Zitat von dirkdouglas: 2. dass ich die letzten 4-5 jahre jegliches Glücksgefühl bzw dopamin etc. mir nur durchs Weed geholt habe, habe mich nach der arbeit/Schule aufs Weed gefreut. Jetzt habe ich nicht worauf ich mich freuen kann (außer Freundin etc, ist aber nicht das gleiche.)
Weed war ein großer Bestandteil meines Leben, es ist von heute auf morgen weggebrochen. Ich muss damit erstmal klar kommen.. denke das dauert noch.
Du befindest Dich in einer ganz normalen Entwöhnungsphase. Um Dir das zu veranschaulichen möchte ich das Maisfeld-Gleichnis verwenden:
Du gehst an einem Maisfeld entlang, an dessen Ende biegst Du links ab um in die Arbeit zu kommen, so wie jeden Tag. Eines Tages kommt Dir die Idee, mal einfach diagonal durch das Maisfeld durchzulaufen anstatt den üblichen Weg auf der Straße zu nehmen. Du merkst, dass Du dadurch Zeit sparst und machst das deswegen öfter. Mit der Zeit weitet sich Deine diagonale Spur zu einem Pfad, später dann zu einer regelrechten Straße. Irgendwann beschließt Du, diese Straße zu asphaltieren, um sie als Deinen Weg immer komfortabel und zukunftssicher nutzen zu können.
Eines Tages steht vor Deiner gewohnten Querung eine Baustellen-Sperrung mit dem Hinweis Bitte Umleitung nehmen. Völlig verdutzt siehst Du Dich um nach einem Alternativweg, hast völlig die Orientierung verloren, wo dieser (eigentlich) mal entlang führte.Die Abkürzung und deren komfortabler Ausbau stehen für
Deine Suchtentwicklung.
Du hast sie selber gegründet und immer weiter ausgebaut, sie als Deinen Lebensweg etabliert. Das Sperrschild steht für Deinen Entschluss (oder die theoretische Erwägung), der Sucht nicht mehr zu folgen. Wie im richtigen (im
eigentlichen) Leben auch, beginnt hier (vermeintlich gefährliches) Neuland. Denn alles, was nicht der gewohnten planierten Straße gleicht, verspricht zumindest ungewohnt und deshalb potenziell unsicher zu sein. Zwänge und Zwangsgedanken spielen in dieser Phase sehr oft die Rolle der
Suchtverlagerung.
Aus diesem Gleichnis folgt, dass an diesem sprichwörtlichen Scheideweg sozusagen alles möglich ist. Du solltest nicht der eingeschliffenen (unterbewussten) Wahrnehmung der Dualisierung zwischen gut und schlecht folgen, sondern schlicht und ergreifend er-leben, dass die
Abwesenheit der Sucht- bzw. Zwangsfolge etwas Neues auslöst. Hier lohnt es sich sogleich, genauer hinzuschauen (kontemplieren): Was
geschieht und was
geschieht nicht?
Ich will hier bewusst nicht vorgreifen - Du wirst es erleben und ich bitte Dich, Deine Wahrnehmungen festzuhalten. Bei fast allen Menschen, die so etwas durchmachen, entstehen zumindest Angstgefühle. Das deswegen, weil sie ihr (vermeintlich) einziges Werkzeug nicht mehr zur Hand haben und sich deshalb schutzlos, machtlos fühlen (= Kontrollverlust).
DAS ist jedoch eine unterbewusste, real unbegründete Wahrnehmung. Jegliche Wahrnehmung baut auf Erinnerung und Abgleichung von Sinneseindrücken und früheren Bewertungen derselben auf. Wahrnehmungen sind, wie alle Geistesaspekte
veränderlich.
Je öfter Du in der Folge erlebst, dass durch das Weglassen der Zwangshandlungen genau
nichts geschieht, wovor Du Angst haben müsstest, um so nachhaltiger prägt sich dies in das Unterbewusstsein ein.
Das Unterbewusstsein ist ein träger, denkfauler Nachäffer ohne jegliche Eigenverantwortung, es ist quasi personifizierte Vergangenheit. Das Unterbewusstsein ist sozusagen chronisch, das Bewusstein hingegen akut. Und ebenso erfolgt die Veränderung (Heilung) reversiv - vom Akuten zum Chronischen. Dies ist die therapeutisch-verstandesmäßig erfassbare Seite dieses Vorgangs.
Der andere, m. E. noch weitaus wichtigere Aspekt ist die
Freiheit, die daraus entsteht. Eigentlich
entsteht sie nicht, sondern
kommt (wieder bzw. erstmals) zum Vorschein. Und
genau hier kommst Du und Dein (echtes!) Leben ins Spiel: in Form der
Verantwortung. Siehe oben.
Zitat von dirkdouglas: Weil wenn ich tot bin nichts mehr davon habe, beziehungsweise einen Film kann ich mir immer wieder anschauen, ein Fest kann man immer wieder feiern.
Die Freude am Fest bedingt die Trauer über dessen Ende. Lebende
können nicht
begründet über den Tod sprechen. Entsprechend sollte man sich dem Leben zuwenden.
Sucht, Zwänge und starkes Wollen haben übrigens (meiner Erfahrung nach) sehr oft Nicht-wollen und Ablehnung als Basis. Menschen die vermeintlich sehr intensiv leben wollen, flüchten sehr oft genau
davor: der Intensität eines ganz normalen Lebens (denn das ist eines der schwersten ).