Na ja, das habe ich vielleicht ungeschickt formuliert.... Ich weiß nicht, ob sich jemand, der meine Texte liest, vorstellen kann, was und wie ich es meine?
Ich erlebe es eben im Forum, dass viele sehr sensibel sind, dass man hauptsächlich auf Medikamente und Profihilfe setzt. Gerade, wenn es um die eigenen Kinder geht, wollen viele Eltern schnell das Problem vom Tisch haben, gelöst haben. Und dann wird ganz schnell viel an Behandlungen angeleiert, als ob man sich damit gegen alles verwahren könnte. Das kann man eben nicht. Elternsein ist schwer und oft sind schnelle Lösungen nicht die besten.
Ich kenne ja viele Profis und die sind alle auch selbst Eltern. Und die sagen durch die Bank, dass Eltern heute Helikopter-Eltern sind, die es auch nicht mehr aushalten, dass es ihrem Kind schlecht geht. Aber negative Gefühle und Krisen gehören zum Leben und der Mensch braucht das auch, weil er dran trainieren kann und muss, wie man mit solchen Gefühlen umgehen muss. Das braucht auch seine Zeit. Der erste Liebeskummer ist z.B. der schlimmste, weil das Gehirn das noch gar nicht kennt und nicht weiß, was es damit machen kann, damit es besser wird.
Und mein Eindruck von diesem Thread ist schon der, dass alle ganz schnell die Tochter oder eigene Kinder aus so einer Situation rausholen wollen. Und ich denke, man muss der Sache Zeit geben. Und ja, es funktioniert nicht mit ein bisschen gut zureden. Das würde auch bei einem kleinen Kind nicht funktionieren, dass man es anspricht und dann ist sofort Ruhe. Eltern wollen, dass jede Intervention, jeder Versuch, zu helfen, sofort dazu führt, dass das Kind wieder happy ist. Und das ist unrealistisch. Das dauert viel länger und es ist nicht mit zwei Gesprächen zu machen und auch nicht innerhalb von 4 Wochen.
Das alles funktioniert nicht wie eine Spalt-Tablette. Der Werbeslogan von Spalt war: Spalt schaltet den Schmerz ab! Sofort!. Und ich glaube, genau nach so einem Zaubermittelchen suchen alle Eltern für ihre Kinder, weil sie sich in einer unkontrollierbaren Situation mit ihrem Kind sehen. Kind ist krank und dreht durch. Und Eltern drehen mit durch. Das ist leider oft so und ich sehe hier auch nichts Anderes.
Aber in so einer Situation braucht man Eltern, die stehen wie ein Urwaldbaum. Als ich damals bei meinem neuen Traumatherapeuten war, war das Erste, was er mir gesagt hat: Sie müssen sich zusammenreißen! und das hat geholfen. Wenn ich das hier im Forum jemandem sagen würde, der schwer depressiv ist, könnte ich mich auf fliegende Eier und faule Tomaten einstellen, die man mir im virtuellen Raum nachwerfen würde.
Hier haben alle Angst vor der Erkrankung der Tochter. Aber genau das darf man nicht haben. Und es ist leider schon so, dass Menschen, die ihre eigene psychische Erkrankung nicht oder noch nicht besiegen konnten, denen, die drin sind, nicht helfen können, weil sie selbst nicht mit der Erkrankung fertig werden.
Wenn man selbst nicht den Fünftausender-Berg besteigen konnte, wird man sich sehr schwer tun, jemanden soweit zu bringen, dass er einen Sechstausender-Berg besteigen kann.
Ihr merkt das hier selbst nicht, aber wenn ich hier lese, dann sehe ich, wie sehr sich das, was ihr schreibt, von dem unterscheidet, was man in der Situation von wirklich guten Leuten gesagt bekommt. Und ich hatte zum Glück immer Leute um mich rum, die stark waren und die mich gut aufgebaut haben. Um jemanden gut aufzubauen muss man sehr gute Coaching-Fähigkeiten haben. Das ist ein Talent, das leider viele Menschen nicht haben. Sie lernen es ja einfach nicht mehr von den Eltern. Ich hatte da immer Glück, eine starke, tatkräftige Mutter, gute Freunde, die gefestigt waren und Therapeuten, die ganz anders waren als der durchschnittliche Therapeut um die Ecke. Man muss viel Stärke und Zuversicht ausstrahlen, aber dann auch energisch werden, sonst kann man so depressive Leute nicht aktivieren.
Als ich völlig verzweifelt meine Zukunft abgeschrieben habe, hat mein Therapeut mich einfach gefragt: Wollen Sie promovieren?. Man kann es nur versuchen, jemanden da rauszukriegen und man muss auch geduldig sein. Vieles, was man sagt, wirkt erst ein paar Wochen später.
07.03.2023 10:05 •
#59