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Zitat von Disturbed:
Mit über 60 wünsch ich mir das auch öfter mal, aber eher nur so rhetorisch. Denn es ist ja nicht zu erwarten, dass dieser Wunsch erfüllt werden kann. Allerdings sorgt er auch nicht dafür, nicht dass für mich bestmögliche im hier und jetzt zu versuchen. Denn das wäre blöd.

Wahrscheinlich muss man die Vergangenheit, die eigene, tatsächlich löschen, um „neu“ zu werden und zwar ins Jetzt zu kommen. Unsere heutige Technik ist dagegen gestellt, denn sie unterstützt nicht nur das Hängen an der Vergangenheit, es ist ihr immanent. Alles wird gespeichert und ist sofort aufrufbar. Alte E-Mails, alte Chats, alte Fotos, alte Kontakte, alte Texte, es ist alles auf demselben Level wie die aktuellen, ohne Unterschied. Früher war ein altes Foto vergilbt und das Papier wurde brüchig. Heute ist es eine immergleiche digitale Datei. Vielleicht ist das ein Fluch der Technik, der uns vor die Frage stellt: Sein oder Nichtsein. In Illusionen „leben“ oder wirklich leben. Ich werde mich mit dem Thema konkret befassen.

@sarah2 Geh joggen, löse Rätsel und mathematische Knobelaufgaben, probiere dich an neuen Kochrezepten, spiele Schach, fang an zu stricken oder erlerne ein Musikinstrument.
Tu einfach irgendetwas, um erst einmal den Fokus weg von dir zu lenken. Insbesondere durch produktive Aktivitäten können Menschen das Gefühl bekommen, sukzessive wieder die Kontrolle über ihre Gedanken und ihr Leben zu erlangen. Das würde dir auf jeden Fall nicht schaden.

Ich bin selbst immerfort am grübeln, zweifle, sobald ich nachts im Bett liege und mich nicht mehr mental stimuliere oder körperlich auslaste, gar mein kompletten Handeln und meinen Verstand an. Da hilft es derzeit, mir produktive Pläne für den darauffolgenden Tag zu machen und mithilfe mäßig spannender Podcasts anschließend in den Schlaf zu gleiten.

An deiner Vergangenheit lässt sich indessen nichts mehr ändern. Das gilt zu akzeptieren.

A


Was hilft bei Sinnlosigkeit?

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Zitat von Reconquista:
Wahrscheinlich muss man die Vergangenheit, die eigene, tatsächlich löschen, um „neu“ zu werden und zwar ins Jetzt zu kommen

Ich für meinen Teil muss da nichts löschen. Ebensowenig muss ich die Vergangenheit verklären. Da gabs genauso „Gutes“ wie „Schlechtes“ und daran ändere weder ich, noch jemand anderes etwas. Denn was passiert ist, ist passiert. Es ist meiner Meinung nach nur auch nicht unbedingt hilfreich für das Hier und Jetzt, wenn man sich nur an schlechtes in der Vergangenheit erinnert, oder nur an gutes und das jeweilige nur nutzt um eine Ausrede oder Rechtfertigung zu haben, in der Gegenwart nichts für sich tun zu müssen, können oder wollen. Und taugt die Vergangenheit nicht für eine Ausrede oder Rechtfertigung, bleibt einem ja dann auch noch sein „anders“ sein. Als wären Andere nicht ohnehin anders, denn sie sind ja nicht ich. Was wirklich sinnlos ist, ist die Frage nach einem Sinn, wenn der ja offensichtlich darin liegt, Ausreden oder Rechtfertigungen zu benutzen um eben einen fehlenden zu bekunden.

Mein Problem ist eben auch, dass ich mich mehr als schwer tue Menschen zu finden
Mit denen ich auf einer Wellenlänge bin.

@sarah2
Hast du an etwas bestimmtem Interesse? Manche singen gerne im Chor. Andere angeln. Unter Gleichgesinnten, d.h. Menschen, die sich für das gleiche Interessieren, findet man eher Anknüpfungspunkte für ein Gespräch und hat dadurch die Gelegenheit herauszufinden wer ungefähr auf der gleichen Wellenlänge ist.

Falls du noch kein bestimmtes Interesse an etwas hast, kannst du es auch erstmal mit etwas versuchen, was zu dir passen könnte und bei dir vor Ort verfügbar ist. Wenn du noch nicht genau weißt, was dich interessieren könnte, dann mach was bei dir vor Ort angeboten wird und entscheide dich dann für etwas. Schreib-Workshop, Töpfern, was auch immer. Es kommt in der Situation in der man Sinnlosigkeit empfindet weniger darauf an was man macht sondern dass man etwas macht und falls es sich als langweilig und nicht für einen passend herausstellen sollte, ist das kein Misserfolg, sondern einfach ein Schritt in die richtige Richtung (aktiv werden) und dann probiert man etwas anderes aus bis es passt.

Ich habe kein spezielles Interesse.
Habe auch Probleme etwas passendes zu finden.
Habe mir eine Floorballgruppe angeschaut.
Die Gruppe war allerdings sehr professionell.
An kreativen Dingen habe ich kein Interesse.

Football! Cool! Dafür wäre ich definitiv zu unsportlich

@Chris_ohne_BBBB
Floorball ( Hockey)

Zitat von sarah2:
Floorball ( Hockey)

Oh sorry, hab mich verlesen.

Es ist schwierig, wenn man sich einerseits Kontakte wünscht.
Andererseits aber damit überfordert ist und Kontakte oft auch anstrengend findet.

Und auch mit vielen Leuten nicht kompatibel bin.

Schließ dich doch mal einer Wandergruppe oder so an. Da gibts überall welche...

... ich denke nicht dass da nur alte Leute sind... und wenn schon...

Sie haben auch einen Mund zum reden und Ohren zum zuhören, einen Kopf um zu denken, und Lebenserfahrung...

und vielleicht findest du in einer Wandergruppe (oder Sportverein oder was auch immer) unter vielen Menschen den einen oder anderen, der dich ernst nimmt, dir zuhört, dir etwas aus seinem Leben erzählt.
Ähnlich wie auch hier der eine oder andere sich gern mit dir unterhält und deine Impulse gerne entgegen nimmt um gemeinsam mit dir über das Leben und das Sein nachzudenken...

Kleiner frecher Spaß am Rande:
Trigger

Mach das möglichst bald, sonst zählt das Argument, dass in der Wandergruppe nur alte Menschen sind nicht mehr so richtig... wir werden alle nicht jünger


Und vielleicht hast du inzwischen hier für dich auch mitnehmen können, dass nicht jeder, der mal einen vermeintlich dummen Spruch in deine Richtung loslässt ein Mobber ist bzw. nicht jeder der dir Hilfe etwas zu offensiv zukommen lässt übergriffig ist. Sie sind oft ganz normale Menschen, die wie wir beiden vielleicht einen Sinn im Leben suchen und es wenigstens aktiv versuchen...

... spring mal über deinen Schatten, liebe Sarah, denke dir aus, was wäre mal etwas verrücktes, was ich tun könnte und dann mach es einfach...

Es ist dann vielleicht nicht sinnvoll, aber es macht vielleicht etwas Spass. (Und das ist dann vielleicht doch wieder sinnvoll )

Zitat von sarah2:
Es ist schwierig, wenn man sich einerseits Kontakte wünscht.
Andererseits aber damit überfordert ist und Kontakte oft auch anstrengend findet.

Ich kann das nachvollziehen und bin dankbar für jeden Kontakt, mit dem ich etwas unternommen habe. Bevor ich 30 war, habe ich viele tolle Leute in meinem Umfeld verloren, weil ich mich für meine vermeintlich (?) mangelnde Kommunikationsfähigkeit geschämt hatte und mich immer mehr zurückzog.

Ich gebe dir hier noch folgenden Vorschlag, den ich an deiner Stelle (*so wie ich dich hier kennen gelernt habe) machen würde:

Wenn du mit Menschen etwas unternimmst dann sage ihnen früh möglichst selbstbewusst, dass du etwas Schwierigkeiten hast, mit Menschen zu reden, dass du aber freust, dass ihr beiden jetzt zusammen seid.

Vielleicht in der Art:
Dir ist bestimmt aufgefallen, dass ich oft nichts sage. Das liegt daran, dass es mir einfach schwerfällt mit Menschen zu sprechen...

Bestimmt kommen dann vielleicht noch Fragen, oder Einwände oder vielleicht sogar: Glaube ich gar nicht die du dann jeder Zeit beenden könntest mit Eigentlich möchte ich da jetzt nicht allzuviel darüber sprechen, aber ich wollte es doch gesagt haben... und schön dass wir beiden hier zusammen sind und du mir hier zugehört hast...

Das zeigt dem anderen dann a) ehrlich dein Problem aber b) du zeigst ihm, dass du ernsthaft daran arbeitest und das macht dich ein bischen stärker und stolzer, so dass du Leuten auch etwas den Wind aus den Segeln nimmst, dich bevormunden zu wollen.

Die wörtliche Rede hier war natürlich nur ein Beispiel - es sollte natürlich zu dir passen. Aber die Art, auf diese Weise über seine eigenen Probleme zu reden: [a) ich habe ein Problem b) ich versuche derzeit, es zu lösen/ ich habe es gelöst] ist denke ich ein gutes Hilfsmittel um ehrlich zu sein und sich nicht zu sehr sls Opfer zu präsentieren.

Hallo liebe Sarah2,

ich weiß, dass das wohl nicht die Antwort, die hören willst. Aber das einzige, was bei empfundener Sinnlosigkeit hilft, ist Geduld im Rahmen des Selbstheilungsprozesses. Warum? Dafür muss man sich vor Augen führen, was die Depression eigentlich ist:

Die Depression ist Ergebnis der chronisch empfundenen Sinnlosigkeit. Der Geist, der Körper und auch das Herz verschließt sich vor der Außenwelt. Hält man diesen Zustand aufrecht (weil es nicht anders geht), reagiert man irgendwann generell weniger agil. Nach einer gewissen Zeit verlernt man, die Umwelt aktiv zu fühlen und die eigenen Gefühle wahrzunehmen. Dieser Zustand des Eingefrorenseins ist dann diese Leere/Sinnlosigkeit. Man ist von der Außenwelt abgeschnitten und auch von sich selbst abgeschnitten.

Wenn man nunmehr versucht sich dem Begriff Sinn(-haftigkeit) anzunähern, erkennt man ganz gut, worin das Kernproblem besteht: Dass etwas Sinn ergibt, ist letztlich Ergebnis unserer eigenen persönlichen Bewertung. Das heißt, wenn wir z.B. auf etwas hinarbeiten und in diesem Zusammenhang sowohl während der Erarbeitungsschritte als auch bei der Zielerreichung positive Gefühle in uns und eine tolle Resonanz in der Außenwelt wahrnehmen, bewerten wir das gesamte Projekt als sinnhaft. Bei einer negativen (Eigen-)Resonanz eher nicht. Diese Bewertung erlaubt uns eine Orientierung im Leben und hilft uns dabei unsere Ziele zu definieren bzw. zu erweitern. Wir haben dann eine Marschroute.

Jetzt kommt aber der Miesepeter namens Depression ins Spiel: Wie gesagt, führt die Depression dazu, dass wir nichts mehr fühlen können. Das heißt, uns wird die Grundlage für die entscheidende Bewertung unserer Handlungen, Beziehungen etc. genommen. Im Ergebnis empfinden wir somit alles als eintönig, langweilig, usw. Wir wollen uns zu nichts aufraffen, weil auch nichts Sinn ergibt.

Die Lösung: Das Fühlen muss am besten mithilfe eines Therapeuten Schritt für Schritt wieder erlernt werden, denn wir haben unser Gehirn unbewusst über eine gewisse Zeit hinweg in dieser Hinsicht auf Sparflamme gehalten. Es braucht also Zeit und verdammt viel Geduld, um das wieder einzuüben. Wenn das Fühlen wiederkommt, kann man auch wieder bestimmte Dinge als sinnvoll einstufen.

Als Ziel sollte man meines Erachtens nicht das Finden eines Sinns setzen, da der Fokus falsch liegt und man so Frustrationen erlebt (eigene Erfahrung). Wenn man aber wieder erlernt zu fühlen, d.h. seinen Körper/Empfindungen zu öffnen, ist die Sinnhaftigkeit eine zwingende Folge und stellt sich von allein ein. An das Fühlen kann man sich mit vielen Maßnahmen langsam herantasten (z.B. Sport, Sauna, Mass., Tagebuchschreiben, etc.). Es braucht nur Geduld. Bei mir klappt es jetzt allmählich.

Ich hoffe, dass dir das weiterhilft!

Liebe Grüße und viel Stärke!
Sponsor-Mitgliedschaft

Mir geht es seit Jahren nicht mehr richtig gut und mein erster Thread hier war ähnlich. Eine definitive Antwort bekam ich nicht und inzwischen habe ich auch verstanden dass das auch gar nicht geht - was natürlich doof ist.
Zitat von dk94:
Wenn man aber wieder erlernt zu fühlen, d.h. seinen Körper/Empfindungen zu öffnen, ist die Sinnhaftigkeit eine zwingende Folge und stellt sich von allein ein.

Das gefällt mir sehr. Nur ist das eben gar nicht so einfach. Meine Therapeutin versucht das seit 1,5 Jahren ohne Erfolg. Das Problem ist nicht die Erkenntnis, sondern die Umsetzung.
Bei mir ist es etwa so:
T: Mach doch mal A - Ich: doof
T: Mach doch mal B - Ich: blöd
T: Mach doch mal C - Ich: langweilig
T: Mach doch mal D - Ich: Ach, ich geh wieder ins Bett

Ich weiß ja daß es so nicht besser werden kann, aber ich schaffe es nicht den inneren Schweinehund zu überlisten.

Fühlen zu lernen ist gar nicht leicht wenn man es erstmal verlernt oder vielleicht nie richtig gelernt hat.

Jetzt versuche ich es mit kleinen Schritten, mal zur Ma.ssage gehen oder ein Eis essen. Manchmal gelingt es so etwas wie Freude zu spüren.

Und ja, einen Sinn suchen macht für mich keinen Sinn. Der Sinn ergibt sich aus den Taten.

Mein Therapeut kann mir dabei leider auch nicht so gut helfen.

Zitat von sarah2:
Mein Therapeut kann mir dabei leider auch nicht so gut helfen.

Geht mir genauso. Aber was sollen sie auch sagen außer mach was. Der Therapeut versucht nur das so zu verpacken, so dass wir das auch wirklich tun. Bisher hat bei mir keine Verpackung so gut funktioniert dass ich wirklich in die Gänge gekommen bin.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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