Man wird immer mal was Anderes zu tun haben, immer mal eine Absage bekommen, immer mal wieder uninterressant im Vergleich zu Anderen sein. Mit bösem Willen hat das nichts zu tun, es gibt eben Dinge, die sind dringender als man selbst. Im Notfall möchte ich mich auf meine Freunde verlassen können, aber ansonsten sollte man als erwachsene Person stark genug sein, auch ohne ständige Unterstützung und Aufmerksamkeit durch's Leben zu gehen.
Man kann sich durch zu hoge Ansprüche den ganzen Spaß am Leben versauen. Früher etwa war ich der Meinung, Andere sollten mich ebenso aufopferungsvoll umsorgen wie ich sie. Was ich gebe, bekomme ich zurück - so dachte ich. Pustekuchen, klappte natürlich nicht. Auf mir wurde herumgetrampelt und ich wurde ausgenutzt. Grenzen gezogen hab ich ja nie, die Anderen konnten nicht wissen, dass es mich traurig macht, denn aufgemuckt hab ich auch nie. In der Überzeugung, sie würden irgendwann schon von sich aus merken wie es mir dabei geht hab ich es einfach ertragen - und mich am Ende auf der Welt total einsam gefühlt, weil ich fand, dass sich niemand um mich kümmert. Meine absolut überzogenen Ansprüche haben dazu geführt, dass ich gelitten habe, obwohl es nicht hätte sein müssen. Manchmal ist es gut, sich bis zu einem gewissen Grade anzupassen. Andere sagen auch ihre Meinung und zeigen Grenzen auf - also mach ich das auch. Andere denken auch mal an sich und nicht nur an mich - also mach ich das auch. Und Andere müssen ihre Freunde und Partner teilen und reden auch mal über Unwichtiges - also kannst du das auch mal probieren. Sich anzupassen heißt nicht zwangsläufig sich selbst aufzugeben. Aber meistens fährt man besser, wenn man Haltungen annimmt, die Andere auch haben. Was für den Großteil der Bevölkerung gut ist kann ja für den Einzelnen nicht komplett verkehrt sein. Wenn du deine Ansprüche auf ein normales, realistisches und vor Allem
realisierbares Maß herunter fährst wirst du dich auch nicht mehr so einsam fühlen.
Liebe Grüße,
Bianca
11.06.2010 17:59 •
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