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Mich würde interessieren, wie sehr eure Zustände eurer Depressionen und Angststörungen schwanken (innerhalb des Tages, innerhalb von Wochen, innerhalb von Monaten etc).

Mein Name ist Programm und ich hatte letztens bei meiner aktuellen Therapeutin das Thema selbst angesprochen und sogar mal gefragt, ob bei mir nicht eine bipolare Störung vorhanden sein könnte. Sie verneinte aber, da mein Erkrankungsbild da nicht ganz hineinpasst (meine guten Phasen wäre nicht euphorisch und übertrieben manisch genug).

Seit ca. zehn Jahren habe ich eine (Generalisierte) Angststörung (inkl. Hypochondrie) mit einer daraus auch entstandenen Depression. Auch wenn ich zur Zeit wieder Ängste habe (hängt aber mit einer anstehenden Herz-OP zusammen), war die letzten Jahre eher das Thema Depression das Problem (die Angststörung inkl. Hypochondrie habe ich seit einigen Jahren eigentlich recht gut im Griff).

Ich wundere mich nur (eigentlich schon seit Beginn meiner Erkrankung vor zehn Jahren), wie schwankend meine Phasen sind und teils auch innerhalb des Tages. Ich freue mich einerseits darüber, weil ich damit natürlich so gut wie nie sehr lange Phasen hatte, in denen es mir wirklich dreckig ging. Spätestens wenn der nächste Urlaub kam, war ich erstaunlicherweise fast wieder wie der Mensch von früher, der keinerlei psychische Probleme hatte. Wie gesagt bin ich in Urlauben weg von daheim zu 99% wirklich fast immer sehr gut drauf, meist total entspannt - einfach total ohne Symptome. Es geht mir dann einfach gut bis sogar super.
Es ist aber nicht nur im Urlaub so, sondern erfreulicherweise auch mal daheim. Das kann bei Treffen mit Freunden sein (besonders danach - dann wirkt der Effekt der guten sozialen Kontakte noch voll positiv nach) oder auch mit der Familie (Frau, Kids) bei einem schönen Ausflug oder auch mal daheim auf der Couch bei einem Film. Ich könnte noch weitere Situationen nennen, in denen es mir immer mal wieder richtig gut geht. Ich sitze dann oft da und denke mir dann: Könntest du diesen tollen Zustand doch nur festhalten und dauerhaft einstellen - das wäre ein Traum!. Das das nicht geht und vielleicht auch nicht so sein sollte, ist mir klar (das Leben und wohl auch meine Zustände müssen ein Auf und Ab sein, weil ich sonst glaube ich die schönen Momente nicht mehr so schätzen könnte).

Die andere Seite sind meine schlechten Phasen und die hauen dann halt auch voll rein und das natürlich in die andere Richtung. Extreme Angstphasen mit Panik(attacken) kenne ich ebenso wie totale Depressions-Schübe, die sich sowohl in totaler Niedergeschlagenheit und mentalen Schmerzen (nenne ich immer so, weil ich das wirklich als totales Leiden empfinde) äußern, aber auch (wichtig!) in totaler Gereiztheit und schlechter Laune/Unzufriedenheit mit allem (dann motze ich auch viele Leute um mich herum an, was mir dann meist später sehr leid tut) - das ist ja das zweite Gesicht von Depressionen, besonders bei Männern.

Ich pendele also wirklich sozusagen um eine Nullinie herum, aber mit doch ziemlich Ausschlägen nach unten, aber eben auch sehr nach oben. Mir scheint es, dass viele nur unter der Nullinie pendeln, sozusagen zwischen sehr schlecht und gerade so erträglich/neutral, aber fast nie über die Nullinie kommen (also in den Bereich, wo es einem gut geht).
Täusche ich mich?

Also. ich würde mich freuen, wenn ihr auch ein bisschen berichtet über eure Volatilität (=Schwankung) eurer psychischen Zustände.
Ich freue mich auf eure Antworten und sage schon einmal Danke!

PS: Was ich noch ergänzen wollte und die Schwankung innerhalb des Tages betrifft (die es auch gibt bei mir an manchen Tagen): Morgens ist es meist schlechter bei mir und abends eher besser rein statistisch. Das hängt aber vermutlich auch sehr mit dem Serotin-Spiegel zusammen (hatte mir eine Therapeutin mal gut erklärt).

Gestern 14:49 • 22.01.2025 x 3 #1


17 Antworten ↓


Bei mir schwankt es auch ständig, manchmal innerhalb eines Tages, meistens aber ein paar Tage schlecht, dann auf einmal wieder ganz gut, kaum Angstgedanken, Tatendrang, Perspektive für die Zukunft, Ideen. Und dann oft, wenn ich das Gefühl habe hm das kann doch jetzt nicht auf einmal gut sein oder das kann doch nicht lange halten, dann schwenkt es wieder um oder es kommen wieder körperliche Symptome dazu und dann ist eh vorbei mit Gelassenheit.

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Wie sehr schwanken eure Zustände der psychisch Erkrankung?

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Das Auf und Ab hängt bei mir ziemlich mit meiner jeweiligen Tagesform ab.

Es gibt Tage da bin ich schon nach dem Aufwachen komplett gereizt, finde im allg. sowieso alles do of und stelle mir dann zähneknirschend, denn lieben langen Tag lang die Frage warum ich mir diese ganze überhaupt noch an tue .

Andererseits gibt es aber auch wieder Tage an denen ich schon, aus mir unbegreiflichen Gründen, ziemlich gut gelaunt aufwache und die Stimmung dann auch denn ganzen Tag lang anhält.
Ich finde das Leben dann trotz all der in meinem Leben, irgendwie schön und glaube fest daran das die Zukunft deutlich rosa ner aussieht als ich mir für gewöhnlich einzureden versuche.

An normalen Tagen hält sich beides die Waage, kann aber schon durch Kleinigkeiten in die eine oder andere Richtung kippen.
Es reicht dann schon aus die warme Sonne auf meiner Haut zu spüren, einem Vogel zwitschern zu lauschen oder das eine andere Person mich zufällig mal etwas bevorzugt behandelt hat, damit meine Stimmung ins positive kippt.
Andererseits genügt dann aber auch schon eine traurige Naricht im Fernsehen zb. über einen schweren Autounfall oder ähnlichem und prompt werde ich auch tief traurig und depressiver !

Jeder Tag birgt die Gewissheit dein bester oder dein schlimmster Tag werden zu können!

Immer wieder mal weiss ich gleich nach dem Aufwachen, wie schlecht es um mich steht. 4 Uhr früh ist meine heikelste Zeit. Meist geht dem psychischen Sinkflug ein übler Traum voraus, wo ich blitzschnell nach dem Aufwachen realisiere, dass wieder eine Höchstleistung von mir gefordert wird, um dieses Tief zu überstehen. Das kann einige Stunden dauern, sich aber auch über mehrere Tage erstrecken. Es fühlt sich an, als würde meine Psyche angezapft, um ihr die Kraft abzusaugen. Der Zustand ist brutal und gleicht einer harten Folter.

Es kommt bei mir oft innerhalb von Minuten, dass ich depressiv bin, das ist total nervig. Da bahnt sich nichts langsam an, sondern das kann zu jeder Zeit und in jeder Situation passieren. Bei Ablenkung passiert es eher selten, also wenn ich Leute treffe oder arbeite. Ohne meine Arbeit hätte ich weitaus mehr Ängste und Depressionen, das ist für mich eine der wichtigsten Stützen im Leben. Im Urlaub tendiere ich viel eher zu Depressionen, auch wenn ich natürlich gern frei habe.

Danke herzlich für eure Antworten. Finde das total interessant und ja...es ist schön zu sehen, dass ich nicht alleine bin mit meinen Schwankungen, welche (ähnlich wie bei dir, @Islandfan) sowas von plötzlich kippen können. Bei mir reicht im blödesten Fall wirklich auch manchmal ein einziger blöder Gedanke (irgendein Thema, was mich triggert, nervt...einfach aufwühlt), damit es mir dann sofort schlechter geht....entweder dann Angst oder Depression oder ein körperliches Symptom (kurzer Schwindel oder Herzstolpern).

Zitat von Islandfan:
Bei Ablenkung passiert es eher selten, also wenn ich Leute treffe oder arbeite.

Exakt! Das ist aber fast lehrbuchhaft glaube ich, weil der Kopf dann eben beschäftigt ist und keinen Blödsinn machen kann.
Vermutlich ist das auch der Grund, warum ich im Urlaub meist komplett heil bin. Ablenkung ohne Ende eben - neue Reize...optisch, akkustisch, haptisch usw. - zusätzlich nehme ich die negativen Reize aus dem Alltag nicht wahr.

Zitat von Tintan:
Meist geht dem psychischen Sinkflug ein übler Traum voraus

Das erinnert mich daran, dass ich seltsamerweise in meiner ganzen Erkrankungszeit beim Thema Schlaf fast nie Probleme hatte. Ich schlafe oft sogar sehr gut und fest.
Ok - einzig Verspannungen habe ich regelmäßig in der früh je nachdem, wie entspannt oder unruhig ich geschlafen habe, aber da haben ja viele Leute.
Finde ich auch fast bisschen seltsam bei mir, weil doch viele Leute mit Depressionen oder Angststörungen berichten, dass sie nicht durchschlafen können / sehr früh aufwachen etc.

Zitat von Yuna1976:
komplett gereizt, finde im allg. sowieso alles do of

...also diese Gereiztheit - das lese und höre ich mittlerweile sehr sehr oft bei Leuten mit Depressionen, aber auch Ängsten. Das hat mich anfangs ziemlich gewundert.
Auch da schlägt es ziemlich oft um bei mir, auch innerhalb eines Tages.

Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt.Mir ging es jetzt zum Beispiel 6 Monate gut. Keine Angst, keine Derealisation/DP nichts.Ich konnte leben und genießen und Pläne machen,Möbel kaufen- alles mit Freude und Gefühlen. Zack, Erkältung bekommen Angstgefühle plötzlich da, Derealisation und jetzt komplette Leere in mir u im Kopf.keinerlei Gefühle, alles wie tot. Hier war der Auslöser wohl die Erkältung? Ein anderes Mal passiert es,wenn ich zu viel mache( Stress). Es kommt aus dem Nichts...

In Phasen, die verhältnismäßig lang schlecht waren bei mir, habe ich dann irgendwie schon verstanden, wenn einige dann irgendwann
Trigger

...das Handtuch werfen und in Richtung Suizidgedanken gehen, weil das Leid im Verhältnis zur Freude einfach nicht mehr passt glaube ich. Ich bin froh, dass das bei mir noch nie so weit gekommen ist, aber das liegt vermutlich auch daran, weil ich Familie habe und damit eine gewisse Basis an Verantwortung.



Daher muss es eigentlich logischerweise bei vielen von uns dann doch so sein, dass vermutlich auch immer wieder mal gute Phasen oder Tage passieren oder?
Wäre es anders, würden viele hier nicht so lange durchhalten und sich immer wieder aufrappeln oder?

Ich poste die Sätze bewusst als Fragen, weil ich da versuche, eine gewisse Logik zu erkennen.

Wie ist das mit der Schwankung bei euch in Bezug auf Spaß haben oder Freude empfinden? Hängt das 1:1 bei euch am allgemeinen Wohlbefinden mit dran / korreliert damit voll?

Nicht leiden zu müssen (mental) durch Ängste/ Depression ... sich also entspannt zu fühlen und sozusagen schmerzfrei, ist ja das eine, aber Lust zu verspüren, irgendwelche Dinge zu machen, weil man sich auf Spaß freut oder sich allgemein auf etwas zu freuen, wie z.B einen Kinobesuch/ einen Film, ein Treffen mit Freunden, ein tolles Essen etc - das schwankt bei mir auch ziemlich. Manchmal macht mir einfach gar nichts Spaß, auch wenn ich mich dazu überwinden und zwingen kann und ein anderes Mal freue ich mich fast wie ein kleines Kind auf etwas. Letzteres ist natürlich eine erfreuliche Sache, weil es mir zeigt, dass ich mich in der Hinsicht doch aus dem damaligen totalen Tief gezogen habe. Es gab nämlich vor ca. sieben Jahren auch mal Zeiten, in denen ich wirklich absolut null Interesse für irgendwas hatte und mich auch auf fast nichts mehr freuen konnte.

Bei mir ist auch so ein auf und ab normal, nicht normal Angst und Anspannung dann zurückziehen Bewegung und Kontakt minimieren. Meist komm ich dann nach einem Wochenende in der Versenkung wieder zum Vorschein im Frühling Sommer etwas besser weil Tage heller sind und das Fahrrad fahren und die Sonne gut tun.Ist schon Grausam finde ich wie so eine Depression und Angststörung einem im Griff haben. KomIsch bin froh wenn es mir gut geht und dann wieder traurig. Ist auch viel Mitlife kriese Mitte ende 40 keine Kinder ,keine Frau oder Freundin dann sterben viele und auch werden schwer krank und die Tage vergehen so im selben Rhythmus Arbeit nach Hause versuchen zu schlafen auf und immer dieser Großstadt Lärm und die Hektik alle sind nur am flitzen keiner kann mehr genießen nur konsumieren und aufs Handy schauen. Naja war jetzt nicht so viel ,wollte auch sagen Morgens geht es mir meist gut wenn guten Schlaf hatte und am Abend eher schlecht wegen der Einsamkeit und demVerarbeiten. Muss glaube endlich raus aus dieser Schichtarbeit

Zitat von Hilde77:
im Frühling Sommer etwas besser weil Tage heller sind

Oh ja, das hatte ich vielleicht auch noch vergessen, aber wie wahrscheinlich bei einigen, ist bei mir die dunkle Jahreszeit eigentlich auch immer die schlechtere.

Den Sommer mit über 30 Grad ertrage ich zwar auch nicht ,weil mir das einfach viel zu heiß ist und auf den Kreislauf geht, aber ein schöner Frühling oder Herbst ist dann eher so meine Wohlfühlzone von der Stimmung her.

Ich verstehe das mit mir überhaupt nicht.
Bis vor 2 Wochen war alles gut, bis die Schwindelattacken (die nur Sekunden anhalten) wie im Jahr 2022 wieder auftauchten und bis jetzt anhalten. Seitdem ist die Hypochondrie wieder da, hab aber außer Hausarzt und Psychiater keinen weiter aufgesucht weil ich hoffe, dass es auch dieses mal wieder nur die Psxche ist und ich nicht in das krasse aus den letzten Jahren rutschen will. Das einzigste, was ich jetzt nehme sind wieder Tabletten.
Restzweifel bleiben trotzdem und so hab ich auch tagsüber so krasse Launen, von ach das wird schon bis hin zum warum jetzt wieder, was ist das...
Also sprich, mal könnte ich trotz der immer wieder auftretenden Schwindelattacken Bäume ausreißen, im nächsten Moment hab ich so eine Angst, dass ich mich nur verkriechen will. Selbst Angst vor dem schlafen ist da, aber auch das variiert.

@Volatilität oh ja, Frühling und Herbst

Ist Euer Kopf während dieser Phasen auch wie tot? Wattegefühl und Leere im Kopf...wie beschreibt Ihr diese Leere? Bei mir merke ich,wie der Kopf sich ,,ausschaltet. Für mich persönlich das grausamste Gefühl nebst Derealisation ...

Meine Symptome schwanken auch regelmäßig, sogar nach demselben Muster. Soll heißen, ich als Frau, kann mittlerweile sagen, dass mein Tiefpunkt mit Leere und nichts fühlen fast immer kurz nach dem Eisprung kommt. Insgesamt ist meine zweite Zyklushälfte schlechter und mehr von Depressionen und Ängsten geprägt. Dieses Auf und Ab, nur wegen dem weiblichen Zyklus ist sehr frustrierend, weil ich dadurch eine negative Erwartungshaltung entwickelt habe und quasi schon damit rechne, dass es mir schlechter geht.
So richtig gute Tage mit Lust und Energie habe ich leider nur noch sehr selten. Erst seit ich im Dezember Vitamin D ergänze (nach feststellen des Mangels) hatte ich plötzlich wieder glückliche Tage, die mir unglaublich gut taten und so so wertvoll waren! Insgesamt sind die aber noch eine Seltenheit. Ich glaube ja, dass unser Hormonhaushalt da eine sehr große Rolle spielt, aber kaum ein Arzt/Ärztin geht darauf ein, wenn ich das anspreche.
Sponsor-Mitgliedschaft

@Laura79
Das Gefühl der Leere kenne ich auch. Bei mir ist es ansonsten wie durch einen Graufilter, gefühlt alle Farben weniger intensiv und selbst Dinge, die mich normalerweise fröhlich gemacht, nehme ich eher als ganz nett statt wow, wie schön war

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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