Zitat von Brettspiel: Guten Morgen zusammen,
wie ihr dem Betreff entnehmen könnt, würde ich mir gerne ein paar Ideen und Tipps bei euch holen, wie meine Frau und ich mit den Depressionen meiner Tochter umgehen können.
Zu mir, ich bin 41 Jahre und habe eine leichte Angststörung und damit verbunden ebenfalls Depressionen. Meine Frau ist ebenfalls 41 und Sie hat glücklicherweise nichts mit diesen Krankheiten am Hut.
Meine Tochter ist 17 und wird bald 18 und leider hat es Sie nun auch erwischt und Sie leidet unter einer Depression. Ob es eine saisonale und/oder eine dauerhafte Depression ist, wird sich zeigen.
Sie hat heute einen Termin beim Hausarzt wo wir hoffen das Sie Johannisbeerkraut oder ähnliches verschrieben bekommt, aber vor allem ein paar positive Worte von einer Außenstehenden hört, die ihr wieder ein wenig Kraft geben.
Glücklicherweise hatte ich auch noch einen Termin für mich bei einem Neurologen und Psychiater nächsten Freitag, den Termin bekommt Sie jetzt, sodass auch ein Psychiater schon mal mit ihr sprechen kann. Das sind alles gute erste Schritte, ich stehe bereits in Kontakt mit einer Bekannten die Psychologin ist mir nun hilft, die nächsten Schritte einzuleiten (Therapeuten finden für Jugendliche und dann auch fü Erwachsene) und doch fragt man sich, was können wir als Eltern tun.
Natürlich bestärken wir das Kind, reden ihr gut zu, kuscheln und quatschen viel, aber über was quatscht man? Ich bin bei mir immer der Meinung gewesen das Ablenkung das beste ist was man tun kann, aber ist dem so? Zudem drängen wir Sie dazu immer weiter zu machen, etwas mit den Freunden unternehmen und eben nicht die ganze Zeit im Bett zu liegen und zu schlafen. Also den Alltag so gut und normal wie möglich weiter gestalten. Natürlich immer unter Rücksichtnahme das wenn es gar nicht geht, man dann auch mal sagt das es Okay ist daheim zu bleiben.
Wie seht ihr das, was ist da eure Erfahrung? Ich weiß natürlich das vieles zu dem Thema im Netz steht, da mich persönlich die Situation aber auch sehr stresst und depressive und ängstliche Gedanken in mir vor ruft, brauche ich das nieder schreiben als eine Art Eigentherapie. Bitte seht es mir nach.
Danke schon mal für eure Hilfe.
@Brettspiel
Also, ich bin selbst Betroffener und kann Dir ein paar Dinge, die man mir gesagt/gezeigt hat und die ich so erlebt habe, mitteilen. Wichtig ist zu wissen, dass jeder Mensch anders ist und es kein Allheilmittel oder eine pauschale Lösung für alle Menschen Probleme gibt. Bei mir haben die meisten Dinge bisher nicht geholfen, aber dennoch denke ich, dass Dritte einfach einmal alles ausprobieren sollten. Vielleicht ist ja der eine oder andere Tipp dabei, der Euch bzw. Deiner Tochter hilft? Leider muss man da sehr viel ausprobieren. Sowohl Techniken, Tipps, Tricks, Therapien und Medikamente. Vorab muss man aber genau die Diagnose nebst Ursache erkennen. Bei manchen Menschen liegt es an den Hormonen. Bei anderen Menschen an der Erziehung usw. Insofern kann man da auch nicht pauschal mit Methode x angreifen, eher individuell.
Das Problem muss man einmal ergründen und dann ansetzen.
Was bei Mensch A hilft, muss bei Mensch B nicht zwingend gut sein. Bei A ist es gut, bei B passiert genau das Gegenteil. Da musst Du selbst schauen und ausprobieren. Wichtig ist aber auch, dass man Menschen nichts aufzwingt, keine Floskeln benutzt und irgendetwas erzählt/weismacht. Nur weil es die Masse so macht oder andere meinen, ist das individuell noch lange nicht richtig oder passend. Wichtig ist auch, dass jeder Mensch ein eigenes Leben hat.
Ich denke schon, dass der Weg, den Du hier so beschreibst, passt. Ermutigen, aufmuntern, unterstützen, Verständnis, Vorbild, Motivation usw. in Verbindung mit Therapie und Ursachenforschung. Mehr kann man auch nicht machen bzw. sehe ich genau dort eben den normalen Ablauf.
Ich selbst bin Betroffener und kann allerdings auch schreiben, dass Dritte sich oft leicht reden und sehr gerne zu Floskeln greifen. Das mit dem Ablenken wurde mir auch geraten. Was war das Ende vom Lied? Ich habe mich fast 24h am Tag beschäftigt, um eben abgelenkt zu sein, aber das belastet den Körper enorm, der Effekt tritt nicht mehr so stark ein und die Ablenkung verfliegt schneller. Zudem hatte ich dann quasi ein Burnout deswegen. Und das Beste: Die Probleme, das Problem, die Grundsituation usw. hatten sich nur durch die reine Ablenkung auch nicht geändert. Also ist, ob man sich nun ablenkt oder nicht, die Grundproblematik weiterhin vorhanden. Man kann es versuchen und Bewegung, Sport, Ablenkung kann nachweislich euphorisch wirken bzw. antidepressiv wirken, nur irgendwann gewöhnt sich der Körper daran und die WIrkung lässt irgendwann ganz nach. Die Ursache muss ja bekämpft werden. Und genau da denke ich, dass man den Grund eruieren müsste. Liegt es an den Hormomen? Ein Kindheitstrauma? Genetik? Das würde ich klinisch abklären und dann parallel andere Wege/Lösungen suchen.
Ich kann von mir sprechen zwecks Erfahrung. Also, bei mir ist es so, dass meine Depression von den Lebensumständen abhängt. Mit dem Job Geld schaut es bescheiden aus, eine Freundin/Frau habe ich auch nicht, Kinder habe ich auch nicht und auch sonst war ich schon immer ein Aussenseiter. Infolgedessen ist das, was normal ist, für mich eben unerreichbar. Daher war es logisch, dass ich depressiv wurde. Hätte ich z.B. das alles bzw. wäre diesbezüglich auch normal bzw. kann am normalen Leben teilnehmen, dann wäre die Depression von jetzt auf dann weg. Viele behaupten zwar immer, dass Geld damit nichts zu tun hat und auch reiche Menschen depressiv sind, aber das stimmt nicht, da es unterschiedliche Ursachen/Gründe sind.
Wenn man jeden Tag kämpfen muss, keine Freundin hat, wenig zu Essen und Trinken hat, der Wohnraum problematisch ist, man zig Krankheiten hat usw., dann sind das Stressoren, die depressiv machen, da dies nicht normal ist. Hat man eine tolle Freundin/Frau, genügend zum Essen/Leben, einen Wohnraum und kann sich sonst alles leisten bzw. ist abgesichert, ist dies psychologisch förderlich und quasi normal.
Ich übe seit Dekaden und es hat sich nichts geändert. Insofern muss man sich auch fragen, ob es naiv ist, wenn man stets sagt, dass Mensch A dies und jenes tun muss, raus muss, bewegen, sich mit Freunden treffen usw. Denn, löst dies die Grundproblematik?
Was ich damit sagen möchte, ist, wenn man den Grund kennt, kann man dann ansetzen.
Wenn die Tochter depressiv ist, weil sie keine Freunde hat, dann würde ich das verstehen. Dann sucht man Freunde und löst das Problem. Hat die Tochter in der Schule/Arbeit/Ausbildung Sorgen/Probleme, dann nimmt man sich der Tochter an, fragt nach, steht zur Seite, stützt, hilft, motiviert, sodass das Problem gelöst wird und die Depression deswegen verschwindet.
Ich für mich kann schon ganz genau sagen, warum ich mich so und so fühle bzw. warum es mir nicht so gut geht. Leider habe ich noch Ängste, Schüchternheit, Unsicherheit, nicht selbstbewusst/-sicher usw.
Bzgl. Deiner Frage(n) denke ich, dass man eben die Gründe herausfinden müsste.
Bei mir ist das alles so eine Gefühlssache. Ich kann das ganz genau beschreiben. Vielleicht Deine Tochter auch?
Also bei mir ist es nicht einfach so unbegründet. Nehmen wir einmal an, ich wäre richtig gut anziehend, reich und hätte eine süße Freundin, wäre obendrein topfit und kerngesund, dann wäre ich sofort geheilt. Aber so habe ich keinen Grund, da ich 100000 Baustellen habe und mich alles runterzieht. Ich lenke mich ab, aber es ändert nichts an der Problematik. Nach dem Sport ist es das Gleich wie davor. Aber, vielleicht hilft es Dir/Euch?
Vielleicht braucht Deine Tochter auch einen Freund, der im gleichen Alter ist und sie motiviert, ablenkt oder auf andere Gedanken bringt?
Ich würde einfach einmal nachfragen, warum sie depressiv ist bzw. welchen Grund sie hat. Dann kann man das angehen und das Problem lösen.
Zumindest ist das bei mir so und dies konnte ich schon einmal lösen. Ich habe keine Freundin und bin auch depressiv deswegen. Hätte ich eine Freundin, dann wäre ich glücklich, hätte einen MEnschen, der mich liebt, und alles wäre gut. SO einfach ging das bei mir damals.
Also ich kenne es nur so, dass es einen Grund gibt. Einfach so unbegründet depressiv sein, kenne ich nicht und damit habe ich als Betroffener keine Erfahrungen.
Das Problem mit Therapeuten, Ärzten und Co. ist oft, dass die immer recht schnell floskelhaft reden, alles nach Schema F abklappern und durchtesten. Sich Zeit nehmen und jeden Menschen individuell analysieren und behandeln ist sehr, sehr, sehr, sehr selten. Zumindest habe ich das noch nie erlebt!
Aber, wie geschrieben: Es kann ja bei Euch dennoch funktionieren!
Ich denke, dass Du das als Vater schon passend machst. Unterstützend, aktivierend, verständnisvoll, motivierend, als Vorbild (oder eben Deine Frau!) usw.