Mein Eindruck ist,dass Du Deine Situation etwas unterschätzt.
Bisher läuft alles noch so einigermassen aber der Grat zwischen es geht grade noch und einer möglichen Verschlechterung (die ich Dir natürlich absolut nicht wünsche) ist leider schmal.
Wenn jetzt noch ein weiterer Stressor hinzukäme (und das ist in jedem Leben nur eine Frage der Zeit,weil in jedem Leben Dinge passieren,die man nicht erwartet hat,was Du ja selbst leider in der Vergangenheit zur Genüge erfahren musstest),wäre ein Komplettabsturz nicht mehr weit.
Und wenn Du dort erstmal bist,wird es ungleich schwieriger,sich da wieder heraus zu lavieren.
Deswegen wäre es aus meine Sicht wichtig,Vorsorge zu treffen und sich über das Citalopram eine Grundstabilität zu verschaffen.
Viele Betroffene wären glücklich,zu wissen,dass es ein Medikament gibt,das ihnen hilft und noch dazu ein gut verträgliches Antidepressivum.
Das Medikament gleicht Deinen Gehirnstoffwechsel aus,täte es das nicht,hättest Du keinen Profit.
Es ist kein Versagen,Medikamente zu nehmen,es ist im Gegenteil eine kluge Entscheidung,Massnahmen zu treffen,die hilfreich sind,wenn es angesagt ist.
Und da sind wir wieder bei der Ausgangsfrage:Wann ist es denn angesagt?
Das kann wirklich nur jeder für sich entscheiden,das ist klar.
Du hast sogar schon oft gute Erfahrungen mit Medikamenten gemacht,warum also verwehrst Du Dir das?
Möglicherweise ist es wirklich der Weg des geringsten Widerstandes aber was ist schlecht daran?
Ich finde es klug,einen leichteren Weg zu gehen statt freiwillig den Schwereren zu wählen.
Macht uns das zu Versagern ,schwachen oder gar schlechten Menschen?
Ganz sicher nicht.
Wir müssen nicht den Helden spielen und es gibt auch keine Medaille für Medikamente,die man nicht nimmt.
Und Stabilität bedeutet nicht nur Stabilität für Dich selbst,auch Deine Familie profitiert davon,das ist meines Erachtens nach auch ein Punkt,den es zu berücksichtigen gilt.
Insbesondere dann,wenn in der Familie bereits Vorbelastungen in Richtung Angst und möglicherweise auch Depressionen da sind.
Und auch nochmal zum Bromazepam:
Ich meine das wirklich nicht böse aber unterschätze das bitte nicht.
Warte nicht auf den Tag,an dem Dein Psychiater Dir sagt: ein letztes Mal verschreibe ich es noch und dann ist Schluss.
Denn dann stehst Du unter Zugzwang,einfach so ausschleichen ist nicht mal eben so.
Auch nicht bei geringen Dosierungen.
Ich bin ja immer für maximale Selbstfürsorge und das bedeutet,alle Hilfen in Anspruch zu nehmen,die für eine Besserung des Befindens generiert werden können.
Auch Menschen mit psychischen Störungen haben ein weitgehend beschwerdefreies Leben verdient,eines das Freude macht und nicht nur Kampf ist.
Wenn dazu ein Medikament nötig ist,ist es doch in Ordnung.
Genau genommen ist eine psychische Erkrankung ebenfalls eine körperliche Erkrankung denn ein unausgeglichener Gehirnstoffwechsel (oder auch die Schilddrüse,Hormone etc.) stellt eine rein körperliche Ursache dar.
In sofern für mich durchaus vergleichbar mit anderen körperlichen Erkrankungen.
Auch wenn man natürlich auf die Psyche parallel anders positiv einwirken kann,was aber eine Medikamenteneinnahme nicht zwingend ersetzt.
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich.
Ein erfahrener (älterer) Pfleger in der Psychiatrie hat mir mal gesagt,dass 90 Prozent derer,die ihre Medikamente abgesetzt haben,früher oder später Rückfälle erleiden.
In sofern ist eine Dauermedikation auch Rückfallprophylaxe,auch,wenn es einem besser geht.
Leider sagt einem das ambulant keiner,im Gegenteil halten manche Ärzte noch zum Ausschleichen der Medikamente an,was ich fahrlässig finde.
Die müssen im Anschluss nicht mit den Folgen leben.
Denen wünsch ich mal nur eine Woche Angst,Panik und Depression,danach würden sie anders entscheiden.
Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Ich denke,Du weisst,was ich sagen möchte.
Lerne mehr Selbstfürsorge und dazu kann auch eine Medikamenteneinnahme gehören.
Es gibt wirklich schlimmeres und alle hier wollen Dich vor mehr Schaden/Leiden bewahren.
Letztendlich entscheidet jeder für sich ,DU bist der Chef.
Entscheide klug und besonnen,das wird sich auszahlen,so oder so.