Zitat von Tosch: In erster Linie wollte ich meine Defizite aufwarbeiten, welche mich heute einschränken. Ein paar davon habe ich ja zu Beginn des Themas aufgeschrieben. ZB meinen Radius zu erweitern wenn ich unterwegs bin. Die Ursachen für das Unvermögen liegen nunmal in meiner Kindheit. Selbst wenn ich meinen Eltern verzeihen würde, wären diese Defizite nicht von jetzt auf gleich verschwunden. Daran muss ich arbeiten. Und genau dafür habe ich dieses Thema eröffnet, um mich mit Menschen auszutauschen, die vielleicht ähnliche Schwierigkeiten hatten und Wege daraus gefunden haben.
Ja, Wege daraus gibt es. Das Problem ist eben, dass man am Ende immer schauen muss, was würde einen selbst denn helfen, um daraus zu kommen. Welche Möglichkeiten gibt es (dafür tauscht man sich ja auch aus, weil man hofft, vielleicht ist da für einen was dabei.
Die meisten Dinge meiner Kindheit, die meine phobischen Anteile beeinflusst haben oder noch haben habe ich überwiegend mit Unterstützung meines früheren langjährigen Therapeuten, bei diesem ich sehr lange in Therapie war geschafft. Hilfreich war hier; er hat mich sein lassen, wie ich bin. Ich musste da keine Übungen oder sonstiges machen. Als es 5,6 Jahre an die tatsächliche Konfrontation ging, war er mein wesentlicher Anker und mein Neurologe. Ich wurde phasenweise immer auch medikamentös unterstützt, sonst hätte ich mich Sozialängsten überhaupt nicht stellen können. Ich hatte eine so unglaubliche Angst vor Schule / Ausbildung und vor dem arbeiten. Praktika ging gar nicht zu schaffen ohne Bedarfsmedikation. Ständig hatte ich Erlebnisse meiner Kindheit / Jugend vor Augen, Sätze die ich gehört habe, hatte ich tagtäglich im Ohr. Bei mir war es hilfreich zu wissen ich kann jetzt hier andere Erfahrungen sammeln. Das ging aber auch letztendlich tatsächlich nur mit dem immer wieder machen mit Unterstützung. So wurde ich eben mit den Jahren ruhiger, weil ich gemerkt habe, mir kann nichts passieren, es wiederholt sich nichts mehr so wie damals, ich bin sicher.
Zitat von Tosch: Sowas wie Krankheitsängste habe ich zum Glück nie entwickelt. Alle Ängste, die ich habe, basieren auf meiner Sozialphobie. Und damit stehe ich mie selbst im Weg. Ich würde meine Freizeit gerne noch mehr gestalten, mehr machen daraus. Aber da scheitert es meist an mir selbst. Ich habe Angst , dass mir jemand was tut wenn ich unterwegs bin. Angst davor wieder ein Opfer zu werden. Wehrlos. Hilflos. Und das ist meine größte Baustelle.
Genau das waren massiv meine Gefühle diese 5,6 Jahre. Ich hatte so unglaubliche Angst, wieder so zum Opfer zu werden. Ich habe mich tagtäglich dann damit beschäftigen müssen. Ich wollte irgendwie an mein Ziel dran kommen. Aber ich wusste nicht wie. Also habe ich darauf vertraut, dass der Therapeut / Neurologe schon gut wissen müsste, was ich schaffen könnte. Seit einem Jahr weiß ich, dass ich das leider immer noch habe. Wenn auch anders ausgeprägt und bei anderen Themen.
Zitat von Tosch: Das würde ich gerne. Deswegen habe ich ja dieses Thema eröffnet. Ich habe nur noch nicht rausgefunden, wie ich auf diesen Weg komme. Das Ziel ist also bekannt, nur es mangelt mir an einem Navi, das mich hin führt. Wie verliere ich meine Angst vor dem Zug fahren ? Wie schaffe ich es mehrere Stunden meine Wohnung zu verlassen ohne in Panik zu verfallen weil ich die Kontrolle nicht habe über das, was in der Zeit in meiner Wohnung passiert ?
Ja, das sehe ich euch. Du bräuchtest ein Navi und wen, der dich führt. Ich hatte das Glück, dass mir wer viele Jahre führte. Ich konnte vorher nur max. 4 Stunden die Woche arbeiten. In einer kleinen Buchabteilung. Und das hat mir schon immer unglaubliche Angst gemacht. Besonders, sprach mich dann eine Kollegin mal an. Ein Navi aber, was mit dir zusammen arbeitet, sich mit dir abspricht.
Ich traue mich beispielsweise nicht mehr als 7Kilometer zu fahren mit meinem Auto. Und ich würde mir echt wünschen, dass ich nicht mal mehr diese fahren müsste. Ich muss diese ja auch wieder zurück. Ich versuche mir hier Brücken zu bauen, was mich irgendwie unterstützen könnte. Jedenfalls so lange, bis das Auto dann echt zum Schrott muss oder bis ich wieder in einer Therapie bin, wo ich mir mehr Unterstützung erarbeiten könnte. Dauerhaft möchte ich das auch nicht mehr haben. Und mögliche Trigger meiden. Wenn mein Vater mir Heute sagt ihr Frauen könnt auch ein Auto nur lenken und rollen zeigt mir das: nicht mehr anrufen und irgendwas zum Auto fragen. Es fördert ja total meine Ängste. Ich kann das alles nicht, gleich passiert was und ich bleibe liegen, verunfalle usw.
Zitat von Tosch: Wenn ich arbeite bin ich 9-10 Std ausser Haus, da nützen mir die 10Min relativ wenig. Aber wie verliere ich die Angst dabei ? Ich habe zB permanent die Angst dass in der Zeit bei mir jemand einbricht oder im Haus ein Feuer ausbricht weil im Haus jemand nicht achtsam war - das ist purer Stress wenn ich das den ganzen Tag aushalten muss. Kontrollverlust, aufgrund meiner sozialen Phobie. Für mich ein echtes Problem. Ich führe das darauf zurück dass ich als Kind und auch in der Jugend kein eigenes Zimmer hatte. Ich habe mir ein Zimmer mit meiner Oma teilen müssen. Jeden Tag hat die in meinen Sachen rumgeschnüffelt, alles durchsucht, teilweise auch Sachen von mir einfach entsorgt oder mich bloß gestellt vor der ganzen Familie wenn sie irgendwas nicht gut fand.
Ich spiele innerlich auch Worst Case Situationen durch. Was passiert denn im schlimmsten Fall bei Abwesenheit mit meiner Wohnung? Aber da kommt es wieder; zu finden, also etwas zu finden, was dir und nur dir persönlich helfen könnte. Aber das raus kommen, ja das kannst du auch schaffen.
Kontrolle. Da liegt auch ein Punkt, finde ich.
Ich möchte alles am liebsten kontrollieren, so gut, wie es nun mal eben möglich ist. Durch Therapien und Aufschlüsselungen, woher das eigentlich kommt, ist es in einigen Bereichen deutlich weniger geworden. Das Leben sagt da natürlich Nö, ätschi zu. Man kann nicht alles kontrollieren. Erst recht nicht zeitgleich. Bei mir kommt das u.A. auch aus der Kindheit. Nämlich diese unberechenbaren Dinge, die ich erlebt habe.
Die aus dem Nichts heraus Paar drauf zu bekommen, obwohl nichts war. Weil ich da stand und gelacht habe. Weil das Kinder nun mal so machen. Ich war also irgendwann ständig auf der Hut und habe lernen wollen meine Mutter zu lesen, damit diese plötzlichen Schockmomente einfach nicht mehr kommen. Später habe ich das so auch in der Schule gemacht. So fing das an mit dem, ich muss so gut es geht lernen, andere zu lesen und zu kontrollieren, denn so bin ich am sichersten. Ich weiß nicht, wie es bei dir war / ist. Letztmalig hat das meine Mutter gemacht, als ich 18 war. Ich habe zu ihr einen Satz gesagt und dann kam der Schuh unerwartet und sie hat getroffen. Fest.
Mir haben aber auch Sätze in Therapien irgendwie geholfen, obwohl ich sie absolut nicht als geeignet empfand. Und auch immer noch so empfinde. Allerdings habe ich dann unbewusst gesucht na, was könnte mir denn jetzt helfen.
Du hattest das Beispiel Anfänglich mit der Dr..., wo du hin musstest. Ich habe phasenweise immer mal wieder aufgeschrieben, wie etwas dann wirklich ausgegangen ist. Immer und immer wieder. Ich habe an vieles nicht geglaubt, vieles nicht annehmen können aber ich habe es gemacht, weil ich die Hoffnung hatte, vielleicht macht das ja doch was unbewusst mit meiner Psyche. Denn ich brauche doch was, was ich gegen die zig Jahre an Kindheit und Jugend noch in mir vorgehen kann. Denn, man ist einfach kein Opfer mehr. Das muss aber in einem ankommen. Ich musste aber auch lernen, dass einige Bereiche wohl so bleiben werden. Oder erst mal. Mir fiel neulich auf, dass ich mir einen schwarzen Mantel gekauft habe, damit ich unterwegs mit einem anderen Mantel in sichtbarer Farbe nicht auffalle und man sich mich merkt guck mal, da isse wieder mit ihrem X farbenden Mantel usw. Und was mache ich jetzt? Nicht mal die Mantelfarbe erwähnen können aus Angst.
Und ich habe zwei vertraute Personen. Die eine Person seit sehr vielen Jahren. Das geht aber auch, weil sie weiter weg wohnt. Die andere Person ist halt auch so gewählt, da immer einen Abstand zu haben. Sowas wie einen Therapeut. Ist aber keiner. Der unterstützt mich, dass ich anders denke und fühle in Soziale Situationen, die mich heute noch belasten. Und 1x habe ich es geschafft, etwas anderes zu machen. Aufgrund dessen echt eine überraschende Situation entstand. Ich hoffe, meine Psyche merkt sich das. Ja, Möglichkeiten für sich finden, wie du an deinen Zielen kommen könntest. Und blicke immer darauf, was du jetzt schaffst, trotz allem.
Zitat von Tosch: Und genau dieses Erfolgserlebnis fehlt mir bis heute !
Die fangen im kleinen halt an. Vielleicht übersiehst du Dinge oder bist zu streng mit dir? Oder weil der eigentlich Wunsch nach mehr ist? (Extra als Fragen an dich formuliert).
Zitat von Tosch: Und genau deswegen komme ich nicht raus aus dieser Spirale. Weil Es in mir weiter läuft. Es reichen Kleinigkeiten. Mich rempelt jemand in der Bahn an, entschuldigt sich natürlich nicht sondern glotzt mich dann noch dämlich an. Dann dreht sich die Spirale langsam nach unten, und schon bin ich wieder die kleine Toschy die von ihren Eltern so verachtend behandelt wird.
Du kannst aber jetzt gegensteuern (lernen). Wie, das kannst du herausfinden. Ich weiß das manchmal auch nicht.
Hier wohne zwei für mich schreckliche Nachbarn paar Häuser weiter. Ich empfinde sie als aggressiv und als wirklich sehr unfreundlich und vor allem uneinsichtig in der Reflektion eigener Fehler und Verhaltensweisen. Diese Gegebenheit lässt meine Ängste schon wachsen. Ich kenne ja zwei Menschen, die das auch nie konnten und ich habe es abbekommen. Die beiden machen mir also Heute Angst. Alles fing damit an, dass ich hier her gezogen bin und zufällig, nur weil ich draußen stand, mitbekommen habe, dass die eine Person den Unrat ihres Tieres nicht weg gemacht hat. Und wahrlich, ich habe nichts gesagt. Nichts gemacht. Die Person hat mich aber angeguckt und mich aus dem Nichts direkt angemotzt und ich kleinlaut ich steh doch hier nur geantwortet. Ja, da isse, meine Kindheit. Und es ärgert mich. Mir traut man das so einfach nicht zu, dass ich so reagiere und so fühle. Und ich kenne ja die Realität. Sein Fehler, nicht meiner etc. Im Sommer habe ich mitbekommen, wie die beiden über mich mit einer weiteren Person übelst gelästert haben (Hallo Kindheit, Hallo Schulzeit). Und natürlich auch mit Inhalten, die absolut nicht der Wahrheit entsprechen. Hier habe ich keine Lösung gefunden. Ich verstecke mich. Ich schaue immer aus den Fenster, bevor ich aus dem Haus gehe. Jedes mal. Das einzige, was ich gerade mache; ich akzeptiere es, dass ich mich verstecke. Ich reagiere nicht, wie gewünscht, nicht Erwachsen, adäquat. Aber ich scheine so mein inneres Kind zu beschützen. Es hilft mir. Diese Begegnungen so gut es geht zu vermeiden. Es gibt mir Sicherheit und Kontrolle. Und irgendwo denke ich, es ist okay gerade so. Auch wenn es das ja vom Wunsch er nicht so ist. Man möchte ja nicht ein Leben lang so reagieren bei Kleinigkeiten, wenn andere Leute einen schlechten Tag haben und es an mir abreagieren.
Zitat von Tosch: Als Kind durfte ich keine Gefühle haben. Egal ob positiv oder negativ. Und genau deshalb schlummert das Alles noch in mir. Da musste alles uterdrückt werden.
Das kenne ich auch ganz gut. Es wurde auch nie über Gefühle gesprochen. Fraktion unterm Teppich kehrer. Ich habe es mich 1x gewagt es zu probieren. Was gab das einen Ärger. Von beiden natürlich.